Butler Parker Staffel 5 – Kriminalroman. Günter Dönges
Читать онлайн книгу.Krähe läßt sich aber Zeit«, redete kurz darauf ein Mann deutlich los. »Buck, sieh mal nach, wo er steckt... Wahrscheinlich hat dieser Trottel sich nicht merken können, in welchem Zimmer man auf ihn wartet.«
Die Antwort des angeredeten Buck bestand aus einem gereizten Knurren, dann waren leise Schritte zu vernehmen.
Josuah Parker war keineswegs prüde oder übelnehmerisch. Er brauchte kein Prophet zu sein, um zu wissen, daß man ihn gemeint hatte. Zudem war er schon mehrmals als eine alte Krähe bezeichnet worden. So etwas konnte ihn nicht mehr aus der Fassung bringen.
»Noch nichts zu sehen«, rief Buck leise zurück. »Soll ich vielleicht mal zur Treppe gehen, Louis...?«
»Ja, aber sei vorsichtig...!«
Butler Parker machte es sich an der Durchreiche bequem und überlegte, was in den kommenden Minuten getan werden mußte. Erfuhren seine beiden Gastgeber, daß er nach oben gegangen war, dann wurden sie automatisch mißtrauisch und setzten sich ab. Aber daran lag dem Butler nur sehr wenig. Es war ihm nicht darum gegangen, seine Haut zu retten, nein, er wollte Informationen sammeln, um im Spiel bleiben zu können.
»Nichts zu sehen«, meldete Buck von der Tür her. »Wohin mag die Krähe nur gegangen sein...?«
»Ob sie mißtrauisch geworden ist?« fragte Louis zurück.
»Parker ist vielleicht einen Stock zu hoch gegangen und sucht dort nach dem Zimmer.«
»Na gut, warten wir noch ein paar Minuten...«
Josuah Parker hörte deutlich, daß die Tür zum Gesellschaftszimmer geschlossen wurde. Die beiden Gangster waren also wieder unter sich. Der Butler brannte darauf, ihre Gesichter betrachten zu können. Er hatte das Gefühl, die beiden maskierten Gangster, die James Ortner erschossen hatten, seien hier wiederum vertreten.
Im Gesellschaftsraum läutete das Telefon.
Louis meldete sich. Er sagte aber nur »Hallo«, nannte aber leider nicht seinen Hausnamen.
»Nein, Chef«, erwiderte er mit einer Stimme, in der sich Hochachtung und Respekt mischten, »noch nicht hier... muß aber gleich kommen. Geht in Ordnung, Chef...! Wir werden anschließend sofort abhauen und weitere Nachrichten abwarten... Falls es nicht klappen sollte...? Aber es klappt bestimmt... Er ist sofort auf den Leim gegangen... Gut, dann werden wir ihn in seiner Bude aufsuchen - Sie können sich auf uns verlassen! Ganz sicher...!«
Louis legte wieder auf. Er redete leise mit Buck. Leider konnte der Butler jetzt nur sehr wenig verstehen. Gerade jetzt, wo sie sich vielleicht wichtige Dinge zu sagen hatten.
Die Minuten verrannen, aber erklärlicherweise erschien die erwartete alte Krähe nicht auf der Bildfläche.
Die beiden Gangster waren mit dieser Entwicklung nicht sehr einverstanden. Butler Parker hingegen kam zu der Meinung, daß es langsam allerhöchste Zeit wurde, etwas zu arrangieren. Schließlich durfte er den jungen Mann nicht vergessen, der an seiner Melone gestrandet war - falls dieser zu den beiden Gangstern gehörte, die ihn sehnsüchtig erwarteten.
Vorsichtig legte der Butler den Verschlußriegel an der Durchreiche herum und zog aus der rechten Manteltasche einen sehr handlichen, automatischen Revolver, der in seiner rechten Hand recht bedrohlich ausschaute.
Nun war nur zu hoffen, daß nicht einer der Gangster ausgerechnet in diesem Moment die Durchreiche beobachtete. Parker ließ die Klappe langsam herunter und warf einen schnellen, prüfenden Blick in das kleine, sehr üppig ausgestattete Gesellschaftszimmer.
Nein, die beiden Gangster dachten nicht im Traum daran, daß die alte Krähe, wie sie Parker respektlos bezeichnet hatten, ihnen bereits im Nacken saß. Sie hatten Blickrichtung zur Tür genommen und ließen sie nicht aus den Augen.
»Irgend etwas stimmt doch da nicht«, erklang die Stimme Bucks. »Der Kerl müßte doch längst hier sein... Ob der wohl Lunte gerochen hat und getürmt ist?«
»Wieso soll er Lunte gerochen haben?« fragte Louis zurück. »Dieser Trottel war doch fest überzeugt, er hätte den Friseur an der Strippe gehabt...! Der kommt schon noch... Wir haben noch Zeit.«
»Meine Zeit ist hingegen recht knapp...«, ließ sich Butler Parker in diesem Moment vernehmen. »Ich darf wohl erwarten, daß Sie mir keine Dummheiten machen, nicht wahr...?«
»Verdammt«, fluchte Buck laut auf.
Aber die beiden Gangster machten keine Dummheiten. Sie konnten sich im ersten Moment zwar nicht erklären, wieso die erwartete Krähe sie auf einmal ansprechen wollte. Aber sie stellten keine Fragen, sondern handelten so, wie sie es sich in solchen Situationen angewöhnt hatten. Sie hoben ihre Arme weit über den Kopf, ein Zeichen, daß sie zur Zeit nichts unternehmen wollten.
»Ich sehe, man hat mich verstanden«, sagte Parker lobend. »Ausgezeichnet, ich merke gleich, daß ich es mit Fachmännern zu tun habe... Sie können sich jetzt übrigens langsam zu mir umdrehen. Ich brauche wohl erst gar nicht zu erklären, daß ich mich im rechtmäßigen Besitz einer Waffe befinde, nicht wahr?«
Doch ja, Butler Parker war ein höflicher Mensch.
Und daher wirkte er auch eigentlich recht naiv und dumm, wie es in unserer Zeit leider eben ist. Höfliche Menschen werden automatisch für dumm und naiv gehalten. Brutale Kraftmeier hingegen für gerissen und ausgekocht. Als sich die beiden Gangster nämlich langsam umgedreht hatten, entdeckten sie den erwarteten Butler in der Durchreiche. Und im gleichen Moment sahen sich Louis wie auch Buck veranlaßt, etwas gegen Josuah Parker zu unternehmen.
Sie spritzten blitzschnell auseinander und versuchten hinter schweren Klubsesseln Deckung zu nehmen.
Parker ließ ihnen keine Chance, ihn als Ziel aufzunehmen. Erstaunlicherweise schoß er auch nicht, obwohl die Waffe doch in seiner Hand lag.
Er begnügte sich damit, von der Durchreiche wegzuhuschen. Dann eilte er zur Tür, erreichte den Korridor und verschwand auf der Treppe. Er hörte zwar noch einige dumpfe »Plopp«, also Schüsse, die mit Schalldämpfer abgefeuert worden waren, kümmerte sich aber nicht weiter darum. Er hatte sie provoziert und wollte nun Kapital daraus schlagen.
Parker schritt durch die Halle des Restaurants, erreichte die Straße und winkte schnell ein Taxi zu sich heran, das gerade zwei Fahrgäste abgesetzt hatte.
»Warten wir einen Moment hier«, sagte der Butler. »Gleich werden dort im Hoteleingang zwei Männer auftauchen und sich in einen Wagen setzen. Diesem Wagen bitte ich zu folgen. Nehmen Sie inzwischen dies als erste Anzahlung auf ein Trinkgeld. Ich bin sicher, daß es Ihrer Geschicklichkeit gelingen wird, den Wagen dann nicht aus den Augen zu verlieren.«
Der Fahrer, ein stämmiger Mann, verschluckte angesichts der Banknote einige Fragen und beschloß, sich auch noch die zweite Hälfte des Trinkgeldes zu verdienen.
Schon nach knapp einer Minute erschienen Louis und Buck im Hoteleingang, gingen ein paar Meter die Straße hinunter und setzten sich in einen unauffälligen Ford, mit dem sie dann losfuhren.
»Jetzt überlasse ich alles weitere Ihnen«, sagte Parker zu seinem Fahrer und ließ sich durch die Straßen kutschieren.
Der Taxifahrer war recht geschickt. Er blieb hartnäckig am Ford hängen, sorgte aber dafür, daß sein Wagen von anderen Verkehrsteilnehmern gedeckt wurde.
»Der Ford biegt in eine Tiefgarage ab...!« meldete der Fahrer nach einer Weile. »Soll ich anhalten?«
»Kennen Sie diese Garage...?«
»Klar... gehört doch zum Bürohochhaus.«
»Besitzt die Garage eine zweite Ein- oder Ausfahrt?«
»Nein... weiß ich ganz sicher.«
»Nun gut, dann halten Sie... Aber wir wollen doch noch etwas warten. Das heißt, ich werde jetzt meine Füße gebrauchen und Ausschau halten. Das hier nehmen Sie inzwischen als Zwischenzahlung. Warten Sie zehn Minuten, wenn ich bis dahin nicht zurückgekommen sein sollte oder mich sonst irgendwie bemerkbar gemacht habe, dann fahren Sie zu dieser Adresse und erzählen Sie dem Herrn,