Butler Parker Jubiläumsbox 8 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Jubiläumsbox 8 – Kriminalroman - Günter Dönges


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des Mietshauses entdeckte er eine Kneipe. Sofort ging er darauf zu.

      Der Butler erregte wieder einmal Aufsehen, als er das Lokal betrat. Parker mißachtete jedoch die neugierigen und amüsanten Blicke, die ihm galten. Er schritt zur Theke und fragte nach dem Telefon. Der Wirt deutete auf ein Wandbrett, wo das Telefon stand.

      Mike Rander meldete sich sofort.

      Parker meldete, daß die Dame sicher nach Hause gebracht worden sei.

      »Und weshalb rufen Sie wirklich an?« erkundigte sich Rander, der hellhörig geworden war.

      »Sir, ich würde vorschlagen, Mr. Porters auf den Weg zu schicken«, sagte Parker. »Es könnte sein, daß er gebraucht wird.«

      »Ist etwas vorgefallen?«

      »Nun ja, Sir, ich sollte mit einem metallenen Gegenstand beschenkt werden.«

      »Wie war das? Man hat ein Messer auf Sie geworfen?«

      »Genau das, Sir.«

      »Schön, bleiben Sie im Hause, bis Sammy Porters eintrifft«, sagte Mike Rander. »Jane Bracer muß selbstverständlich abgeschirmt werden. Ich werde Porters sofort verständigen.«

      »Mehr hatte ich nicht zu vermelden, Sir.«

      »Danke, mir reicht das bereits«, Rander lachte leise auf. »Mag der Henker wissen, was eigentlich gespielt wird.«

      Parker legte den Hörer auf und ging zurück zur Theke, um das Gespräch zu bezahlen. War es Absicht oder nur Zufall, daß er von einem Angetrunkenen angerempelt wurde? Klar zu ersehen war noch nichts. Der Angetrunkene, ein breitschultriger Mann mit tückisch blickenden Augen, plusterte sich sofort auf.

      »Willste Streit anfangen, Alter?« fragte er mit rauher Stimme und baute sich vor Parker auf.

      »Das ist ganz gewiß nicht meine Absicht«, erwiderte Josuah Parker höflich und lüftete seine Melone. »Falls Ihnen damit gedient sein sollte, entschuldige ich mich hiermit in aller Form.«

      »Du willst mich wohl auf den Arm nehmen?« fauchte der Angetrunkene und sah den Butler mißtrauisch an.

      »Laß doch den Mann zufrieden«, sagte der Wirt besorgt. »Du siehst doch, was mit ihm los ist.«

      »Halt den Rand«, antwortete der Krakeeler. »Der Kerl geht mir auf die Nerven!«

      Der Mann schien ein bekannter und gefürchteter Schläger zu sein. Einige andere Gäste, die an der Bartheke standen, zogen es vor, erst einmal in Deckung zu gehen. Der Wirt brachte schleunigst seine Gläser in Sicherheit.

      »Was ist meine Schuldigkeit?« erkundigte Parker sich, als habe er weder etwas bemerkt noch gehört.

      »Merkste denn nicht, daß uns der Kerl aufziehen will?« fragte der Angetrunkene gereizt. Er beabsichtigte, Parker an den Kragen zu fassen. Doch er kam nicht dazu, seine Absicht auszuführen. Parker klopfte ihm leicht und verweisend auf die Hand, die groß wie eine mittlere Kohlenschaufel war.

      »Ich schätze Vertraulichkeiten nicht«, meinte Parker sanft. »Wollen Sie mir bitte den Weg freigeben«

      »Was war das...?« fragte der Angetrunkene überrascht und starrte auf seine Hand. »Hast du mich etwa geschlagen?«

      »O nein«, versicherte Parker freundlich. »Das war nur ein kleiner Klaps.«

      »Bist wohl wahnsinnig geworden!«

      Der Angetrunkene verlor jede Übersicht. Er holte zu einem üblen Schlag aus. Wenn Parker nicht ausgewichen wäre, hätte es ihn ordentlich erwischt. Bevor der Schläger seinen Arm wegziehen konnte, hatte der Butler bereits zugepackt. Eine kurze Drehung, ein schneller Ruck und schon brüllte der Angetrunkene auf, verbeugte sich vor Parker, verlor die Beine unter dem Körper und landete krachend auf dem Boden. Ein Stöhnen ging durch die Kneipe.

      Die Überraschung war allgemein, daß dieser ulkig aussehende, ganz in Schwarz gekleidete Mann den Schläger zu Boden gezwungen hatte. Aber jeder wußte auch, was jetzt folgen würde. Der Krakeeler stand langsam auf und rieb sich den Unterarm. Es dauerte einige Sekunden, bis er begriffen hatte. Ein wütendes, gefährliche Knurren war zu hören.

      Dann, ohne jede Vorwarnung, versuchte er, Parker einen gemeinen Fußtritt zu versetzen.

      Aber der Mann schien sich in einer Pechsträhne zu befinden. Er verfehlte sein Ziel, dafür griff der Butler aber zielsicher zu. Er benutzte den Fuß des Mannes als Hebel. Die Bartheke zitterte, als der Krakeeler zum zweiten Male zu Boden stürzte.

      »Sie sollten sich Ihre Gäste aber wirklich besser aussuchen«, sagte Parker zu dem fassungslosen Wirt. »Wieviel sagten Sie, habe ich zu zahlen?«

      »Mann, bisher haben Sie ein sagenhaftes Glück gehabt«, stieß der Wirt hervor. »Verschwinden Sie, solange noch Zeit dazu ist! Sie brauchen nicht zu zahlen. Verschwinden Sie, er macht Sie zu Hackfleisch, wenn er wieder hoch ist!«

      »Ich bin es gewohnt, meine Schulden zu bezahlen«, sagte Josuah Parker hartnäckig. »Wollen Sie mir bitte...«

      Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden.

      Der Krakeeler stand erneut auf den Beinen. Er musterte Parker aus blutunterlaufenen Augen, griff dann langsam in die Rocktasche und zog ein Messer hervor, das er aus dem Heft hervorspringen ließ. Er grinste bösartig, als er sich langsam an Parker heranschob.

      »In Ihrem Alter sollte man sich mit solchen Spielereien nicht mehr abgeben«, sagte Parker vorwurfsvoll. »Stecken Sie das Messer ein und setzen Sie sich an einen Tisch!«

      »Ich schlachte dich ab«, zischte der Angetrunkene gefährlich.

      »Später vielleicht, aber nicht jetzt«, erwiderte Parker höflich.

      Der Mann stürzte sich erneut auf den Butler. Diesmal war der Mann erheblich vorsichtiger. Er wollte wohl nicht noch einmal auf dem Boden vor der Theke landen.

      Aber er hatte es mit Josuah Parker zu tun. Es war sein Pech, daß er den Butler nicht kannte. Sonst hätte er es vorgezogen, sich schleunigst abzusetzen.

      Parker wich einen halben Schritt zur Seite. Das Messer verfehlte sein Ziel. Vom Schwung des Zustechens mitgerissen, stolperte der Messerheld und fiel mit seinem Kinn genau in den Aufwärtshaken, den Parker kurz und trocken schlug.

      Wie vom Blitz getroffen sackte der Krakeeler in sich zusammen. Er fiel auch noch mit dem Hinterkopf auf die Fußleiste der Theke und blieb regungslos liegen.

      »Manieren sind das«, meinte Parker und schüttelte den Kopf. »Und was habe ich nun zu zahlen?«

      Der Wirt stotterte herum. Parker legte eine Münze auf den Tisch und schickte sich an, das Lokal zu verlassen. Aber nach ein paar Schritten blieb er stehen und ging zu dem Krakeeler zurück, der sich gerade zu rühren begann.

      Ohne dem Mann einen einzigen Blick zu gönnen, bückte sich Parker nach dem Klappmesser, ließ die Klinge im Heft verschwinden und steckte das Messer ein. Dann ging er endgültig.

      Parker setzte sich in sein hochbeiniges Monstrum und wartete auf Sammy Porters.

      Porters, der eine Detektei betrieb, wurde von Mike Rander sehr oft beschäftigt. Nur Parker, Rander und Porters wußten, daß diese Detektei eigentlich nichts anderes war, als eine Filiale der Anwaltskanzlei. Mike Rander hatte seinerzeit das notwendige Geld zur Verfügung gestellt, damit Porters sich selbständig machen konnte.

      Der war ein gerissener Detektiv. Kein Eisen war ihm zu heiß. Zwanzig Minuten nach dem Zwischenfall in der Kneipe tauchte ein harmlos aussehender Wagen auf. Parker hatte die Lichter weit hinten auf der Straße gesehen. Er ließ sein hochbeiniges Monstrum anrollen. Die Scheinwerfer folgten. In einer Seitenstraße hielt Parker an und stieg aus.

      Sammy Porters kletterte aus seinem Wagen. Er war nicht allein. Er hatte einen von seinen Leuten mitgebracht.

      »Wie ist die Lage, Parker?« fragte Porters, ein hochgewachsener, schlanker Mann von knapp vierzig Jahren.

      Butler Parker sagte kurz und knapp, worauf es ankam.


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