G.F. Barner Staffel 2 – Western. G.F. Waco

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G.F. Barner Staffel 2 – Western - G.F. Waco


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niemals geneidet, der Angus, niemals jene vorausbestimmte Führungsrolle auf der Haley-Ranch.

      Mark steht da und kratzt sich am Kopf. Das macht er also immer noch, wenn er verlegen ist. Dann sagt Mark knapp:

      »Ich gebe ihm nicht immer recht, Joe, das weißt du. Nur bin ich nicht wie Angus, ich gebe nach, wenn es sein muß. Hast du etwas von ihm gehört?«

      »Du weißt also, daß er mit Viehdieben gesehen worden ist?«

      »Ja«, sagt Mark, und seine Stimme klingt sehr dunkel. »Ein Ranger hat es heute früh auf der Ranch erzählt.«

      »Und?«

      »Du kannst dir denken, wie Vater es aufgenommen hat.«

      »Und du?«

      »Ich weiß nicht, ein Mensch kann sich in sieben Jahren ändern, aber ich weiß es nicht, was fragst du mich, wenn ich selbst keine Antwort darauf weiß. Also gut, lassen wir das, in jeder Familie gibt es meist einen dunklen Fleck, warum nicht bei den Haleys?«

      Der Mann draußen steht still und ballt die Fäuste.

      Ein dunkler Fleck!

      In fast jeder Familie!

      Angus senkt den Kopf und denkt, daß so viel bitterer Geschmack auf einmal gar nicht in einen Mund passen kann.

      Der alte Joe Spencer hüstelt.

      »Ist gut, du bekommst die Sachen übermorgen früh auf die Ranch, Mark.«

      »Danke, Joe, ich wußte es doch. Also, gute Nacht.«

      »Gute Nacht, Markus.«

      Angus hebt den Kopf und sieht, daß sein Bruder stehenbleibt, als der alte Joe Spencer Markus zu ihm sagt.

      »Hast du was, Joe?«

      »Nichts, was soll ein alter Mann schon haben? Vielleicht etwas bessere Augen, wie? Du bist derselbe Narr wie dein Vater, Mark, fürchte ich. Du kennst deinen eigenen Bruder zu wenig, wie? Hat er von sich aus eine Schießerei angefangen – damals? Warum hat er schießen müssen?«

      »Damals – damals! Er hat nie geschrieben, niemals in all den Jahren.«

      »Weil er so stur wie dein Alter sein kann. Und weil man ihn weggejagt hat – ungerecht, wie? Ach, geh schon, geh doch schon, es hat keinen Sinn mit dir. Dein Bruder schießt sich für dich mit jemandem, der ihm überlegen war und du Narr sagst, daß er ein schwarzes Schaf sei. Mach die Tür von außen zu, Junge.«

      »Aber – Joe, ich meine doch nur…«

      »Wenn er das hören könnte, dann wärest du für ihn gestorben, du Narr. Der wird nie schlecht, der muß sich nur die Hörner abstoßen, aber warte nur nicht darauf, daß er dann zu euch kommt, das macht er niemals. Ihr müßt kommen, das weiß ich. Und es wäre gut, wenn ihr das letzte Stück auf den Knien rutschen würdet. Geh raus, ich will jetzt meine Ruhe haben!«

      Mark Haley macht die Tür auf. Dann geht er hinaus, er geht mit gesenktem Kopf. Und der Alte steht auf, stopft sich seine Pfeife und zieht die Lampe ganz nach unten. Es wird dunkel vor Angus Haleys Füßen, ganz dunkel. Joe steckt sich auf die Art vieler Männer seine Pfeife über dem Zylinder der Lampe an. Er saugt heftig, schiebt die Lampe dann brummelnd hoch und sieht zum Fenster.

      Dann wird er steif, seine Augen weiten sich.

      Ein Mann steht vor dem Fenster und hat die Hand erhoben, um zu klopfen.

      »Angus«, sagt der Alte, nimmt seine Pfeife aus dem Mund und starrt das Fenster an. »Angus – Junge!«

      Einen Schritt macht er auf das Fenster zu, dann hält er jäh an, dreht sich um, geht hastig zur Tür und schließt ab. Erst dann öffnet er das Fenster.

      »Angus – Junge, komm herein!«

      »Ja!«

      Mehr sagt er nicht, er steigt durch das Fenster, geht leise in eine Ecke und stellt sich neben einen Schrank.

      »Mach das Fenster besser zu, Joe!«

      Das Fenster ist geschlossen, der Vorhang ist vorgezogen.

      »Du – du hast schon lange da draußen…«

      »Ja!«

      Es bleibt still danach, es bleibt so still, daß man den Tabak in der Pfeife knistern hören kann.

      »Angus, Mark meint es nicht so, er hört ja nichts anderes von deinem Vater. Dann verliert man leicht…«

      »Schon gut. Joe, kann ich etwas bleiben, nur eine Stunde oder eine halbe? Erinnerst du dich noch an den Mann, mit dem ich damals gekommen bin? Wir waren erst am Nachmittag gekommen und keine sechs Stunden in der Stadt, hast du ihn damals gesehen?«

      »Ja, Junge, und?«

      »Ich suche ihn.«

      »Du, warum? Du suchst ihn? Ja, seid ihr denn nicht zusammen weggeritten?«

      »Nein, er ist von hier aus allein weiter und hat mich im Stich gelassen. Er heißt Lanson, das wirst du wissen, Sidney Lanson. Joe, ich bin schwer verletzt worden, als Wagner geschossen hat. Und Lanson ist weggeritten. Wie geht es Wagner?«

      »Ach, er kann schon wieder gehen. Bei so einem Bullen siegt doch immer die Natur. Wo hat er dich erwischt?«

      »Am linken Oberarm, Joe. Joe, ich muß Lanson finden.«

      »Mußt du? Warum das? Schuldet er dir Geld?«

      »Nein, er schuldet mir einige andere Dinge. Ich – ich habe Wagner nicht angeschossen. Lanson ist es gewesen.«

      Der alte Spencer erstarrt und hebt den Blick seiner grauen, hellen Augen. Er sieht Angus durchdringend an, dann nickt er langsam.

      »Also, darum«, sagt er dann gepreßt. »Du wagst dich her, um etwas über diesen Lanson zu erfahren, aber – ich weiß nichts, Junge, damit du es gleich hörst. Lanson hat geschossen und Wagner getroffen. Wie ist das passiert?«

      Angus erklärt ihm, daß bei der Schießerei damals Lanson geschossen hat und dann sofort verschwand. Die Leute dachten, er sei es gewesen.

      »Du kannst mir glauben, oder mich für einen Lügner halten. Aber ich würde wohl kaum herkommen, wenn ich…«

      »Das brauchst du mir doch nicht zu sagen, Angus. Warte, ich frage meine Leute, vielleicht haben sie etwas gesehen. Was hat Lanson damals getragen, ich weiß das nicht mehr.«

      Angus beschreibt ihm die Kleidung und noch einmal genau das Aussehen von Syd Lanson. Der Alte nickt, geht zur Tür und deutet auf die Tür neben dem Schrank.

      »Geh in mein Schlafzimmer, da hinein kommt niemand. Angus – die Leute reden da über einige Sachen. Einer der Ranger glaubt, daß er dich am Rio Grande mit Viehdieben gesehen hat. Ist das…«

      »Ja«, sagt Angus kurz. »Aber – ich bin nur mit denen geritten. An dem Vieh habe ich nichts verdient. Du brauchst es niemandem zu sagen, ich werde es woanders abstreiten. Es war ein Fehler, ich habe eine ganze Menge Fehler begangen, wie?«

      »Wenn du sie einsehen kannst, Junge, sind sie keine schlimmen Fehler mehr. Du brauchst nicht darüber zu reden, ich glaube ohnehin, daß du kein Vieh stehlen würdest.«

      »Bist du sicher? Ich würde es nicht tun, Joe.«

      »Ich bin sicher, geh in mein Schlafzimmer und sei leise.«

      Er verschwindet, die Tür klappt zu. Angus wartet, hört Stimmen, dann Schritte im Gang und sieht die Tür zum Schlafzimmer aufgehen.

      »Komm heraus«, sagt der alte Joe leise. »Sie wissen nichts – fast nichts. Du kennst doch Enrique, den Tuchhändler aus der oberen Straße?«

      »Ja.«

      »Er hat vor mehreren Tagen, gut zwei Wochen ist es her, Samuel erzählt, du müßtest dich wohl in der Gegend von Coyame herumtreiben, denn er hätte deinen Freund dort gesehen. Hilft dir das weiter?«

      »Coyame«,


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