G.F. Barner Staffel 2 – Western. G.F. Waco

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G.F. Barner Staffel 2 – Western - G.F. Waco


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Als er sie anzündete, sah er seine Tochter nicht mehr auf der Terrasse. Draußen zirpten die Zikaden, plätscherte das Wasser im kleinen Zierteich, aber seine Tochter war nicht mehr da.

      Die Tochter der schönen Mutter Cabral blieb auf dem breiten Weg stehen und preßte beide Hände an das wild klopfende Herz.

      Der Mann kam aufrecht, groß und ruhigen Schrittes den breiten Weg zwischen den Palmen herauf. Er kam ihr immer näher, und sie sah, wie ernst sein Gesicht war, als er im Gehen den Hut abnahm.

      Plötzlich lief sie los, und sie sah, wie der große Mann, auf den sie vier lange Wochen gewartet hatte, stehenblieb und eine Bewegung machte, als wollte er sich umdrehen und einfach vor ihr davonlaufen. Doch dann war es ihr, als gäbe er sich einen Ruck, als reckte er sein eckiges Kinn und wappnete sich gegen seine blinde Furcht, sie könnte sich auf irgendeine Weise bei ihm für all das, was er für sie und ihren Vater getan hatte, bedanken.

      »Joe«, sagte sie ganz leise, nachdem sie schließlich ganz dicht vor ihm stand. Sie hätte sich so gern in seine Arme geworfen, aber sie wagte es doch nicht. »Ach, lieber Joe, ich habe so lange warten müssen. Lieber Joe…«

      Zuerst hatte sie ihn nicht direkt ansehen können, dann verschwamm sein Gesicht vor ihren Augen, und sie senkte den Kopf, weil eine Cabral niemals zeigen sollte, wenn sie weinte – ob nun vor Freude oder aus Leid.

      »Da bin ich, Luisa«, sagte der Mann ganz ruhig, und doch schwang irgend etwas in seiner tiefen Stimme, das ihr mehr verriet als tausend Worte. »Man wollte mich anmelden, aber ich habe ihnen gesagt, ich würde den Weg noch kennen. Irgendwie war mir, als müßte ich diesen Weg nehmen.«

      »Ich habe so schrecklich lange gewartet, Joe. Weißt du, was ich fühle?«

      »Ja«, sagte er und nahm ihr Gesicht in die Hände. Es war dieselbe Bewegung, mit der ihr Vater manchmal das Gesicht ihrer Mutter anhob und ihr offen in die Augen sah. »Ja, ich weiß es, und es ist schrecklich, daß ich genauso fühle, denn es kann nie etwas daraus werden. Ich bin nur ein Scout, ein sehr armer Mann, und du wirst nicht solange warten können, bis ich mit Gottes Hilfe vielleicht vermögend genug bin, um deine Mutter und deinen Vater um deine Hand zu bitten. Wir müssen das vergessen, was wir fühlen, Luisa, oder ich muß jetzt wieder gehen.«

      »Joe, um Gottes willen, zählt denn Geld oder Besitz? Joe, ich konnte nicht schweigen, ich habe mich verraten. Meine Mutter hat bemerkt, daß ich nur noch an dich denke, und ich habe ihr alles erzählt. Joe, weißt du, was sie gesagt hat? Willst du es nicht hören, ehe du mir und ihr davonläufst?«

      »Nun, ich glaube, ich möchte es hören, Luisa.«

      »Joe, sie sagte: keine Frau auf dieser Welt könne einen besseren Mann als einen Lattimer bekommen.«

      »Wirklich?«

      »Ja, Joe. Gehen wir jetzt zu ihr?«

      »Du hast eine sehr schöne Mutter, Luisa. Sie ist eine wunderbare Frau.«

      Er sah sie an und lächelte plötzlich. Und dann nahm er ihre Hand und ging mit ihr zum Haus.

      »Oh«, sagte die Mutter, als Luisa und Lattimer Hand in Hand zur Tür hereinkamen, »nun brauchst du nicht mehr auf ihn zu warten, mein Kind. Komm, bring ihn zu mir, deinen Joe! – Mann, was hast du? Du machst immer so ein schrecklich geistreiches Gesicht, wenn du endlich etwas erkennst, was deine Frau schon lange gewollt hat. – Guten Abend, mein Junge, du bist hier zu Hause. Ach Gott, er sieht aus wie sein großer Vater. Daß ich das noch erleben darf!«

      Und sie stand auf, tat das, was ihr Mann sonst zu tun pflegte. Sie nahm Josef Lattimers Gesicht in beide Hände, zog seinen Kopf herunter und küßte ihn mitten auf den Mund.

      In diesem Moment ließ Lewis Claiborn seine Zigarre auf den schönen Teppich fallen, und er begriff mit leisem Entsetzen, daß er damals, wenn seine Frau nicht eine stolze Cabral gewesen wäre, eben diese Frau an einen Lattimer verloren hätte.

      »Ich werde verrückt!« sagte Claiborn, und es blieb offen, was er meinte: den angesengten Teppich, den Kuß seiner Frau auf den Mund dieses großen Burschen Lattimer, oder nur das plötzliche Erscheinen des Scouts Hand in Hand mit seiner Tochter. »Ich werde verrückt!«

      Das, so erzählt man sich am Rande der Grand Desierto, wenn die ganz Alten zusammensitzen und dann über die Cabrals, Claiborns oder Lattimers sprechen, soll er sehr erst geworden sein, als ein Lattimer eine halbe Cabral heiratete und er auch noch so leichtsinnig war, acht wackere Männer der United States Cavalry zu dieser Hochzeit einzuladen.

      Irgendwie muß es um diese Zeit in der Wüste, durch die sie zu den Cabrals reiten mußten, besonders heiß und trocken gewesen sein, denn sie brachten einen unwahrscheinlichen Durst mit.

      Das, sagt man, wäre noch nicht so schlimm gewesen, wenn sie nicht mit jedem der vielen Ehrengäste Claiborns auf das Wohl des besten Schwiegersohnes der Welt getrunken hätten.

      Mexikaner sind sehr höfliche Burschen, und da es niemand gewagt hatte, den acht durstigen Wüstenkriegern einen Drink abzuschlagen, sollen hundertneunzig ehrbare Mexikaner drei Tage lang betrunken gewesen sein.

      Jene acht braven Yankees aber, sagt man, waren kerzengrade und ohne zu schwanken davongeritten.

      Es waren wirklich die härtesten Burschen der ganzen Welt. Und wenn sie noch ein Stück härter gewesen wären, ritten sie sicher heute noch durch die Wüste und wären auch nicht in den Himmel aller braven Kavalleristen gekommen.

      So aber, und das stimmt traurig, sind sie nun da oben und reiten mit ihrem großen Scout auf die ewigen Geisterfährte. Und da es keine Kavallerie mehr gibt, ist dieser Himmel für andere jetzt lebende Zweibeiner verschlossen.

      Sonst, meine ich, könnte man sie dort irgendwann besuchen und mit ihnen galoppieren, mit ihnen und ihrem Scout auf einer Geisterfährte!

Cover Teufels-Canyon

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