G.F. Barner Staffel 2 – Western. G.F. Waco

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G.F. Barner Staffel 2 – Western - G.F. Waco


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Hause wegrannte.

      Jesse war schon vor mir weggelaufen, der hatte die Nase voll von drei Kühen und Hunger, der konnte sein Geld mit dem Revolver leichter verdienen. Wie der Junge mich dauernd ansieht. Ich könnte ihn… Warum eigentlich nicht? Jeder fängt mal an – warum soll der nicht auch anfangen dürfen? Ich habe genug getrunken, um es zu tun – mit dem Jungen da.

      »Na, dann komm her, Juan!«

      Wie der Junge lächelte. Der war dankbar für jedes freundliche Wort, er würde ihr die Füße küssen und alles für sie tun.

      »Komm hierher!«

      Sie legte sich wieder auf das Bett und ließ ihn kommen. Seine Augen verrieten alles, was er dachte. Er blickte auf ihre Hüfte, auf ihre Brüste, die sich unter der Bluse abhoben. Der Junge war ja verrückt, aber er wollte es haben, und er sollte es so bekommen, daß er nachher nicht mehr gehen konnte. Nein, das war zu brutal. Er sollte langsam kosten dürfen…

      »Na, komm, stell hin! Willst du dich nicht setzen? Hierhin – na, komm schon!«

      »Ja, Miß Laurie.«

      Juan Florino setzte sich auf die Bettkante, und sie nahm den Teller, griff nach dem Bratenstück, nahm es mit der rechten Hand hoch und biß hinein. Dabei hob sie die Linke und ließ sie über die Bettkante gleiten, bis sie den Schenkel Juans berührte.

      Sie spürte, wie sich der Schenkel sofort anspannte und zu zittern begann. Ihre schillernden Augen blickten träge auf das langsam blaß werdende Gesicht Juans, während sie den Braten zwischen den Zähnen zermalmte.

      »Na, Juanito, du bist ein hübscher Junge, beinahe ein richtiger Mann.«

      Ihre Hand glitt immer höher. Der Junge schloß die Augen. Er war aschfahl und atmete, als müßte er jeden Moment ersticken. Dann zitterte er am ganzen Leib, und sie beobachtete ihn, wie eine Schlange ein hypnotisiertes Kaninchen betrachtet, das sie gleich mit Haut und Haaren verspeisen will.

      Aber dann…

      Der Schrei gellte über den Hof, als ihre Hand gerade ganz oben war und sich schon krümmte. Der Schrei mischte sich schrill und markerschüttend mit dem Gesang und den Klängen der Gitarre.

      »Los Americanos! Cavalleria Americano, atencion!«

      Was dann kam, war ein brüllender Knall, ein dumpfes, hartes und trockenes Krachen, das mit dem entsetzlichen Schrei eines Mannes zusammenfiel.

      »Hände hoch! Streckt sie hoch – alto los manos!«

      Rumms – rumms!

      Schreie, furchtbare Schreie. Und dann das Poltern unten im Flur, die Schritte auf der Holztreppe.

      »Jack, bleib unten, paß auf!«

      Lattimer! ging es ihr durch den Kopf.

      »Juan, schnell hinaus zu dem Gefangenen!«

      Der Junge sprang auf. Er hätte jeden ihrer Befehle blindlings ausgeführt. Er stürmte zur Tür und riß den Revolver heraus, dann sprang er nach rechts in den Gang. Aber sie war noch schneller als er und rannte an ihm vorbei, den Revolver in der Hand.

      »Juan, die Treppe, paß auf!«

      Dort wo die zweite Treppe zur Dachluke führte – in jenen stumpfen Winkel im Schatten –, waren die Tür und das Zimmer, in dem Lewis Claiborn gefesselt auf dem Bett lag.

      Den Schlüssel hatte Sam Clinton in der Tasche, aber das Schloß taugte nicht viel, die Tür war deshalb mit einem Eisenriegel gesichert.

      Laurie Miller riß den Revolver hoch und den Riegel zurück. Hinter ihr lief Juan vorbei, beugte sich über das Treppengeländer am Absatz und richtete den Colt nach unten, um zu feuern.

      Der Schuß krachte.

      Juan, du Narr, warum hast du denn so weit über das Geländer gesehen und dich vorgebeugt? dachte sie noch, als er von einer Kugel getroffen wurde und zusammenzuckte. Er wankte mit ausgebreiteten Armen zurück, prallte gegen die Wand, an der er sich stöhnend entlangschleppte.

      Die Frau drückte dreimal hintereinander ab. Aus dem Revolverlauf schossen grelle Flammenzungen auf das Türschloß zu. Dann stieß sie mit dem rechten Fuß gegen die Tür, die nach innen schwang.

      Irgendwo rechts hinter ihr sackte Juan zu Boden und stöhnte gräßlich. Aber vor ihr brannte die Lampe auf dem Tisch in der Mitte des Zimmers. Das Licht beschien den Mann mit dem Stoppelbart, der fest an das Bett gebunden war. Er hob den Kopf und sah aus weit geöffneten Augen zur Tür.

      »Halt, halt, den Revolver weg, Mrs. Stork! Lassen Sie die Waffe fallen!«

      »Du schießt nicht, Lattimer«, sagte sie höhnisch und hob die Waffe, um auf Claiborn zu zielen. »Du schießt auf keine Frau, Lattimer, du nicht!«

      »Fallen lassen, oder ich drücke ab! Weg mit dem Eisen!«

      Der schießt doch, dachte sie. Aber ich drücke vorher ab, er bekommt Claiborn nicht lebend. Ich werde…

      Das Krachen des Schusses erfüllte den Flur. Sie wurde an das Treppengeländer geschleudert. Ihr war, als hätte man ihr ein Flammenschwert in die rechte Seite gestoßen. Aber sie drückte noch ab, verfehlte jedoch den Mann und das Bett. Die Kugel bohrte sich in die Lehmwand. Gleichzeitig spürte sie den Einschlag in die linke Hüfte.

      Juan, dachte sie, während sie über das Geländer stürzte, du hast geschossen, du hast ja mich getroffen, du dummer Junge. Du hast…

      Ihr Schrei wurde von dem nächsten krachenden Abschuß übertönt. Lattimer hatte seinen Revolver auf Juan angelegt.

      Der Junge fiel auf den Rücken. Er blickte auf die Decke über sich, auf die schwarzen Balken in den weißen Feldern. Dann drehten sich die Balken und die Felder um Juan Florino.

      Der Junge, der noch nie auf einen Menschen geschossen hatte, fiel in die Tiefe – genau wie schon vor ihm die Frau.

      Die Treppenstufen dröhnten, als der Körper herunterkollerte und unten liegenblieb.

      Oben starb der Junge, unten lag die Frau, der er gerade noch den Braten gebracht hatte. Er starb, ohne jemals eine Frau besessen zu haben.

      Draußen war der Teufel los. Ein Mann stürzte über die Tonne. Ein Querschläger jagte jaulend in den Gitarrenboden und fetzte Holz und Saiten entzwei.

      Jesse Miller taumelte rücklings ins Feuer, riß den Braten mit und fiel in die Flammen.

      Sein fürchterlicher Schrei vereinte sich mit dem Sam Clintons, dessen rechter Ellbogen von einer Kugel zerschmettert worden war. Der Revolver wirbelte durch die Luft und landete in den Flammen. Dann knatterten die Schüsse los, als wäre ein Feuerwerk abgebrannt worden.

      Jemand rannte auf Sam Clinton zu. Er sah die blaue Uniform, die Stiefel und das heransausende Gewehr, und bekam den Hieb gegen den Kopf.

      »Ich habe den Hund!« rief Sergeant Keefer und dann trat er einem Mann, der den Colt aufheben wollte und tückisch schielend zu Amos Raiden blickte, mit aller Wucht gegen den Arm. »Hund, heulst du?«

      »Gnade, Barmherzigkeit!« wimmerte jemand. »Ich war nicht dabei, ich habe nichts damit zu tun. Ich war ja gar nicht…«

      »Du wirst auch baumeln!« knirschte Ashley und schlug mit seinem Gewehr zu. »Ihr werdet alle baumeln!«

      »Der verbrennt, zieh ihn aus den Flammen, Elmsford!« schrie Keefer. »Schnell, raus mit ihm!«

      Überall jammerten und stöhnten Verwundete.

      »Stehen Sie auf, Sir!« sagte der

      Scout, der nun am Ende der Geisterfährte angelangt war. »Sie können aufstehen, Sir, Sie sind frei!«

      Der Mann lag still, die Augen fest geschlossen.

      »Lattimer«, sagte er tonlos, »morgen sollte ich einen Brief an meine Familie schreiben, ja, morgen. Lattimer, wie geht es meiner Tochter?«

      »Gut, Sir, sie ist sicher längst zu Hause. Kommen Sie,


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