Butler Parker 140 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 140 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Lassen Sie das Grundstück umgraben ... Sie werden auf eine ganze Reihe von Leichen stoßen ...«

      »Eine unheimliche Vorstellung, Mylady, wenn man so sagen darf«, ließ Josuah Parker sich höflich vernehmen.

      »Dann wäre Ball ja eine Art Superkiller«, meinte McWarden nachdenklich.

      »Das sieht man doch auf den ersten Blick, McWarden«, konterte Agatha Simpson prompt, »schade, daß ich ihn nicht verhören kann.«

      »Besser nicht, Mylady«, antwortete McWarden hastig, »es gäbe dann wieder eine Anzeige wegen mittelschwerer Körperverletzung.«

      »Ich werde diesen Fall selbstverständlich übernehmen und ihn für Sie lösen, McWarden«, sagte die Lady, »ich merke schon, daß Sie allein wieder mal nicht zurechtkommen.«

      »Ich stehe tatsächlich vor einem Rätsel«, räumte der Chief-Superintendent ein, »ein Gangster wie Puckley ist nicht so ohne weiteres zu überlisten. Zufällig ist er auf keinen Fall in dieser scheußlichen Schlangengrube gelandet.«

      »Vielleicht wurde er gezwungen, Sir, in solch eine Betonschüssel hinabzusteigen«, gab Josuah Parker zu bedenken, »er könnte von Mitgliedern der Unterwelt in die Schlangengrube transportiert worden sein.«

      »Oder so«, meinte die ältere Dame grimmig, »was spielt das für eine Holle? Spalten wir doch keine Haare, Mr. Parker. Ob gezwungen oder gelockt, freiwillig hat dieser Mann sich nicht von den Klapperschlangen beißen lassen.«

      »Davon sollte man in der Tat ausgehen, Mylady«, antwortete der Butler gemessen und sah zur Tür des Gasthofes hinüber. Sie war geöffnet worden, und ein Mann, der die drei Gäste in der versteckt gelegenen Nische nicht entdeckte, betrat den vorderen Schankraum.

      Josuah Parker erhob sich und ging nach vorn. Seine Absicht war eindeutig. Er wollte den Gast zumindest begrüßen.

      *

      Dieser große, schlanke, etwa fünfunddreißig Jahre alte Mann starrte den Butler an, der plötzlich neben ihm auftauchte und höflich seine schwarze Melone lüftete.

      »Habe ich möglicherweise die Ehre, Mr. John Midhurst begrüßen zu können?« erkundigte sich Parker.

      »Zum Teufel mit Ihnen«, reagierte der Angesprochene. Er schien einen Moment mit dem Gedanken zu spielen, dem Butler einen Fausthieb zu versetzen, kam aber dann wohl zu dem Schluß, in diesem Fall den kürzeren zu ziehen.

      »Ihre Manieren sind noch immer das, was ich als äußerst beklagenswert bezeichnen möchte«, erwiderte Josuah Parker, »sollte es nur ein Zufall sein, daß man sich hier draußen auf dem Land trifft? Oder interessieren auch Sie sich möglicherweise für die Schlangenfarm des Mr. Desmond Ball?«

      »Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe, Parker«, gab John Midhurst wütend zurück, »ich will hier in aller Ruhe mein Bier trinken und mich nicht von ’nem Amateurdetektiv belästigen lassen.«

      »Ich könnte Sie selbstverständlich auch zu McWarden an den Tisch bitten«, meinte der Butler höflich.

      »McWarden ist hier?« John Midhurst bog sich ein wenig nach hinten, schob seinen Kopf um einen Mauervorsprung und biß sich dann auf die Unterlippe.

      »Der Chief-Superintendent ist dienstlich hier in Marlow«, redete Josuah Parker weiter, »er geht einem ungemein bedauerlichen Unglücksfall nach, den ein gewisser Jerry Puckley erlitten hat.«

      »Unglücksfall? Jerry Puckley?«

      »Er dürfte nach Lage der Dinge und Wunden von einigen Klapperschlangen gebissen worden sein?«

      »Ist er ... tot?«

      »Mit letzter Sicherheit, wenn ich so sagen darf, Mr. Midhurst. Sie wollten sich mit Mr. Puckley hier treffen? Sie vermißten vielleicht seinen Anruf?«

      »Wann ... Wann ist das passiert?«

      »Mr. Jerry Puckley wurde gestern morgen in einer der Schlangenunterkünfte gefunden. Er hatte das sogenannte Zeitliche bereits gesegnet.«

      »Scheußlich.« John Midhurst schüttelte sich und bestellte sich beim Besitzer des Gasthofes einen doppelten Brandy, den er ruckartig kippte.

      »Sie scheinen ahnungslos gewesen zu sein«, stellte der Butler fest. »Ihre Betroffenheit dürfte kaum gespielt sein.«

      »Ich ... Ich kenne keinen Puckley«, behauptete John Midhurst prompt und rang sich ein Lächeln ab, das allerdings verkrampft wirkte. »Ich bin zufällig hier draußen auf dem Land. Sonst noch Fragen?«

      »Keine Fragen, Mr. Midhurst, aber ich möchte nicht versäumen, eine dringende Warnung auszusprechen. Ein Besuch der Schlangenfarm außerhalb der regulären Öffnungszeiten könnte tödlich verlaufen.«

      »Ich kenn’ diese Schlangenfarm überhaupt nicht, Mr. Parker.« Midhurst, der bereits gezahlt hatte, drehte sich auf dem Absatz um und verließ eilig die Gaststätte. Josuah Parker folgte ihm nach draußen und nahm zur Kenntnis, daß John Midhurst in einen grünen Ford stieg, an dessen Steuer ein Mann saß.

      Parker prägte sich das Londoner Kennzeichen des Wagens ein, der mit durchtourenden Reifen anfuhr und schnell in einer schmalen Seitenstraße verschwand.

      »War das nicht Midhurst?« fragte McWarden, als Parker zur Nische zurückkehrte.

      »Und wer, bitte, ist dieser Midhurst?« wollte die Lady wissen.

      »Ein kleiner Gangsterboß«, antwortete Chief-Superintendent McWarden, »er beliefert Hehler mit dem, was er und seine Leute zusammenstehlen ...«

      »Was sucht solch ein Subjekt in der Nähe der Schlangenfarm?« fragte die Detektivin weiter, »Mr. Parker, warum haben Sie die Flucht dieses Lümmels nicht verhindert?«

      »Weil Mylady es lieben und schätzen, solche Vertreter der Unterwelt an der sogenannten langen Leine zu halten.«

      »Natürlich«, gab sie sofort zurück und nickte wohlwollend, »Sie haben es endlich begriffen, Mr. Parker.«

      »Diesen Midhurst kann ich jederzeit erreichen, Mylady«, warf der Chief-Superintendent ein, »was sagte er zum Tod von Jerry Puckley, Mr. Parker?«

      »Eine gewisse Betroffenheit, Sir, war keineswegs zu übersehen.«

      »Sie glauben, er wußte noch nichts davon?«

      »Dies, Sir, sollte man annehmen. Mr. Midhurst bestritt nachfolgend selbstverständlich, den Verblichenen je gekannt oder gesehen zu haben.«

      »Ein seltsames Gespann«, sinnierte McWarden halblaut, »ein eiskalter Killer und ein Dieb, denn mehr ist Midhurst nicht, auch wenn er sich ’ne kleine Gang aufgebaut hat.«

      »Dieses Subjekt ist bestimmt auf dem Weg zur Schlangenfarm«, sagte Agatha Simpson erfreut, »warum sitze ich noch hier herum?«

      »Mylady beabsichtigen, Mr. Ball einen weiteren Besuch abzustatten?« erkundigte sich der Butler.

      »Natürlich«, sagte sie energisch und erhob sich, »und ich werde einen zweiten Giftschlangenmord verhindern.«

      Sie war nicht mehr aufzuhalten und stürmte aus dem Gasthof, während Parker die Zeche zahlte. Sie saß bereits im Fond des hochbeinigen Privatwagens ihres Butlers und wartete ungeduldig darauf, daß die Fahrt stattfand. Chief-Superintendent McWarden war noch auf dem Weg zu seinem schwarzen Dienstwagen, der von einem seiner Mitarbeiter gefahren wurde.

      Butler Parkers Wagen, von Freund und Feind gern und respektvoll ›Monstrum‹ genannt, war ein ehemaliges, sehr altes Londoner Taxi, das nach seinen eigenwilligen Vorstellungen erheblich umgebaut worden war, was die Technik betraf. Dank dieser Änderungen war das Fahrzeug zu einer Trickkiste auf Rädern geworden und wurde immer wieder auf dem neuesten Stand der technischen Weiterentwicklung gehalten.

      Josuah Parker nahm am Steuer Platz und lenkte seinen hochbeinigen, ungemein eckigen Wagen zurück zur Schlangenfarm. Lady Agatha kontrollierte während dieser kurzen Fahrt ihren perlenbestickten Pompadour und den darin befindlichen ›Glücksbringer‹, der nichts anderes


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