Der exzellente Butler Parker 10 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker 10 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Sitz liegende Pistole und hielt seine Chance für gekommen. Er warf sich über die ältere Dame und wollte nach seiner Waffe angeln. Doch er hatte die Rechnung ohne Mylady gemacht. Sie schob ihren Oberkörper etwas vor und verengte so den Innenraum im Fond des ehemaligen Taxis beträchtlich. Der eben noch muntere Ganove litt plötzlich unter einem Anfall akuter Atemnot, als er von Lady Agatha förmlich gegen die Vordersitze genagelt wurde.

      »Na, lieber Freund, wer wird denn so stürmisch sein?« erkundigte sich die Detektivin freundlich und... rammte ihm die Haarnadel genüßlich in den Oberschenkel.

      Trotz der Atemnot reichte es dem eingeklemmten Gangster noch zu einem Aufschrei, als sich die Nadel in sein Fleisch bohrte. Lady Agatha gab ihn frei und schob ihn mit fast mütterlicher Fürsorge in seinen Sitz.

      »Haben Sie sich etwa weh getan?« fragte sie freundlich, während sie ihn musterte. »Keine Angst, das wird gleich vorbei sein. Das Gift beginnt jeden Augenblick zu wirken.«

      »Gift? Aber... wieso denn? Was soll das heißen?« keuchte der Gangster und starrte sie anklagend an.

      »Nun, die Nadel, die Sie eben gespürt haben, war natürlich vergiftet, mein Bester«, gab Lady Agatha bereitwillig Auskunft. »Wie heißt doch noch die Substanz, die Sie dafür besorgten, Mister Parker?« wandte sie sich an ihren Butler.

      »Es handelt sich hierbei um ein besonders in Südamerika weitverbreitetes und sehr beliebtes Gift, Mylady«, gab Parker höflich zurück. »Man kennt es dort unter der Bezeichnung Curare.«

      »Aber ... aber ... das ist doch tödlich ...«

      Der von Myladys Haarnadel Behandelte konnte es nicht fassen und stierte entsetzt um sich. Er griff sich mit den Händen an die Kehle und schien unter Luftknappheit zu leiden, obwohl dies mit Sicherheit nur Einbildung war. Die Substanz, mit der Myladys Haarnadel präpariert war, stammte aus Parkers Privatlabor und war selbstverständlich absolut unschädlich, worauf der Butler bei der Wahl seiner Mittel grundsätzlich zu achten pflegte.

      Das Präparat sorgte lediglich für einen traumlosen Schlaf, aus dem der Behandelte erfrischt und schmerzfrei erwachen würde. Mit dem gleichen Mittel waren natürlich auch die Nadeln behandelt, die Parker durch Niedertreten des Gummiballes neben den Pedalen aktivieren konnte und von denen der zweite Mann im Fond außer Gefecht gesetzt worden war.

      Der Farbige auf dem Beifahrersitz wollte die Gelegenheit nutzen und sich absetzen. Er rüttelte heftig am Türgriff und verstand nicht, warum sich die Tür nicht öffnen ließ. Er ahnte nicht, daß Parker seinen Wagen vom Armaturenbrett aus zentral verriegelt hatte und die Sperre nur durch ihn gelöst werden konnte.

      »Sie wollen uns bereits verlassen, Sir?« erkundigte sich Parker höflich, nachdem der junge Mann neben ihm seine Bemühungen entnervt eingestellt hatte.

      »Bitte, Sir, lassen Sie mich gehen, damit ich untertauchen kann. Wenn die beiden da wieder aufwachen und mich erwischen, machen sie mich fertig, dann ist mein Leben keinen Pfifferling mehr wert... Es war sehr nett von Ihnen, mich mitgenommen zu haben, aber jetzt ist es wirklich besser, wenn ich verschwinde, glauben Sie mir. Außerdem würden auch Sie nur Ärger bekommen, wenn ich noch länger bei Ihnen bleibe.«

      »Haben Sie den Eindruck, daß die beiden Herren noch sehr gefährlich sind?« fragte Parker freundlich, während er seinen Privatwagen bereits in die Zufahrt Shepherd’s Market lenkte.

      »Ich weiß nicht, wie Sie die beiden zum Schlafen veranlaßt haben, aber eines ist sicher: Sobald die Kerle aufwachen, werden Sie mächtigen Ärger bekommen, und mich werden sie umlegen, wenn ich dann noch da bin. Also lassen Sie mich bitte gehen.«

      Er sah Parker und Lady Agatha flehend an und blickte dann scheu auf die leise schnarchenden Gangster.

      »Unsinn, junger Mann, von den beiden haben Sie nichts mehr zu befürchten«, dröhnte Lady Agatha aus dem Fond. »Sie haben Glück, daß Sie mir begegnet sind, ab sofort stehen Sie unter meinem ganz persönlichen Schutz. Ihre Sorgen können Sie getrost vergessen, die existieren bereits nicht mehr. Ist es nicht so, Mister Parker?«

      »In der Tat, Mylady!« bestätigte Parker würdevoll. »Mylady werden sich umgehend des neuen Falles annehmen und in der Mylady eigenen, souveränen Manier in kürzester Zeit lösen.«

      »Da hören Sie es!« Agatha Simpson nickte triumphierend und sah die schlafenden Gangster an. »Ich werde die Lümmel einem strengen Verhör unterziehen, Mister Parker, aber erst nach einem kleinen Imbiß. Sie dürfen dem jungen Mann hier auch eine Tasse Tee anbieten, sozusagen als Willkommenstrunk. Ich hoffe, daß man mir einen interessanten Fall zu bieten hat, ich begann bereits, mich etwas zu langweilen.«

      »Sie wissen ja nicht, worauf Sie sich da einlassen. Lassen Sie die Finger davon!« flehte der junge Farbige auf dem Beifahrersitz. »Sie haben es mit hartgesottenen Gangstern zu tun, denen es auf einen Mord mehr oder weniger nicht ankommt. Lassen Sie mich gehen und beten Sie, daß die beiden Totschläger hier vergessen, daß Sie mir geholfen haben, sonst müssen Sie sich auf Schlimmes gefaßt machen.«

      »Ich liebe die Abwechslung, junger Mann, und hoffe, daß Sie mir nicht zuviel versprochen haben.« Lady Agatha fühlte sich animiert und sah sich bereits wieder im Mittelpunkt eines spannenden Kriminalfalles. Sie gedachte, ihn voll und ganz zu genießen.

      *

      »Fassen wir noch einmal zusammen«, bat Mike Rander, der Anwalt und Vermögens Verwalter der Lady, der mit Kathy Porter, Lady Agathas Sekretärin und Gesellschafterin, an dem Gespräch in der großen Halle des alten Fachwerkhauses in Shepherd’s Market teilnahm. »Sie sind von einer Menschenschmuggelorganisation nach England gebracht worden und arbeiteten seitdem nahezu ohne Lohn in einem Konfektionsbetrieb, zusammen mit rund fünfzig anderen Farbigen aus Commonwealth- oder ehemaligen Commonwealth-Ländern. Ist das richtig?«

      »Stimmt, Sir.« Der junge Farbige, der zwei Stunden zuvor Parkers Privatwagen mit einem Taxi verwechselt hatte, saß in einem großen Ledersessel in der Halle und hielt ein Glas in der Hand, das ihm Parker serviert hatte. Gary Malenka hatte sich ein wenig beruhigt und in knappen Sätzen seine Geschichte erzählt.

      »Und heute sind Sie dann trotz strenger Bewachung geflohen und wollten sich bei der Polizei melden?« erkundigte sich Kathy Porter.

      »Ja, das stimmt. Ich dachte, von der Polizei eingesperrt zu werden wäre immer noch besser, als von diesen Blutsaugern ausgebeutet zu werden. Aber leider haben die gemerkt, daß ich verschwunden war. Sie haben sofort ihre Wächter hinter mir hergeschickt, um mich zurückzuholen und zu töten.«

      »Sind Sie sicher, daß man die Absicht hatte, Sie zu töten, Sir?« wollte Parker wissen, obwohl er keinen Augenblick an der Darstellung des jungen Mannes aus Gambia zweifelte. »Schließlich hätte man sich damit um eine junge und billige Arbeitskraft gebracht, wenn Sie mir diesen etwas respektlosen Hinweis Ihnen gegenüber gestatten.«

      »Absolut, Sir.« Der Gambier Gary Malenka sah Parker ernst an. »Vor mir hat es bereits ein junger Inder versucht. Sie haben ihn nach zwei Stunden wiedergehabt und zur Abschreckung vor allen anderen erschossen. Diese Leute gehen über Leichen, die sind absolut skrupellos. Meine Schwester haben sie auch, die werden sich mit Sicherheit an ihr rächen.« Er barg sein Gesicht in den Händen und begann leise zu schluchzen. »Dabei wollten wir nur nach England, um hier ein besseres Leben anzufangen.«

      Lady Agatha räusperte sich und blickte verlegen auf den jungen Mann. »Ist ja schon gut, jetzt sind Sie bei mir, junger Mann, und ich werde Ihnen und den anderen helfen.«

      Sie sah Parker an. »Ich erwarte von Ihnen, Mister Parker, daß Sie umgehend die Details ausarbeiten, um die Bande unschädlich zu machen.«

      »Wie Mylady wünschen.« Parkers Gesicht blieb ausdruckslos. Er verbeugte sich höflich. »Mylady denken sicher daran, Mister Malenka für unbestimmte Zeit aufzunehmen und die Verfolger einem strengen Verhör zu unterziehen.«

      »Worauf Sie sich verlassen können, Mister Parker. Die beiden Lümmel werden nichts zu lachen haben, dafür garantiere ich! Nach dem Verhör werden Sie sie natürlich aus dem Haus entfernen, ich habe nicht die Absicht, kriminelle Elemente durchzufüttern. Meine Mittel sind beschränkt,


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