Der exzellente Butler Parker 10 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker 10 – Kriminalroman - Günter Dönges


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verglasten Vorflur und öffnete die Klappe. Dahinter kamen ein Fernsehmonitor sowie eine Schalttafel mit diversen Knöpfen zum Vorschein. Der Butler betätigte eine Taste, und der Monitor begann aufzuleuchten. Gestochen scharf lieferte er das Bild zweier seriös wirkender, etwas verkniffen blickender Anzugträger, die von den Überwachungskameras des alten Fachwerkhauses übertragen wurden.

      »Sie wünschen bitte?« erkundigte sich Parker über die Gegensprechanlage.

      Die Besucher griffen fast synchron in ihre Taschen und brachten kleine Plastikhüllen zum Vorschein, die sie wohl nach dem Öffnen der Tür vorweisen wollten. »Wir sind von der Einwanderungsbehörde, Inspektor Collins und Sergeant Warner. Wir würden gern mit der Hausbesitzerin sprechen«, erklärte der Ältere der beiden, während er ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat.

      »Wer stört?« fragte Agatha Simpson ihren Butler, der die beiden Besucher bereits eingelassen hatte und in die Halle führte.

      »Inspektor Collins und Sergeant Warner von der Einwanderungsbehörde«, stellte Parker vor und registrierte zufrieden, daß der junge Gambier sich nicht mehr in der Halle aufhielt. Mike Rander hatte ihn vorsichtshalber in einen Nebenraum geführt und kehrte gerade wieder zurück.

      »Servieren Sie den beiden Herren einen Tee und fragen Sie sie, was sie dazu bringt, mich ohne Voranmeldung zu stören«, sagte die Lady und wandte sich ostentativ an Kathy Porter, um mit ihr ein Gespräch über eine Gesellschaft zu beginnen, zu der man sie eingeladen hatte.

      Inspektor Collins musterte die Hausherrin verärgert und wandte sich in barschem Ton an Parker. »Wir hatten keine Zeit, uns anzumelden, außerdem liegt uns eine Anzeige vor, die uns zu sofortigem und unangemeldetem Eingreifen berechtigt«, erklärte er aufgebracht. »Sie sollen in diesem Haus einen illegal eingereisten Farbigen versteckt halten.«

      »Von wem stammt die Anzeige, wenn man fragen darf, Sir?« erkundigte sich Parker höflich, während er den beiden Besuchern den Tee servierte.

      »Das geht Sie nichts an, mein Lieber, wichtig ist nur, daß eine solche Anzeige vorliegt«, knurrte Sergeant Warner und baute sich vor Parker auf.

      »Man kann also davon ausgehen, daß besagte Anzeige anonym erfolgte?« Parker ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und sah den Sergeant gelassen an.

      »Ich habe große Lust, Sie ein bißchen auf Vordermann zu bringen«, fauchte der Sergeant gereizt. »Antworten Sie gefälligst, wenn Sie gefragt werden!«

      »Ihr Ton gefällt mir ganz und gar nicht, junger Mann. Darf ich vielleicht mal Ihren Ausweis sehen?« mischte sich Mike Rander ein, der lässig gegen den Kamin lehnte und ein wenig an einen bekannten James-Bond-Darsteller erinnerte.

      »Wer sind Sie denn, zum Teufel?« begehrte der Inspektor zu wissen. »Mit Ihnen reden wir doch gar nicht, also halten Sie sich heraus, klar?!«

      »Ihr Ton gefällt mir immer weniger, und jetzt bestehe ich sogar darauf, Ihre Ausweise zu sehen.« Mike Rander stieß sich vom Kamin ab und nahm neben Josuah Parker Aufstellung. »Ich bin zufällig der Anwalt des Hauses und brauche Ihnen sicher nicht erst zu sagen, daß Ihr Auftreten mehr als seltsam ist und keinesfalls den Dienstvorschriften entspricht, meine Herren! Also, Ihre Ausweise, bitte!«

      Der Inspektor starrte Mike Rander wütend an, holte dann aber seinen Ausweis hervor und reichte ihn dem Anwalt.

      »Ist in diesem Haus immer gleich der Verteidiger anwesend, wenn zufällig jemand von der Polizei auftaucht?« fragte er anzüglich. »Man scheint hier ja kein allzu reines Gewissen zu haben, wenn Sie mir diesen Rückschluß gestatten.«

      »Warum ich gerade jetzt hier bin, geht Sie absolut nichts an, mein lieber Inspektor, aber es scheint ein glücklicher Zufall zu sein, daß ich darauf achten kann, daß Sie sich an Recht und Gesetz halten. Was also führt Sie hierher, um von vorn zu beginnen?«

      »Das haben Sie doch gehört. Das haben wir schon diesem komischen Butler gesagt«, ließ sich der Sergeant wütend vernehmen und starrte den Anwalt an.

      »Mir scheint tatsächlich, daß Sie auf massiven Ärger aus sind, junger Mann«, erklärte Mike Rander ruhig, bevor er sich an den Inspektor wandte. »Sie sollten Ihren hitzigen Mitarbeiter besser unter Kontrolle halten, Inspektor, er könnte sonst große Probleme bekommen«, fuhr er leise fort.

      »Reißen Sie sich gefälligst zusammen, Sergeant, dies hier ist ein feines Haus, hier sind Manieren gefragt!« erklärte der Inspektor seinem Sergeant, wobei allerdings Ton und Gesichtsausdruck deutlich machten, daß er es in Wirklichkeit ganz anders meinte.

      »Nur aufgrund eines anonymen Hinweises belästigt man im allgemeinen eine derart angesehene Bürgerin wie Lady Agatha Simpson nicht, Inspektor. Ich hoffe, Sie haben noch etwas Besseres zu bieten.«

      »Man hat deutlich gesehen, wie der illegale Einwanderer dieses Haus betreten hat«, beharrte Collins, »und das gibt mir das Recht, Sie dazu zu befragen.«

      »Woher wissen Sie, daß es ein illegaler Einwanderer war, der außer uns das Haus betreten hat, wenn man mal die Unterstellung, daß sich ein Fremder hier aufhält, als gegeben akzeptiert.«

      »Dazu brauche ich nichts zu sagen, ich gehe lediglich der Anzeige nach, und die war von der Aussage her eindeutig.«

      »Na schön. Dann nehmen Sie zur Kenntnis, daß sich niemand illegal in meinem Haus aufhält, junger Mann«, erklärte Lady Agatha etwas zweideutig. Sie hatte ihr Gespräch mit Kathy Porter beendet und wandte sich ihren Besuchern zu.

      »Trotzdem würde ich gern einen Blick in die Räume werfen, Mylady«, beharrte der Inspektor.

      »Was sage ich dazu, mein lieber Junge?« sprach Lady Agatha Mike Rander an. »Machen Sie diesem Lümmel klar, daß er seine Kompetenzen überschreitet.«

      Collins lief rot an vor Ärger und wollte aufbrausen, aber Mike Rander stoppte ihn. »Das genügt jetzt, Inspektor. Sie haben pflichtschuldigst Ihre Fragen gestellt, und die sind Ihnen ordnungsgemäß beantwortet worden. Mehr ist nicht drin, Sie sollten jetzt wirklich gehen.«

      »Sie hören wohl schlecht? Der Chef sagte, er wolle die Räume sehen«, fauchte der Sergeant.

      »Wozu er einen Haussuchungsbefehl braucht. – Das, was er da vorgetragen hat, reicht zu einer Durchsuchung ohne richterliche Anordnung nicht aus«, gab Mike Rander gelassen zurück. »Wenn Sie nicht freiwillig gehen, werden wir tatsächlich einen Streifenwagen holen müssen, um Sie abtransportieren zu lassen.«

      »Welchem Ministerium unterstehen Sie eigentlich?« erkundigte sich Lady Agatha freundlich. »Ich habe große Lust, mich über Sie zu beschweren.«

      »Die Herren sind dem Innenministerium zugeordnet, Mylady«, antwortete Parker anstelle der beiden Besucher, »Mylady ist übrigens nächste Woche mit dem Herrn Staatssekretär zum Lunch verabredet.«

      »Bei dieser Gelegenheit werde ich auch den Übereifer und das seltsame Benehmen dieser Einwanderungskontrolleure zur Sprache bringen, Mister Parker«, beschloß sie. »Notieren Sie die Namen der beiden. Sie wissen, der Minister hat ein schlechtes Gedächtnis.«

      »Na, hören Sie mal, was soll das?« wunderte sich der Inspektor mit unsicherer Stimme. »Wir tun schließlich nur unsere Pflicht, Mylady, weiter nichts. Und Sie sind doch sicher eine Bürgerin, die nichts zu verbergen hat.«

      »Ich will mich ja auch nur über Ihren Eifer äußern, meine Herren. Weiter nichts.«

      *

      Die Gästezimmer lagen im Souterrain von Myladys altehrwürdigem Fachwerkhaus in Shepherd’s Market, das auf den Gewölben einer ehemaligen Abtei errichtet worden war. Parker hatte seinerzeit das Haus nach seinen sehr eigenwilligen Plänen umbauen lassen, wozu auch die fraglichen Räume gehörten. Die Handwerker, die die Arbeiten ausgeführt hatten, waren eigens zu diesem Zweck nach London eingeflogen worden und dann wieder in ihre Dörfer auf Sizilien zurückgekehrt.

      »Sie waren bislang nicht in der Lage, den Eindruck echter Vollprofis zu vermitteln«, bemerkte Parker gemessen. »Wie wäre es sonst zu erklären, daß Sie sich jetzt hier befinden, meine Herren?«


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