STILLER TOD. Rachel Amphlett

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STILLER TOD - Rachel  Amphlett


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genug, dass ein Fremder, der dort auftaucht, nicht gleich auffällt.«

      »Warst du allein? Kein Team?«

      Er schüttelte den Kopf. »Es sollte eigentlich ganz einfach ablaufen.« Er strich mit den Fingern über die erhabene Oberfläche der Verbände unter seinem T-Shirt, bevor er fortfuhr. »Ich sollte lediglich eine Kfz-Reparaturwerkstatt aufsuchen, vom Eigentümer einige Bauteile in Empfang nehmen, dann mit einem seiner Wagen zu einem vorgegebenen Ziel fahren, den Job erledigen und anschließend zur Grenze aufbrechen.«

      »Wann ist es schiefgelaufen?«

      »Schon gleich von Anfang an. Als ich zur Werkstatt kam, hatte sich plötzlich der Preis für die Bauteile gegenüber den Angaben, die ich aus London bekommen hatte, verdoppelt. Es war verrückt … der Laden des Typen stand offensichtlich kurz vor der Pleite und hier war er und feilschte mit mir, als hätte er alles Geld und alle Zeit der Welt. Schließlich einigten wir uns irgendwie … und dann tauschte er plötzlich in letzter Minute den Wagen für mich aus.«

      »Meinst du damit, dass du ein anderes Fahrzeug erhalten hast, als man dir zugesagt hatte?«

      »Genau. Ich sollte eigentlich eine viertürige Limousine bekommen … zwar eine Rostlaube, aber die Geheimdienstleute hatten uns versprochen, dass sie mit einem anständigen Motor ausgestattet wäre, mit dem ich es ohne Probleme bis zur Grenze schaffen würde. Stattdessen drückte mir der Bastard die Schlüssel für eine beschissene zweitürige russische Karre in die Hand. Das Ding war heiß, da bin ich mir sicher.«

      »Gestohlen?«

      Dan nickte. »Oder dort untergestellt, und zwar mit einer bestimmten Absicht.«

      Sarah gab ihm stirnrunzelnd das Zeichen, weiterzusprechen.

      »Also habe ich überprüft, ob wenigstens der Tank voll war … und zumindest das hatte der Bastard richtig gemacht.«

      Dan ballte instinktiv die Faust. »Ab da wurde es richtig übel. Ich sollte eigentlich um zweiundzwanzig Uhr am Einsatzort und eine halbe Stunde später bereits wieder verschwunden sein. Ich war schon spät dran, deshalb habe ich, sobald ich die Stadtgrenze passiert hatte, Vollgas gegeben.«

      Er bemerkte, wie ihn Sarah mit hochgezogener Augenbraue anstarrte. »Hey, das ist Osteuropa, da hält sich niemand an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Die sind eher … Anhaltspunkte, okay?«

      »Alles klar. Erzähl weiter.«

      »Zwei Meilen vor dem Ziel bin ich an einem Feldweg vorbeigekommen, in dem ein Wagen mit ausgeschalteten Scheinwerfern parkte. Ich bin sofort vom Gas gegangen … nur für den Fall, dass es ein gelangweilter Polizist war, verstehst du? Wie nicht anders zu erwarten war, tauchten Sekunden später zwei Scheinwerfer in meinem Rückspiegel auf und ihre Sirene schrie mich an.«

      »Bist du rangefahren?«

      »Ich hatte ja keine große Wahl.«

      »Was passierte dann?«

      »Ich hielt den Wagen an, ließ aber den Motor weiterlaufen. Ich kurbelte das Fenster ein Stückchen runter und verriegelte das Auto.« Seine Stimme begann nun zu zittern und er hustete hastig, um es zu kaschieren. Ein Blick auf Sarahs besorgtes Gesicht zeigte ihm aber, dass er dabei kläglich versagt hatte. »Vier von ihnen stiegen aus … bis an die Zähne bewaffnet. Gerade so, als ob sie mich erwartet hätten.«

      »Oh, mein Gott, Dan.«

      »Ich hatte nie den Hauch einer Chance«, murmelte er. »Sie schleiften mich vom Fahrzeug weg und hatten große Freude daran, mich auf dem Asphalt ein bisschen zusammenzutreten, bevor sie das Auto durchsuchten.«

      Er hob sein Kinn. »Sobald sie das Fahrzeug durchsucht und die Bauteile gefunden hatten, wusste ich, dass ich erledigt war.«

      »Solltest du eine Sprengvorrichtung bauen?«

      Er nickte und rang sich ein Lächeln ab. »Nur mit den besten Absichten, vertrau mir.«

      Sarah presste mit weit aufgerissenen Augen ihre Hand vor den Mund. »Wohin haben sie dich gebracht? Wo bist du gewesen?«

      Er schüttelte den Kopf. »Es war einfach grauenvoll«, antwortete er und schloss seine Augen. »Wir waren danach mehrere Meilen unterwegs. Sie hatten mir einen Sack über den Kopf gezogen und ehrlich gesagt hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren.« Er rieb sich mit den Händen über das Gesicht, dann starrte er zur Decke und verschränkte die Arme vor der Brust. »Anscheinend sind da jede Menge ehemaliger CIA-Gefängnisse über das ganze Land verteilt. Niemand weiß, wie viele es noch sind oder wer darin gefangen gehalten wird. Sie werden inzwischen von privaten Unternehmen betrieben, und im Prinzip verschwindet jeder, der verschwinden soll, auch tatsächlich.« Er erschauderte. »Ich sollte da nie wieder lebend rauskommen.«

      Sarah tippte mit ihrem Stift auf den Tisch und starrte auf die Sonnenstrahlen, die jetzt durch die Jalousie strömten.

      Dan bemerkte, wie bleich sie geworden war, doch er ließ ihr Zeit, seinen Bericht zu verdauen. Er wusste von früheren Gelegenheiten, dass das oftmals der einzige Weg war.

      »Was ist deiner Meinung nach schiefgelaufen?«, fragte sie schließlich.

      Dan stand auf, ging quer durch den Raum und lehnte sich gegen die Spüle. »Ich glaube, man hat mir eine Falle gestellt.«

      Der Stift rutschte klappernd über den Tisch, bevor er auf den Boden fiel.

      Sarah starrte ihn mit offenem Mund an. »Was?«

      »Jemand wusste genau, wer ich war und was ich vorhatte.« Er beugte sich vor und umklammerte die Tischkante. »Wer auch immer Kenntnis davon hatte, wo ich gefangen gehalten wurde, derjenige war auch irgendwie an meiner Rettung beteiligt.«

      »Wie kommst du denn darauf?«

      »Sonst wusste doch keiner, wo ich war, oder? Es sollte ja alles streng geheim ablaufen.«

      »Jemand hat dir eine Falle gestellt?«, stieß sie schließlich hervor. »Wer? Warum?« Sie hob die Hände, schloss ihre Augen und versuchte es dann erneut. »Warum sollte dir jemand eine Falle stellen?«

      »Da bin ich mir leider nicht sicher.«

      Sarah schob ihren Stuhl zurück, ging langsam durch die Küche und bückte sich dann, um den Stift aufzuheben. Als sie sich wiederaufrichtete, holte Dan tief Luft.

      »Schau mal … das ist nur ein Bauchgefühl. Nicht mehr, okay?« Er lehnte sich gegen das Edelstahlwaschbecken, seine Finger hielten sich an der Oberfläche fest.

      Sarah legte die Hand auf die Hüfte und kniff ihre Augen zusammen. »Das glaube ich dir nicht«, antwortete sie. »Falls du denkst, dass man dir eine Falle gestellt hat, dann hast du mehr als nur ein Bauchgefühl, Dan Taylor.« Sie runzelte die Stirn. »Wo steckt David eigentlich?«

      »Das weiß ich auch nicht«, sagte Dan. »Ich habe mich nach ihm erkundigt, als meine Einsatz-Nachbesprechung beendet war. Sie haben mir lediglich mitgeteilt, dass unsere Gruppe nach meiner Gefangennahme aufgelöst worden ist. Angeblich hatte das etwas mit dem Premierminister zu tun, der jegliche Peinlichkeit vermeiden wollte.«

      »Und was ist mit Mitch?«

      Dan schüttelte den Kopf.

      »Wie … auch nichts?« Sarah warf verzweifelt die Arme in die Luft. »Ihr zwei seid Freunde … Teamkollegen. Sie können dir doch bestimmt sagen, wo er ist, oder nicht?«

      »Die Sache ist die«, antwortete Dan, »ich glaube gar nicht, dass sie mir nicht sagen wollen, wo David und Mitch sind, vielmehr denke ich, dass sie überhaupt nicht wissen, wo sich die beiden aufhalten.«

      »Was meinst du denn damit?«

      »Ich denke, dass sie ebenfalls vermisst werden!«

      Kapitel 9

      Sarah ging durch die Küche auf Dan zu, der daraufhin seine Arme um sie legte.

      »Was ist da bloß los?«, flüsterte


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