Maximen und Reflexionen. Иоганн Вольфганг фон Гёте

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Maximen und Reflexionen - Иоганн Вольфганг фон Гёте


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      Leichtsinnige, leidenschaftliche Begünstigung problematischer Talente war ein Fehler meiner frühern Jahre, den ich niemals ganz ablegen konnte.

      Ich möchte gern ehrlich mit dir sein, ohne dass wir uns entzweiten; das geht aber nicht. Du benimmst dich falsch und setzest dich zwischen zwei Stühle, Anhänger gewinnst du nicht und verlierst deine Freunde. Was soll daraus werden!

      Es ist ganz einerlei, vornehm oder gering sein: das Menschliche muss man immer ausbaden.

      Die liberalen Schriftsteller spielen jetzt ein gutes Spiel: sie haben das ganze Publikum zu Suppleanten.

      Wenn ich von liberalen Ideen reden höre, so verwundere ich mich immer, wie die Menschen sich gern mit leeren Wortschällen hinhalten: Eine Idee darf nicht liberal sein! Kräftig sei sie, tüchtig, in sich selbst abgeschlossen, damit sie den göttlichen Auftrag, produktiv zu sein, erfülle. Noch weniger darf der Begriff liberal sein; denn der hat einen ganz andern Auftrag.

      Wo man die Liberalität aber suchen muss, das ist in den Gesinnungen, und diese sind das lebendige Gemüt.

      Gesinnungen aber sind selten liberal, weil die Gesinnung unmittelbar aus der Person, ihren nächsten Beziehungen und Bedürfnissen hervorgeht.

      Weiter schreiben wir nicht; an diesem Maßstab halte man, was man tagtäglich hört!

      Es sind immer nur unsere Augen, unsere Vorstellungsarten; die Natur weiß ganz allein, was sie will, was sie gewollt hat.

      »Gib mir, wo ich stehe!«

      Archimedes.

      »Nimm dir, wo du stehest!«

      Nose.

      »Behaupte, wo du stehst!«

      G.

      Allgemeines Kausalverhältnis, das der Beobachter aufsucht und ähnliche Erscheinungen einer allgemeinen Ursache zuschreibt; an die nächste wird selten gedacht.

      Einem Klugen widerfährt keine geringe Torheit.

      Bei jedem Kunstwerk, groß oder klein, bis ins kleinste kommt alles auf die Konzeption an.

      Es gibt eine Poesie ohne Tropen, die ein einziger Tropus ist.

      Ein alter gutmütiger Examinator sagt einem Schüler ins Ohr: »Etiam nihil didicisti« und lässt ihn für gut hingehen.

      Das Fürtreffliche ist unergründlich, man mag damit anfangen, was man will.

      Aemilium Paulum – virum in tantum laudandum, in quantum intelligi virtus potest.

      Ich habe mich so lange ums Allgemeine bemüht, bis ich einsehen lernte, was vorzügliche Menschen im Besondern leisten.

      FÜNFTEN BANDES ERSTES HEFT (1824)

       Einzelnes

      Indem ich mich zeither mit der Lebensgeschichte wenig und viel bedeutender Menschen anhaltender beschäftigte, kam ich auf den Gedanken: es möchten sich wohl die einen in dem Weltgewebe als Zettel, die andern als Einschlag betrachten lassen; jene gäben eigentlich die Breite des Gewebes an, diese dessen Halt, Festigkeit, vielleicht auch mit Zutat irgendeines Gebildes. Die Schere der Parze hingegen bestimmt die Länge, dem sich denn das Übrige alles zusammen unterwerfen muss. Weiter wollen wir das Gleichnis nicht verfolgen.

      Auch Bücher haben ihr Erlebtes, das ihnen nicht entzogen werden kann.

      Wer nie sein Brot mit Tränen aß,

      Wer nicht die kummervollen Nächte

      Auf seinem Bette weinend saß,

      Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte!

      Diese tiefschmerzlichen Zeilen wiederholte sich eine höchst vollkommene, angebetete Königin in der grausamsten Verbannung, zu grenzenlosem Elend verwiesen. Sie befreundete sich mit dem Buche, das diese Worte und noch manche schmerzliche Erfahrung überliefert, und zog daraus einen peinlichen Trost; wer dürfte diese schon in die Ewigkeit sich erstreckende Wirkung wohl jemals verkümmern?

      Mit dem größten Entzücken sieht man im Apollosaal der Villa Aldobrandini zu Frascati, auf welche glückliche Weise Domenichin die Ovidischen »Metamorphosen« mit der schicklichsten Örtlichkeit umgibt; dabei nun erinnert man sich gern, dass die glücklichsten Ereignisse doppelt selig empfunden werden, wenn sie uns in herrlicher Gegend gegönnt waren, ja dass gleichgültige Momente durch würdige Lokalität zu hoher Bedeutung gesteigert wurden.

      Poesie wirkt am meisten im Anfang der Zustände, sie seien nun ganz roh, halbkultiviert oder bei Abänderung einer Kultur, beim Gewahrwerden einer fremden Kultur, dass man also sagen kann, die Wirkung der Neuheit findet durchaus statt.

      Mannräuschlein nannte man im siebzehnten Jahrhundert gar ausdrucksvoll die Geliebte.

      Liebes gewaschenes Seelchen ist der verliebteste Ausdruck auf Hiddensee.

      Das Wahre ist eine Fackel,


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