Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman - Günter Dönges


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»Mein Name tut nichts zur Sache. Ich fühle mich nur verpflichtet, ein Verbrechen zu verhindern.«

      »Anonyme Anrufe nehmen wir nicht entgegen«, sagte Manters mit ungnädiger, leicht gereizter Stimme. »Da könnte ja schließlich jeder kommen.«

      »Falls John Brewster etwas passiert, werden Sie die Folgen bald spüren, sehr bald sogar«, verhieß Josuah Parker dem Hilfssheriff. »An Ihrer Stelle würde ich einen Streifenwagen losschicken. Damit Sie sich aber jederzeit an diesen Anruf erinnern können, werde ich jetzt auch noch die Staatspolizei informieren.«

      Josuah Parker blieb in der öffentlichen Sprechzelle an der Main-Street und setzte sich umgehend auch mit der Dienststelle der Staatspolizei in Verbindung. Sie befand sich in Dadeville, dem Verwaltungssitz des Counties.

      Der Butler hatte seinen ganzen Spruch noch nicht abgesetzt, als er plötzlich weit hinten am Anfang der Main-Street das Rotlicht eines schnell näherkommenden Streifenwagens erkannte.

      Parker spürte es förmlich in den Fingerspitzen, daß dieser Streifenwagen auf die Telefonzelle angesetzt worden war. Hilfssheriff Manters interessierte sich nicht für John Brewster, sondern für den Mann, der für den Redakteur helfend eingreifen wollte.

      Er legte schnell den Hörer auf und verließ die enge, überhitzte Zelle. In der Tür blieb er einen Moment lang stehen, zupfte dann das schmale Ziertuch aus der Tasche seines Jacketts und wischte damit den Hörer gründlich ab. Er vernichtete damit alle Fingerabdrücke, die ihm unter Umständen gefährlich werden konnten.

      Als der bewußte Streifenwagen tatsächlich mit quietschenden Bremsen neben der Sprechzelle hielt und zwei Männer ins Freie sprangen, befand der Butler sich bereits in Sicherheit. Er stand im Torweg eines Geschäftshauses und beobachtete die beiden Männer, die mit ihren Taschenlampen die nähere Umgebung absuchten.

      »Also schön, dann weiter zu Brewster«, meinte einer der Männer ohne große Begeisterung. »Ich möchte nur wissen, wer von hier aus eine Lippe riskiert hat. Ist ja ganz neu für Alexander City.«

      »Ich möchte wetten, daß es Walt Shyness gewesen ist«, sagte der andere Mann und rückte sich seinen Leibgurt zurecht. »Der mischt sich doch immer in alles rein. Ich möchte bloß mal wissen, wann die Kapuzenmänner sich mit ihm befassen werden. Lange geht das bestimmt nicht gut.«

      »Vielleicht geht es schneller, als wir alle denken«, sagte der erste Mann, der sich vor das Steuer des Streifenwagens setzte. Seine weiteren Worte gingen im. Anlassen des Motors unter. Minuten später verschwand der Streifenwagen auf der breiten Hauptstraße des kleinen Ortes, in dem um diese Zeit nur noch wenige Reklamelichter brannten.

      Josuah Parker wollte auf keinen Fall den Anschluß verlieren. Er ging in die Nebenstraße, wo sein Wagen stand. Es handelte sich in diesem Fall um einen Ford, den er sich in Montgomery gemietet hatte. Natürlich war er mit solch einem Wagen nicht zufrieden, denn er bevorzugte ein erheblich anderes Modell, nämlich sein hochbeiniges Monstrum. Er hatte es in Chikago zurücklassen müssen, da er innerhalb weniger Stunden hier in Alexander City erwartet worden war.

      Im Grunde bedauerte er das nicht. Alexander City, ein kleines Städtchen in der Nähe des Martin Lake im Staate Alabama, hätte sein Spezialmodell sofort registriert. Man hätte ihn darin auf Schritt und Tritt beobachten können. Parker legte aber größeren Wert darauf, unerkannt zu bleiben. Er stand allein gegen die Muffigkeit und die Angst einer aufgehetzten Landbevölkerung. Nur eine gewisse Unauffälligkeit konnte hier Erfolg bedeuten.

      Er hetzte den Wagen durch die Nacht. Tief trat er das Gaspedal durch. Parker handhabte den Wagen mit einer souveränen Sicherheit. Er zog ihn durch Kurven, daß die Pneus empört quietschten und sangen. Sein Ziel war das Privathaus des Redakteurs Brewster. Hier erwartete er das Auftreten des Ku-Klux-Klans.

      Feuerschein am Himmel wies ihm den Weg.

      Parkers Gesicht wurde zu einer undurchdringlichen Maske. Er wußte nur zu gut, was dieser Feuerschein bedeutete. Der Ku-Klux-Klan war bereits am Werk.

      Vor der kleinen Steinbrücke, die den Tallpoosa Creek überspannte, stieg er in die Bremsen und riß den Wagen in eine kleine Seitenstraße. Der Ford schleuderte, doch gegen Parkers Fahrtechnik konnte sich das Schlingern nicht durchsetzen. Nach ein paar Schlangenlinien hatte er das Fahrzeug wieder unter Kontrolle.

      Parker stieg aus und griff nach einer kleinen Leinentasche, der er zwei Gegenstände entnahm. Nach knapp einer Sekunde wurde daraus eine Schrotflinte, die er sorgfältig lud. Dann ging er zu Fuß weiter und pirschte sich an den Feuerschein heran.

      Betroffen blieb Parker stehen, als er die Ursache des Feuers erkannte. Eine fast drei Meter große Strohpuppe, die die Umrisse eines Menschen erkennen ließ, wurde von einem wilden Feuer verzehrt. Funken sprühten hoch und regneten auf ein leichtes Holzhaus herunter, das in einem kleinen Garten stand.

      Es war das Haus des Herausgebers und Redakteurs John Brewster. Parker hatte es sich am Vortage bereits aus der Nähe angesehen. Auf der Straße vor dem Haus parkten etwa zehn Personen- und Lastwagen. Zwischen den Wagen bewegten sich vermummte Mitglieder des Ku-Klux-Klans. Sie trugen lodernde Fackeln in den Händen und stießen laute Drohrufe gegen das Haus aus.

      Das Haus selbst war bis auf ein matt erhelltes Fenster dunkel. Die Vermummten fanden sich langsam zusammen und rückten in einer dichten Kette auf das Haus zu. Weit und breit war kein Fahrzeug der Polizei zu sehen oder zu hören.

      Unter diesen Voraussetzungen fühlte Josuah Parker sich veranlaßt, helfend einzugreifen …!

      *

      John Brewster kam nicht weit. Er hatte gerade den kleinen, verwilderten Garten hinter seiner Druckerei erreicht, als er von drei Angreifern überrascht wurde. Sie ließen ihm keine Zeit, ihre Gesichter zu erkennen. Mit Kabelenden und Gummiknüppeln droschen sie auf den Herausgeber der »Alexander City Review« ein. Schon die ersten Schläge trafen den Mann mit gefährlicher Präzision. Schützend hob Brewster seine Arme vor das Gesicht. Als er um Hilfe rufen wollte, traf ihn ein Kabelende und Brewster brach in die Knie.

      Die drei Männer ließen von Brewster nicht ab, obwohl er ohnmächtig geworden war. Methodisch schlugen sie auf ihn ein. Sie waren erfüllt von der Besessenheit, Brewster zu töten.

      Sie hätten ihren Plan bestimmt auch durchgeführt, wenn auf der nahe gelegenen Straße nicht das Rotlicht eines Streifenwagens aufgetaucht wäre. Die Insassen dieses Wagens schienen etwas bemerkt zu haben, denn plötzlich flammte ein Suchscheinwerfer auf, der die Nacht grell durchschnitt.

      Die drei Männer warfen sich zu Boden und verschwanden hinter den dichten Sträuchern. Sie warteten, bis der Streifenwagen weiterfuhr. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis die Streife hinter einem Knick verschwand. Doch diese wenigen Sekunden retteten Brewster das Leben. Der Mordwille in den drei Männern war erloschen. Sie konnten sich nicht mehr dazu entschließen, weiter auf den regungslos am Boden liegenden Redakteur einzuschlagen. Nach einer kurzen, nur geflüsterten Beratung schleiften sie Brewster hinter einen Strauch und ließen ihn liegen.

      Sie vergewisserten sich noch einmal genau, ob der Streifenwagen auch tatsächlich weggefahren war. Dann schlüpften sie nacheinander durch die Hintertür und sahen sich in Brewsters Büro genauer um. Allen entging, daß zwei Manuskriptblätter, die auf dem Arbeitstisch lagen, vom Luftzug zu Boden geweht wurden. Die beiden Blätter landeten vor einem hochbeinigen Büroschrank und wurden dann von fettigem Bohnerwachs festgehalten.

      Die drei Männer kümmerten sich nicht weiter um Einzelheiten. Ihr Interesse galt einem altertümlichen, einfachen Geldschrank. Er stand in einer Ecke des Verschlags und wurde von einem Vorhang halb verdeckt.

      Ein mitgebrachtes Stemmeisen leistete schnell und ganze Arbeit. Innerhalb weniger Minuten hatten die drei Männer den Schrank geknackt. Die Tür blieb schief in den Angeln hängen.

      Im mittleren Fach des Schranks lag das Zahlbrett mit den Geldscheinen und Münzen. Der Anführer der drei Männer raffte das Zahlbrett an sich und ging damit zum lisch. Mit schnellen Fingern zählte er die Scheine durch.

      »128 Dollar«, sagte er enttäuscht.

      »Besser als nichts«, sagte


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