Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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hatte an diesem Wochenende Bereitschaft und war somit daheim.

      »Das war aber ein schlechtes Blatt, das du da ausgespielt hast, Victor. Du bist mit deinen Gedanken net beim Spiel«, bemerkte Leonhard Gasser.

      »Du hast gut reden, Leo! Der Fuß schmerzt, als würd der Teufel darin rumbohren.«

      »Des kommt halt davon, wenn man mit den Gedanken net bei der Sach’ is. Kühe merken des. Die wollen auch Aufmerksamkeit, wenn sie gemolken werden«, bemerkte Leo spitz.

      »I war mit meinen Gedanken net bei der Sach’.«

      Die Freunde vermuteten, daß etwas zwischen Jeanette und Victor nicht stimmen mußte, denn Victor sprach nicht mehr von ihr. Sie warfen sich Blicke zu, sagten aber nichts.

      »Nun, hab’ dich net so! Kannst froh sein, daß der Knöchel net gebrochen is, sonst würdest du im Krankenhaus liegen. Ich weiß, daß so ein massiver Bluterguß seine Zeit braucht. Da gehen auch ein paar Wochen drauf, bis du wieder richtig gehen kannst. Mußt den Fuß immer schön hochlegen, kühlen und die Salbe dick draufschmieren.«

      »Mach i ja, Martin! Schon drei Tag, tue ich des. Aber nix is! Gibt’s da net was Besseres?«

      Der Angesprochene grinste.

      »Fragst mich jetzt als Arzt oder als Freund?«

      »Is da ein Unterschied?«

      »Ja! Als Arzt sag ich, da gibt’s nix Besseres. Als Freund sag i des net. Wär i an deiner Stelle, da würd i mal bei der Ella vorbeischaun. Die alte Kräuterhex hat da ein Hausmittel. I weiß net genau, was sie da reinmacht, aber es hilft. Als Doktor darf i des net sagen, aber als Freund kann mir des niemand verbieten.«

      »I hab’ die Waldner Ella schon lang nimmer gesehen.«

      »Die kommt selten runter ins Dorf. Die lebt auf dem kleinen Einsiedler Hof am südlichen Hang vom ›Höllentor‹ und sondert sich ein bisserl ab«, bemerkte Leo. »Wir haben neulich jemanden da oben holen müssen, so sein Narr, der unbedingt die Steilwand am ›Höllentor‹ raufwollt. Dann is er mitten drin hängengeblieben. Wir haben ihn dann rausgeholt. Da hab’ i die Ella gesehen. Sie hatte Besuch. Die Anna hat sie besucht.«

      »So, die Anna hat die Ella besucht. Was du nicht sagst?« wunderte sich Victor.

      »Was schaust so?« warf Martin ein. »Die Anna versteht sich gut mit der Ella. Die Ella wandert auch oft rüber zur Berghütte. Dann gibt ihr die Anna Mehl, Zucker und so weiter. Da muß die Ella net runter ins Tal zum Einkaufen.«

      »Des is nett von der Anna!«

      »Frag doch mal Anna oder den Toni. Die haben vielleicht von der Paste, die die Ella immer braut. Die hilft wirklich gut bei solchen Prellungen. Den Rat gebe ich dir als Feund, net als Arzt«, betonte Martin noch einmal und teilte die Karten neu aus. Sie spielten weiter und tranken Bier.

      Abends brachte Leo Victor mit dem Auto heim auf den Reichler Hof. Victor konnte mit dem dicken Fuß kein Auto fahren.

      »Dann wünsche ich dir gute Besserung Victor!«

      »I will zusehen, daß ich die Paste von der Waldner Ella bekomm. Vielleicht hilft es ja.«

      Leonhard schaute Victor an.

      »Es kann sein, daß i die Tage mal wieder rauffliege. I werd die Anna fragen, ob sie etwas von der Paste hat oder ob sie dir des Zeug von der Waldnerin besorgen kann. I bring dir’s dann.«

      »Des wäre eine prima Sach’. Des wäre gut!«

      Karin fuhr langsam auf der Autobahn in Richtung Berge. Mit ihrem kleinen alten Auto hielt sie sich immer auf der rechten Spur. Es war schon dunkel, als sie in Waldkogel ankam. Der Schankraum des Wirtshauses und der Pension der Baumbergers war voll.

      »Mei, Karin! Des is ja einen Freud! Madl, wo kommst du denn her?«

      Meta, Annas Schwiegermutter, begrüßte die junge Frau freudig. Sie hatte sie an der Hochzeit von Anna und ihrem Sohn Toni kennengelernt.

      »Kannst reingehen und dich in die Küch’ setzen. I komm gleich. Wir haben heut’ Hochbetrieb.«

      Karin stellte ihre Koffer unter den Küchentisch. An der Innenseite der Küchentür hing eine Schürze. Sie band sie sich um und krempelte die Ärmel ihrer Hemdbluse hoch. Dann fing sie wortlos an, Geschirr zu spülen.

      »Des sollst net machen, Madl! Bist doch bestimmt zu Besuch gekommen und net zum Arbeiten«, bemerkte Xaver Baumberger.

      »Laßt mich nur machen! Ich habe so viele Gedanken im Kopf. Da tut mir Arbeit gut.«

      Meta und Xaver warfen sich Blicke zu. Sie wußten von Anna vom stillen Kummer der jungen Frau.

      »Des Madl kann einem wirklich leid tun. Is a fesches Madl, die zupackt und auch sieht, wo es fehlt, die hat was Besseres verdient. Mancher Bursch hier wäre froh, wenn er so ein Madl auf den Hof bekäm. Leider is manches verkehrt in der Welt«, sagte Xaver leise zu seiner Frau.

      »Psst! Sag nix! Wir wissen von nix!« ermahnte ihn Meta.

      Nach weiteren zwei Stunden waren die Gäste endlich heimgegangen oder auf den Zimmern. Karin trocknete das letzte Geschirr ab.

      »Kannst das Zimmer von der Anna und dem Toni haben. I nehm an, du willst morgen rauf auf die Berghütte.«

      »Ja, ich habe mir einen längeren Urlaub genommen.«

      Meta und Xaver warfen sich Blicke zu. Sie sagten aber nichts.

      Als Karin am nächsten Morgen auf der Oberländer Alm ankam, wartete Anna bereits auf sie. Die beiden Frauen umarmten sich herzlich.

      »Danke für deine liebe Einladung, Anna! Ich werde mich auch bemühen, dir und deinem Toni nicht zur Last zu fallen.«

      Anna lachte.

      »Das ist ganz und gar meine Karin, wie sie leibt und lebt. Immer darauf bedacht, niemanden zu verärgern, nirgends anzuecken, es allen recht zu machen. Du bist mir wirklich ein wahres Engelchen!«

      Anna schaute Karin liebevoll an.

      »Doch ich habe Hoffnung, daß du es noch lernst, an dich selbst zu denken. Daß du uns besuchst, ist ja fast ein Wunder. Ich gestehe, daß ich es nicht zu hoffen gewagt hatte. Wie lange willst du bleiben?«

      »Ich kann mindestens acht Wochen bleiben, wenn ich dann von den Bergen noch nicht genug habe, auch länger.«

      »Das sind ja wirklich gute Aussichten! Wer weiß, am Ende willst gar nicht mehr fort. Wärst nicht die Erste, die ihr Herz an die Berg verliert.«

      Anna schaute Karin prüfend an.

      »Hast du dich von Pierre getrennt? Endgültig?

      Karin seufzte tief.

      »Getrennt? Wie das klingt? Ich will ihm auf jedenfall einen Denkzettel verpassen. Ich bin einfach abgehauen. Soll er mich suchen!«

      »Wirklich?« staunte Anna. »Ich sehe, du machst doch noch Fortschritte.«

      »Ich gestehe, daß ich einen Schubs brauchte. Ganz glücklich bin ich nicht«, seufzte Karin. »Ist das nicht feige, einfach so wegzulaufen? Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen.«

      »Darüber reden wir später. Wir haben die nächsten Wochen viel Zeit. Jetzt müssen wir schauen, daß wir raufkommen.«

      Anna lud die beiden Koffer in das kleine Wägelchen, das von Bello, dem Neufundländer, gezogen wurde.

      »Ich staune immer noch, wenn ich Bello so sehe. Ist doch sehr ungewöhnlich, ein Hund, der einen Wagen zieht. Ist das nicht zu schwer für ihn?«

      »Da mache dir mal keine Gedanken. Neufundländer sind kräftige Hunde. Diese Rasse wurde extra dafür gezüchtet, den Menschen bei der Arbeit zu helfen. Er fühlt sich wohl, wenn er seine Kräfte einsetzen kann. Toni und ich achten schon drauf, daß es nicht zu schwer ist. Aber das Wägelchen ist die einzige Möglichkeit eines Fahrzeugtransportes zur Berghütte. Es gibt ja keine Straße. Sehr große, schwere


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