Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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besuchen kommen, Victor. Außerdem hast du mir versprochen, eure Alm zu zeigen. Gib mir Bescheid. Weißt ja, wo ich zu finden bin.«

      Victor sprach wenig, als er sie zum Auto brachte.

      *

      Am nächsten Morgen fuhr Karin hinauf zur Oberländer Alm. Dort parkte sie ihr Auto und wanderte hinauf zur Berghütte.

      Bello kam ihr laut bellend entgegengelaufen. Er sprang an ihr hoch und legte ihr zur Begrüßung beide Pfoten auf die Schultern. Liebevoll kraulte sie ihm sein Fell.

      »Hast mich vermißt, Bello, das ist schön. Jetzt bleibe ich. Jetzt bringt mich keiner mehr so schnell ins

      Tal.«

      Karin hatte Mühe, mit dem übermütigen verspielten Bello die letzten Meter bis zur Berghütte zu bewältigen.

      Alois saß auf der Terrasse.

      »Schön, daß du wieder da bist. I freue mich auch, auch wenn i des net so ausdrücken kann, wie ein junger Hund.«

      »Du alter Charmeur!« antwortete Karin und blinzelte dem alten Mann zu.

      Anna war in der Küche.

      »Grüß dich, Karin!«

      »Guten Tag, Anna!«

      Die Freundinnen umarmten sich. Anna musterte Karin von Kopf bis Fuß.

      »Schaust gut aus, Madl! Richtig fesch, wie man hier sagt.«

      »Mir geht es auch gut.«

      »War es denn so schön beim Martin?«

      »Ja, schön war es beim Martin auch.«

      »Auch? Na ja, es hat sich sogar bis hier herauf auf die Berghütte herumgesprochen, wie lieb du dich um den Victor Reichler gekümmert hast.«

      Karin wurde rot bis zu den Ohren.

      »Das war nur Hilfsbereitschaft!« verteidigte sich Karin laut und mit Nachdruck.

      Anna mußte laut lachen und stellte den Topf vom Feuer. Sie füllte zwei große Emailbecher mit süßen Milchkaffee.

      »Komm, setzen wir uns ein bißchen auf die Terrasse und plaudern. Ich kann mir meine Zeit ja einteilen. Der Toni ist mit einer Gruppe unterwegs. Sie hatten eine gewagte Tour vor sich. Zufällig hat der Toni gestern abend gehört, wie sie davon gesprochen haben. Da bot er sich an, die Seilschaft anzuführen. Er wird erst wieder gegen Abend hier sein.«

      »Wir gehen aber ganz in die andere Ecke. Der alte Alois muß nicht alles hören, was wir Frauen zu bereden haben.«

      »Aha! Dann gibt es doch etwas zu erzählen. Na, dann komm!«

      Anna warf sich en warmes großes Dreiecktuch um die Schultern und ging voraus. Das war nicht leicht, weil Bello ihr vor den Füßen herumlief.

      »Bello hat dich sehr vermißt, Karin. Das war kein Wunder, du hast ja viel mit ihm gespielt, als du hier warst. Hunde merken sich das. Sie sind eben dankbare und anhängliche Wesen.«

      »Besser als manche Menschen! Kennst den Spruch, Anna! Er heißt: Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Hunde. Der Hund ist mir im Sturme treu, der Mensch nicht einmal im Winde. So oder ähnlich.«

      »Ein schöner Spruch! Doch zum Glück trifft es nicht auf alle Menschen zu.«

      »Ich weiß, Anna! Wenn ich Bello so ansehe, wie er sich freut, daß ich wieder da bin, da geht mir das Herz auf. Schau, wie er da sitzt und mich anschaut. Dieser Hundeblick!«

      »Pierre hatte angerufen, Karin. Er war ziemlich aufgeregt, weil du fort warst und alle deine Sachen auch. Frau Bleist hat getan, als wüßte sie von nichts. Sie ließ ihm in dem Glauben, daß du sie nur gebeten hattest, Pierre die Sachen zum Flughafen zu bringen. Ansonsten zuckte sie mit den Achseln, wenn er sie nach dir fragte.«

      Karin lächelte und hörte Anna weiter zu.

      »Dann rief er alle Leute an, von denen er die Telefonnummer hatte oder recherchieren konnte. Der muß ganz schön geschwitzt haben, der gute Pierre. Es ist ihm dabei nämlich klar geworden, daß er nur wenige Adressen hatte. Deine Freunde und Bekannten waren ihm nicht fein genug gewesen. Einige haben es ihm wohl auch gesagt. Ich vermute, daß er sich da hat einiges anhören müssen. Übrigens hat ihm Susanne auch eine Standpauke gehalten. Sie rief mich an und erzählte es mir. Sie wußte natürlich, wo du bist. Aber gesagt hat sie es ihm nicht.«

      »Gute Susanne!« sagte Karin leise. »Da muß er ja wirklich gelitten haben. Das war eine Situation, über die er keine Kontrolle hatte. Das mag Pierre überhaupt nicht.«

      »Und du – magst du Pierre noch?«

      »Ach, Anna! Ich will es einmal so sagen. Der erste Schmerz ist vorbei. Meine Hoffnungen sind geplatzt. Er hat sich unmöglich benommen, als er auf dem Reichler Hof kam. Ich schämte mich in Grund und Boden, daß ich mich einmal an solch einen Mann gehängt hatte. Ich muß nicht recht bei Sinnen gewesen sein. Ich hätte das doch all die Jahre erkennen müssen, Anna!«

      »Man kann nur etwas erkennen, wenn man etwas erkennen will. Da muß man die Sache von außen betrachten, wie durch andere Augen. Du hast ihn schon lange nicht mehr geliebt, Karin. Du bist bei ihm geblieben aus Pflichbewußtsein, aus falsch verstandener Anhänglichkeit und Treue, vielleicht auch aus Gewohnheit. Er machte dich auch unsicher. Du fühltest dich unfähig, weil du niemals Anerkennung oder ein gutes Wort von ihm bekommen hast. Das hatte Auswirkungen auf deine Seele. So schlimm du dich bei ihm auch gefühlt hast, noch mehr Angst hattest du vor dem Alleinsein. War es so?«

      »Ja, wahrscheinlich. Nun ist es vorbei. Ich habe ihn abfahren lassen. Ich werde mir ein neues Leben aufbauen. Doch erst mache ich einmal Urlaub.«

      »Rede doch mit Martin. Er hat gute Beziehungen zum Krannkenhaus in der Stadt. Vielleicht findest du dort eine Stelle.«

      »Da fahre ich lieber selbst hin und bewerbe mich. Martin schaute mich immer so seltsam an. Na, du weißt schon, Martin ist ja auch Junggeselle. Als mir Victor die Blumen schenkte, war das Martin wohl nicht so angenehm.«

      »Oh, lá, lá! Victor, der stille Victor hat dir Blumen geschenkt?«

      »Ja, aber es ist nicht so, wie du denkst. Ich bekam sie in mener Funktion als Krankenschwester. Sonst war da nichts.«

      »Machst du dir da nichts vor? Du magst Victor doch, hast ihm sogar auf dem Hof geholfen. Er hat dich jeden Abend mit dem Motorrad zu meinen Schwiegereltern gefahren. Das soll nichts sein?«

      »Anna, nun träumst du! Nein, da ist nichts! Ich war nur hilfsbereit, sonst nichts.«

      »Dann gefällt dir Victor nicht?«

      Karin dachte nach. Was sollte sie Anna antworten?

      »Du meinst als Mann?«

      »Natürlich, du Herzchen! Gestehe es schon.«

      »Ich finde ihn nett, als Mensch! Er ist ein guter Mensch, fleißig, ehrlich, anständig. Er hat alle guten Eigenschaften.«

      »Klingt sachlich, Karin! Das ist eine Beschreibung vom Kopf her. Wie steht es mit deinem Herzen? Spürst du kein Prickeln?«

      »Doch, so ein kleines bißchen prickelt es schon. Aber ich habe mir vorgenommen, nach der Pleite mit Pierre, erst einmal die Finger vom anderen Geschlecht zu lassen. Ich will nicht von einer Beziehung in eine andere schlittern. Ich muß doch erst einmal zu mir selbst kommen.«

      Anna schüttelte den Kopf.

      »Das klingt alles so ungeheuer vernünftig und überlegt. Doch wenn man genauer hinschaut, sind das nur Ausreden. Du hast Angst vor einer weiteren Enttäuschung.«

      »Die hättest du auch an meiner Stelle! Vielleicht ziehe ich ja die Typen an, die so sind wie Pierre. Damit will ich nicht sagen, daß Victor so ist wie Pierre. Aber ich bot ihm gleich meine Hilfe an. Ich habe mich dann geärgert. Victor hat es ein bißchen ausgenutzt. Sein Knöchel heilte besser, als er es zugeben wollte. Es gab abends kaum Arbeit. Er hatte alles schon gemacht. Wir saßen dann nur vor dem


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