Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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und dann wiederholte sie ihre Frage:

      »Hast du noch was von Jeanette gehört?«

      »Ja, aber das muß dich nicht belasten. Die Dummheit mit Jeanette, das war vor deiner Zeit. Heut frag i mich, wie des hat sein könne, daß i so auf diese Hexe reingefallen bin. Die Jeanette ist eine wirkliche Hexe.«

      »Vergiß sie, Victor! Denke nicht mehr an sie, sonst werde ich eifersüchtig.«

      Er lachte.

      »Mußt net eifersüchtig sein, meinen liebe Seilkameradin. Ich werde mit niemandem den Gipfel erklimmen außer mit dir.«

      Karin setzte sich auf seinen Schoß und schlang ihre Arme um seinen Hals. Sie kam mit ihrem Gesicht ganz nah und schaute ihm tief in seine rehbraunen Augen.

      »Ich denke, wir sollten vielleicht eine Abkürzung nehmen, Victor. Wir sind jetzt schon lang genug unterwegs.«

      »Wie meinst du das?«

      »Es gibt verschiedene Wege zum Gipfel. Wir haben den langsamen und sicheren gewählt. Das war vielleicht auch gut so, als wir losgezogen sind. doch jetzt haben wir doch schon viel Erfahrung gesammelt als Bergkameraden. Wir sollten jetzt die Route wechseln, sonst verlieren wir zuviel Zeit. Das ist unnötig. Meinst nicht auch?«

      Victor schaute sie an. In seinen Augen lag die Sehnsucht. Er schloß sie fest in seine Arme und küßte sie. Zuerst sanft und behutsam, dann leidenschaftlich und voller ungezügelter Wildheit. Karin wußte, daß sie auf dem richtigen Weg war.

      Zärtlich und verführerisch flüsterte sie ihm ins Ohr.

      »Hast du Einwände, wenn ich jetzt die Führung übernehme?«

      »Wo willst du mich denn hinführen?«

      Statt einer Antwort nahm Karin Victor bei der Hand.

      »Komm mit, mein Bergkamerad.«

      Sie führte ihn an den Fuß der Treppe, die zu ihrer kleinen Wohnung hinaufführte.

      »Dort oben können wir biwakieren. Hast du Einwände?«

      Statt einer Antwort nahm Victor Karin auf den Arm und trug sie die Treppe hinauf.

      *

      Als Karin am nächsten Morgen mit Victor frühstückte, tauschten sie immer wieder glückliche Blicke aus, wie man es eben nach so einer besonderen Nacht tat.

      »Bist du glücklich, Karin?«

      »Ja, das bin ich Victor! Und du?«

      »I auch! Ich lieb dich, Karin!«

      »Ich liebe dich auch, Victor!«

      Victor stand auf und ging in sein Zimmer. Nach kurzer Zeit kam er zurück.

      »Ich denke, daß es kein Geheimnis zwischen uns geben soll. Wir werden, des heißt i werde kämpfen müssen. Die Jeanette gibt keine Ruh. Die will mir etwas anhängen. Da lies selbst. Die behauptet, daß i ihr die Ehe versprochen hätte. Des hab’ i aber nie getan. Es stand im Raum. Sie hat immer wieder von der Zukunft geredet, i net. Des kann i schwören. I hab’ drüber nachgedacht. Aber da gab’s eben Faktoren, die hat i noch net geregelt. I wollt net ihr Anhängsel sein. I kann net in einem Büro dahinvegetieren. I bin Bauer, und i will ein Bauer sein und bleiben! Des hat die Jeanette net verstanden. I hab’ auch rausgefunden, daß sie nie an Kinder gedacht hat. Die schaden nur der Figur, hat sie mal gesagt und machen zuviel Arbeit. Weißt, des hat mir dann gar net gepaßt. Zu einer guten Ehe gehören Kinder dazu. Außerdem muß des ja weitergehen mit dem Hof. Mußt net denken, daß i nur Kinder haben will wegen dem Hof, Karin«, fügte er gleich hinzu.

      »Ich verstehe dich schon, Victor! Ich will die Briefe von Jeanette nicht lesen. Wie du gestern gesagt hast, das war vor meiner Zeit. Denke einfach nicht mehr an sie.«

      »Das sind keine Liebesbrief’, Karin. Die Jeanette hat mir schon mehrmals durch ihren Anwalt schreiben lassen. Sie war auch ein paarmal hier. Sie will einfach net begreifen, daß es aus is. Sie behauptet, daß i ihr die Ehe versprochen hätt’ und sie jetzt sitzen lasse.«

      Victor lachte bitter.

      »Der Anwalt schreibt, die Jeanette hätte einen großen seelischen und emotionalen Schaden erlitten. Was immer er auch damit meinen tut.«

      Victor schob Karin die Brief hin.

      »Du sollst wissen, daß da Schwierigkeiten auf mich zukommen können. Die Jeanette scheint wild entschlossen zu sein, mich zu bekommen oder mich zu ruinieren.«

      Victor schaute Karin an.

      »Bekommen tut sie mich nicht. Mein Herz gehört dir! Sie wird mich verklagen, denke i. Lese die Schreiben, dann weißt Bescheid.«

      »Bist schon bei einem Anwalt gewesen?«

      »Ja, das war i. Der sagt, daß sie klagen kann, wenn sie will. Bei solchen Prozessen wird dann viel schmutzige Wäsche gewaschen. Deshalb hab’ i Angst, daß du da reingezogen werden könntest. Der Vater von der Jeanette is, wie man sagt, ein ganz Großkopferter. Das heißt, der hat Geld. I bin ihm schon ein paar Mal begegnet. I bin auch schon daheim gewesen bei den Schmitts, in ihrer Villa. Die geben regelmäßig große Feste, verstehst? Der Mann ist wirklich ein schlauer Fuchs. Er hat’s vom einfachen Schlachthofarbeiter binnen weniger Jahre zum großen Wurstfabrikanten gebracht. Die Jeanette wickelt ihren Vater um den Finger. Wenn sie will, dann macht der Alte mir Ärger.«

      »Ist das alles, was dir Sorgen macht, Victor?«

      Der junge Reichlerbauer schaute Karin völlig überrascht an.

      »Dich scheint des net zu beunruhigen?«

      »Nein! Überhaupt nicht!«

      Karin lächelte Victor an. Sie trat zu ihm, schlang ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn.

      »Mein guter Victor! Du bist Bauer! Du kennst dich mit Tieren aus! Wie heißt es? Hunde, die bellen, beißen nicht!«

      Sie schaute ihm in die Augen und schmunzelte verschmitzt.

      »Für Jeanette formuliere ich das um! Der Gans muß man das Maul so vollstopfen, daß sie mächtig zu schlucken hat.«

      Victor ließ sich auf die Eckbank sinken. Karin setzte sich auf seinen Schoß.

      »Erinnerst du dich, daß ich gestern die Führung unserer Seilschaft übernommen habe?«

      »Das hast du ganz hervorragend gemacht!«

      Victor drückte Karin fest an sich. Sie küßten sich lange und innig. Karin fuhr mit ihrer Hand tröstend durch Victors schwarzbraunes Haar.

      »Ich hoffe, daß alle unsere Kinder dein schönes Haar bekommen.«

      »Hast aber nix dagegen, daß i gern ein Mädchen hätt, mit langen hellblonden Haaren, so wie du? Den Wunsch mußt mir erfüllen.«

      »Ich werde es versuchen.«

      Sie küßten sich wieder. Karin nahm zärtlich Victors Kopf zwischen ihre Hände.

      »So, jetzt sage ich dir etwas. Vielleicht denkst du, daß du gegen diese Jeanette nicht ankommst. Ich komme gegen sie an. Überlasse sie mir.«

      »Wie willst du das machen?«

      »Victor! Jeanette ist eine Frau! Ich bin eine Frau! Sie denkt, sie kämpft gegen dich, als Mann. Da irrt sie! Sie kämpft gegen mich. Ich habe die besseren Waffen. Sie wird klein beigeben, da bin ich mir sicher.«

      »Wie willst du das machen?« fragte Victor wieder.

      Karin legte ihm ihren Finger auf seine Lippen.

      »Psst! Das erzähle ich dir hinterher, irgendwann.«

      Karin blinzelte Victor zu.

      »I kann dir dabei nicht helfen? Die Jeanette ist ein Biest. Da mußt vorsichtig sein.

      »Helfen, helfen kannst du mir schon! Du kannst meine Sachen holen, wenn du willst. Ich denke, daß ich die Wohnung beim Alois nicht mehr


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