Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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gingen sie getrennt, im zeitlichen Abstand von einigen Minuten, zurück zum Parkplatz und fuhren heim.

      *

      Joseph Villinger, seine Frau Senta und Frizzi saßen nach dem Abendessen noch zusammen. Sie tranken ein Bier und plauderten, so wie sie das jeden Abend nach dem Essen machten.

      Ein Auto hielt auf dem Villinger Hof. Wie beiläufig schaute Joseph aus dem offenen Küchenfenster und rief:

      »Grüß Gott, Otto! Komm rein!«

      Kurze Zeit später betrat Otto Natterer die große Wohnküche des Villinger Hofes. Sie begrüßten sich. Frizzi holte für den Gast noch ein Bier.

      »Gibt es was Besonderes, Otto?« fragte Joseph scheinheilig.

      »Na, nix Besonderes! I war gerade auf dem Heimweg, da dacht i mir, i schau mal rein. I war beim Baumberger und hab’ mal was Gutes gegessen. I hab’ ja dann und wann eine Hilfe, die uns vorkochen tut. Aber das aufgewärmte Zeug, das schmeckt net so gut. Mei Bub, der Ansgar, der fährt oft rüber zur Schnellstraße an die Tankstelle mit dem Imbiß. Dort ißt er eine Pizza. Na ja, so machen es eben die jungen Leut. I mag des net. So zwei bis drei Mal in der Woche will i schon was frisch Gekochtes essen. Die Meta Baumberger is wirklich eine gute Köchin. Des Lokal is immer voll. Es hat sich herumgesprochen, daß es da richtige Hausmannskost gibt. Obwohl sie große Portionen kochen tut, schmeckt es so, als wär’s gemacht für eine Familie.«

      »Des kann i verstehen, Otto!«

      Otto Natterer schaute seine Frau an. Diese verstand sofort.

      »Otto, mußt schon entschuldigen, daß wir net früher dran gedacht haben. Kannst ja auch ein paarmal die Woche zu uns essen kommen, jeden zweiten Sonntag, wenn du willst?« sagte Senta und wandte sich danach an ihren Mann.

      »Was meinst du dazu, Joseph?«

      »Des is eine gute Idee! Da hätten wir schon früher dran denken sollen.«

      Otto Natterer wiegte den Kopf.

      »Leut, des ist bestimmt gut von euch gemeint. Aber des will i net. Schaut, i hab’ doch nur noch meinen Buben. Daß er sich dann mal eine

      Pizza holt, is schon verständlich. Aber wenn i zu euch zum Essen komme regelmäßig, dann hab’ i Sorge, daß unsere Familie ganz auseinanderfällt. Wenn i bei euch essen tue, dann is des was anderes, als wenn ich bei den Baumbergers mir ein Essen bestellte. Des is eben schwer zu erklären. I dank euch schön, doch des will i net.«

      »Dann bring deinen Buben mit, Otto!«

      »Danke, Joseph! Aber das halt i auch net für eine gute Idee. Wir werden schon zurechtkommen. I werde mich nach einer anderen Hilfe umsehen müssen. Weißt, es wäre genug, wenn sie ein oder zweimal die Wochen käme und vorkochen würde. Es müßt aber wirklich gut sein. I hab’s eben gern deftig, so mit viel Butter und Schweineschmalz. Sie sollt auch mal Kuchen backen oder einen Hefezopf, der wirklich schmeckt. I denk, daß ich am schwarzen Brett mal einen Aushang mache oder unseren Pfarrer frage.«

      Otto Natterer trank einen Schluck Bier und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum vom Mund.

      »Hör mal, Otto! Des mit dem Aushang, des muß net sein. Wir sind doch Freunde und sollten das in gegenseitiger Nachbarschaftshilfe regeln. Meinst net auch, Senta?«

      »Aber sicher! I back ja mindestens zweimal in der Woche Kuchen. Da mach i einen mehr. Die Frizzi kann ihn dann rüberbringen zu euch.«

      Otto Natterer tat, als überlege er.

      »Also, wenn dir des net so viel Arbeit is, Senta? Eine gute Sach wär des schon. Die Zutaten, die bezahl i dir dann.«

      »Nun rede net dumm daher, Otto!« tadelte ihn der Freund.

      Dann schaute Joseph Villinger seine Tochter an.

      »Frizzi, willst du dem Otto net helfen? Du kochst genauso gut wie deine Mutter. Zeit hast ja!«

      Otto tat, so als wäre er sehr überrascht.

      »I will dem Madl net lästig fallen.«

      »Aber Bauer, des is mir net lästig! I helf dir gern einmal die Woche. Willst?«

      »Mei Madl, wie kannst so fragen?«

      »Gut, dann komm i bei dir vorbei. Des bekommen wir schon geregelt. Auch werden die Mutter und i immer ein bisserl mehr kochen. Dann kann i dir auch an den anderen Tagen was rüberbringen, oder du oder der Ansgar könnt es abholen. Des geht doch, Mutter, oder?«

      »Sicher! Des ist eine gute Idee! I wollt morgen Leberknödel machen mit Sauerkraut und Kartoffelpüree. Da machen wir gleich mehr«, sagte Senta Villinger hilfsbereit.

      Otto Natterer tat, als wäre er sehr verlegen.

      »Aber nur, wenn das net zu viel zusätzliche Arbeit und extra Aufwand für dich und die Frizzi is?«

      »Laß des mal unsere Sach sein, Otto!« beruhigte ihn Senta. »Dafür sind wir Nachbarn und Freunde.«

      Otto Natterer schaute in seinen Bierkrug und spielte mit dem Deckel, den er auf und ab klappte.

      »Gut!« sagte er dann. »Dann probieren wir es mal.«

      »Das ist ein Wort, Otto! I wäre auch tief beleidigt gewesen, wenn du unsere Hilfe abgelehnt hättest«, gelang es Joseph überzeugend zu sagen.

      Dann saßen sie noch eine Weile zusammen und redeten. Sie sprachen über die Landwirtschaft, die Agrarpreise, eben so das übliche, was zwei Bauern reden, wenn sie sich treffen. Die beiden Frauen, Frizzi und ihre Mutter, saßen dabei. Senta strickte Strümpfe, Frizzi häkelte an einem großen dreieckigen Umschlagtuch aus hellblauer dünner Wolle.

      Otto Natterer beobachtete Frizzi verstohlen. Sie gefiel ihm immer mehr. Ja, es war eine gute Idee von Otto gewesen, die Kinder zusammenzubringen. Frizzi würde sich als Frau von seinem Sohn Ansgar gut machen. Sie war nicht nur sehr fesch, sie hatte auch die hausfraulichen Qualitäten, auf die es als Bäuerin ankam. Das gefiel ihm.

      »Des is schön, was du da handarbeiten tust, Frizzi!« bemerkte Otto beiläufig. »Was gibt es denn?«

      »I häkele mir ein Umschlagtuch zu meinem neuen Dirndl. I hab’ mir in der Stadt in dem neuen Laden für Landhausmoden ein neues Dirndl gekauft. Es is ganz schön. Es ist net so ein Dirndl in der alten Tradition, sondern moderner. Da hab’ i mir denkt, daß es mit einem schönen Umschlagtuch gut aussehen wird.«

      »Dann bin i gespannt, wenn du es mal anhast. I versteh ja nix von Mode. Doch was die jungen Madls manchmal so anziehen, da denkt man, die wären am Meer, mit dem bauchfreien Zeug.«

      Otto Natterer grinste.

      »Hingucken tut man als Mann, des is klar. Aber schön sieht des net aus. Da find ich ein fesches Madl in einem schönen Dirndl viel anziehender. Aber vielleicht bin i ja altmodisch.«

      Es war schon dunkel draußen, als sich Otto Natterer auf den Heimweg machte. Joseph brachte ihn zum Auto. Wortlos schüttelten sie sich die Hände. Sie lächelten sich zu. Der Anfang ihres Planes war gut gelungen.

      Joseph Natterer stand noch eine Weile draußen unter dem Sternenhimmel und schaute Otto nach, wie er davonfuhr. Er war sehr zufrieden und bester Zuversicht, daß die beiden Höfe bald zusammengehören würden.

      *

      Einige Tage später waren Dominik und sein Vater im Stall beschäftigt.

      »Bub, i muß mal mit dir reden!« sagte der Bauer plötzlich und stützte sich auf die Mistgabel.

      Dominik arbeitete weiter. Mit ruhigen, kräftigen Bewegungen hob er Mistgabel nach Mistgabel mit dem Kuhmist auf den Schubkarren. Ohne seinen Vater anzusehen, sagte er:

      »Was gibt’s denn, Vater?«

      »I seh, daß du oft in die Stadt

      fährst, auch tagsüber. Bist viel unterwegs in letzter Zeit. Da mach i mir so meine Gedanken.«

      Dominik


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