Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Читать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


Скачать книгу
strich seine Mutter ihm über das Haar. Gino gab ihr einen Kuß auf die Wange.

      »Dann sollten wir möglichst bald die Einzelheiten besprechen, Vater. Wann ist Notartermin? Wie hast du dir die Finanzierung gedacht? Das möchte ich auch wissen, schließlich gehört das auch zu meiner Zukunft, als dein Erbe. Wieviel Geld ist für Umbau und Renovierung da? Wie weit kann ich entscheiden?«

      »So voller Tatendrang?«

      »Ja, Vater! Ich will es mir selbst beweisen. Ich will es dir beweisen.«

      Sein Vater schaute ihm in die Augen. Er schaute durch seine Augen in sein Her##z.

      »Du willst es in erser Linie Katja beweisen.«

      »Ja! Deshalb habe ich es eilig. Bitte, das kannst du doch sicher verstehen oder?«

      »Wenn eine schöne und begehrenswerte Frau dahinter steht, da vollbringen Männer wirklich Gewaltiges. Ob es immer gut ist, was sie tun, das sei dahingestellt. Die Geschichte ist voll von solchen Beispielen. Gut daran ist, daß sie handeln. Ich bin kein Ornithologe, kein Vogelkundler, aber ich habe einmal irgendwo in einer Zeitung folgendes gelesen: Es gibt Vogelarten, da bauen die männlichen Vögel zuerst die Nester, dann setzen sie sich auf den Rand und locken die Weibchen. Die Weibchen begutachten das fertige Nest. Sind sie beeindruckt, bleiben sie. Ich hoffe, daß es nicht nur an der Architektur der Nester liegt. Der Partner sollte auch schon gefallen.«

      Isebert Koppermann schenkte sich und seinem Sohn einen Cognac ein.

      »Deine plötzliche Aktivität erinnert mich an diese Vogelart.«

      »Damit hast du nicht ganz unrecht, Vater. Ich will Katja etwas vorzeigen. Sie hat mich damals rausgeworfen. Den Ring habe ich noch immer. Ich werde morgen früh zum Juwelier gehen und versuchen, ihn umzutauschen.«

      »Das ist ein schlechtes Geschäft. Warum willst du das tun? Du wirst ihn wieder brauchen, wenn du ihr den zweiten Antrag machst.«

      »Ich kann das nicht mit diesem Ring tun. Sie wollte ihn nicht, weil ich ihn von deinem Geld bezahlt habe. Ich habe mit Karte bezahlt. Sie meinte, sie wollte keinen solchen Ring. Der Bräutigam müßte für den Ring bezahlt haben.«

      »Diese Katja scheint ja Prinzipien zu haben. Ich mache dir einen anderen Vorschlag. Du gibst mir den Ring, und ich stelle dir eine Quittung aus.«

      »Gut! Dann behalte meine Gehälter so lange ein, bis der Ring bezahlt ist.«

      »Brauchst du denn kein Geld?«

      »Onkel Albert hat mich bezahlt. ##Kost und Logis waren frei. Ich konnte viel sparen. Ich hatte nur kleinere Ausgaben. Onkel Albert war fair. Er bezahlte mir den gleichen Lohn, wie er allen seinen Hilfskräften bezahlt.« Gino lachte. »Ich war am Anfang richtig schlecht. Keine Arbeit konnte ich schnell und richtig machen. Dafür war ich wirklich gut bezahlt. Die Waldarbeiter ernähren damit ihre ganze Familie mit mehreren Kindern. Katjas Vater war Maurer. Er hat ein Haus gebaut.«

      »Ich sehe, du hast viel gelernt. Ich hoffe, du findest die Anerk##ennung von Katja. Liebt sie dich denn?«

      »Ich denke schon. Gesagt hat sie es nicht. Einmal habe ich sie schon geküßt. Vater! Mutter! Katja ist anders als andere junge Frauen. Das ist schwer zu beschreiben. Sie ist verschlossen, ehrgeizig, strebsam.«

      »Hast du mit ihr über deine Pläne geredet?« fragte Ginos Mutter.

      »Nein! Ich will Tatsachen schaffen. Dann ist alles anders.«

      »Sicherlich wollen auch moderne tüchtige junge Frauen einen Mann, der sie und die Familie versorgen kann. Aber sie wollen in die Entscheidung mit einbezogen werden. Gino, ich bin sicher, daß du deinen Weg gehst. Rede mit Katja darüber, von Anbeginn an. Entscheide nichts allein, was für euer gemeinsames Leben von Bedeutung ist. Das wird nicht gut sein. Schaffe dir da nicht eine Arbeitswelt außerhalb eurer Beziehung. Außerdem geht es zu zweit besser«, ermahnte ihn seine Mutter.

      »Lola, das ist ein guter Gesichtspunkt. Liebe ist viel mehr als nur ein Wort, ein Gefühl. Liebe bedeutet auch, zusammenstehen, etwas gemeinsam schaffen, das verbindet. Du wirst lernen, wie schwer es ist, Entscheidungen zu treffen. Dann bist du glücklich, wenn du jemanden hast, dem du absolut vertrauen kannst. Bei mir und deiner Mutter war das immer so. Die Leute sagen, schaut, was der Koppermann alles gemacht hat. Dahinter stehen zwei. Deine Mutter ist daran genauso beteiligt wie ich, vielleicht noch mehr. Sie ist die geheimnisvolle Kraft im Hintergrund. Sie sieht die Dinge anders als ich. Sie betrachtet das Leben vom Blickwinkel der Frauen. Oft habe ich mich## auf ihren Rat verlassen und eigentlich gegen meine eigene Überzeugung gehandelt. Das waren vielleicht die besten Entscheidungen. Frauen denken nicht nur, sie fühlen auch. Das hat die Natur so vorgesehen, weil es ein enges Band gibt zwischen den Müttern und den Kindern, bis die Kinder groß sind. Mütter wissen über viele Kilometer Entfernung, ob es ihrem Kind gut oder schlecht geht. Deshalb war es immer gut von mir, auf deine Mutter zu hören. Sie ermutigte mich zu meinem ersten Lokal. Sie half mir und arbeite##te mit. Lange Rede, kurzer Sinn: Rede mit deiner Katja!«

      Sie prosteten sich zu. Dann erzählte Gino von seinen Erlebnissen in den Bergen. Es war spät, als sie endlich schlafen gingen.

      *

      Es waren einige Tage vergangen. Katja war sehr unruhig. Die meiste Zeit verbrachte sie auf der Terrasse vor der Berghütte und schaute mit dem Fernglas ins Tal.

      »Du kannst ihn nicht herbeisehen, Katja! Er kommt schon wieder.«

      »Ach, diese Warterei geht mir auf die Nerven. Da hatte ich gerade das Gefühl, daß sich zwischen uns eine Annäherung ergibt, schon ist er weg. Nicht mal richtig verabschiedet hat er sich. Wo ist er hin? Was macht er?«

      »Katja, beruhige dich!« Toni wollte sie trösten. »Ich kann mir deine Gefühle gut vorstellen. Ich weiß, wie das ist, wenn man den liebsten Menschen vermißt. Tage ohne meine Anna kamen mir vor wie Tage voller Regen und Nebel, auch wenn die Sonne schien. Deshalb bin ich jetzt so froh, daß Anna länger hier bleibt.«

      »Wann ziehst du ganz her, Anna?« fragte Katja, entschuldigte sich aber dann gleich. »Das war vorlaut. Es ist eure Angelegenheit.«

      Toni hielt Anna fest im Arm und drückte sie an sich.

      »Wenn’s nach mir ginge, dann lieber gestern als heute und lieber heute als morgen. Aber da mußt die Anna fragen. Die macht ein bisserl ein Geheimnis draus. Die Anna macht’s halt gern ein wenig spannend. Vielleicht mag sie mich gern ansehen, wie ich da so rumzappele an ihrer Angel.«

      »Wir hatten ausgemacht, daß erst die Berghütte ganz fertig sein muß, Toni. Das war übrigens dein Vorschlag, ganz am Anfang erinnerst du dich?«

      Toni war verlegen.

      »Ja, ich erinnere mich schon. Ich will dir’s eben ein bisserl schön machen auf #der Berghütte. Du mußt genug entbehren. Wir haben kein fließendes Wasser. Die Wohnung, die der Alois mit seiner Frau bewohnt hatte, ist auch ein bisserl eng. Ich dachte, ich könnte die Wand versetzen, die hintere Wand. Weißt, auf der anderen Seite ist das Lager oder der Geräteschuppen. Davon würde ich gern ein Stück wegnehmen. Dann wäre unsere Wohnung ein bisserl größer. Das Holz dafür ist beim Weißgerber schon bestellt. Ich wollte das jetzt zusammen mit dem Gino in Angriff nehmen. Aber das kommt ja jetzt nicht mehr in Frage. Der Gino hat selbst jetzt eine Menge vor.«

      »Können wir das nicht alleine machen, Toni?«

      »Können vielleicht, Anna! Aber es gehört sich net, daß du mir da viel helfen tust. Ich werde meine Kumpels im Dorf fragen, die kommen dann mal an einem der nächsten Wochenenden rauf und dann packen wir es an.«

      Toni strahlte Anna an.

      »Dann mußt aber bleiben für immer! Hörst? Dann hast keine Ausrede mehr.«

      »Du Schelm! Ich habe gar keine Ausrede. Du bist doch der Mann im Haus, der Hüttenwirt. Du mußt doch sagen, wie wir es machen.«

      Toni lachte.

      »Katja, glaube das ja nicht. Das sieht nur so aus. Seit Anna da ist, hab ich nichts mehr zu melden, daheim. Meine


Скачать книгу