Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      Er mußte laufen, um den Bus noch zu erreichen. Während der ganzen Fahrt rauchte er Kette. Ihn schmerzte weniger der Geldverlust, der durch das Verschwinden der Waffe entstanden war. Er hatte ein ungutes Gefühl. Das war es. Der 38er, auf dem schließlich seine Fingerabdrücke waren, befand sich nun in fremden Händen. Was konnte da alles passieren?

      Ungeduldig sprang er ab, als der Bus die Fillmore Street erreicht hatte. Nur noch ein paar hundert Meter bis zur Seitenstraße, wo er als Untermieter in einem ehemaligen Hotel wohnte. Er kam an der langen Reihe der parkenden Wagen hart am Gehsteig vorbei. Plötzlich hörte er seinen Namen.

      Er blieb sofort stehen und wandte sich suchend um.

      »Hier im Wagen!« rief ihm der Mann zu, der eine Sonnenbrille trug, obwohl es schon ziemlich dunkel war.

      »Landers?« Cliff Roberts war überrascht. Mit Dave Landers hatte er hier nicht gerechnet.

      »Steige ein«, forderte ihn Dave Landers auf. »Los, mach schon, ich habe nur wenig Zeit.«

      Cliff Roberts bildete sich einiges darauf ein, zusteigen zu dürfen. Dave Landers war schließlich eine große Nummer, die man respektierte. Erst als der junge Elektromonteur im Wagen saß, merkte er, daß auf dem Rücksitz ein zweiter Mann saß, der weder grüßte noch redete.

      Cliff Roberts verspürte so etwas wie Angst, doch er zeigte sie nicht. Das hätte sein Stolz niemals zugelassen.

      *

      Josuah Parkers Privatwagen war ein Monstrum auf Rädern. Anders war dieses seltsame Vehikel auch wirklich nicht zu bezeichnen. Es handelte sich um ein ehemaliges Taxi aus London, das sich durch hohe Aufbauten und sehr viele Ecken auszeichnete. Es stand auf hohen Rädern und sah sehr altersmüde und schrottreif aus, es schien schon zu Zeiten der Queen Victoria benutzt worden zu sein.

      Dieses Monstrum auf Rädern war nach Parkers speziellen Wünschen umgebaut worden. Äußerlich änderte sich zwar nichts, doch unter der Motorhaube befand sich ein hochfrisierter Rennmotor, der dem Wagen beinahe die Schnelligkeit einer Mittelstreckenrakete verlieh. Das Monstrum verfügte über Achs- und Radaufhängungen, die diesen Geschwindigkeiten durchaus gewachsen waren. Von den erstklassigen Bremsen ganz zu schweigen.

      Darüber hinaus verfügte das Fahrzeug über Spezialeinbauten, die Parker von Zeit zu Zeit und von Fall zu Fall sehr nutzbringend einzusetzen verstand. Es handelte sich dabei tun Überraschungen, die sich meist gegen seine Gegner richteten. Viele Gangster in den Staaten hatten bereits unliebsame Bekanntschaft mit diesen Einrichtungen machen müssen.

      An diesem Abend hielt Parker sich strikt an die erlaubten Geschwindigkeiten innerhalb der Stadt. Dennoch kam er schneller voran als seine motorisierten Mitbürger. Er slalomte durch den Verkehr, daß es nur so eine Art war. Er pflügte durch den dichten Verkehr und fand immer wieder eine Lücke.

      Parker ließ hinter sich erstaunte und verdutzte Fahrer zurück, die sich meist die Augen rieben und an eine Erscheinung glaubten. Sein eckiger und hochbeiniger Wagen war ein Alptraum, gegen den eine Blech-Lizzy aus Fords Gründerjahren direkt noch elegant wirkte.

      »Sie schaffen es wieder einmal erstklassig, mein Gleichgewichtsgefühl zu ruinieren«, sagte Mike Rander, der neben seinem Butler saß. Der junge Anwalt hielt sich am Haltegriff eisern fest und versuchte, die jähen Richtungsänderungen einigermaßen gut zu überstehen.

      »Darf ich Ihre Worte so interpretieren, Sir, daß Sie eine etwas höhere Geschwindigkeit wünschen?«

      »Nein …!« Mike Rander schrie dieses Wort förmlich heraus. Er stemmte sich unwillkürlich mit den Füßen ab. Er wußte, was Parker unter einer »etwas höheren Geschwindigkeit« verstand.

      »Sie wäre ohnehin sinnlos, Sir«, räumte Parker ein und bremste das Vehikel ab. »Die Belden Street ist erreicht. Ich gehe wohl richtig in der Annahme, daß Sie nicht direkt vor dem Haus abgesetzt werden wollen.«

      »Lieber nicht, Parker, Ihr Schlitten würde mit Sicherheit auffallen. Ich bin sicher, daß wir ohnehin erwartet werden. Und zwar nicht nur von Miss Dalby allein.«

      »Ist unter solch einer Voraussetzung nicht eine Art Trennung angebracht, Sir?«

      »In Ordnung, Parker. Ich gehe voraus, Sie decken mir den Rücken. Machen wir uns auf unliebsame Überraschungen gefaßt.«

      »Nur zu gern, Sir«, antwortete Parker gemessen und höflich. Hinter seiner korrekten Antwort aber verbarg sich die Freude auf einen neuen Kriminalfall. Josuah Parker war schließlich Kriminalist aus Leidenschaft.

      Die beiden Männer schritten auf das Haus zu, in dem Susan Dalby wohnte. Es war erst vor kurzer Zeit renoviert worden und sah sehr ordentlich aus. Es gab im Erdgeschoß so etwas wie eine kleine Empfangshalle mit einem Lift.

      Aus den verchromten Hinweistäfelchen ging hervor, daß Miss Susan Dalby in der dritten Etage wohnte.

      »Kommen Sie auf der Treppe nach«, sagte Rander zu seinem Butler. »Lassen Sie sich erst dann sehen, wenn ich in Schwierigkeiten gerate!«

      Bevor Parker mit anderen Vorschlägen herausrücken konnte, stand Mike Rander bereits im Lift und schloß die Tür hinter sich. Damit verhinderte er, daß Parker sich anbot, die Angriffsspitze zu übernehmen.

      Der Lift surrte nach oben.

      Bevor der junge Anwalt ausstieg, faßte er nach seiner Automatik. Sie stak griffbereit in dem Schulterhalfter. Rander war fest davon überzeugt, daß es Ärger geben würde. Die Frau hatte am Telefon keine Fragen gestellt, sondern sehr schnell auf seinen Bluff reagiert. Sie hatte es bestimmt nur getan, weil sie bedroht wurde.

      Der Lift stoppte.

      Mike Rander stieg aus, orientierte sich an den Richtungspfeilen und schwenkte nach links in den langen, düsteren Korridor ab. Die Lichtverhältnisse waren sehr schlecht. An der Decke des langen Korridors brannten nur zwei Glühlampen. Sie litten an chronischer Lichtunterernährung.

      Als Mike Rander sich der Tür Nr. 146 näherte, blieb er plötzlich stehen. Er hatte das Gefühl, bereits belauert zu werden. Er spürte, daß im nächsten Augenblick ein Schuß fallen mußte.

      Kaum gedacht, passierte es bereits.

      Ein Schuß peitschte durch die Stille, zerschnitt sie jäh. Ein Geschoß pfiff an ihm vorbei und zertrümmerte die Scheibe einer Tür. Bruchteile von Sekunden später fiel ein zweiter Schuß. Es klang allerdings wesentlich lauter und dumpfer. Er hätte mit dem Dröhnen eines mittelalterlichen Mörsers verglichen werden können.

      Rander warf sich augenblicklich zu Boden.

      Er war vom Lift aus beschossen worden. Das hatte er inzwischen herausgefunden.

      Zu sehen war nichts.

      Rander kam sich vor, als böte er sich auf einem Präsentierteller an. Auf dem Boden des Korridors hatte er keine Deckungsmöglichkeiten. Er schlängelte sich auf eine Türnische zu, um wenigstens seinen Kopf in Sicherheit zu bringen.

      Der erwartete dritte Schuß blieb aus.

      Unheimliche Stille zuerst, dann von irgendwoher im Haus ein greller, spitzer Schrei. Ein Hund kläffte wie rasend, eine Tür fiel laut klatschend ins Schloß.

      Mike Rander hatte die Türnische erreicht. Die Automatik lag schußbereit in seiner rechten Hand.

      Wagte der Angreifer sich noch einmal aus seiner Deckung hervor? Lauerte er nur darauf, einen dritten Schuß anzubringen, der diesmal treffen sollte?

      Mike Rander glaubte zu träumen, als er plötzlich seinen Namen hörte.

      »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dürfte die erste Gefahr gebannt sein, Sir«, hörte er dann weiter, »ich empfehle Ihnen daher, sich vom Boden zu erheben.«

      »Parker …?«

      »Meine Wenigkeit, Sir. Ich bin sehr glücklich, daß ich helfend eingreifen konnte.«

      »Jetzt begreife ich … Der Mörser, den ich hörte … Das war Ihr Colt, ja?«

      »Hoffentlich


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