Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Roberts wunderte sich wieder einmal, wie gut sein Bekannter informiert war.

      »Sie hat ein paar Abhöraufträge einfach verweigert.«

      »Ich kann sie nicht verstehen.« Cliff Roberts schüttelte fast empört den Kopf. »Leichter kann man sein Geld doch schließlich nicht verdienen. Ich werde mal mit ihr reden.«

      »Kein Wort wirst du zu ihr sagen, mein Junge. Das ist jetzt unsere Sache.«

      »Ihr wollt sie doch nicht …?« Seine Stimme schwang aus, vollendete nicht den Satz. Hastig verbesserte er sich. »Ihr wollt doch nicht …, ich meine …«

      »Du hältst dich raus, Cliff. Mehr ist dazu nicht zu sagen.«

      »Na gut, aber ihr werdet ihr doch nichts tun, oder?«

      »Das wird sich ergeben. Du hast doch nichts dagegen?«

      »Natürlich nicht.« Er bemühte sich um Härte in seiner Stimme. »Bisher hat sie ja immer mitgemacht. Sie kann jetzt nicht einfach aussteigen.«

      »Genau das meinen wir auch, Cliff.«

      »Sie wird schon wieder vernünftig werden«, behauptete Cliff von seiner Schwester.

      »Wahrscheinlich, Cliff. So, das war alles. Hier ist der Sender. Bring’ ihn so unter, daß er nicht entdeckt wird. Aber das ist etwas, von dem ich nichts verstehe. Gut, daß wir einen Spezialisten haben. Mach’s gut!«

      Dave Landers drückte seinem jungen Begleiter ein kleines Päckchen in die Hand. Dann griff er nach seiner Brieftasche und holte ein Bündel Geldscheine hervor.

      »Das hier für die laufenden Ausgaben. Schmeiß nicht so mit dem Geld rum. Spar dir’s. In einigen Monaten hören wir mit unserer Arbeit auf. Setz’ dich dann ab und mach’ dir damit ein schönes Leben. Aber nicht früher.«

      »Auf mich könnt ihr immer zählen«, gab Cliff Roberts zurück. »Und wegen mir braucht ihr überhaupt nicht mehr aufzuhören. Leichter kann man sein Geld wirklich nicht verdienen.«

      Er stieg aus dem haltenden Wagen und winkte Dave Landers noch einmal kurz zu. Dann mischte er sich unter die Passanten auf der Straße und ging zur nächsten Bus-Haltestelle. Er mußte an seine Schwester denken, die in der Fernvermittlung der Bell Company saß. Er selbst hatte sie für diesen Job angeworben und ihre anfänglichen Bedenken zerstreut. Daß sie nun abspringen wollte, konnte er einfach nicht verstehen. Sie verdiente doch sehr gut. Und sie brauchte das Geld dringend. Warum machte sie plötzlich solche Schwierigkeiten? Wer mochte ihr einen Floh ins Ohr gesetzt haben?

      Er vergaß die Warnungen seines Gesprächspartners. Er wollte seine Schwester sprechen und sie zur Vernunft bringen. Cliff ging an der Haltestelle vorbei und winkte sich ein Taxi. Er nannte die Adresse seiner Schwester. Er war sicher, sie von ihren dummen Gedanken abbringen zu können …

      *

      In toller Fahrt schoß das hochbeinige Monstrum über die schräge Rampe hinunter in die Tiefgarage des großen Wohnblocks. Von dort aus führte ein Lift hinauf in die Dachgartenwohnung des jungen Anwalts. Unterhalb dieses Dachhauses befanden sich die Räume einiger Firmen und die des Anwaltbüros. Sie alle wurden von Mike Rander bezahlt und unterhalten. Abgesehen von den Büros der Anwaltfirma waren die übrigen Firmenbüros nichts anderes als geschickt getarnte Ein- und Ausschlupflöcher der Dachgartenwohnung. Mike Rander und sein Butler hatten diese Regelung nicht ohne Grund getroffen, wie sich später noch zeigen wird.

      Parker war wieder einmal schneller als sein junger Herr. Er schaffte es, Mike Rander die Wagentür zu öffnen. Mit einer höflichen Verbeugung gab Parker den Weg frei.

      »Mit der Zeit schaffen Sie es tatsächlich, mir einzusuggerieren, daß ich bereits ein alter und hilfloser Mann bin«, ärgerte sich Mike Rander.

      »Genau das Gegenteil ist der Fall, Sir.«

      »Wieso?« fragte Rander verblüfft zurück.

      »Sie sind, mit Respekt ausgedrückt, Sir, wesentlich jünger als ich. Ich möchte Ihren vergleichsweise zarten Organismus vor unnötigen Belastungen schützen.

      Rander lächelte. Er überlegte gerade eine passende Antwort, als eine harte Stimme ihn und Josuah Parker aufforderte, schleunigst die Hände hochzunehmen.

      Das war ein Wunsch, dem sich weder Rander noch Parker verschließen mochten, zumal der Redner eine Maschinenpistole in den Armen hielt, deren Mündung auf dieses seltsame Zweigespann gerichtet war.

      »Sie sehen zumindest mich äußerst überrascht«, sagte Parker zu dem Mann. »Ich möchte allerdings annehmen, daß es sich nicht um einen etwas gewagten Scherz handelt.«

      »Mund halten …!« schnauzte eine zweite Gestalt dazwischen. Sie trat hinter den in der halbdunklen Tiefgarage abgestellten Wagen hervor. Auch sie hielt sich an einer Maschinenpistole fest.

      »Ihr Wunsch soll mir selbstverständlich Befehl sein«, redete Parker weiter.

      »Umdrehen und gegen die Wand abstemmen«, kommandierte der erste Mann.

      Mike Rander und sein Butler gehorchten, zumal dieser Befehl mit einer schnellen und drohenden Bewegung der Maschinenpistole unterstrichen wurde. Der zweite Mann trat vorsichtig hinter Rander und Parker und klopfte sie nach Waffen ab. Er fand Mike Randers Automatik. Er fand aber auch den vorsintflutlichen Colt des Butlers.

      »So, und jetzt rein dort in den Wagen …!«

      Mike Rander und Parker wandten sich um. Sie gingen folgsam auf den kleinen Lieferwagen zu, der seitlich neben der breiten Einfahrt stand. Der zweite Gangster öffnete die hintere Wagentür. Mike Rander und Butler Parker stiegen wortlos ein. Parker vergaß allerdings nicht, höflich seine schwarze steife Melone zu lüften. Selbst in solch einer Situation hielt er auf Formen.

      Krachend wurde die schmale Tür geschlossen und von außen verriegelt. Dunkelheit umgab Rander und Parker.

      »Das ist bereits die Quittung für unseren Besuch bei Miss Dalby«, sagte Rander. Er verlor das Gleichgewicht und mußte sich an Parker festhalten. Der Wagen hatte sich mit einem harten Ruck in Bewegung gesetzt.

      »Ich erlaube mir, Sir, Ihnen beizupflichten«, antwortete Parker höflich. »Mir scheint, Sie und meine Wenigkeit sollen zu einer privaten Vernehmung gebracht werden.«

      »Sehr vornehm umschrieben.« Mike Rander lachte leise auf. »Hätten wir auf die Polizei gewartet, wäre vielleicht alles anders verlaufen.«

      »Sir, ich schlage vor, dankbare Gefühle zu entwickeln«, meinte Josuah Parker in seiner umständlichen, barocken Art. »Es dürfte als ein Erfolg zu werten sein, daß die Gangster, gleich, wer sie auch sein mögen, sich schon zu diesem Zeitpunkt um uns kümmern. Miss Dalby scheint demnach am Telefon nicht gelogen zu haben. Sie ist in Verbrechen verstrickt, über deren Art und Ursache leider noch nichts bekannt ist.«

      »Sie sind und bleiben Optimist, Parker.« Rander schüttelte unwillkürlich den Kopf. »Haben Sie die beiden Maschinenpistolen gesehen? Falls Sie es noch nicht wissen sollten, daraus werden Geschosse verschickt. Die Adressaten dürften wir sein.«

      »Noch ist nicht aller Tage Abend, Sir, wie der Volksmund so treffend zu sagen pflegt. Man wird Ihnen und meiner Wenigkeit erst einmal ein paar Fragen stellen. Daraus ergibt sich ein Gewinn an Zeit. Daraus nun wieder lassen sich …!«

      *

      Als er in die Straße einbog, blieb Cliff Roberts überrascht stehen. Vor dem Haus, in dem seine Schwester wohnte, standen zwei Streifenwagen mit rotierenden Rotlichtern. Mit Sirenengeheul näherte sich ein Krankenwagen. Er blieb hinter den beiden Streifenwagen stehen. Zwei Männer in weißen Kitteln holten eine Trage aus dem Wagen und verschwanden im Hauseingang.

      Vor dem Haus, am Straßenrand und auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatten sich schon Trauben neugieriger Menschen gebildet. Sie alle starrten auf das Haus Nr. 1236.

      Cliff hörte das Pochen seines Blutes.

      Ihm war ein fürchterlicher Verdacht gekommen.

      Er überquerte die


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