Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman - Günter Dönges


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in sich zusammen und trat einige Zeit von der Bildfläche ab.

      »Darf ich höflichst anfragen, Sir, ob es Ihnen gutgeht?« rief Parker in die Dunkelheit hinein.

      »Ausgezeichnet, Parker. Sagen Sie bloß, wieso die Zigarre explodieren konnte?«

      »Eine kleine Sprengladung, Sir, die im ersten Fünftel der Zigarre eingebaut war. Sie tat pflichtgemäß ihre Wirkung und lenkte die Gangster ab.«

      »Ideen haben Sie …!«

      »Sir, die beiden Gangster an Deck dürften inzwischen mißtrauisch geworden sein.«

      »Was Sie nicht sagen …!« Mike Rander lächelte amüsiert. Parker untertrieb wieder einmal. Diesen Krach in der Kajüte mußte man meilenweit gehört haben.

      »Boß, was ist passiert?« rief eine Stimme vom Dach nach unten. »Boß, was ist los …?«

      Weder Rander noch Parker dachten daran, auf diese Frage zu antworten. Sie warteten darauf, daß einer oder sogar die beiden Gangster nach unten kamen.

      Darin sollten sie sich allerdings getäuscht haben. Die Motorjacht legte sich in eine enge, scharfe Kurve und steigerte ihre Geschwindigkeit. Das Wasser klatschte hart gegen die Bordwände.

      »Es geht zurück an Land«, meinte der Anwalt. Er stand vor einem Bullauge und sah auf das dunkle Wasser hinaus.

      »Vorzüglich, in der Tat«, erwiderte der Butler gemessen und würdevoll. »Wenn Sie erlauben, Sir, werde ich mich inzwischen um die beiden Gangster kümmern. Ich halte es für angebracht, sie ein wenig zu binden.«

      »Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, gab Mike Rander zurück. In ihm wirkten mm die Ereignisse der vergangenen Minuten nach. Er wußte nur zu gut, daß sie haarscharf am Tode vorbeigekommen waren. Dank Josuah Parker, der sich wieder einmal etwas hatte einfallen lassen …

      *

      Cliff Roberts hatte vergeblich versucht, Stan Harris anzurufen. Seine erste, wilde Wut hatte sich inzwischen gelegt. Er konnte endlich wieder klar denken. Er hatte die Telefonzelle längst verlassen und saß in einer Bierbar.

      Er versuchte, sich über seine Situation klarzuwerden.

      Seine Schwester war erschossen worden. Daran gab es nichts zu zweifeln. Wer sie erschossen hatte, lag auf der Hand. Sie hatte abspringen wollen und war dafür ermordet worden. Die Gangster hatten Verrat befürchtet und ihre grausamen Konsequenzen gezogen.

      Cliff Roberts mußte immer wieder an die Worte von Dave Landers denken, der ihn nach Dienstschluß abgeholt hatte. Um seine Schwester solle er sich nicht kümmern, das sei ausschließlich die Sache seiner Freunde.

      Cliff hing nicht gerade mit abgöttischer Liebe an seiner Schwester. Aber sie hatte schließlich jahrelang für ihn gesorgt und ihm oft aus der Patsche geholfen. Daß sie nun ausgerechnet von seinen Freunden erschossen worden war, ging ihm einfach nicht in den Kopf.

      Sie hätten mich mit ihr reden lassen müssen, sagte er sich immer wieder. Ich hätte sie bestimmt wieder zur Vernunft gebracht. Man brauchte sie nicht einfach niederzuschießen wie einen tollen Hund. Die glauben doch nicht, daß ich mir das gefallen lasse …

      Cliff kannte außer Dave Landers, den er nur wenige Male gesehen hatte, nur Stan Harris. Er war der Verbindungsmann zwischen ihm und der Gang. Er wußte auch, wo er Stan Harris finden konnte. Unten am Hafen von Chikago. Stan bewohnte dort zwei kleine Räume über einem Lagerschuppen.

      Ob Stan Susan erschossen hat?

      Plötzlich wußte Cliff mit Sicherheit, daß sein Freund Stan Harris der Mörder seiner Schwester war. Er sah Harris genau vor sich, diesen aufgeschwemmten, korpulenten Mann mit den harten Augen und dem maskenhaften Grinsen. Stan Harris war so etwas wie ein Killer. Ihm war ein Mord ohne weiteres zuzutrauen.

      Ich will es genau wissen, sagte sich Cliff Roberts. Ich muß mit Stan sprechen. Er muß mir die Wahrheit sagen. Und wenn er nicht will, soll er mich kennenlernen. Ich bin schließlich kein dummer Junge mehr.

      Dann fiel ihm allerdings ein, daß ihm der 38er aus dem Spind gestohlen worden war. Ohne Waffe zu Stan Harris gehen? Das war gefährlich, das war unter Umständen lebensgefährlich.

      Cliff stand auf und verließ die Bierbar.

      Er nahm sich vor, ahnungslos zu tun. Stan brauchte ja nicht zu wissen, daß er von dem Mord an seiner Schwester bereits wußte. Cliff Roberts erwischte einen Bus, der zum Hafen fuhr. Er blieb auf der hinteren Plattform stehen und mußte immer wieder an das wachsbleiche Gesicht seiner ermordeten Schwester denken …

      *

      »Sie bleiben unter Deck«, befahl Mike Rander seinem Butler. Josuah Parker traf nämlich Anstalten, das Deck zu stürmen. Er hatte etwas dagegen, gegen seinen Willen durch die Nacht bewegt zu werden. An Deck befanden sich immerhin noch zwei Gangster. Und auch sie waren ausreichend mit Waffen versorgt.

      »Man könnte vielleicht …« Parker schüttelte resigniert den Kopf, als sein junger Herr abwinkte.

      »Sie würden doch mit Sicherheit niedergeschossen«, setzte Rander ihm auseinander. »Warum plötzlich so hastig, Parker. Es geht zurück an Land. Mehr wollen wir ja im Moment nicht.«

      »Ich möchte zu bedenken geben, Sir, daß man Sie und meine Wenigkeit eventuell in die Höhle des Löwen bringen könnte.«

      »Na und, Parker? Wir haben ja ein paar prächtige Geiseln in der Hand.« Mike Rander deutete auf die beiden Gangster, die gefesselt auf dem Boden lagen. Sie wurden vom schwachen Schein einer Petroleumlampe angeleuchtet, die der Butler in einem Wandschrank entdeckt und angezündet hatte.

      Dave Landers war längst wieder zu sich gekommen.

      »Was versprechen Sie sich von Ihren Tricks?« wandte er sich an Mike Randers.

      »Zumindest unsere Gesundheit«, gab der junge Anwalt lächelnd zurück.

      »Die wird nicht lange Vorhalten«, so schaltete sich Stan Harris gereizt ein. »Wir reden noch miteinander, darauf können Sie sich verlassen.«

      »Davon bin ich überzeugt, Harris.« Mike Rander stand rechts vom Niedergang. Sein Butler auf der anderen Seite. So konnten sie von Deck aus weder gesehen noch beschossen werden. Landers und Harris hingegen lagen genau im Schußfeld. Ob die beiden Gangster an Deck das inzwischen herausbekommen hatten?

      Es gab nur diesen Niedergang, der in die Kajüte führte. Ein Skylight war nicht vorhanden. Ein überraschender Feuerüberfall war also nicht zu erwarten. Im Augenblick waren Rander und sein Butler vollkommen sicher.

      »Hören Sie, Rander, einigen wir uns doch«, begann Dave Landers erneut.

      »Und wie stellen Sie sich diese Einigung vor?«

      »Wenn wir das Land erreicht haben, gehen wir auseinander und vergessen, daß wir uns gesehen haben. Das ließe ich mir was kosten.«

      »Sie wollen unser Schweigen erkaufen?«

      »Für Geld ist alles zu haben, auch Schweigen.«

      »Da sind Sie aber mächtig auf dem Holzweg«, konterte Mike Rander. Sein Gesicht nahm einen angewiderten Ausdruck an. »Nicht für eine Million würde ich den Mund halten. Gangster Ihres Schlages, Landers, gehören vor den Richter! Sie müssen aus dem menschlichen Verkehr gezogen werden!«

      »Von einer Million hat kein Mensch gesprochen.« Landers grinste schlau. »Aber was halten Sie von 25000 Dollar? Die sind greifbar, nicht aber eine Million.«

      »Sie werden es niemals begreifen, Landers.«

      »Vielleicht versteht er meine Sprache«, mischte sich Stan Harris in die Unterhaltung ein. »Hören Sie, Rander, angenommen, Sie schaffen es, uns der Polizei auszuliefern. Sie schaffen es bestimmt nicht, aber angenommen, es haut hin. Sie werden wenig Freude damit haben. Weisen Sie uns doch erst mal was nach? Wir werden Ihre Anschuldigungen abstreiten. Wir bekommen einen erstklassigen Anwalt. Der wird es schaffen, uns gegen Kaution freizubekommen. Und dann sind wir am Drücker. Wir werden Sie und Ihren komischen Butler


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