Butler Parker 153 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 153 – Kriminalroman - Günter Dönges


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in den USA war Rander nach London zurückgekommen und von Lady Simpson wie selbstverständlich in Anspruch genommen worden. Der Anwalt hatte kaum die Möglichkeit zur Gegenwehr und widmete sich hauptsächlich der Verwaltung des riesigen Vermögens der Lady Simpson. Darüber hinaus hatte er das Vergnügen, von Parker wieder umsorgt zu werden.

      Am Morgen war Mike Rander mit Kathy Porter aus London angereist, um im Fall des Druiden tätig zu werden. Kathy Porter, die Sekretärin und Gesellschafterin der Lady, befand sich auf dem Schloß, um weitere Aktivitäten der älteren Dame diskret zu überwachen, die beiden Männer aber waren unterwegs, um in der nahen Ortschaft Plain Kontakt mit der Bevölkerung aufzunehmen.

      »Wie beliebt ist eigentlich dieser Sir Robert Pundham?« fragte Mike Rander, der neben Parker Platz genommen hatte.

      »Zu diesem Thema gab es bisher keine Hinweise, Sir«, beantwortete der Butler die Frage, »meiner bescheidenen Ansicht nach ist Sir Robert ein durchaus verträglicher Mensch, wobei man allerdings betonen sollte, daß der äußere Anschein selbstverständlich täuschen kann.«

      »Vielleicht erfahren wir im Dorf mehr darüber.« Rander schaute interessiert ins Gelände. Es war eine bemerkenswert hübsche Gegend, durch die man fuhr. Sanfte Hügel, sattgrüne Weiden und Baumgruppen schufen den Eindruck einer perfekten Parklandschaft.

      »Stonehenge kann doch gar nicht weit sein, oder?« fragte der Anwalt.

      »Dies entspricht durchaus den Tatsachen, Sir.«

      »Und dort sollen sich doch in grauer Vorzeit Druiden herumgetrieben haben.«

      »Auch dies erwähnt die Geschichte, Sir.«

      »Hatten Sie nicht schon mal mit Stonehenge zu tun, Parker?«

      »Verschiedentlich, Sir. Der berühmte Steinkreis scheint immer wieder Menschen anzuziehen, die sich der Magie verschrieben haben.«

      »Ich wette, Sie könnten mir eine Menge über Stonehenge erzählen.«

      »Meine bescheidene Wenigkeit verfügt in der Tat über einige Kenntnisse, Sir, was diesen Steinkreis betrifft. Möchten Sie jetzt und hier mehr darüber hören?«

      »Verschieben wir’s, Parker«, schlug der Anwalt vor, »ist die Angst Sir Roberts gespielt oder echt?«

      »Sie dürfte durchaus echt sein, Sir. Und auch die Wunde, die man dem Kammerdiener zufügte, kann nicht als oberflächlich bezeichnet werden.«

      »Also ein Druide, der mit Sicheln um sich wirft«, faßte Mike Rander zusammen, »wer will warum diese Angst ausbeuten? Das ist doch die Frage, Parker, oder?«

      »Nur so sollte man sie stellen, Sir.«

      »Hat Sir Robert bereits die Polizei verständigt?«

      »Er bat dringend darum, sie vorerst auszuschließen, Sir.«

      »Hat er etwa Angst, sich lächerlich zu machen?«

      »Dies dürfte der wahre Beweggrund sein, Sir.«

      »Hallo, was ist denn das, Parker?« Während er diese Frage stellte, beugte er sich vor, um besser durch die Windschutzscheibe sehen zu können. Josuah Parker hatte bereits das Tempo seines hochbeinigen Monstrums gemindert und hielt. Sein Interesse galt einem dicken Bündel von Mistelzweigen, die genau über der Straßenmitte hingen. Wenn dies schon mehr als ungewöhnlich war, so war noch ein zusätzlicher Effekt zu beobachten: Aus diesem Bündel von Mistelzweigen tropfte deutlich sichtbar Blut!

      *

      »Ein ziemlich makabrer Scherz«, sagte Rander und schickte sich an, die Wagentür zu öffnen.

      »Dürfte ich darauf verweisen, daß der Wagen schußfest ist, Sir?«

      »Moment mal, Sie glauben, daß geschossen werden könnte?« Rander zog die Wagentür prompt wieder zurück ins Schloß.

      »Die nahen Sträucher und das dichte Unterholz beiderseits der Straße lädt zu einem Hinterhalt förmlich ein, Sir.«

      Parker hatte nicht übertrieben, was die Schußfestigkeit seines hochbeinigen Monstrums betraf, wie sein Wagen von Freund und Feind genannt wurde. Das ehemalige Londoner Taxi war nach den recht eigenwilligen Plänen des Butlers umgestaltet worden und hielt in der Tat einem normalen Geschoß durchaus stand. Unter der eckigen Motorhaube war ein Motor eingebaut worden, der jedem Rennwagen zur Ehre gereicht hätte.

      »Und jetzt?« wollte der Anwalt wissen. Er musterte die Sträucher und das dichte Unterholz. »Wir stehen hier wie auf dem Präsentierteller.«

      »Man könnte den Druiden, falls er die Mistelzweige aufgehängt hat, vielleicht ein wenig irritieren, Sir.«

      »Aha, Sie wollen also wieder mal in Ihre Trickkiste greifen, wie?« Der Anwalt lachte leise. »Ich habe nichts dagegen, ich lasse mich von Ihnen immer wieder gern überraschen, Parker.«

      Der Butler griff bereits mit der schwarz behandschuhten, linken Hand nach einem der vielen Kipphebel, die auf dem reichhaltig bestückten Armaturenbrett zu sehen waren. Wenige Augenblicke später quollen unter den Trittbrettern des Wagens dichte Nebelwolken hervor, die sich mit großer Geschwindigkeit ausbreiteten. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Parkers hochbeiniges Monstrum nicht mehr zu sehen war. Der Butler legte den Rückwärtsgang ein und stieß den Wagen zurück, sorgte jedoch dafür, daß er im wallenden Nebel blieb.

      »Prächtiger Nachrichtendienst, Parker«, sagte der Anwalt, »wer hat gewußt, daß wir nach Plain fahren wollen?«

      »Nur Mylady und Miß Porter, Sir.«

      »Und die werden das ja nicht gerade hinausposaunt haben. Was sollte dieser Mistelstrauch über der Straße?«

      »Er sollte wohl einen Autostop herbeiführen, Sir.«

      »Das Zeug hing wohl an dünnen Fäden, wie?«

      »Dies, Sir, sollte man unterstellen«, erwiderte der Butler, »falls Sie einverstanden sind, könnten wir jetzt den Wagen verlassen und nach dem sogenannten Druiden Ausschau halten.«

      »Nichts lieber als das, Parker.« Mike Rander stieg aus und wartete, bis Josuah Parker neben ihm stand. Der Butler hatte den Universal-Regenschirm korrekt über den angewinkelten linken Unterarm gelegt und rückte dann die schwarze Melone zurecht. Danach erst fühlte er sich in der Verfassung, nach dem Druiden zu suchen, der für den Strauß aus Mistelzweigen verantwortlich zeichnete.

      Es war übrigens erstaunlich, wie schnell der dichte Nebel sich wieder auflöste. Das milchige Weiß wich feinem Dunst, der dann durchsichtig wurde. Der Butler und Mike Rander befanden sich inzwischen in Deckung. Dank Parker konnten sie vom dichten Unterholz aus die Straße beobachten. Der Strauß aus Mistelzweigen hing noch immer über der Straßenmitte.

      »Was soll das Zeug da bedeuten?« fragte Rander.

      »Im Volksmund pflegt man dazu Hexen- und Donnerbesen zu sagen«, erwiderte der Butler höflich, aber auch leise, »den Mistelzweigen spricht man geheimnisvoll-magische Kräfte zu, wenn man so sagen darf. Zur Zeit der Kelten, Sir, so schreibt Plinius, pflegten die Druiden dieses Gewächs mit heiligen Sicheln von den Bäumen zu schneiden.«

      »Sie sind wieder mal bestens informiert, Parker.« Rander lächelte. »Die Zweige dort drüben sollen uns also bannen, wie?«

      »Der Mistelstrauß, Sir, hängt so tief, daß er das Dach eines Autos mit Sicherheit berühren würde.«

      »Ja, würde auch ich sagen.« Der Anwalt nickte zustimmend.

      »Dies, Sir, muß einen bestimmten Grund haben.«

      »Den Sie natürlich bereits erahnt haben, wie?«

      »Ihr Einverständnis voraussetzend, Sir, könnte man einen im Grund recht einfachen Test vornehmen.«

      »Ich bitte sogar darum, Parker.« Mike Rander nickte und schaute zu, wie der Butler einen faustgroßen Stein aufhob und ihn sorgfältig in der Hand wog. Nachdem er sich über Form und Gewicht des Steines klar geworden war, holte er gemessen aus und ... warf ihn zielsicher auf den Mistelstrauch.


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