Perry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband). Clark Darlton

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Perry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband) - Clark Darlton


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über Bodenrisse und sonstige Unebenheiten hinweg. Für einen Mann, der an die Schwerelosigkeit im Weltraum gewöhnt war, bot die geringe Mondgravitation keine Überraschung.

      Zwanzig Minuten später tauchte er vor dem Druckzelt auf. Die Montage der Luftschleuse war beendet, die Klimaanlage an das große Aggregat des Raumschiffs angeschlossen.

      »Die Füllung kostet einige Liter Flüssigsauerstoff«, erklärte Flipper. »Wird es sich lohnen, das wertvolle Gas derart zu verschwenden? Ich frage mich, ob wir es nicht eines Tages für die Zentrale der STARDUST brauchen. Unser Vorrat ist begrenzt.«

      Rhodan blieb hochaufgerichtet vor ihm stehen. Flipper überragte den hochgewachsenen Mann noch um einige Zentimeter.

      »Flipp, du machst dir überflüssige Sorgen. Die Reparatur der Landestütze erfordert großes Geschick. Ich möchte nicht in einen hinderlichen Raumanzug gehüllt sein, wenn wir den Molverdinstahl bearbeiten. Ich möchte auch nicht in dieser gähnenden Leere stehen.«

      Flipper blinzelte zum dunklen Mondhimmel empor.

      »Ich meinte nur«, murmelte er, und ein verzagtes Lächeln erschien auf seinen Lippen.

      »Du hast an deine Rückkehr zur Erde gedacht, nicht wahr?«, fragte Rhodan ruhig. »An das Baby, oder?«

      Flipper schwieg. Sein Mund kniff sich zusammen.

      »Okay, wir verstehen das. Du solltest aber nicht zu oft daran denken. Unsere Planung liegt fest. Wir haben es lange genug durchgekaut. Wir werden nicht eher auf eine Erkundungsfahrt gehen, bis die STARDUST einwandfrei in Ordnung ist. Einen Kurzstart mit anschließender Landung jenseits des Pols können wir nicht riskieren, da das beschädigte Teleskopbein eine erneute Belastung nicht mehr aushielte. Natürlich könnten wir einige Kilometer in die Höhe gehen und mit einem kurzen Umlenkmanöver in direkte Sichtlinie zur Erde kommen. Dann aber müssten wir – wie gesagt – wieder landen. Dabei dürfte die STARDUST so ernsthaft zu Bruch gehen, dass wir sie mit Bordmitteln nicht mehr in Ordnung bringen können. In dieser Situation würde ich mich allerdings auch fragen, ob wir Sauerstoff zur Füllung des Druckzelts verschwenden sollten. Jetzt können wir es noch, klar?«

      Rhodan lächelte ausdruckslos. Flipper spähte noch immer in den Raum empor.

      »Völlig klar«, echote er. »Da ist nur eine andere Frage aufgetaucht! Wäre es nicht besser, sofort zum Rückflug zu starten? Warum sollen wir uns mit der Reparatur der Landestütze abplagen? Die Erdlandung erfolgt mit Hilfe der Tragflächen. Wir setzen mit dem Fahrgestell auf. Es spielte daher keine Rolle, ob das Bein nun angebrochen ist oder nicht. Wir kämen auf alle Fälle herunter.«

      Sein Blick senkte sich.

      Rhodan verlor nicht die Geduld. Nur sein Ton wurde um eine Nuance schärfer.

      »Flipp, dein Vorschlag wäre natürlich realisierbar, aber er wäre auch identisch mit Fahnenflucht. Ich möchte einmal so sagen: Wir haben hier eine Aufgabe zu erfüllen, und ein angeknackstes Landebein wird mich nicht zum Start verführen. Außerdem habe ich das ungute Gefühl, als kämen wir nicht unangefochten in den Raum. Hier ist etwas, was wir vorher zu klären haben.«

      Flipper fing sich sofort.

      »Vergiss meine Worte«, sagte er. »Es war nur eine Idee. Nach dem Essen werden wir erfahren, wo der Störsender zu suchen ist. Die Grunddaten habe ich ermittelt. Ich tippe sie nachher in die Elektronik.«

      »Ich bin sehr neugierig«, nickte Rhodan. »Schön, wollen wir sehen, was unser Mediziner zusammengebraut hat.«

      In den Helmgeräten wurde ein empörter Schnaufer laut. Dr. Manoli erklärte weitschweifig, weshalb und wieso die Kochkunst großer Meister identisch wäre mit einer simplen Beherrschung chemischer Vorgänge. Es klang gut, aber etwas schien dabei nicht zu stimmen.

      Vor der noch schwach radioaktiv strahlenden Landezone unterhalb der STARDUST-Triebwerke blieb Rhodan stehen. Vor ihm hing der weitmaschige Transportkorb des ausgeschwenkten Lastenaufzugs. Der lange Arm des Kranes ragte aus der geöffneten Großschleuse des Laderaums hervor. Er lag direkt unter der Aufenthaltskabine. Rhodan hatte darauf verzichtet, die ausklappbaren Leitersprossen entlang der Schiffshülle zu benutzen. Sie hätten unter den weitgespreizten Landebeinen hindurch dicht an das stark nachstrahlende Triebwerk treten müssen.

      »Jemand wird auf den bevorstehenden Hochgenuss einstweilen verzichten müssen«, erklärte Rhodan. Seine Augen suchten die Gesichter der beiden Männer.

      »Äh, Bully, du wirst so freundlich sein und mittlerweile die Außenwache übernehmen. Ich löse dich in einer guten halben Stunde ab. Da oben auf dem Hang ist ein guter Platz. Sieh dich gut um. Wir bleiben auf Sprechfunkempfang.«

      Reginald Bull sagte keinen Ton. Rhodans Stimme hatte ihm genug verraten. So ruhig der Kommandant auch äußerlich war – innerlich beherrschten ihn die beunruhigenden Probleme. Ehe Bully mit schussbereiter Waffe ging, meinte er noch gedehnt:

      »Eine Frage: Denkst du noch an die Informationen, wonach eine bemannte Rakete der Asiatischen Föderation kurz vor uns gestartet sein soll?«

      »Du hast es erfasst«, bestätigte Rhodan. »Es könnte sein, dass sich jemand von unserem Absturz persönlich überzeugen will. Meiner Meinung nach muss der Störsender nahe der Polgegend stehen. Sieh dich also um! Unser automatischer Frequenzpeiler tastet laufend alle gängigen Wellenlängen ab. Wenn wir fremde Töne vernehmen sollten, dürfte sich hier etwas ändern.«

      Weiter oben, im Kabinenraum der Rakete, begann Dr. Manoli zu frösteln. Er fühlte sich plötzlich sehr unbehaglich.

      Er gehörte zu den Männern, die Mühsal und Gefahr im Interesse der Forschung auf sich nahmen. Ganz anders sah es aber aus, wenn es hier zu überraschenden Verwicklungen kommen sollte. Dafür war Manoli nicht der Mann. Von Gedanken geplagt, lauschte er auf das Summen des Kranmotors. Rhodan und Flipper kamen im Korb nach oben. Auf den eingeschalteten Bildschirmen war Bullys kleiner werdende Gestalt zu sehen. Schließlich verschwand sie im Dunkel eines sonnengeschützten Überhangs.

      Nach Augenblicken pfiff es in der Luftschleuse. Der Druckausgleich erfolgte. Als Rhodan und Flipper eintraten, zeigte Manoli ein verkrampftes Lächeln.

      »Hallo!«, sagte er. »Im Peiler war nichts zu hören. Nur euer Gerede.«

      Rhodan schälte sich aus dem Raumanzug. Flippers Gesicht war schweißüberströmt. Er scheuerte den juckenden Rücken an einer Wandverstrebung.

      »Oh-oh ...«, seufzte er. »Das ist wie ein Himmelreich auf Erden.«

      »Auf der Erde werden sie uns für verschollen halten«, warf Manoli leise ein. Flippers Laute verstummten.

      »Ja«, bestätigte Rhodan gelassen, »das werden sie. Aber nicht mehr lange. Wir beginnen nach dem Essen mit dem Ausbau der Beinstütze.«

      Manoli dachte an seine Frau, Flipper an das Baby. Niemand sprach darüber, doch jeder wusste, dass dies eine Situation war, zu deren Beherrschung ein starker Wille erforderlich war.

      Sie waren allein auf einer fremden Welt ohne Luft, ohne Wasser und ohne Leben.

      Die dünne Molverdinhaut des flachgebauten Raupenpanzers hätte zweifellos den Beschuss mittelschwerer Geschütze ausgehalten; dennoch vermochte sie nicht das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln.

      Direkt hinter den Stahlblechen begann das Nichts, das absolute Vakuum des Raumes mit all seinen Tücken und Gefahren. Es war weniger diese ständige Todesdrohung, die die Nerven der Männer strapazierte. Es waren mehr die trostlose, fremde Umgebung, die Sichel der grellweißen Sonne und die aufgetürmten Kraterwälle zwischen kahlen, von tiefen Bodenrissen durchsetzten Ebenen.

      Die ödeste irdische Wüste wäre dagegen lebensfreundlich und paradiesisch erschienen.

      All diese Tatsachen bedeuteten einen psychologischen Druck für die Männer. Es waren jene Gefahren für Geist und Seele, die man hier hinnehmen musste. Entweder man akzeptierte und überwand sie oder man ging daran zugrunde. Es gab kein Medikament gegen die bedrohlichen Umwelteinflüsse.

      Aus den Erwägungen heraus


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