Perry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband). Clark Darlton

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Perry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband) - Clark Darlton


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      Perry Rhodan sagte keinen Ton. Er war instinktiv in Deckung gegangen, doch nun kämpfte er mit aller Willenskraft um seine Beherrschung. Der Anblick allein hatte genügt, um den strapazierten Nerven der Männer den letzten Schlag zu versetzen.

      »Nein – nein, das nicht, das nicht ...«, kam Bullys Stöhnen über die Sprechanlage.

      Rhodans geballte Fäuste lockerten sich. Härter als nötig riss er den Freund in die Deckung eines Felsblocks. Bully erwachte wie aus einer Betäubung. Sein schweißbedecktes Gesicht ließ die Helmscheibe beschlagen. Rhodan schaltete den kleinen Ventilator an. Bully hatte es nötig.

      »Ruhe, nicht die Nerven verlieren. Beruhige dich, um Himmels willen! Nicht sprechen! Wenn sie das grüne Leuchten auf unsere Antennen legen, dann ist es vorbei. Beruhige dich.«

      Rhodan nahm Zuflucht zu stereotypen Worten. Sie mochten in der steten Wiederholung monoton sein; aber sie wirkten allein durch ihren Klang. Rhodan war darauf vorbereitet gewesen, und doch hatte ihn das jähe Wissen um die Wahrheit überwältigt. Sie waren nicht mehr allein! Sie waren niemals allein gewesen!

      Diese Erkenntnis wühlte ihn auf und brachte ihn um seine Fassung.

      Perry Rhodan benötigte noch einige Augenblicke, dann entspannte sich sein Gesicht. Das wilde Pumpen seines Herzens ließ nach. Doch er lockerte nicht den harten Griff um Bullys Oberarm. Er ahnte, dass der Freund länger brauchte. Es war wohl der gewaltigste Schock, den Captain Reginald Bull jemals erhalten hatte.

      Vorsichtig reckte Rhodan den Kugelhelm über den Steinblock. Seine Blicke saugten sich an dem titanischen Gebilde fest. Seine letzten Zweifel schwanden. Nein, das war kein Traum!

      Er schwieg, bis sich Bully von selbst meldete. Rhodan dachte nicht mehr daran, den Funksprechverkehr zu verbieten. Er ahnte, dass es sinnlos gewesen wäre.

      »Du hast es gewusst, nicht wahr? Du hast es schon vor Stunden gewusst«, erklang Bullys Flüstern. »Deshalb musste ich mich also rasieren. Woher hast du es gewusst? Perry ...«

      »Nicht aufregen, Junge«, raunte Rhodan heiser. »Dieses Raumschiff ist niemals in Asien gebaut worden! Es stammt überhaupt nicht von der Erde. Ich ahnte es, als das grüne Flimmern kam. Kein Mensch kann ein solches Kraftfeld erzeugen, niemand hätte in einer derartigen Form unsere Sendung unterbrechen können. Beherrsche dich, Junge. Wir müssen es tragen. Wir haben keine andere Wahl.«

      Bully richtete sich auf. Auch er spähte nach vorn.

      »Sie haben eine Bruchlandung gemacht«, sagte er nach einer Weile. »Sie haben den halben Kraterwall abrasiert, und das mit gewaltiger Wucht. Wer sind sie? Wie sehen sie aus? Woher kommen sie? Und ...?« Bully presste die Lippen zusammen, ehe er mit einem düsteren Unterton den Satz vollendete, »... was wollen sie hier?«

      Rhodan fand die kühle Überlegung wieder.

      »Das werden wir erfahren«, meinte er gedehnt. »Nun wird eine offenbar sinnlose Handlung sinnvoll! Natürlich mussten sie unsere Meldung unterbrechen. Anscheinend legen sie keinen Wert darauf, dass man auf der Erde von ihrer Anwesenheit erfährt. Wahrscheinlich hatten sie angenommen, wir hätten bei unserer Landung dieses Riesending bemerkt. Damit wird die Sache logisch, oder?«

      Rhodan sah das Gebilde plötzlich mit anderen Augen an. Sein Hirn signalisierte Gefahr. Diesmal betrachtete er das fremde Schiff mit den Augen des nüchternen Wissenschaftlers.

      An der glatten Oberfläche des kugelförmigen Riesenobjekts war nichts zu bemerken. Es gab keine einzige Öffnung. Nur in Höhe der Äquatorlinie zeichnete sich ein starker, wulstartiger Ring ab.

      Das ganze Schiff stand reglos vor der durchbrochenen Kraterwand. Es schien keine Schramme aufzuweisen, und doch stand es fest, dass es das Ringgebirge durchbrochen hatte.

      Die ganze Konstruktion ruhte auf kurzen, säulenartigen Landebeinen. Sie waren kreisförmig angeordnet und offensichtlich aus dem unteren Viertel des Kugelkörpers ausgefahren worden. Das war alles, was sich Rhodans Blicken bot. Im grellen Licht der voll einfallenden Sonnenstrahlung schimmerte das Material der gewaltigen Hülle in einem blassroten Farbton. Wenn sie die obere Rundung sehen wollten, mussten sie die Köpfe weit in den Nacken legen. Sie waren ziemlich dicht beim Standort des Schiffes hinter der Kraterwand hervorgekommen.

      Auch Reginald Bull hatte sich wieder gefangen. Seine beherrscht klingende Stimme bewies es.

      »Kugelform, die idealste Bauweise für ein Großraumschiff, vorausgesetzt, man besitzt die entsprechenden Triebwerke. Guter Gott, das Ding durchmisst schätzungsweise fünfhundert Meter! Wenigstens fünfhundert! Es ist beinahe höher als das Ringgebirge. Man könnte wahnsinnig werden! Wie kann man eine solche Masse in die Luft bringen? Oder besser gesagt – in den Raum! Ich gewinne eine schwache Vorstellung von den Maschinen, die da drüben eingebaut wurden. Man darf nicht darüber nachdenken, wenn man bei Verstand bleiben will.«

      Leiser fügte er hinzu:

      »Und da waren wir so stolz auf unseren Erfolg! Wir haben mit einer winzigen Nussschale den Mond erreicht. Mit einem Däumling, der mit Mühe und Not den lächerlichen Sprung machen kann. Vor uns aber liegt die Milchstraße, vorher kommt noch unser eigenes Sonnensystem. Hast du eine Ahnung, was wir stolzen Menschlein im Verhältnis zu denen da drüben sind?«

      »Wenn du jetzt Affen sagst, explodiere ich!«, sagte Rhodan heftig.

      »Ich hatte einen ähnlichen Ausdruck auf der Zunge«, gestand Bully. »Du bist ein sehr stolzer Mensch, ich weiß.«

      »Ich bin stolz auf mein Menschentum. Wir haben den Mond bezwungen, und wir werden auch einmal die Sterne erobern.

      Das unwahrscheinliche Raumschiff da drüben beweist noch lange nicht, dass seine Insassen wesentlich intelligenter sind als wir. Es kann das Erbe von zehntausend arbeitsamen Generationen sein – etwas, was den Leuten einfach in den Schoß gefallen ist. Etwas nicht wissen, das ist durchaus nicht identisch mit Dummheit. Man sollte darüber nachdenken, ob man dem Nichtwissenden Gelegenheit zum Lernen gegeben hat oder nicht. Wenn er sie aber hatte, dann kommt es wieder auf das Wissen seiner Lehrer an. Er kann nicht mehr in seinem Hirn aufnehmen, als ihm die Lehrer mitgegeben haben. Wir Menschen sind eine junge Zivilisation. Unsere Gehirne sind wie Schwämme, in die noch allerhand hineinpasst. Deshalb sage nur nicht, dass du dir plötzlich wie ein Halbaffe vorkommst.«

      Rhodan war wütend geworden. Er schien vergessen zu haben, welch ein Gebilde da vor ihren Augen lag.

      Bully fasste bedächtig nach der Maschinenwaffe.

      »Lass es sein«, warnte Rhodan. »Damit sind unsere Probleme nicht zu lösen. Wir haben uns auf alle Fälle mit der Tatsache abzufinden, dass wir nicht die einzigen intelligenten Lebewesen im Universum sind. Für mich ist das durchaus keine Überraschung. Jeder denkende Mensch sollte eine solche Möglichkeit erwogen haben.«

      »Mir wäre wohler, wenn dies eine kümmerliche Rakete der AF wäre«, flüsterte Bully. »Was geschieht nun? Zu meinem Glück hast du die Befehlsgewalt.«

      Erneut spähte Rhodan zu den zersplitterten Felswänden hinüber.

      »Ein vernünftiger Kommandant wäre niemals auf diese Art gelandet. Ich bestimmt nicht. Wenn man aber bei einer Landung ein halbes Ringgebirge abrasiert, dann ist anzunehmen, dass man das nicht freiwillig getan hat. Es sieht mir eher danach aus, als hätten die Unbekannten Schiffbruch erlitten. Das macht sie eigentlich menschlich.«

      Rhodan lächelte über seine eigene Feststellung.

      Er richtete sich zur vollen Größe auf.

      »Bist du wahnsinnig! Herunter«, zischte Bully.

      »Wir kommen hier nicht mehr weg«, erwiderte Rhodan entschlossen. »Bis General Pounder eine andere Rakete schickt, sind wir längst tot, und der nächsten Besatzung würde es ebenso ergehen wie uns. Hier gibt es nichts mehr zu überlegen. Vielleicht geht der tiefere Sinn dieser Feststellung auch in deinen dicken Schädel hinein.«

      Rhodan war innerlich aufgewühlt. Er ahnte, dass sie hier mit Existenzfragen der Menschheit konfrontiert wurden.

      In


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