Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон


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Au­gen­blick.

      »Hier, zähl du das Geld«, sag­te er, die an­stren­gen­de Ar­beit auf­ge­bend, und reich­te es ihr. »Wie viel kriegst du her­aus?«

      »Neun­zehn Dol­lar und fünf­und­drei­ßig Cent.«

      »Das stimmt – so­viel kriegt der Be­sieg­te – zwan­zig Dol­lar. Ich trank ein paar Glas und trak­tier­te auch die an­de­ren, und dann die Stra­ßen­bahn. Hät­te ich ge­won­nen, so wür­de ich hun­dert ge­kriegt ha­ben. Da­für hat­te ich ge­kämpft. Dann wä­ren wir jetzt aus dem Dreck her­aus – vor­läu­fig je­den­falls. Aber nimm das Geld und be­hal­te es. Es ist doch je­den­falls bes­ser als gar nichts.«

      Als er ins Bett kam, konn­te er nicht schla­fen, so schmerz­ten ihm alle Glie­der, und Stun­de auf Stun­de war sie um ihn be­müht, leg­te ihm fri­sche war­me Um­schlä­ge auf die ge­schwol­le­nen Stel­len und ver­schaff­te ihm Lin­de­rung, in­dem sie die Ris­se so be­hut­sam wie mög­lich mit Cold­cream ein­rieb. Und un­ter­des­sen schwatz­te er, hin und wie­der von ei­nem kla­gen­den Stöh­nen un­ter­bro­chen, und durch­leb­te wie­der den gan­zen Kampf, klag­te über das Geld, das ihm ent­gan­gen war, und groll­te über die Krän­kung, die sein Stolz er­lit­ten hat­te. Denn schlim­mer als al­les, was er kör­per­lich litt, war die Krän­kung, die sei­nem Stolz zu­ge­fügt war.

      Schließ­lich, als der Tag an­brach, schlief Bil­ly ein. Er stöhn­te und jam­mer­te, sein Ge­sicht war von Schmerz ver­zerrt, und er warf sich hin und her in sei­nen ver­geb­li­chen Ver­su­chen, Ruhe und Lin­de­rung zu fin­den.

      Also das ist Bo­xen, dach­te Sa­xon. Es war viel schlim­mer, als sie es sich ge­dacht hat­te. Sie hat­te nicht ge­ahnt, dass man mit Box­hand­schu­hen sol­chen Scha­den an­rich­ten konn­te. Er durf­te nie wie­der bo­xen. Dann lie­ber Ra­dau auf der Stra­ße. Sie dach­te dar­über nach, wie viel von sei­ner Sei­de wohl ver­lo­ren ge­gan­gen sein moch­te, als er et­was mur­mel­te und die Au­gen auf­schlug.

      »Was ist?« frag­te sie, aber im sel­ben Au­gen­blick er­kann­te sie, dass sei­ne Au­gen nichts sa­hen, und dass er im Fie­ber sprach.

      »Sa­xon! – Sa­xon!« rief er.

      »Ja, Bil­ly. Was ist?«

      Er tas­te­te mit der Hand dort­hin, wo er sie un­ter nor­ma­len Ver­hält­nis­sen ge­fun­den hät­te.

      Dann rief er sie wie­der, und sie rief ihm ins Ohr, dass sie bei ihm wäre. Er seufz­te er­leich­tert und mur­mel­te mit ge­bro­che­ner Stim­me:

      »Ich muss­te es tun – wir brauch­ten das Geld.«

      Er schloss die Au­gen und schlief jetzt ru­hi­ger, wenn er auch im­mer noch im Schla­fe mur­mel­te. Sie hat­te von Ge­hirn­er­schüt­te­run­gen ge­hört und war sehr ängst­lich. Da fiel ihr ein, dass er ihr er­zählt hat­te, Bil­ly Mur­phy hät­te ihm Eis auf den Na­cken ge­legt.

      Sie warf einen Schal über und lief in die Wirt­schaft an der Ecke. Der Kell­ner hat­te ge­ra­de auf­ge­macht und feg­te aus. Er gab ihr so­viel Eis, wie sie tra­gen konn­te, und zer­hieb es ihr in klei­ne Stücke. Als sie zu­rück­kam, leg­te sie Bil­ly das Eis in den Na­cken und ein war­mes Plätt­ei­sen un­ter die Füße und rieb ihm das Ge­sicht mit Cold­cream, die sie auf Eis ge­legt hat­te, um sie ab­zu­küh­len.

      Er schlief bei her­un­ter­ge­las­se­nen Gar­di­nen bis spät am Nach­mit­tag, dann aber woll­te er zu Sa­x­ons großer Sor­ge auf­ste­hen.

      »Ich muss mich zei­gen«, er­klär­te er. »Ich will nicht, dass sie mich aus­la­chen.«

      Sie half ihm beim An­zie­hen, was ihm furcht­ba­re Qua­len ver­ur­sach­te, und in furcht­ba­ren Qua­len ver­ließ er sein Heim, da­mit die Män­ner, die sei­ne Welt aus­mach­ten, mit ei­ge­nen Au­gen se­hen konn­ten, dass die Prü­gel, die er ge­kriegt hat­te, ihn nicht ans Bett zu fes­seln ver­moch­ten.

      Es war ein an­de­rer Stolz als der ei­nes Wei­bes, und Sa­xon muss­te dar­über nach­den­ken, ob er des­halb we­ni­ger be­wun­derns­wert war.

      *

      In den fol­gen­den Ta­gen gin­gen die Schwel­lun­gen an Bil­lys Kör­per mit er­staun­li­cher Schnel­lig­keit zu­rück. Dass die Ris­se so schnell heil­ten, be­wies, wie ge­sund sein Blut war. Das ein­zi­ge, was noch blieb, wa­ren die »blau­en Au­gen«, die dop­pelt auf­fie­len in ei­nem so hel­len Ge­sicht wie dem sei­nen. Es dau­er­te vier­zehn Tage, bis die Um­ge­bung sei­ner Au­gen ihre nor­ma­le Far­be wie­der an­nahm, und in die­sen vier­zehn Ta­gen tra­ten ver­schie­de­ne be­deu­tungs­vol­le Be­ge­ben­hei­ten ein.

      Otto Frank wur­de in größ­ter Eile ver­hört, und, nach­dem er von ei­ner, haupt­säch­lich aus Ge­schäfts­leu­ten und An­ge­stell­ten be­ste­hen­den Jury für schul­dig er­klärt wor­den war, zum Tode ver­ur­teilt und nach San Quen­tin ge­schafft, wo die Hin­rich­tung er­folg­te.

      Der Pro­zess ge­gen Che­s­ter John­son und die vier­zehn an­de­ren hat­te län­ge­re Zeit ge­dau­ert, war aber auch vor Ablauf der vier­zehn Tage be­en­det. Che­s­ter John­son wur­de zum Tode ver­ur­teilt, zwei er­hiel­ten le­bens­läng­li­ches Zucht­haus, drei je zwan­zig Jah­re. Nur zwei wur­den frei­ge­spro­chen, die an­de­ren sie­ben er­hiel­ten je zwei bis sie­ben Jah­re.

      Die­se Ent­schei­dung ver­senk­te Sa­xon in tie­fe Me­lan­cho­lie. Bil­ly ging es auch nahe, aber sein Kampfei­fer war nicht un­ter­drückt.

      »In ei­ner Schlacht ster­ben im­mer wel­che«, sag­te er. »Da­rauf muss man ge­fasst sein. Aber die Art, wie sie ab­ge­ur­teilt wer­den, kann ich nicht in den Kopf krie­gen. Sie wa­ren doch alle ver­ant­wort­lich für die Mord­ta­ten, die schul­dig Er­klär­ten ge­nau wie die an­de­ren. Oder es war kei­ner ver­ant­wort­lich. Wa­ren sie es aber alle, so hät­ten sie doch alle ver­ur­teilt wer­den müs­sen. Sie muss­ten alle ge­hängt wer­den wie Che­s­ter John­son, oder es durf­te kei­ner ge­hängt wer­den.«

      »Ich habe so oft mit Che­s­ter John­son ge­tanzt«, sag­te Sa­xon. »Und ich habe sei­ne Frau, Kit­tie Bra­dy, vor vie­len, vie­len Jah­ren ge­kannt. Sie saß ne­ben mir in der Kar­to­na­gen­fa­brik. Sie er­war­tet auch ein Kind. Sie war sehr hübsch und hat­te im­mer eine gan­ze Schar jun­ger Bur­schen hin­ter sich her.«

      Die Wir­kung, die die har­ten Ur­tei­le auf die Ge­werk­schaft­ler aus­üb­ten, war sehr un­güns­tig. Statt ih­ren Mut zu kni­cken, mach­ten sie sie nur noch er­bit­ter­ter. Bil­lys Reue über den Box­kampf und al­les Gute und Lie­be, das in den Ta­gen, als Sa­xon ihn pfleg­te, bei ihm zum Vor­schein ge­kom­men war, war jetzt wie aus­ge­tauscht. Zu Hau­se brü­te­te er über sei­nen fins­te­ren Ge­dan­ken, und wenn er sprach, tat er es im sel­ben Geist, wie Bert in den letz­ten Ta­gen ge­spro­chen hat­te, ehe er, der bra­ve Mo­hi­ka­ner, starb. Er war auch län­ger fort und trank jetzt wie­der an­hal­tend.

      Sa­xon woll­te schon alle Hoff­nung auf­ge­ben. Sie war schon fast auf die un­ver­meid­li­che Tra­gö­die vor­be­rei­tet, die ihre krank­haft ge­reiz­te Fan­ta­sie ihr un­ter tau­send For­men vor­gau­kel­te. Meis­tens stell­te sie sich vor, dass man ihr Bil­ly auf ei­ner Bah­re heim­brach­te, oder sie wur­de ans Te­le­fon beim Krä­mer an der Ecke ge­ru­fen und hör­te eine frem­de Stim­me, die ihr kurz mit­teil­te, dass ihr Mann ins Ho­spi­tal oder ins Lei­chen­schau­haus ge­bracht wäre. Und als die mys­ti­schen Ver­gif­tun­gen von Pfer­den vor­ka­men und ei­nem der großen Fuhr­leu­te sein Haus von Dy­na­mit halb zer­stört wur­de, sah sie


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