Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон


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ru­hig.

      Sa­xon lä­chel­te bei­fäl­lig, denn sie teil­te Bil­lys Schre­cken vor Schul­den, und in die­ser Be­zie­hung hat­ten sie bei­de die­sel­be stren­ge Moral wie die ers­ten Pio­nie­re, die sich im Wes­ten nie­der­ge­las­sen hat­ten.

      Als Bil­ly ein­mal aus­ge­gan­gen war, be­nutz­te Sa­xon die Ge­le­gen­heit, die Kom­mo­de, die mit dem Se­gel­schiff über den At­lan­ti­schen Ozean und mit Och­sen­kar­ren über die Prä­rie be­för­dert wor­den war, zu pa­cken. Sie be­trach­te­te noch ein­mal den Holz­schnitt von den Wi­kin­gern, die mit dem Schwert in der Hand auf den eng­li­schen Strand spran­gen. Und wie­der glaub­te sie, in ei­nem der Wi­kin­ger Bil­ly zu se­hen, und eine Wei­le saß sie da und dach­te, wie wun­der­bar weit die Saat ver­streut war, von der sie stamm­te. Sie dach­te an die Er­zäh­lung ih­rer Mut­ter, wie das ver­hei­ße­ne Land vor ih­ren Au­gen er­schi­en, als ihre mit­ge­nom­me­nen Kar­ren und mü­den Och­sen über die Sier­ra mit dem frü­hen Win­ter­schnee in das präch­ti­ge Son­nen­land Ka­li­for­ni­en mit all sei­nen Blu­men ka­men. Sie sah in Ge­dan­ken von den schnee­be­deck­ten Hö­hen her­ab, wie ihre Mut­ter als neun­jäh­ri­ges Mäd­chen von ih­nen hin­ab­ge­se­hen ha­ben muss­te.

      Dann seufz­te sie glück­lich und wisch­te sich die Au­gen. Vi­el­leicht wa­ren die schwe­ren Zei­ten jetzt über­stan­den. Vi­el­leicht war es ihre »Prä­rie« ge­we­sen, und viel­leicht wa­ren sie und Bil­ly jetzt gut hin­über­ge­kom­men und klet­ter­ten in eben die­sem Au­gen­blick über die Sier­ra, von wo sie in den herr­li­chen Tal­strich ge­lang­ten.

      *

      Neu­gie­ri­ge Nach­barn guck­ten hin­ter den Gar­di­nen, als Bil­ly und Sa­xon die Stra­ße hin­ab­schrit­ten, und die Kin­der gaff­ten ih­nen über­rascht nach. Bil­ly trug ihr Bett­zeug in ei­nem be­mal­ten Se­gel­tuch­über­zug auf dem Rücken. In die­sem Pa­cken hat­te er auch ihre rei­ne Wä­sche und ver­schie­de­ne an­de­re not­wen­di­ge Din­ge. Oben­drauf wa­ren eine Brat­pfan­ne und eine Kas­se­rol­le ge­bun­den. In der Hand trug er die Kaf­fee­kan­ne. Sa­xon hat­te in der einen Hand einen Ruck­sack und auf dem Rücken die Ukulélé im Fut­te­ral.

      »Wir müs­sen ge­fähr­lich aus­se­hen«, brumm­te Bil­ly, der zu­sam­men­fuhr, so­oft ihn je­mand an­sah.

      »Wenn wir nur eine große Fuß­wan­de­rung mach­ten, wäre nicht das ge­rings­te Lä­cher­li­che da­bei«, trös­te­te Sa­xon ihn.

      »Aber wir ma­chen ja kei­ne.«

      »Sie wis­sen es je­den­falls nicht«, fuhr sie fort. »Nur du weißt es, und was du glaubst, dass sie den­ken, das den­ken sie gar nicht. Sie den­ken ver­mut­lich, dass wir eine Fuß­wan­de­rung ma­chen. Und das bes­te ist, dass es ja auch stimmt. Wir tun es! Wir tun es!«

      Das er­hei­ter­te Bil­ly ein Weil­chen, wenn er auch et­was mur­mel­te, dass er je­dem, der un­ver­schämt ge­gen sie zu sein wag­te, den Kopf zer­schla­gen wür­de. Dann warf er einen Blick auf Sa­xon. Ihre Wan­gen wa­ren rot, und ihre Au­gen leuch­te­ten.

      »Weißt du«, sag­te er plötz­lich, »ich habe ein­mal eine Oper ge­hört, in der die Bur­schen mit Gi­tar­ren auf dem Rücken durch das gan­ze Land wan­der­ten – ge­nau so gehst du mit dei­nem Klim­per­ding. Sie san­gen die gan­ze Zeit im Ge­hen.«

      »Dazu hab ich sie auch mit­ge­nom­men«, ant­wor­te­te Sa­xon. »Und wenn wir auf der Land­stra­ße sind, will ich sin­gen, und auch beim La­ger­feu­er wol­len wir sin­gen. Wir ma­chen eine Fuß­wan­de­rung – das ist al­les. Wir ha­ben uns Fe­ri­en ge­nom­men und wol­len uns um­se­hen. Wa­rum soll­ten wir es uns nicht gut sein las­sen? Wir wis­sen ja nicht ein­mal, wo wir heu­te Nacht und im üb­ri­gen auch alle an­de­ren Näch­te schla­fen sol­len. Ist das nicht lus­tig?«

      »Ja, es ist wirk­lich sehr ko­misch«, sag­te Bil­ly nach­denk­lich. »Aber ich möch­te dir doch vor­schla­gen, dass wir durch die Ne­ben­stra­ßen ge­hen. An der nächs­ten Ecke ste­hen ein paar Bur­schen, die ich ken­ne, und ich möch­te ih­nen nicht gern die Köp­fe zer­schla­gen.«

      *

      1 Schal <<<

      Die elek­tri­sche Stra­ßen­bahn ging ganz bis nach Hay­wards, aber auf Sa­x­ons Vor­schlag stie­gen sie in San Le­an­dro aus.

      »Es ist ganz gleich, wo wir un­se­re Wan­de­rung be­gin­nen«, sag­te sie, »denn ir­gend­wo müs­sen wir ja an­fan­gen. Da wir uns nach Bo­den um­se­hen und et­was über Bo­den er­fah­ren wol­len, müs­sen wir es ja lie­ber tun, so­bald wir kön­nen. Au­ßer­dem wol­len wir über jede Art von Bo­den et­was er­fah­ren, so­wohl in der Nähe der großen Städ­te wie tief in den Ber­gen.«

      »Na ja! Das hier muss das Haupt­quar­tier der Por­tu­gie­sen sein«, mein­te Bil­ly im­mer wie­der, als sie durch San Le­an­dro wan­der­ten.

      »Ja, es sieht so aus, als wäre hier für Leu­te un­se­res Schla­ges kein Platz«, mein­te Sa­xon.

      »Hier ist es über­füllt, fin­de ich«, knurr­te Bil­ly, »es sieht aus, als gäbe es für den frei­ge­bo­re­nen Ame­ri­ka­ner kei­nen Platz mehr in sei­nem ei­ge­nen Lan­de.«

      »Dann ist es dei­ne ei­ge­ne Schuld«, sag­te Sa­xon mit ei­ner Stren­ge, die sich je­doch an kei­nen Be­stimm­ten rich­te­te; sie är­ger­te sich nur im All­ge­mei­nen über die Le­bens­be­din­gun­gen, die sie un­klar zu ver­ste­hen be­gann.

      »Ach, das weiß ich nun ge­ra­de nicht. Ich rede mir ein, dass ein Ame­ri­ka­ner das­sel­be tun könn­te wie die Por­tu­gie­sen – wenn er nur woll­te. Aber er will nicht – Gott sei Dank! Er will nicht von Ab­fall le­ben wie ein Schwein.«

      »Nein, auf dem Lan­de viel­leicht nicht«, ant­wor­te­te Sa­xon eif­rig. »Aber in den Städ­ten habe ich doch eine schreck­li­che Men­ge Ame­ri­ka­ner ge­se­hen, die wie die Schwei­ne leb­ten.«

      Bil­ly brumm­te et­was, muss­te ihr aber doch recht ge­ben. Ich kann mir den­ken, dass sie von den Bau­ern­hö­fen in die Stadt ge­gan­gen sind, weil sie glaub­ten, dass es dort bes­ser sei, und dass sie dort nur Ohr­fei­gen krie­gen.

      »Sieh die Kin­der!« rief Sa­xon. »Die Schu­len fan­gen an – und es sind fast al­les Por­tu­gie­sen!«

      »Drü­ben, wo sie her­kom­men, ha­ben sie nie so gute Klei­der ge­habt«, spot­te­te Bil­ly. »Sie sind her­über ge­kom­men, um an­stän­di­ge Klei­der und an­stän­di­ge Kost zu krie­gen. Sie sind so rund wie klei­ne But­ter­ku­geln.«

      Sa­xon nick­te be­stä­ti­gend, und es war, als gin­ge ihr plötz­lich ein Licht auf.

      »Das ist es ja eben, Bil­ly! Sie schla­gen sich durch, und zwar glän­zend, in­dem sie den Bo­den be­bau­en Für sie gibt es kei­nen Streik.«

      »Du willst doch die dum­men Gär­ten nicht Acker­bau nen­nen«, sag­te er und wies auf ein klei­nes Stück Land, an dem sie ge­ra­de vor­bei ka­men.

      »Ach, du re­dest dir im­mer ein, dass es so groß sein muss!« lach­te sie. »Du bist wie On­kel Bill, der Tau­sen­de und aber Tau­sen­de von Mor­gen Land be­saß, schließ­lich eine Mil­li­on ha­ben woll­te und als Nacht­wäch­ter en­de­te. Das ist es eben mit uns Ame­ri­ka­nern. Al­les soll so groß sein. Al­les, was we­ni­ger ist


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