Gesammelte Werke. Джек Лондон
Читать онлайн книгу.verstehst du?«
Sie verstand ihn gut, denn tief in ihrem Herzen war auch sie mehr auf die vierzig Morgen erpicht. Mit dem Unterschied, den eine zwischen ihnen liegende Generation schuf, hatte sie auf ihre Art denselben Drang nach Raum um sich her, wie ihr Onkel Will ihn gehabt.
»Nun, hier bleiben wir jedenfalls nicht«, versicherte sie Billy. »Wir sind ausgezogen – nicht nach vierzig Morgen, sondern nach hundertundsechzig, die der Staat uns ganz umsonst geben soll.«
»Ja, ich finde auch, dass der Staat uns das schuldet, für alles, was unsere Väter und Mütter getan haben. Ich sage dir, Saxon, und wenn eine Frau über die Prärie marschiert, wie deine Mutter getan, und wenn ein Mann und eine Frau von den Indianern niedergemacht worden sind, wie mein Großvater und meine Großmutter, dann schuldet der Staat ihnen doch etwas.«
»Ja, und wir werden ihn auch dazu bringen, uns zu bezahlen, was er uns schuldet.«
»Und wir wollen ihn auch schon dazu bringen, da brauchst du keine Angst zu haben – irgendwo in den Riesentannenwäldern südlich von Monterey.«
*
Erst spät am Nachmittag erreichten Billy und Saxon Niles. Sie mussten zuerst nach Haywards, und ließen sich zudem Zeit zu allen möglichen kleinen Abstechern von der Hauptlandstraße. Sie folgten den parallelen Wegen durch gepflegte Felder, wo der Boden bis zu den Wagenspuren ausgenutzt war. Saxon sah mit großem Erstaunen die kleinen dunkelhäutigen Auswanderer, die sich in dieser Gegend niederließen, ohne das geringste zu besitzen, und doch aus dem Boden zweihundert, fünfhundert und tausend Dollar den Morgen herausholten.
Überall herrschte Geschäftigkeit. Frauen und Kinder arbeiteten wie die Männer auf den Feldern. Der Boden wurde gepflügt und wieder gepflügt; es war, als gönnten sie ihm nie Ruhe. Aber er lohnte ihnen die Mühe. Er musste ihnen die Mühe lohnen – sonst hätten sie es sich nicht leisten können, in all den kleinen lächerlichen Fahrzeugen herumzufahren, in gebrauchten Einspännern oder starken, leichten Wagen.
»Sieh ihre Gesichter!« sagte Saxon. »Sie sind froh und zufrieden. Sie sehen nicht aus wie die Leute in unserer Nachbarschaft nach Beginn der Streiks.«
»Ja, sie haben es gut«, gab Billy zu, »das kann man mit einem halben Auge sehen. Aber deshalb brauchen sie sich vor mir nicht dicke zu tun, das sage ich dir nur – weil sie uns um den Boden und alles betrogen haben.«
»Ja, aber ich finde gar nicht, dass sie sich dicke tun«, wandte Saxon ein.
»Nein, das tun sie auch nicht, wenn ich es recht bedenke. Aber deshalb sind sie doch nicht so klug, wie sie selber glauben. Ich möchte wetten, ich könnte ihnen allerlei von Pferden erzählen.«
Die Sonne wollte schon untergehen, als sie das Städtchen erreichten. Billy, der die letzten zehn Minuten geschwiegen hatte, kam jetzt zögernd mit einem Vorschlag.
»Sag mal – wir könnten uns doch wohl ein Zimmer im Hotel leisten. Was meinst du?«
Aber Saxon schüttelte sehr bestimmt den Kopf.
»Wie lange, glaubst du, würden die zwanzig Dollar auf die Art reichen? Die einzige Art, wie wir es machen könnten, ist, dass wir beim ersten Anfang beginnen. Wir haben nicht damit gerechnet, in Hotels zu schlafen.«
»Wie du willst!« sagte er. »Ich mache alles mit. Ich dachte nur an dich.«
»Da musst du lieber denken, dass ich das Schlimmste mitmache!« sagte sie besänftigend. »Und jetzt wollen wir sehen, uns etwas zum Abendessen zu kaufen.«
Sie kauften Rindfleisch, Kartoffeln, Zwiebeln und ein Dutzend Speiseäpfel und gingen dann vor die Stadt bis zu dem Gürtel von Bäumen und Büschen, wo, wie sie wussten, ein kleiner Bach floss. Auf einer Sandbank, im Schutz der Bäume, richteten sie sich ihr Nachtquartier ein. Es gab massenhaft trockenes Holz in der Nähe, und Billy pfiff heiter, während er Brennholz sammelte und hackte. Saxon, die einen scharfen Blick für alle seine verschiedenen Stimmungen hatte, wurde ganz lustig, als sie die furchtbar disharmonischen Laute hörte, die aus seinem Munde kamen. Sie lächelte bei sich, als sie die Decken auf dem Sand ausbreitete, nachdem sie zuvor alle Zweige entfernt und das Segeltuch als Unterlage ausgebreitet hatte. Sie hatte noch viel zu lernen in Bezug auf das Kochen an offenem Feuer, aber sie machte gute Fortschritte und hatte bald herausgefunden, dass es mehr darauf ankam, das Feuer auszunutzen, als ein besonders großes Feuer zu machen. Als der Kaffee gekocht hatte, goss sie eine viertel Tasse kalten Wassers darauf, damit er sich setzte, und stellte dann die Kaffeekanne an den Rand des Feuers, wo sie sich warm halten konnte, ohne ins Kochen zu kommen. Sie briet Kartoffelscheiben und Zwiebeln in derselben Pfanne, aber jedes für sich, und stellte sie dann in ihrem Blechteller, der mit Billys umgekehrtem Teller bedeckt wurde, auf die Kaffeekanne. Auf der trockenen, warmen Pfanne briet sie dann das Fleisch so, dass Billy begeistert war. Als das getan war, richtete sie das Fleisch auf den Tellern an, während Billy den Kaffee eingoss und sie Kartoffeln und Zwiebeln für einen Augenblick wieder in die Bratpfanne legte, damit sie ganz warm wurden.
»Was kann man mehr verlangen?« sagte Billy herausfordernd und mit der tiefsten Zufriedenheit, als die letzte Tasse Kaffee getrunken war und er sich eine Zigarette drehte. Er lag der Länge nach auf der Seite, auf den Ellenbogen gestützt. Das Feuer brannte hell, und der flackernde Schein verlieh Saxons Teint einen wärmeren Ton als sonst.
»Sieh, wenn unsere Vorfahren auf der Wanderung waren, mussten sie beständig Indianer, wilde Tiere und derlei fürchten, und hier liegen wir nun so sicher wie in Mutters Truhe. Und sieh den Sand! Kann man sich ein besseres Bett wünschen? So weich wie Daunen. Weißt du, dass du schön bist in meinen Augen – meine kleine Squaw? Ich sage dir, du siehst aus, als wärest du sechzehn Jahre alt und nicht ein Tüttelchen mehr, Frau Spielkameradin.«
»Wirklich!« sagte sie vergnügt, machte eine schnelle Kopfbewegung und zeigte ihre weißen Zähne. »Wenn du nicht dalägst und eine Zigarette rauchtest, so würde ich fragen, ob deine Mutter dir auch erlaubt hätte, so lange draußen zu bleiben, Herr Schuljunge?«
»Hör einmal«, begann er mit einem leicht zu durchschauenden Versuch, den Ernsten zu spielen. »Ich möchte dich gern etwas fragen, wenn du mir versprichst, nicht böse zu werden. Ich will deine Gefühle natürlich nicht verletzen, aber etwas muss ich wissen, und zwar etwas sehr Wichtiges.«
»Nun, was denn«, fragte sie, nach kurzem, vergeblichem Warten.
»Ja, nur das, Saxon. Ich hab’ dich schrecklich lieb, aber die Nacht kommt, und wir sind viele, viele Meilen von allen Menschen entfernt, und, nun ja, was ich wissen will, ist, ob wir jetzt auch ganz im Ernst verheiratet sind, du