Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон


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er doch sein Schwim­men in der Bran­dung fort. Hall hat­te sei­ne bei­den Reit­pfer­de in sei­ner Ob­hut hin­ter­las­sen, und Sa­xon hat­te sich ein sehr hüb­sches Reit­kleid aus gelb­brau­nem Cord an­ge­fer­tigt, das gut zu ih­rem Haar stand. Bil­ly über­nahm kei­ne Ge­le­gen­heits­ar­beit mehr. Als Kut­scher ver­dien­te er bei dem Fuhr­mann viel mehr, als sie brauch­ten, und lie­ber als Geld ver­die­nen woll­te er Sa­xon rei­ten leh­ren, und so mach­te er Ta­ges­aus­flü­ge mit ihr durch die Um­ge­gend. Ihr Lieb­lings­ritt ging die Küs­te ent­lang nach Mon­te­rey, wo er sie in dem großen Del Mon­te-Bas­sin schwim­men lehr­te, und abends pfleg­ten sie über die Hü­gel zu­rück­zu­keh­ren. Sie be­gann ihn auch zu be­glei­ten, wenn er früh­mor­gens auf die Jagd ging, und das Le­ben war für sie wie eine ein­zi­ge lan­ge Fe­ri­en­rei­se.

      »Ich will dir et­was sa­gen«, mein­te er ei­nes Ta­ges, als sie ihre Pfer­de an­hiel­ten und in das Car­mel­tal hin­abblick­ten. »Ich will nie mehr für einen Men­schen re­gu­lär ar­bei­ten – nein, nicht, so lan­ge ich lebe.«

      »Ar­beit ist nicht al­les«, gab sie zu.

      »Nein, das soll­te ich mei­nen. Sag, Sa­xon, was wür­de es be­deu­ten, wenn ich als Kut­scher in Oa­k­land für eine Mil­li­on Dol­lar täg­lich eine Mil­li­on Jah­re lang ar­bei­te­te und wei­ter dort woh­nen und so le­ben soll­te, wie wir da­mals leb­ten? Es war ja nichts als Ar­beit von mor­gens bis abends, drei re­gu­lä­re Mahl­zei­ten und Kino, wenn wir uns amü­sie­ren woll­ten. Kino! Jetzt er­le­ben wir selbst einen Film. Lie­ber ein Jahr, wie wir es hier in Car­mel ha­ben und dann ster­ben, als tau­send Mil­lio­nen Jah­re wie das in der Pine Street.«

      Sa­xon hat­te Hall und sei­ner Frau ge­schrie­ben, dass sie und Bil­ly, so­bald der Som­mer käme, wei­ter­zie­hen und nach dem Mond­tal su­chen woll­ten. Glück­li­cher­wei­se brach­te das den Dich­ter nicht in Ver­le­gen­heit, denn Bi­deaux, der Ei­sen­mann mit den Ba­si­lis­ken­au­gen hat­te sei­nen Traum, Geist­li­cher zu wer­den, auf­ge­ge­ben und sich ent­schlos­sen, Schau­spie­ler zu wer­den. Er ver­ließ das ka­tho­li­sche Se­mi­nar und kam recht­zei­tig in Car­mel an, um die Auf­sicht über die Vil­la zu über­neh­men. Zu Sa­x­ons großer Freu­de war die Ge­sell­schaft ganz be­trübt, als sie fort­zo­gen. Der Fuhr­mann in Car­mel bot Bil­ly einen bes­se­ren Pos­ten zu neun­zig Dol­lar mo­nat­lich an, und ein ähn­li­ches An­ge­bot er­hielt er von ei­nem an­de­ren großen Fuhr­mann in der Nähe.

      »Wo wollt ihr hin?« rief der ver­rück­te iri­sche Dra­ma­ti­ker ih­nen zu, als er sie auf dem Bahn­steig in Mon­te­rey traf. Er war ge­ra­de von ei­ner Rei­se nach New York zu­rück­ge­kom­men.

      »Nach ei­nem Tal auf dem Mon­de«, ant­wor­te­te Sa­xon hei­ter.

      Er be­trach­te­te ihre wohl­ge­ord­ne­ten Bün­del.

      »Weiß Gott!« rief er. »Ich tue es! Weiß Gott! Lasst mich mit­kom­men!« Dann aber glitt ein Schat­ten über sein Ge­sicht. »Aber ich habe ja den Kon­trakt un­ter­schrie­ben«, stöhn­te er. »Drei Akte! – hört, ihr seid wirk­lich ein Paar glück­li­che Men­schen, und oben­drein noch zu die­ser Jah­res­zeit!«

      *

      »Vo­ri­gen Win­ter ka­men wir zu Fuß in Mon­te­rey an­ge­trabt, aber jetzt fah­ren wir«, sag­te Bil­ly, als der Zug den Bahn­hof ver­ließ und sie sich auf dem Sitz zu­rück­lehn­ten.

      Sie hat­ten sich ent­schlos­sen, nicht die Stre­cke zu wan­dern, die sie schon ein­mal zu­rück­ge­legt hat­ten, son­dern fuh­ren mit der Bahn nach San Fran­zis­ko. Mark hat­te sie vor dem ent­ner­ven­den süd­li­chen Kli­ma ge­warnt, und sie wa­ren jetzt un­ter­wegs nach käl­te­ren, nörd­li­che­ren Ge­gen­den. Ihre Ab­sicht war, über die Bucht nach Sau­sa­li­to zu fah­ren und die Küs­te ent­lang zu wan­dern. Hier, hat­te Hall ih­nen er­zählt, wür­den sie die wah­re Hei­mat der Rie­sen­tan­nen fin­den. Aber Bil­ly, der in den Rau­cher­wa­gen ge­gan­gen war, um sich eine Zi­ga­ret­te an­zu­ste­cken, setz­te sich zu­fäl­lig ne­ben einen Mann, der der An­lass wer­den soll­te, dass sie ih­ren Kurs än­der­ten. Es war ein dun­kel­äu­gi­ger Mann mit ei­nem scharf­ge­schnit­te­nen Ge­sicht, zwei­fel­los ein Jude, und Bil­ly, der sich der Er­mah­nung Sa­x­ons er­in­ner­te, im­mer zu fra­gen, nahm die Ge­le­gen­heit wahr und be­gann ein Ge­spräch mit dem Man­ne. Es dau­er­te nicht lan­ge, so er­fuhr er, dass der Mann Gun­ston hieß und Kom­mis­sio­när war, und bald war er sich im rei­nen dar­über, dass das, was der an­de­re sag­te, zu wert­voll war, als dass Sa­xon es nicht hät­te hö­ren sol­len. Als er sah, dass der an­de­re sei­ne Zi­gar­re auf­ge­raucht hat­te, bat er ihn denn auch gleich, mit in den nächs­ten Wa­gen zu ge­hen und Sa­xon zu be­grü­ßen. Et­was der­ar­ti­ges hät­te Bil­ly vor dem Auf­ent­halt in Car­mel nie tun kön­nen, und so viel so­zia­le Be­weg­lich­keit hat­te er also je­den­falls er­reicht.

      »Er hat mir ge­ra­de von den Kar­tof­fel­kö­ni­gen er­zählt, und ich woll­te gern, dass du es auch hörst«, er­klär­te er Sa­xon, als die Vor­stel­lung er­folgt war. »Also los, Herr Gun­ston, er­zäh­len Sie ihr von dem Chi­ne­sen, der im vo­ri­gen Jahr neun­zehn­tau­send mit Spar­gel und Sel­le­rie ver­dien­te.«

      »Ja, ich habe Ihrem Mann ge­ra­de er­zählt, wie die Chi­ne­sen am San Joa­quin es ma­chen. Es wür­de sich für Sie loh­nen, hin­zu­fah­ren und es sich an­zu­se­hen. Es ist jetzt ge­ra­de die bes­te Zeit – zu früh für Mos­ki­tos. Sie kön­nen bei Black Dia­mond oder An­tioch aus­stei­gen und auf klei­nen Damp­fern zwi­schen den großen an­ge­bau­ten In­seln her­um­rei­sen. Die Fahrt kos­tet nicht viel, und meh­re­re von den Mo­tor­boo­ten, wie die Du­chess und die Prin­cess, sind schon fast große Damp­fer.«

      »Er­zäh­len Sie ihr von Chow Lam«, sag­te Bil­ly ein­dring­lich.

      Der Kom­mis­sio­när lehn­te sich zu­rück und lach­te.

      »Chow Lam war vor ein paar Jah­ren ein elen­des, rui­nier­tes Ge­rip­pe von Spie­ler. Er be­saß nicht einen Gro­schen, und sei­ne Ge­sund­heit war nicht die bes­te. Er hat­te in den Gold­mi­nen ge­ar­bei­tet, bis ihm der Rücken ganz steif war, und hat­te aus­ge­wa­schen, was die Mi­nen­ar­bei­ter der ers­ten Jah­re üb­rig­ge­las­sen hat­ten. Und al­les, was er ge­wann, ver­lor er im Spiel. Er schul­de­te auch den sechs Ge­sell­schaf­ten drei­hun­dert Dol­lar – Sie wis­sen, es sind chi­ne­si­sche Un­ter­neh­mun­gen. Und ver­ges­sen Sie nicht – es war erst vor sie­ben Jah­ren – sei­ne Ge­sund­heit war rui­niert, er war drei­hun­dert schul­dig und hat­te kei­ne Be­schäf­ti­gung. Nun, so en­de­te Chow Lam in Stock­ton und fand Ar­beit als Ta­ge­löh­ner in den Torf­moo­ren. Es war eine chi­ne­si­sche Ak­ti­en­ge­sell­schaft am Midd­le Ri­ver, die Sel­le­rie und Spar­gel bau­te. Bei der Ge­le­gen­heit pack­te er sich sel­ber am Na­cken und be­gann, über die Ge­schich­te nach­zu­den­ken. Ein Vier­tel­jahr­hun­dert in den Ve­rei­nig­ten Staa­ten – der Rücken nicht so stark, wie er ge­we­sen war, und nicht einen Gro­schen auf die hohe Kan­te ge­legt, so­dass er nach Chi­na zu­rück­keh­ren konn­te. Er sah, wie die Chi­ne­sen in der Ge­sell­schaft es ge­macht – wie sie ih­ren Lohn ge­spart und Ak­ti­en ge­kauft hat­ten.«

      »So spar­te er denn zwei Jah­re lang sei­nen Lohn und kauf­te sich eine Ak­tie in ei­ner Ge­sell­schaft von drei­ßig Ak­ti­en. Das ist erst fünf Jah­re her. Sie pach­te­ten drei­hun­dert Mor­gen Torf­moor von ei­nem Wei­ßen, der lie­ber in Eu­ro­pa her­um­rei­sen woll­te. Für das, was er in dem ers­ten Jahr an sei­ner Ak­tie ver­dien­te, kauf­te er sich zwei Ak­ti­en in


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