Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон


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an war der Kampf ein Or­kan, und Glen­don hat­te Mühe zu ver­mei­den, dass er ernst­lich ge­trof­fen wur­de. Er block­te, clinch­te, duck­te sich und tanz­te seit­wärts, wur­de rück­wärts ge­gen die Sei­le ge­sto­ßen und be­geg­ne­te, als er wie­der vor­rück­te, neu­en wil­den At­ta­cken.

      Mehr als ein­mal sah er, dass Po­wers sich eine Blö­ße gab, aber er un­ter­ließ es, den Blitz zu schleu­dern, der sei­nen Geg­ner nie­der­ge­streckt hät­te. Er hielt den Schlag zu­rück in der Ab­sicht, ihn erst zwei Run­den spä­ter aus­zu­tei­len. Wäh­rend des gan­zen Kamp­fes hat­te er noch nicht ein ein­zi­ges Mal ge­zeigt, was er konn­te, oder mit sei­ner gan­zen Kraft ge­schla­gen.

      Zwei Mi­nu­ten lang ließ Po­wers un­auf­hör­lich sei­ne Schmie­de­ham­mer­fäus­te auf ihn nie­der­pras­seln. Noch eine Mi­nu­te, und das Wett­syn­di­kat hat­te eine emp­find­li­che Nie­der­la­ge er­lit­ten!

      Aber der Kampf soll­te nicht bis zum Ende die­ser Mi­nu­te dau­ern.

      Sie stan­den mit­ten im Ring, in ei­nem ganz ge­wöhn­li­chen Clinch, nur dass Po­wers im­mer noch auf sei­ne bru­ta­le Art und Wei­se auf ihn los­schlug. Glen­don führ­te einen leich­ten Schlag mit dem ge­beug­ten lin­ken Arm seit­wärts ge­gen das Ge­sicht sei­nes Geg­ners, einen Schlag, wie er ihn ähn­lich schon mehr­mals im Lau­fe des Kamp­fes er­teilt hat­te.

      Da merk­te er zu sei­nem Er­stau­nen, dass Po­wers in sei­nen Ar­men er­schlaff­te. Die Bei­ne ver­moch­ten das Ge­wicht des Man­nes nicht mehr zu tra­gen, und er sank, wie von ei­ner schwe­ren Last nie­der­ge­drückt, zu Bo­den.

      Er fiel schwer auf den Bo­den, roll­te halb auf die Sei­te und blieb un­be­weg­lich und mit ge­schlos­se­nen Au­gen lie­gen.

      Der Schieds­rich­ter beug­te sich über ihn und zähl­te. Bei »neun« durch­fuhr ein Zit­tern den Kör­per Po­wers, und es hat­te den An­schein, als ver­su­che er ver­ge­bens, wie­der auf die Füße zu kom­men. »Zehn – aus!« rief der Schieds­rich­ter.

      Er er­griff die Hand Glen­d­ons und hob sie hoch, um dem to­sen­den Pub­li­kum zu zei­gen, dass er der Sie­ger war.

      Zum ers­ten Mal in sei­nem Le­ben stand Glen­don ganz be­täubt im Ring.

      Es war kein ent­schei­den­der Schlag ge­we­sen, dar­auf hät­te er sei­nen Kopf set­zen kön­nen. Der Schlag hat­te nicht ein­mal das Kinn, son­dern nur die Ba­cke ge­trof­fen, er konn­te ge­nau die Stel­le an­ge­ben. Und doch war der Mann er­le­digt.

      Er hat­te eine schänd­li­che Ko­mö­die auf­ge­führt und war aus­ge­zählt wor­den. Wie er zu Bo­den ge­gan­gen war, das hat­te er meis­ter­haft und über­zeu­gend ge­macht. Für das Pub­li­kum gab es kei­nen Zwei­fel, dass es ein rich­ti­ger Knock­out ge­we­sen war, und die Film­ka­me­ra wür­de die Lüge fort­füh­ren. Der Re­dak­teur hat­te also den Schwin­del vor­aus­ge­sagt, und ein ge­mei­ner Schwin­del war es wahr­haf­tig.

      Glen­don warf einen schnel­len Blick über die Sei­le hin­weg auf das Ge­sicht Maud Sangs­ters. Sie sah ihn ge­ra­de an, aber ihr Blick war kalt und hart, ver­riet kein Wie­de­rer­ken­nen und war völ­lig aus­drucks­los. Wäh­rend er sie noch an­sah, wand­te sie sich zu ih­rem Nach­barn und sag­te et­was zu ihm.

      Po­wers wur­de von sei­nen Se­kun­dan­ten in sei­ne Rin­ge­cke ge­tra­gen, schein­bar das kraft­lo­se Wrack ei­nes Men­schen.

      Glen­d­ons Se­kun­dan­ten ka­men, um ihn zu be­glück­wün­schen und ihm die Hand­schu­he aus­zu­zie­hen. Aber Stu­be­ner kam ih­nen zu­vor. Sein Ge­sicht strahl­te, als er Glen­d­ons Rech­te mit sei­nen bei­den Hän­den um­schloss und rief:

      »Sie sind ein Pracht­jun­ge, Pat! Ich wuss­te ja, dass Sie es tun wür­den.«

      Glen­don zog die Hand im Hand­schuh zu­rück. Und zum ers­ten Mal in all den Jah­ren, die er ihn kann­te, hör­te sein Ma­na­ger ihn flu­chen.

      »Gehn Sie zum Teu­fel!« sag­te er, kehr­te ihm den Rücken und hielt sei­nen Se­kun­dan­ten die Hän­de hin, um sich die Hand­schu­he aus­zie­hen zu las­sen.

      VIII

      An dem Abend, als Maud Sangs­ter den Re­dak­teur so ent­schie­den hat­te aus­spre­chen hö­ren, dass es nicht einen an­stän­di­gen Be­rufs­bo­xer gäbe, saß sie einen Au­gen­blick still wei­nend auf ih­rem Bett­rand, dann wur­de sie zor­nig und leg­te sich nie­der, wü­tend auf sich selbst, auf alle Bo­xer und die gan­ze Welt.

      Am nächs­ten Nach­mit­tag be­gann sie ein In­ter­view aus­zu­ar­bei­ten, das sie mit Hen­ry Ad­di­son ge­habt hat­te, das sie aber nie fer­tig­schrei­ben soll­te.

      Sie saß in dem Zim­mer, das ihr in der Re­dak­ti­on des »Ku­ri­er-Jour­nal« an­ge­wie­sen wor­den war, als es ge­sch­ah. Sie hat­te ge­ra­de eine Pau­se im Schrei­ben ge­macht, um eine Über­schrift in der Nach­mit­tags­aus­ga­be zu be­trach­ten, die be­sag­te, dass Glen­don jetzt mit Tom Can­nam kämp­fen soll­te, als ei­ner von den Lauf­jun­gen ihr eine Kar­te brach­te. Es war die Glen­d­ons.

      »Sag ihm, dass ich nicht zu spre­chen bin«, sag­te sie zu dem Jun­gen.

      Eine Mi­nu­te spä­ter war er wie­der da.

      »Er sagt, er wür­de auf je­den Fall her­ein­kom­men, aber lie­ber mit Ih­rer Er­laub­nis.«

      »Hast du ihm nicht ge­sagt, dass ich kei­ne Zeit habe?« frag­te sie.

      »Ja, Fräu­lein, aber er sag­te, er käme doch her­ein.« Sie ant­wor­te­te nicht, und der Jun­ge, des­sen Au­gen vor Be­wun­de­rung für den auf­dring­li­chen Gast fun­kel­ten, re­de­te wei­ter:

      »Ich ken­ne ihn. Er ist ein mäch­ti­ger Kerl. Wenn er rich­tig los­legt, jagt er die gan­ze Re­dak­ti­on zum Teu­fel. Es ist der jun­ge Glen­don, der ges­tern Abend den großen Box­kampf ge­wann.«

      »Also gut. Lass ihn kom­men. Wir wol­len ja nicht, dass er die gan­ze Re­dak­ti­on zum Teu­fel jagt, nicht wahr?«

      Sie be­grüß­ten sich nicht, als Glen­don ein­trat. Sie war kalt und un­freund­lich wie ein Re­gen­tag und bot ihm we­der einen Stuhl an, noch schi­en sie ihn über­haupt zu er­ken­nen. Halb von ihm ab­ge­wandt, saß sie an ih­rem Schreib­tisch und war­te­te, dass er sa­gen soll­te, was er wünsch­te.

      Er ließ sich nicht mer­ken, wie die­se hoch­mü­ti­ge Be­hand­lung ihn be­rühr­te, son­dern ging gleich auf die Sa­che los.

      »Ich möch­te mit Ih­nen re­den«, sag­te er kurz. »Über den Kampf. Er en­de­te nicht in der Run­de, die ich Ih­nen ge­sagt hat­te.«

      Sie zuck­te die Ach­seln.

      »Das wuss­te ich.«

      »Das ta­ten Sie nicht«, er­wi­der­te er. »Das ta­ten Sie nicht. Und ich auch nicht.«

      Sie dreh­te sich um und sah ihn of­fen­sicht­lich ge­lang­weilt an.

      »Wozu das?« frag­te sie. »Bo­xen ist Bo­xen, und wir wis­sen alle Be­scheid da­mit. Der Kampf en­de­te ja in der Run­de, die ich Ih­nen vor­aus­ge­sagt hat­te.«

      »Das ist rich­tig«, stimm­te er zu. »Aber das konn­ten Sie nicht wis­sen. In der gan­zen Welt gab es nur zwei Men­schen – die wuss­ten, dass Po­wers nicht in der sech­zehn­ten Run­de er­le­digt wer­den wür­de.«

      Sie schwieg.

      »Ich sage, Sie wuss­ten,


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