Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон


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stand auch in Pent­fields Ge­sicht ge­schrie­ben und hat­te sich in sei­nem Ach­sel­zu­cken aus­ge­drückt.

      »Mir träum­te heu­te Nacht, ich wäre bei Zin­kand«, sag­te er. »Die Mu­sik spiel­te, Glä­ser klirr­ten, Stim­men summ­ten, Frau­en lach­ten, und ich selbst be­stell­te Eier – ja, mein Lie­ber, Eier, Spie­ge­lei­er und hart­ge­sot­te­ne Eier und wei­che Eier und Rührei­er und Eier auf jede denk­ba­re Art zu­be­rei­tet. Und ich ver­schlang sie eben­so schnell, wie sie mir ge­bracht wur­den.«

      »Ich wür­de Sala­te und Ge­mü­se be­stellt ha­ben«, kri­ti­sier­te Hutchin­son hung­rig. »Dazu einen mäch­ti­gen, blu­ti­gen Bra­ten und jun­ge Zwie­beln und Ra­dies­chen, so knusp­rig, weißt du, die knacken, wenn man sie zwi­schen die Zäh­ne kriegt.«

      »Ich hät­te das wahr­schein­lich auch nach den Ei­ern be­stellt, wenn ich nicht auf­ge­wacht wäre«, ant­wor­te­te Pent­field.

      Er nahm ein von den Fahr­ten stark mit­ge­nom­me­nes Ban­jo vom Fuß­bo­den und be­gann ei­ni­ge un­zu­sam­men­hän­gen­de Töne zu klim­pern. Hutchin­son wur­de un­ru­hig und at­me­te schwer.

      »Lass das …«, platz­te es in plötz­li­cher Wut aus ihm her­aus. »Lass das, zum Teu­fel! Es macht mich ver­rückt. Ich hal­te es nicht mehr aus.«

      Pent­field schleu­der­te das Ban­jo auf das eine Bett und zi­tier­te:

       »Hör mich flüs­tern, was der Schwächs­te nicht ge­steht:

       Ich bin ja Ver­gan­gen­heit und Qual: die Stadt!

       Ich bin al­les, was in Abend­klei­dung geht!«

      Der an­de­re Mann rück­te auf sei­nem Platz hin und her und stütz­te schließ­lich sei­nen Kopf auf den Tisch. Pent­field nahm wie­der das ein­tö­ni­ge Trom­meln mit den Knö­cheln auf. Ein lau­tes Knacken der Tür er­reg­te sei­ne Auf­merk­sam­keit. Der Frost kroch wie ein wei­ßes La­ken an der In­nen­sei­te em­por. Pent­field be­gann lei­se vor sich hin zu sin­gen:

       »Die Vö­gel sam­meln sich zum Zug,

       zu Mee­re schwimmt der Lachs, und kahl

       sind alle Bäu­me. Und wir zwei mein

       Kind, wo hau­sen wir ein­mal?«

      Wie­der herrsch­te Schwei­gen, das erst ge­bro­chen wur­de, als Bil­le­be­dam kam und den Wür­fel­be­cher brach­te.

      »Sehr kalt«, sag­te er … »Ole­son sa­gen mir, Yu­kon sein heu­te Nacht zu­ge­fro­ren.«

      »Hörst du, al­ter Freund!« rief Pent­field und klopf­te Hutchin­son auf die Schul­ter. »Wer ge­winnt, darf mor­gen früh um die­se Zeit nach dem Lan­de Got­tes ab­fah­ren!«

      Er hob den Be­cher und ließ die Wür­fel fröh­lich ras­seln.

      »Was spie­len wir?«

      »Rich­ti­ges Po­ker­wür­feln«, ant­wor­te­te Hutchin­son.

      »Los, lass sie rol­len!«

      Pent­field schob die Tel­ler mit lau­tem Ge­klirr vom Tisch hin­un­ter und warf alle fünf Wür­fel. Bei­de sa­hen eif­rig hin. Der Wurf war ohne Paa­re und ein Fün­fer die höchs­te Zahl.

      »Nie­te«, seufz­te Pent­field.

      Nach lan­gem Zö­gern nahm Pent­field alle fünf Wür­fel vom Tisch auf und leg­te sie in den Be­cher.

      »Ich wür­de an dei­ner Stel­le auf den Fün­fer hal­ten«, schlug Hutchin­son vor.

      »Nein, das wür­dest du nicht, wenn du die­ses siehst«, ant­wor­te­te Pent­field und wür­fel­te wie­der. Wie­der kam kein Paar, die Wür­fel zeig­ten aber dies­mal in un­un­ter­bro­che­ner Rei­hen­fol­ge zwei bis sechs.

      »Das war mein zwei­ter Wurf«, seufz­te er. »Du brauchst gar nicht zu wür­feln, Cor­ry. Du kannst gar nicht mehr ver­lie­ren.«

      Der an­de­re schob ohne ein Wort die Wür­fel zu­sam­men, schüt­tel­te den Be­cher und ließ sie in ei­nem Bo­gen auf den Tisch fal­len. Dann sah er, dass in dem Wurf eben­falls nur ein Sech­ser war.

      »Eben­so­viel wie du, das schon, aber ich muss es bes­ser ma­chen«, sag­te er, nahm die vier Wür­fel und ließ die Sechs lie­gen. »Aber jetzt bist du hin!«

      Aber sie roll­ten und zeig­ten zwei, drei, vier und fünf also auch nur eine Nie­te und we­der bes­ser noch schlech­ter als Pent­fields Wür­fe.

      Hutchin­son seufz­te.

      »Kommt nicht ein­mal un­ter Mil­lio­nen Wür­fen vor«, sag­te er.

      »Auch nicht in Mil­lio­nen Le­ben«, füg­te Pent­field hin­zu. Dann nahm er den Wür­fel­be­cher und warf schnell. Drei Fün­fer er­schie­nen, und als er nach ei­ni­gem Zö­gern zum zwei­ten Mal warf, er­hielt er einen vier­ten Fün­fer. Hutchin­son schi­en jede Hoff­nung auf einen Sieg auf­ge­ben zu sol­len.

      Aber schon beim ers­ten Wurf er­hielt er drei Sech­ser. Ein großer Zwei­fel tauch­te in den Au­gen des an­de­ren auf, wäh­rend er selbst wie­der Hoff­nung schöpf­te. Er hat­te noch einen Wurf üb­rig. Noch eine Sechs – und er konn­te über das Eis nach dem sal­zi­gen Mee­re und den Staa­ten wan­dern!

      Er schüt­tel­te die Wür­fel im Be­cher, tat, als ob er wer­fen woll­te, zö­ger­te und schüt­tel­te sie noch ein­mal.

      »Na, los, los doch! Brauch nicht den gan­zen Tag dazu«, rief Pent­field ein we­nig scharf, sei­ne Nä­gel bo­gen sich, so fest drück­te er die Fin­ger ge­gen die Tisch­plat­te, um sei­ne Er­re­gung zu be­herr­schen.

      Der Wür­fel roll­te; eine Sechs be­geg­ne­te ih­ren Bli­cken. Bei­de Män­ner sa­ßen da und starr­ten sie an. Hutchin­son warf einen ver­stoh­le­nen Blick auf sei­nen Part­ner, der ihn – noch ver­stoh­le­ner – auf­fing und den Mund ver­zog, um zu zei­gen, wie gleich­gül­tig es ihm sei.

      Hutchin­son lach­te, als er auf­stand. Es war ein ner­vö­ses, ängst­li­ches La­chen. Hier schi­en es fast un­an­ge­neh­mer zu ge­win­nen, als zu ver­lie­ren. Er trat zu sei­nem Part­ner, der ihm über­mü­tig zu­rief: »Jetzt hör aber auf, Cor­ry. Ich weiß schon ge­nau, was du sa­gen willst: Dass du lie­ber blei­ben und mich rei­sen las­sen willst und der­glei­chen. Brauchst es also gar nicht erst zu sa­gen. Du hast dei­ne Fa­mi­lie in De­troit, die du be­su­chen kannst, und das ge­nügt. Au­ßer­dem kannst du ja das ein­zi­ge für mich er­le­di­gen, was ich be­sorgt hät­te, wenn ich selbst ge­fah­ren wäre …«

      »Und das ist?«

      Pent­field las die gan­ze Fra­ge in den Au­gen sei­nes Part­ners und ant­wor­te­te:

      »Ja­wohl, eben das ist ’es. Bring sie mit hier­her. Der gan­ze Un­ter­schied be­steht also dar­in, dass wir in Daw­son und nicht in San Fran­zis­ko Hoch­zeit hal­ten …«

      »Aber, lie­ber Jun­ge«, wand­te Cor­ry Hutchin­son ein. »Wie in al­ler Welt soll ich sie denn hier­her­brin­gen? Wir sind doch nicht Bru­der und Schwes­ter. Und die Sa­che ist umso schlim­mer, als ich sie ja noch gar nicht ge­se­hen habe. Au­ßer­dem wäre es auch nicht ganz ein­fach, zu­sam­men zu rei­sen, weißt du. Na­tür­lich wür­de es ja al­les in Ord­nung sein – das wis­sen wir bei­de ja am bes­ten. Aber be­den­ke doch, wie es nach au­ßen hin aus­se­hen wür­de, Mensch!«

      Pent­field fluch­te in sei­nen Bart und wünsch­te das »Aus­se­hen« nach ei­ner we­ni­ger küh­len Ge­gend als Alas­ka.

      »Wenn


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