GRIMWEAVE – Das Monster der grünen Hölle. Tim Curran
Читать онлайн книгу.Carmody führte und Spiers folgte ihm. Über Hügel und Täler schlugen sie sich, durch Sümpfe und farngefüllte Löcher. Carmody fand immer wieder die Blutspur, und während sich Spiers der Blutegel erwehrte, begann er zu glauben, dass der Viet ein übermenschliches Wesen war, so weit wie der sich mit einem Bauchschuss geschleppt hatte.
Schließlich öffnete sich ein weites Tal vor ihnen, wie eine aus der Erde gegrabene tiefe Schale, die mit üppiger, grün schimmernder Vegetation angefüllt war. Das Tal reichte weit bis zum Horizont. Das Fehlen jeglicher Pfade oder Wege dort unten bereitete Spiers sofort Unbehagen. Von ihrer Anhöhe aus sollten sie welche erkennen können, jedenfalls Teile davon, wenn es denn welche gegeben hätte. Aber alles, was er sah, war dichter undurchdringlicher Dschungel in seiner ursprünglichen Form. Nebelschwaden hingen in den Bäumen. Es war direkt wie aus dem Jurassic-Zeitalter. Unberührtes Territorium, unerforscht und unangetastet von Menschen.
»Da unten?«, fragte er.
Carmody nickte. »Da ist er hingegangen.«
»Hat das Tal einen Namen?«
Carmody schüttelte nur den Kopf und leckte sich die Lippen. »Nein, es ist noch nicht mal auf der Karte … natürlich … viele Gegenden sind nicht auf der Karte. Ich habe schon den Fluss, zwei Sümpfe und etwa ein Dutzend große Hügel eingezeichnet.«
Spiers starrte immer noch nach unten und irgendetwas in ihm erwachte, etwas Undefinierbares, und er mochte nicht, was er da sah. Es sagte ihm, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen sei, umzukehren, denn nichts Gutes konnte dort unten sein. Und wenn er seinen Finger hätte drauflegen können, würde er sagen, es wäre Angst. Grauen. Eine nackte, unerklärliche Furcht, als ob man vor einem Geisterhaus stehen würde, aufgrund einer blöden Wette wohl wissend, und man besser umkehren sollte, dann aber merken würde, dass man es nicht konnte.
»Das ist doch völlige Scheiße, Gunny, wir sollten besser umkehren.«
»Verdammt, wir haben ihn doch fast, Cherry.«
Spiers schüttelte den Kopf. »Gunny, es ist unmöglich, dass ein angeschossener Mann so weit gelaufen sein kann.«
Carmody erklärte, dass er möglicherweise gar nicht angeschossen war. Es hätte vielleicht nur durch das Zielfernrohr so ausgesehen. Die Kugel sei wahrscheinlich an der Rippe abgeprallt und habe den Bauch gar nicht aufgerissen, so wäre es wohl gewesen.
»Schau, ich habe so was schon gesehen. Mit Wunden wie dieser, da können diese Typen den ganzen Tag rennen, bevor sich umkippen. Blutet eine Menge, aber mehr auch nicht.«
Doch Spiers gefiel das immer weniger. Seine militärische Ausbildung und Erfahrung sagten ihm, dass dieses Tal der perfekte Ort für ein NVA-Basislager oder VC-Bataillons-Lazarett wäre, beides garantiert schwer bewacht.
»Du weißt, wie diese kleinen Scheißer drauf sind. Selbst wenn sie sich in einem Scheißhaus eingraben, würden sie auch noch Gardinen an den Fenstern aufhängen.«
»Wahr, wohl wahr. Von dem, was ich hier sehe, ist das der geschickteste Platz, um Operationen über die Grenzen zu planen«, meinte Carmody. »Also sollten wir besser nachschauen.«
»Herrgott noch mal, Gunny.«
»Komm, mach es für dein Vaterland und die Ehre, mein Junge. Und wenn du es auch nicht aufgrund meiner Propaganda oder aus Patriotismus tust, dann wenigstens, weil ich es dir befehle, und ich bin hier der Kommandant dieser Sightseeing-Tour.«
Spiers gefiel das absolut nicht. Sie hatten über Kilometer hinweg keinerlei Anzeichen von menschlicher Aktivität gesehen. Sie waren hier wirklich buchstäblich am Arsch der Welt. Soweit draußen gab es noch nicht mal eine Hütte oder irgendwelche einheimische Bevölkerung. Es war einfach viel zu weit draußen für irgendein NVA- oder VC-Camp. Es wäre einfach nicht machbar. Zu viele Tagesmärsche bis zum nächsten US Kamp oder um auf irgendwelche Patrouillen zu stoßen. Nein, da war nichts, da unten, da war er sich ganz sicher. Jedenfalls nichts, dem er begegnen wollte.
»Ich denke, wir sollten uns das nochmal überlegen.«
»Einspruch abgelehnt«, entgegnete Carmody.
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