Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt


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war nun Sonnabend, und Silje kam eben erst von ihrem Arbeitsplatz nach Hause, obwohl die Kaffeezeit bereits nahte.

      »Jetzt erst kommst du?« empfing Philchen ihren Liebling vorwurfsvoll. »Ich fürchtete schon, du könntest ausgekniffen sein.«

      »Keine Angst!« lachte das Mädchen fröhlich. »Das geschieht nicht – jetzt nicht mehr, wo ich doch einen so wunderbaren Posten habe. Es ging heute ein bißchen heiß her. Und da Fräulein Luischen das Dringendste noch erledigen wollte, machte sie nicht pünktlich Schluß – und ich auch nicht. Zwar war es nicht viel, was ich ihr helfen konnte, aber immerhin. Hat Onkel Philipp denn nicht gesagt, daß ich nicht zum Mittagessen kommen würde?«

      »Nein, weil er auch nicht dabei war. Er mußte kurz vorher wegfahren. Und ich werde dafür sorgen, daß dir das ausgefallene Essen hier oben nachserviert wird.«

      »Bitte nicht! Solch eine Vermessenheit kommt mir in diesem Hause nicht zu.«

      »Schaf –«, war alles, was Philchen darauf erwiderte. Doch als sie auf den Klingelknopf drücken wollte, hielt Silje ihre Hand fest.

      »Einen Moment, ich habe einen anderen Vorschlag.«

      »Und der wäre?«

      »Wir gehen in die Konditorei und schlemmen. Ich halte dich sogar frei, Philelinchen. So viel Geld habe ich noch, und am Ersten kommt Nachschub.«

      »Das könnte mich sogar reizen«, schmunzelte Philchen. »Aber wir müssen zu Fuß gehen. Denn den großen Wagen hat der Senior, den kleinen der Junior.«

      »So gehen wir doch. Das ist bei dem herrlichen Winterwetter doch wahrlich ein Vergnügen.«

      So gingen sie denn wenig später der Stadt zu, die zu Fuß in einer Viertelstunde zu erreichen war. Es dunkelte bereits, denn man zählte heute den einundzwanzigsten Dezember. Also Winterszeit und darum Eis und Schnee, wie es sich gehört. Er knirschte unter den Füßen der rasch Dahinschreitenden, über ihnen leuchteten hell und geheimnisvoll die Sterne.

      Es war so kalt, daß der Atem fast am Mund gefror. Philchen machte das nicht viel aus in ihrem – warmen Pelz, doch Silje in ihrem Mäntelchen schauerte immer wieder vor Kälte zusammen. Philchen merkte das sehr wohl, sagte jedoch nichts.

      Endlich war die Konditorei erreicht.Wärme strömte den Eintretenden entgegen, die hauptsächlich Silje wohlig empfand.

      Der große Raum war fast besetzt. An einem Tisch jedoch saß ein Herr allein – und dieser Herr war Eike Hadebrecht. Philchen bemerkte ihn zuerst und steuerte auf ihn zu.

      »Ah, der Herr Neffe!« spottete sie. »Warum befindest du dich denn nicht im Kreise deiner Lieben, um mit ihnen den Sonnabendnachmittagskaffee zu trinken?«

      »Und warum tust du es nicht?« fragte er schlagfertig zurück, und da mußte sie – lachen.

      »Weil mir das zu ungemütlich ist, mein Sohn.«

      »Also!«

      Weiter sagte er nichts, doch dieses ›Also‹ sprach Bände.

      Galant half er den Damen aus den Mänteln und nahm nach ihnen wieder an dem Tisch Platz, der ziemlich isoliert in einer Nische stand.

      »Was wollen die Damen essen?« erkundigte er sich höflich, worauf die Tante Antwort gab:

      »Zuerst einmal Glühwein, damit das verklammte Mädchen hier warm wird. Hinterher Kaffee nebst Torte und Schlagsahne. Dafür sind wir ja schließlich in der Konditorei.«

      Eike lachte, daß die kräftigen Zähne hinter den harten, schmalen Lippen nur so blitzten. Das stand ihm gut, machte sein strenggeschnittenes Gesicht um vieles freundlicher. Er rief den Ober herbei, gab die Bestellung auf, und nicht lange danach stand der Glühwein da, den auch Eike sich nicht entgehen ließ.

      Der Trank war sehr heiß, was der durchgefrorenen Silje nur guttun konnte. Hände und Füße wurden warm, das Gesicht rötete sich lieblich. Und als sie hinterher noch Kaffee trank, wurde es ihr fast zu warm in dem flauschigen Pullover. Sie fühlte sich so wohl, daß sie augenblicklich mit keinem Menschen der Welt hätte tauschen mögen. Leise summte sie die Melodie mit, die soeben die kleine Kapelle spielte –

      Es war ein Weihnachtslied. Auch der Raum war weihnachtlich geschmückt, was die Vorfreude der Menschen noch erhöhte.

      Entzückend sah sie aus, die junge Silje Berledes. Obwohl sie einfach gekleidet war, wirkte alles an ihr ungemein apart und elegant. Wie ein Prinzeßlein saß sie da, so zart und fein, so eine rechte Augenweide für Schönheitskenner.

      »Wie wär’s, wenn wir eine Flasche Sekt trinken wollten?« wurde Philchen leichtsinnig, doch der Neffe wehrte lachend ab.

      »Erbarm dich, Tantchen, ich bin mit dem Auto hier und möchte gern noch das Weihnachtsfest erleben! Aber wir nehmen eine oder auch zwei Flaschen mit, die wir heute abend in deiner gemütlichen Klause trinken werden. Einverstanden?«

      »Nein, mein Sohn. Hörst du, was die Geige jubiliert? – Friede auf Erden! Und den möchte ich halten – wenigstens in meinen eigenen vier Wänden.«

      »Na, hör mal, Philchen, bin ich denn so unverträglich, daß ich deinen Frieden verscheuchen würde?«

      »Du nicht«, sagte sie betont, ihn fest dabei ansehend – und schon hatte er verstanden. Es flammte rot auf seiner Stirn auf, die Lippen preßten sich zusammen zu einem schmalen Strich.

      »Nun, hab ich recht, mein Junge?«

      »Wie immer, Tante Philchen.«

      »Also. Friedland ist immer noch das beste Land. Und nun zahl!«

      Ohne Widerrede kam er ihrem Wunsch nach. Wenig später saß man im Zweisitzer, der bequem Platz für die drei schlanken Personen bot. Silje, die das Gespräch zwischen Tante und Neffen nicht verstanden hatte, dachte darüber nach, was wohl mit dem Frieden gemeint sein könnte. Jedoch sie kam nicht dahinter – und das war gut. Sonst hätte sie gewußt, daß sie zu allen übrigen Unerquicklichkeiten im Hause nun auch noch Ilonas Eifersucht fürchten müßte.

      Einige Minuten brauchte nur der Wagen zu fahren, dann hielt er vor dem Portal des Hauses, in dem die beiden Damen rasch verschwanden.

      Oben angelangt, sagte Philchen dann schmunzelnd

      »Und dennoch trinken wir unsern Sekt. Ich habe nämlich noch welchen, wovon niemand etwas weiß.«

      »Oh, du Heimtückerin!« lachte Silje lustig. »Her damit und temperiert! Ich bin neugierig, wie du das zuwege bringen wirst.«

      Philchen brachte das sehr gut zuwege indem sie die Flasche in den Schnee stellte, der draußen auf dem Fensterbrett lag. Dann zauberte sie noch delikate Gabelbissen hervor – und unten wartete man wieder einmal vergeblich auf das Erscheinen der beiden Verschworenen an der Abendtafel.

      *

      Als Philchen am nächsten Morgen an den Frühstückstisch trat, fand sie Bruder und Neffen bereits dort vor. Sie pflegten auch am Sonntag zur gewohnten Zeit zu frühstücken, während die anderen Familienmitglieder später erschienen.

      »Nanu, Philchen, du willst uns heute Gesellschaft leisten?« empfing Eike sie lachend. »Ist nach dem gestern unterschlagenen Abendessen dein Hunger so groß, daß die Riesenportionen nicht nach oben geschafft werden können?«

      »Du hast den Sinn erfaßt, mein Sohn«, entgegnete sie pomadig, nahm am Tisch Platz trank zuerst mal eine Tasse Kaffee und fühlte sich nun gestärkt für das, was Sie dem Bruder zu eröffnen hatte.

      »Alsdann, Bruderherz, so wollen wir mal patent miteinander reden«, meinte sie gemütlich. »Ich will dir nämlich kund und zu wissen tun, daß ich am Heilig­abend früh mit Silje eine Gesellschaftsfahrt ins Blaue – oder winterlich ausgedrückt: ins Weiße – antreten werde. Sieh mich nicht so wild an, mein Lieber, mein Entschluß steht fest. Die Karten sind bereits gelöst, und die Fahrt soll eine Weihnachtsüberraschung für Silje werden.«

      »So – und wenn ich damit nicht einverstanden bin, meine liebe Philine?«

      »Dann


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