Akte Null. Джек Марс
Читать онлайн книгу.erinnerte sich daran, dass er ihren Namen auf den Vertrag setzte. Kate wusste zu der Zeit nichts davon. Er hatte ihre Unterschrift gefälscht, um einen gemeinsamen Vertrag zu machen. Auf diese Weise wüsste jemand davon, falls er sterben sollte.
Und nur vor zwei Monaten hatte sich jemand als Kate ausgegeben, hatte sogar einen Ausweis gefälscht, der von der Bank akzeptiert wurde und den Inhalt des Sicherheitsfaches entwendet.
„Ich versichere Ihnen”, erklärte ihm die Angestellte, „dass wir uns diese Sache noch genauer ansehen werden. Der Filialleiter hat sich für heute gerade verabschiedet, doch er kann sich morgen bei Ihnen melden. Möchten Sie einen Diebstahl melden?”
„Nein, nein.” Null winkte mit der Hand ab. Er wollte keine legalen Behörden mit hineinziehen, damit das Sicherheitsfach in keinem System auftauchte, zu dem die CIA Zugriff hatte. „Es wurde nichts gestohlen”, log er. „Vergessen wir es einfach. Danke.”
„Mein Herr?” rief sie hinter ihm her, doch er war schon durch die Tür gegangen.
Jemand kam hierher und gab sich als Kate aus. Er wusste, dass er jetzt kaum etwas dagegen tun könnte. Die Bank hatte vielleicht noch die Aufnahmen der Überwachungskameras dieses Tages, doch sie erlaubten ihm kaum Zugriff darauf, solange es keine Ermittlung und Ermächtigung gab.
Aber wer? Die Agentur war der offensichtlichste Verdächtige. Mit den unbeschränkten Ressourcen, die der CIA zur Verfügung standen, hätten sie einen akzeptablen Fotoausweis herstellen können und eine weibliche Agentin, die sich als Kate ausgab, dort hinschicken können. Doch Null war seit zwei Jahren nicht an dem Fach gewesen. Selbst wenn sie damals davon gewusst hätten, warum hätten sie so lange gewartet, um es zu entleeren?
Weil ich zurückkam. Sie dachten, ich wäre tot und als dies nicht der Fall war, mussten sie herausfinden, was ich wusste.
Ein weiterer Gedanke ging ihm durch den Kopf: Maria. Bist du dir sicher, dass du ihr nie davon erzählt hast? Nicht mal im Fall einer Notlage? Sie war eine der besten verdeckten Geheimagenten, die er kannte. Sie hätte einen Weg gefunden. Doch auch hier stellte sich die Frage, warum sie es jetzt täte, warum sie wartete, obwohl sie über das Sicherheitsfach schon zuvor Bescheid wusste.
Plötzlich fühlte er sich müde und überwältigt. Er hatte so viel dessen verloren, was er zuvor aufgedeckt hatte. Nur noch das kleinste Fetzchen von potentiellem Beweismaterial war auf dem USB-Stick in seiner Tasche. Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit ihm blieb, um mit Pierson unter vier Augen zu sprechen, zu versuchen, ihn davon zu überzeugen, was geschah und ihn irgendwie zu überreden, die Verantwortlichen näher zu untersuchen, obwohl es kaum Beweise gab.
Es fühlte sich unüberwindbar an. Düster bemerkte er, dass Reid Lawson, der in der Hölle seiner unvollständigen Erinnerungen als Agent Null lebte, vermutlich schon aufgegeben hätte. Er hätte vielleicht seine Töchter und alles, was sie tragen konnten, eingesammelt und wäre irgendwohin geflohen. In den mittleren Westen vielleicht. Er hätte seinen Kopf möglicherweise in den Sand gesteckt und die Dinge so geschehen lassen. Reid Lawsons höchste Priorität waren seine Mädchen.
Doch Agent Null hatte eine Verantwortung. Dies war nicht nur sein Beruf. Es war sein Leben. Dies war, wer er wirklich war und auf keinen Fall lehnte er sich zurück und sähe dabei zu, wie ein Krieg sich entfaltete. Er sähe nicht dabei zu, wie unschuldige Menschen stürben. Sähe nicht dabei zu, wie amerikanische Soldaten und Zivile aus dem Nahen Osten in einen Konflikt gezwungen würden, der zugunsten einer Handvoll größenwahnsinniger Männer, die ihre Macht behalten wollten, heraufbeschworen wurde.
Er hörte die Schritte wie ein Echo seiner eigenen und widerstand dem Drang, sich umzudrehen. Als er sich seinem Auto annäherte, das zwei Häuserblocks von der Bank entfernt war, hielten die schweren Schritte genau mit ihm mit.
Etwa drei Meter hinter dir. Sie halten die Entfernung ein. Sie sind schwer, ganz sicher ein Mann, etwa eins-achtzig groß, hundert bis hundertfünf Kilo schwer.
Null machte bei seinem Auto nicht Halt. Er ging daran vorbei bis zur nächsten Ecke und bog dann rechts in eine Seitenstraße ab. Während er an einem Blumengeschäft vorbeilief, demselben, in dem er einmal Sträuße für seine Mädchen gekauft hatte, bevor er sie aus dem geheimen Unterschlupf sechs Häuserblocks westlich abholte, überprüfte er sein Umfeld. Dies hatte er als Reid Lawson instinktiv getan, doch gemeinsam mit seinen Erinnerungen kamen auch seine Fähigkeiten zurück. Es war so leicht, wie in einen Spiegel zu blicken. Ohne seinen Blick vom Bürgersteig vor ihm zu nehmen, konzentrierte er sich auf die äußersten Bereiche seines Blickfeldes.
Ein Mann in einem schwarzen T-Shirt ging über die Straße auf ihn zu. Er war groß, mindestens hundertfünfzehn Kilo schwer, sein Hals war so dick wie sein Kopf und sein T-Shirt spannte sich über seine muskulösen Arme.
So wird es also werden. Die Härchen auf Nulls Armen standen ab, doch sein Herzschlag blieb ruhig. Seine Atmung normal. Kein Schweiß rann ihm von der Stirn.
Er war nicht paranoid. Sie verfolgten ihn. Sie wussten Bescheid. Und er war mehr als bereit, die Herausforderung anzunehmen.
KAPITEL FÜNF
Ohne sein Tempo zu vermindern, bog Null erneut rechts ab und verschwand in einem schmalen Durchgang zwischen zwei Gebäuden. Er war keine zwei Meter breit, nicht mal breit genug, um ihn Gasse zu nennen. Etwa auf halbem Wege hielt er an und drehte sich um.
Am Eingang des Durchgangs stand einer seiner zwei Verfolger. Der Mann war etwa im gleichen Alter wie er, ein paar Zentimeter größer, mit einem drahtigen Körper und ein paar Tagen dunklen, dichten Stoppeln am Kinn. Er trug schwarze Stiefel, Jeans und eine schwarze Lederjacke.
„Baker”, sagte Null instinktiv. Dieser Mann war ein Mitglied der Division, einer privaten Sicherheitsgruppe, die gelegentlich von der CIA angeheuert wurde, um bei internationalen Arbeiten Unterstützung zu leisten. Sie waren wahrhaftige Söldner, dieselbe Gruppe, die vor nicht mal einer Woche versucht hatte, ihn im Lager der Brüderschaft, außerhalb von Al-Baghdadi, umzubringen. Dieselbe Gruppe, die versucht hatte, Agent Watson zu überwältigen und seine Töchter in der Schweiz zu entführen.
Doch dieser besondere Mann war ihm bekannt. Sobald Null sein Gesicht sah, erinnerte er sich, dass die Division im Jahr 2013 gerufen wurde, um bei einer Geiselnahme von einem Dutzend US Soldaten durch eine Splittergruppe von Al Qaeda Hilfe zu leisten. Baker war unter ihnen.
Der Söldner hob eine Augenbraue. „Du kennst mich?”
Scheiße. Null rügte sich dafür, den Namen des Mannes ausgeplaudert zu haben. Er hatte sein Ass im Ärmel gezeigt. Er zuckte mit den Schultern und versuchte, es herunterzuspielen. „Einige Dinge kommen zurück. Bruchstückhaft.”
Baker grinste. „Na klar, Null. Was war in der Bank?”
„Geld. Ich habe etwas abgehoben.”
Der Söldner schüttelte seinen Kopf. „Das glaube ich nicht. Ich habe da nämlich angerufen. Du hast kein Konto dort. Aber die Techniker erzählten mir von einem Sicherheitsfach, das es dort in deinem und dem Namen deiner verstorbenen Frau gibt.”
Null regte sich für einen Moment über das gefühllose Kommentar fürchterlich auf und hätte es auch fast gezeigt, doch er zwang sich dazu, ruhig zu bleiben.
„Ich denke schon, dass du etwas abgehoben hast”, fuhr Baker fort, „aber es war kein Geld. Was war in dem Fach, Null?”
Denke? Entweder bluffte Baker oder die Agentur wusste bisher wirklich nicht über das Sicherheitsfach Bescheid. Was bedeutete, dass die CIA nicht für die fehlenden Dokumente verantwortlich war. Doch er könnte lügen.
Null hörte Schritte hinter sich und blickte schnell über seine Schulter, um zu sehen, wie der große Mann von der Straßenecke am anderen Ende des schmalen Durchgangs in sein Blickfeld trat. Sein Kopf war kahl rasiert, doch sein Kinn war durch einen dicken, braunen Bart versteckt. Seine Unterlippe sprang in einem Knurren hervor. Er sah aus, als könnte er ein Football-Spieler oder