Hemmungslos Real | Erotischer Roman. Willa von Rabenstein

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Hemmungslos Real | Erotischer Roman - Willa von Rabenstein


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Körper verschmolzen, schwarz auf weiß und beide entschlummerten erschöpft.

      Als sie erwachten, sahen sie gespannt zu Carsten hinüber. Er saß noch immer in dem Sessel. Seine Hände hingen von den Lehnen herab, sein Glied lag schlaff auf seinem rechten Oberschenkel, umgeben von reichlich glänzendem, schon angetrocknetem Sperma.

      Maria erkannte sofort, dass er nicht schlief.

      Carsten war tot.

      Die ärztliche Diagnose lautete »Herzinfarkt mit Todesfolge«. Carsten hatte offenbar ein schwaches Herz gehabt. Gesprochen hatte er darüber nie. Nicht mit Maria. Sie war zuerst wie paralysiert. Sie ließ Carstens Leiche nach Deutschland überführen. Die Beerdigung fand im engsten Kreise statt.

      Maria brauchte Zeit, sich von dem Schock zu erholen. Es war ein Tod, wie er für ihren Mann nicht passender hätte sein können. Darüber war sie sich sicher, aber das war ihr kein Trost. Maria brauchte fast zwei Jahre, um diesen Verlust auszuhalten und sich selbst wiederzufinden. Sie hatte ein Foto von Carsten aufgestellt, zu dem sie ab und zu sprach.

      »Ich weiß, es wäre dir recht, mein Lieber«, sagte sie eines Tages. »Ich werde leben, aber lieben werde ich wohl nie mehr.«

      Danach legte sie die Trauerkleidung ab und wandte sich wieder dem Leben zu. Sie war vierunddreißig und sie wusste, dass ihr Vermögen ihr jede erdenkliche Freiheit ermöglichen würde.

      Maria hatte einen fähigen Geschäftsführer. Sie konnte sich voll auf ihn verlassen, denn er war seit über zwanzig Jahren mit den Interna des Betriebes vertraut.

      Das Reisen wurde Marias neuer Lebensinhalt. Sie musste raus aus ihrem Umfeld, das sie festhielt und als Witwe immer noch schonend behandelte. Maria war zu jung, um in diesem Status zu verbleiben. Das gebremste Leben sollte ein Ende haben. Sie wusste, Carsten hätte es so gewollt. Dieses Mal freute sie sich auf Skiferien in der Schweiz.

       Leon (Wien)

      Das Golfturnier sollte um acht Uhr starten. Leon begann den Tag mit Yoga und Atemübungen. Er war sehr früh aufgestanden, um noch ausreichend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück und die Morgenzeitung zu haben.

      Er öffnete die Terrassentür und genoss die hereinströmende frische Morgenluft. Auf dem Rasen lag silbrig glänzender Tau. Die Vögel hatten schon vor Stunden den Morgen begrüßt. Er widmete sich seinen täglichen Übungen, die ihn nicht nur beweglich hielten, sondern ihm auch halfen, Ruhe und Gelassenheit zu entwickeln. Leon führte eine internationale Security Firma. Er liebte die Abwechslung in dieser Branche und durchaus auch die Spannung, die Aufträge aus Politik und Wirtschaft mit sich brachten. Leon hielt in Abständen Vorträge und Seminare zum Thema Sicherheit, die ihn selbst besonders faszinierten, denn er war ein Meister der Suggestion und Manipulation. Seine intensive, positive Ausstrahlung kam ihm dabei zugute.

      Nach dem Yoga duschte Leon ausgiebig. Nur in einen leichten Hausmantel gehüllt, presste er anschließend frischen Grapefruitsaft und mischte sich ein reichhaltiges Müsli.

      Zur Morgenzeitung gab es Kaffee und frische Vollkornbrötchen, die der Bäcker jeden Morgen um sechs Uhr an die Haustür hängte.

      Sein letzter Versuch, mit einer Frau zusammenzuleben, war wie alle zuvor gescheitert. Nun genoss Leon wieder das Alleinsein, vor allem, an einem solchen Morgen. Keine zwanghafte Unterhaltung, kein Verbiegen, keine Szene, weil er wieder einen Tag mit Golf verbringen würde.

      Mark und Georg hatten ebenfalls gemeldet, sie würden mitkommen und ihn vorher abholen. Er freute sich auf den Tag.

      Gegen sieben Uhr dreißig hörte er einen Wagen die Einfahrt heraufkommen. Leon verließ das Haus durch die Garage, um sein Golfbag zu holen.

      Er und seine Freunde begrüßten sich wie immer mit herben Frotzeleien. Alle drei genossen die Tage, die sie fernab von Pflicht oder Familie verbrachten. Obwohl sie inzwischen Mitte vierzig waren, fühlten sie sich an solchen Tagen wieder wie große Jungs.

      Das Turnier war spannend und von hohem Niveau. Am frühen Nachmittag gab es ein rustikales Essen im Clubhaus. Danach fand die Siegerehrung statt. Eine gelungene Veranstaltung, obwohl der Herbst schon empfindlich kühl war. Es war das letzte Turnier des Jahres. Nur wenige Golfer würden den Winter hindurch spielen.

      Gegen neunzehn Uhr waren sie auf dem Heimweg. Leon lud die Freunde noch auf einen Drink ein. Obwohl sie sich in regelmäßigen Abständen trafen, hatten sie immer Gesprächsstoff. Natürlich ging es auch um die aktuelle Wirtschaftskrise.

      Mark fragte plötzlich völlig unvermittelt: »Was ist jetzt eigentlich noch wichtig für euch?«

      »Was meinst du mit ›wichtig‹?«, wollte Georg wissen.

      »Na ja«, erklärte Mark, »wir haben viel erreicht. Wir haben Familien, wir haben Kinder und wirtschaftlich geht es uns trotz der Krise nicht schlecht. Wir sind bald fünfzig. Was ist jetzt noch wichtig? Was sollte noch kommen?«

      Georg war geneigt, Marks Frage ins Lächerliche zu ziehen. »Eindeutig in der Midlifecrisis, der Mann!«, lachte er.

      Leon fand die Frage interessant. »Lass mal gut sein, Georg. Die Frage ist spannend. Was erwarten wir noch? Oder besser gefragt, was können wir erwarten?«

      Plötzlich lag eine greifbare Stille im Raum. Die Männer nahmen sich Zeit zum Nachdenken.

      Georg fand als Erster Worte. »Mein Leben ist eigentlich okay. Die Firma läuft, das Haus ist bezahlt. Die Kinder sind aus dem Gröbsten raus. Iris geht demnächst zurück in den Job. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, ich hätte etwas Entscheidendes versäumt. Wichtig wäre, dass ich herausfinde, was das ist.«

      »Das kenne ich«, sagte Mark. »So habe ich mich auch gefühlt, bis Marietta und ich uns letztes Jahr trennten. Nach sechs Jahren fraß die ›graue Maus Alltag‹ an uns. Alles Routine, alles tausend Mal dagewesen. Weite Reisen, tolle Hotels, aber nichts füllte dieses hohle Gefühl. Wenn wir im gleichen Raum waren, fragte ich mich, warum sie jetzt da sein musste. Alles war irgendwie vorhersehbar geworden. Es war einfach keine Liebe mehr zwischen uns. Seit ich wieder allein bin, genieße ich die Möglichkeit, frei entscheiden zu können und nichts mehr rechtfertigen zu müssen. Ich werde häufig eingeladen, aber meist sage ich ab. Verpflichtungen, diese Wochenenden bei Schmidts, nächstens bei Müllers und dann treffen sich alle bei Clasens, nerven. Im Grunde haben sich alle nichts mehr zu sagen. Man trifft sich eben, weil es immer so war. Aber wirklich wichtig sind uns die wenigsten Menschen, oder?«

      »Ja, aber was ist jetzt wichtig für dich?«, hakte Georg nach.

      »Wichtig ist, dass ich das tun kann, was ich möchte«, erklärte Mark, »wichtig ist, dass ich nicht mehr fremdbestimmt bin. Ich gehe in mich und weiß, was ich möchte. Und niemand versucht, mich in sein Muster zu zwängen. Ihr habt euch sicher gefragt, weshalb ich mein Haus verkauft habe? Aus genau diesen Gründen. Keine Verpflichtungen mehr, die meine Energie rauben. Meine Wohnung kann ich abschließen und dann wegfahren.«

      »Was ist mit dir, Leon?«, wollte Mark wissen.

      Leon lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück. »Ich kann das gut nachvollziehen, was ihr sagt. Das erneute Alleinsein genieße ich genau wie du, Mark. Was Frauen und Beziehungen angeht, habe ich, wie ihr wisst, nichts ausgelassen. Und dennoch möchte ich die Rolle ›einsamer Wolf‹ nicht auf Dauer spielen. Will heißen, ich wünsche mir eine Seelenverwandte zu treffen.«

      Georg schmunzelte. »Es ist dir schon klar, wie dieses Wort klingt, oder?«

      »Natürlich. Aber das trifft es am besten. Ich träume von gegenseitigem Begreifen, Anziehung vorausgesetzt. Ich will, dass sie da ist, auch wenn sie nicht da ist, ohne gegenseitige Einengung. Klingt das kompliziert?«

      »Ein wenig«, konnte Georg sich nicht verkneifen.

      »Ich träume von einer Frau«, versuchte Leon es noch einmal, »die meine Interessen teilt, ohne dass ein Wettbewerb daraus wird. Ich wünsche mir, dass ich mich so zu ihr hingezogen fühle, dass Gedanken an andere Frauen gar nicht erst aufkommen. Optimal, wenn das auf Gegenseitigkeit beruht. Achtung, Toleranz und Leben lassen, statt Misstrauen, Eifersucht und


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