LebensLust - Liebe das Leben .... Alexa McNight

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LebensLust - Liebe das Leben ... - Alexa McNight


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Menschen begeisterte. Mehr als fünftausend Follower hatte er mit seinen erotischen Bedtime-Stories schon gewonnen. Pro Tag kam mindestens einer hinzu.

      In ihren Mails gaben sie nie etwas Privates von sich preis oder erfuhren es vom anderen. Sie sprachen nie über ihren Alltag, nicht über ihre Jobs und tauschten ganz sicher keine Fotos aus. Sie blieben einander unbekannt – aber das eigenartige Vertrauen, das sich mit der Zeit doch entwickelt hatte, war faszinierend. Nicht einmal ihre echten Namen kannten sie, und TiWrites hatte nie gefragt. Für ihn war und blieb Emma die Muse, die sich LebensLust nannte.

      Das zumindest war die offizielle Version. Es war das, was TiWrites glaubte und Emma ihn glauben ließ, weil sie die Illusion nicht gegen die Realität austauschen wollte. Noch nicht – kostete das auch Mühe. Nein, sie hatte nicht geschnüffelt oder recherchiert, wie es für jemanden, der in der Journalisten-Branche arbeitete, naheliegend war. Es war eine Äußerung gewesen, die sie hatte aufhorchen lassen, und die Erkenntnis war so prompt gekommen, dass Emma für einen Moment wie vor den Kopf gestoßen gewesen war.

      Beinahe einen Monat war es nun her, dass Tom, der Fotograf von KINGz eines von Emmas Carbo-loading-Rezepte fotografiert hatte. Die Rezepte waren aufgrund ihres hohen Kohlenhydratgehaltes speziell auf die Bedürfnisse von Sportlern abgestimmt. Die Linguini waren echt lecker gewesen, wie auch Tom festgestellt hatte, als er sich nach dem Fotografieren, wie üblich, darüber hergemacht hatte. Während er aß, erwähnte er seinen Blog, schien das aber in derselben Sekunde für einen Fehler zu halten und wollte davon ablenken. In Emmas Kopf hatte ein Alarm geschrillt, denn zu TiWrites jüngstem Beitrag hatte sie die Stichworte »Pasta«, »Restaurant« und »Buffet« geliefert, woraufhin er eine Story geschrieben hatte, in der eine Frau ihren Körper zu einem Buffet dekorieren ließ, damit ein Mann Nudeln von ihr essen konnte. Auf Emmas Nachhaken, hatte Tom ihr zwar mit einem Augenzwinkern, aber sehr bestimmt gesagt, dass er nicht darüber sprechen wollte. Nichtsdestotrotz hatte es Emma immer mehr gedämmert: Tom hatte eine Schwäche für Sex und Frauen. Tom hatte einen Blog, verheimlichte dessen Thema, hatte sich aber wegen der Linguini daran erinnert. TiWrites – das konnte nur eine Abkürzung für Tom schreibt sein.

      Nachdem Emmas Schock, der Tom aufgrund seiner Gaumenfreuden völlig entging, abgeklungen war, musste sie an sich halten, um ihm bloß nicht um den Hals zu fallen und ihn niederzuknutschen. Der Satz »Ich bin LebensLust!«, drängte sich unermüdlich auf ihre Zunge, und die Erkenntnis erfüllte sie mit so viel Freude, dass sie beinahe geheult hätte. Denn Tom war ein bisschen mehr als nur Emmas Fotograf; er war außerdem ein begnadet guter und ausdauernder Liebhaber. Bedauerlicherweise nicht nur ihrer. Während sie sich mit jedem Mal ein bisschen mehr an ihn verlor, lebte er seinen Sexualtrieb in vollen Zügen aus und ahnte nicht, wie sehr es sie wurmte, nicht die Einzige und Einzigartige zu sein.

      Nun hatte sich herausgestellt, dass Tom TiWrites war. Und für den war sie ohne Zweifel die Einzige und Einzigartige, wenn auch auf außergewöhnliche Weise. Emma hatte im Stillen triumphiert und sich ein bisschen ausgelacht, weil sie sich monatelang gegrämt und darauf gewartet hatte, dass Tom verstand, dass sie nicht wie alle anderen war. Sie wollte, dass er sich endlich eingestand, dass er und sie zusammengehörten und dass er alle anderen für immer von seiner Bettkante schubste. Einen Wink mit dem Zaunpfahl brauchte er oder auch einen Wink des Schicksals. An diesem Nachmittag hatte das Schicksal sehr heftig Winke-Winke gemacht, und Emma war klar geworden, dass Tom schon bald begreifen würde, was TiWrites längst wusste ...

      Zum ersten Mal im Bett gelandet waren sie beide als Kumpels, die sich sexuell anziehend fanden. Es hatte nicht mehr werden sollen – war es prinzipiell auch nicht. Ein Fakt, den bislang nur Emma bedauerte, denn sie war der Macht der Biologie unterlegen. Sex ohne Gefühle? Wieder und wieder? Das funktionierte nicht. Nicht für sie und nicht für die meisten anderen. Was sie an Tom so mochte, mit Ausnahme seiner sexuellen Fähigkeiten? Das konnte sie nicht einmal sagen. Sie hatte ihn einfach echt gern. Ihr Herz schlug schneller, wenn sie ihn sah. Und die Schmetterlinge im Bauch, die waren ein wirklich unmissverständliches Zeichen.

      Ohne Zweifel, Tom war gutaussehend. Verdammt gut aussehend. Mit seiner hellbraunen Surfer-Frisur, den beinahe femininen Gesichtszügen und den von dichten Wimpern gerahmten, mandelförmigen Augen hatte er eine gewisse Ähnlichkeit mit Brandon Boyd. Sah Emma Tom tief in die Augen – und das hatte sie öfter getan, in allen möglichen Stellungen – dann las sie darin allerdings eine klare Botschaft: Baby, tu dir einen Gefallen und lass uns bloß Spaß haben!

      Anders als Brandon Boyd säuselte er ihr nicht allmorgendlich ein »7 am« ins Ohr. Er wachte nicht einmal mit ihr auf. Weil er gar nicht erst mit ihr einschlief. Das war eine der Sachen, die Emma ändern würde! Sie wollte Tom! Für sich allein! Und sie würde ihn bekommen!

      ***

      In der Redaktion war Emma an jedem Morgen eine der Ersten. Sie lebte im Stadtteil Buena Park, der weit im Norden Chicagos lag. Auch verkehrsbedingte Verzögerungen, deren Wahrscheinlichkeit auf der längeren Strecke höher war, galten bei KINGs nicht als Entschuldigung. Hier kam man einfach nicht zu spät. Auf dem Weg durch das Großraumbüro warf sie den schon an den Schreibtischen sitzenden, Kaffee trinkenden Kollegen einen Gruß zu, sprach kurz mit einer Redakteurin aus dem Motorsport-Bereich und ging dann zu ihrem eigenen Arbeitsplatz. Sie fuhr den PC hoch, setzte sich und erschrak, weil Tom mit fröhlich-lautem »Guten Morgen« praktisch aus dem Nichts heraus neben ihr auftauchte. Er hockte sich auf ihren Schreibtisch und trank aus seiner rosaroten Kaffeetasse. Dass ihn alle deshalb neckten, störte ihn nicht. Im Gegenteil, er machte sich seinen eigenen Spaß daraus.

      »Habe ich schon erwähnt, dass dir Rot ausgezeichnet steht?«, sagte er.

      Emma starrte ihn an. Sein Blick, der macht sie ... grr! Seine dreckigen Gedanken sprangen sie geradezu an und projizierten ihr die Bilder der Story ins Hirn. In ihren Gedanken zog er den Gürtel aus den Schlaufen seiner Jeans, ließ das Leder schnalzen und fesselte sie dann an den Wasserspeier eines Brunnens, um ihr die Klamotten vom Leib zu reißen, seine Hüfte zwischen ihre Beine zu schieben und sie zu ...

      »Verdammt ...«, murrte sie, blinzelte und beeilte sich ein: »... oft hast du das erwähnt«, anzufügen.

      »Aber das war auf deine Haare bezogen. Heute meine ich dein Shirt. Außerdem mag ich, wie knapp es sitzt. Das lässt viel Raum für ...«

      »Apropos Raum ...« Emma warf einen Blick über die Schulter auf die anderen Kollegen. Da sie und Tom häufig zusammenarbeiteten, schenkte ihnen niemand Beachtung. Daran sollte sich erst einmal nichts ändern. »Der ist sehr hellhörig, dieser Raum.«

      Tom wiederholte seine Worte im Flüsterton, doch Emma machte eine verscheuchende Handbewegung.

      »Hau schon ab! Ich will arbeiten.«

      »Du hast noch zwanzig Minuten Zeit. Entspann dich!«

      »Ich bin hier, also will ich auch arbeiten.«

      »Streber!« Mit einem Zwinkern verdrückte er sich zu seinem eigenen Arbeitsplatz.

      Emma schnaubte. Eine Streberin war sie sicher nicht, aber es war ein wichtiger Tag. Donnerstag nämlich. Der Wochentag der Redaktionssitzung bei KINGz, und im Unterschied zu anderen Donnerstagen, die sie relaxt anging, barg dieser Tag eine Chance, die sie nicht versemmeln wollte.

      Seit Emma bei KINGz begonnen hatte, schrieb sie eine Kolumne über gesunde Ernährung und wählte monatlich neue Rezepte, mit denen die Leser des He-Magazins für ihr eigenes Wohl oder das ihrer Liebsten sorgen konnten. Längst war das nicht mehr wirklich interessant, sondern nur noch bequem. Sah man von den Launen des Herausgebers ab, so war es leicht verdientes Geld. Emma tat, was sie gewohnt war und worin sie so gut war, wie kein anderer in der Redaktion. Für die Ewigkeit wollte sie diese Themen aber nicht bedienen und hatte sich schon einige Male auf die bei KINGz ausgeschriebenen Stellen beworben. Bislang hatte Leander, der Herausgeber, allerdings immer jemanden Neues eingestellt und Emma weiter die Ernährungstante sein lassen, deren Zuverlässigkeit garantiert war. Völlig überraschend war er jetzt, nach beinahe fünf Jahren, von allein auf sie zugekommen. Eine Kollegin aus dem Lifestyle-Bereich hatte gekündigt und Leander wollte Emma diese Stelle geben, vorausgesetzt, sie meisterte eine Aufgabe, die er ihr gestellt hatte: Für die Ausgaben Juli und August sollte sie die sechs erotischsten Locations in Chicago finden und


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