LebensLust - Liebe das Leben .... Alexa McNight

Читать онлайн книгу.

LebensLust - Liebe das Leben ... - Alexa McNight


Скачать книгу
Da sie in der Redaktionssitzung sagen würde, welche das waren, war es nur logisch, dass ihr der Sinn nicht nach einer Plauderei stand. Tom hatte sie ihre Ideen bereits gezeigt, und er fand sie sehr gut. Er freute sich darauf, mit ihr zu diesen Terminen unterwegs zu sein. Natürlich tat er das, aber Emmas Vorfreude war genauso groß. Sie würde nicht nur schreiben, und er würde nicht nur fotografieren.

      Während sie ihre Notizen sichtete, warf sie immer wieder einen Blick auf die Uhr. Aus reiner Gewohnheit fanden sich alle Redakteure fünf Minuten vor neun an ihren Schreibtischen ein und begannen zu arbeiten. Es war nicht auszuschließen, dass Leander pünktlich um eine Minute vor neun eintraf, und dann wollte man sich nicht gleich ein paar harsche Worte einfangen. Aber an diesem Tag ließ er sich Zeit. Erst um Viertel nach neun trudelten er und Muriel, Emmas Freundin und die Lebensgefährtin des Herausgebers, in der Redaktion ein. Wie ein eisiger Wind wehte Leander an den Schreibtischen vorbei, grummelte auf jedem Meter ein »Hey«, statt eines »Guten Morgen« und ließ seine Sekretärin mit einer Geste wissen, dass er sie in seinem Büro, das alle den Glaskasten nannten, sprechen wollte. Einen solchen Auftritt hatte es seit Längerem nicht gegeben, und Emma befürchtete, dass Leander jeden ihrer Vorschläge abschmettern würde.

      Sie sah zu Muriel hinüber. Die schien nicht besser gelaunt, fuhr sich immer wieder genervt durch die dunklen Locken und mied ihren Blick. Es hatte offenbar gescheppert zwischen den beiden. Nach einiger Zeit, in der alles Friede-Freude-Eierkuchen gewesen war, hätten sie sich keinen besseren Tag aussuchen können. Emma konzentrierte sich auf ihre Notizen und war froh, als es endlich so weit war. Sie wollte es nur noch hinter sich bringen.

      Leander sprach zuerst alle anderen Redakteure auf ihre aktuelle Arbeit an und wandte sich zum Schluss an Emma. Von Muriel, die für den Fall, dass alles nach Wunsch verlief, ihre direkte Kollegin sein würde, hörte sie ein leises: »Schnapp dir den Auftrag, deine Ideen sind super.«

      Emma atmete durch und präsentierte ihre Locations.

      Den ersten Termin plante sie im LiveAct, einem Fotostudio, das Paare während des Aktes stilvoll fotografierte. Zum Zweiten wäre das Euphoria an der Reihe, bei dem es sich um ein ganz besonderes SM-Appartement handelte. Als Nächstes würde sie das Aquarium vorstellen, eine Art Bordell, das speziell auf die Wünsche von Frauen ausgerichtet war und in dem sie selbst schon gewesen war. Der vierte Termin würde im Fucking Drama stattfinden, einem Theater, das klassische Bühnenstücke um Sex bereicherte. Die vorletzte Location war das Sin City, ein Swingerclub. Zuletzt wollte sie das Sex Come True besuchen, eine Agentur, die Sexträume wahr werden ließ, indem sie die Möglichkeit bot, sie nachzuspielen.

      Emma spürte, dass ihre Ohren vor Aufregung rot geworden waren. Sie schob ihre Notizen zusammen und sah auf. Ein paar Sekunden lang betrachtete Leander sie mit regloser Miene und schwang dabei in seinem Stuhl hin und her.

      Zerrupfen würde er all ihre Ideen, in der Luft zerreißen und danach würde er sagen ...

      »Gut.«

      Emma kräuselte die Stirn.

      »Das klingt spannend«, sagte Leander weiter. »Du hast den ersten Termin für morgen Nachmittag geplant? Ist das noch so?«

      »Ja, morgen bin ich im LiveAct. Das Shooting findet auf einer Terrasse ...«

      »Gut«, hörte sie wieder. Die Einzelheiten schienen Leander nicht zu interessieren. Er setzte sich im Stuhl auf, wodurch er das Schaukeln endlich sein lassen musste. »Ich habe einen Fotografen kontaktiert, der dich auf deinen Touren begleiten wird.«

      Emma nickte, noch immer überrascht, dass er nicht einen Einwand hatte, nicht einen einzigen Vorschlag anmeckerte. Da hatte sie sich sonst was an Argumenten zurechtgelegt, und nun brauchte sie nicht ein einziges? Das war ja absolut ... Moooment! Aus dem hinteren Teil ihres Hirns zerrte sie eine Information, die ihr beinahe entschlüpft wäre, und warf Tom, der ihr gegenüber saß, einen Blick zu. Er wirkte verwirrt.

      »Ich dachte, dass Tom, wie bisher ...«

      »Oh nein.« Leander hob die Hände und wandte sich an den Fotografen von KINGz. »Das ist absolut nichts gegen dich, Tom, aber ich denke, diese Fotos sind eine Herausforderung, für die wir einen Spezialisten auf dem Gebiet der erotischen Fotografie benötigen. Ich habe mit Tristan Kennedy gesprochen, und er hat sich kurzfristig Zeit genommen.«

      Einige Redakteure murmelten oder raunten. Emma begann sich zu ärgern. Sie wollte mit keinem Unbekannten arbeiten. Erst recht nicht bei diesem Auftrag. Sie wollte sich auf das Wesentliche konzentrieren und sich nicht auch noch an irgendeinen Menschen gewöhnen müssen. Und sie hatte sich verdammt noch mal gefreut, mit Tom unterwegs zu sein! Das konnte sie bloß nicht als Argument anbringen.

      »Tom und ich sind ein echt gutes Team«, warf sie ein. »Wir sind eingespielt, arbeiten perfekt miteinander. Und er hat Portraits ...«

      »Du hast schon mal von Tristan Kennedy gehört?«, unterbrach Leander sie abrupt genervt.

      Das hatte Emma verdammt noch mal nicht! Und ausschlaggebend war für sie nicht, dass sie es mit einem offenbar besonderen Namen der Branche zu tun haben sollte. Für KINGz hingegen schien es eine Rolle zu spielen.

      »Ich bin echt froh, dass er das mit uns durchziehen will«, erklärte Leander weiter. Sein Ton hatte noch mehr Schärfe gewonnen. »Wenn du meinst, dass er eine Nummer zu groß für dich ist, dann macht das jemand anderes, der mit ihm klarkommt.«

      Eine Nummer zu groß für sie? Emmas Ärger schlug in Empörung um. Es ging vorrangig darum, dass sie aus heiterem Himmel mit Fakten konfrontiert wurde. Mit dem neuen Auftrag hatte Leander sie ins kalte Wasser geworfen und von ihr innerhalb kürzester Zeit Vorschläge gefordert. Damit, dass er ihr eine Minute vor dem Start einen Fremden als Partner zur Seite stellte, übertrieb er irgendwie. Emma biss die Zähne aufeinander. Aber wenn Tristan Kennedy der Fotograf dieses Auftrags war, dann war das eben so.

      »Ich glaube nicht, dass irgendwer eine Nummer zu groß für mich ist«, antwortete sie.

      Leander nickte und stand auf. »Er wird morgen Nachmittag hierher kommen, und dann könnt ihr im LiveAct durchstarten.«

      Nachdem er die Tür des Konferenzraumes hinter sich zugezogen hatte, hörte Emma Muriel neben sich aufatmen.

      »Für einen Moment habe ich befürchtet, dass du es vergeigst.«

      Emma wartete, dass die anderen Redakteure den Raum verließen. Als Muriel sich dessen bewusst wurde, blieb sie ebenfalls, wechselte noch ein paar Worte mit einem Kollegen, schloss dann die Tür und lehnte sich dagegen.

      »Wer zur Hölle ist Tristan Kennedy?« Emma feuerte ihren Stift auf den Tisch. »Und wieso muss ich mit ihm arbeiten, statt wie gewohnt mit Tom? Seit wann engagieren wir Externe, wenn wir eigene Fotografen haben? Soll meine Arbeit durch seinen Namen aufgewertet werden oder was ist hier los?«

      Muriel runzelte die Stirn. »Mit den meisten Fragen adressierst du die falsche Person. Aber ich glaube, dass Leander nur an die Fotos dachte, als er Tristan Kennedy kontaktierte. Wieso regst du dich so auf?«

      »Es ärgert mich, dass ich erst jetzt davon erfahre und schon morgen mit dem Typen losziehe. Ich habe das geplant, in der Annahme, dass Tom fotografiert.«

      »Wo ist der Unterschied? Mal ehrlich, Tom ist grandios, wenn es darum geht, Zucchini & Co. zu knipsen, aber Menschen, die vögeln? Und wieso willst du ihn unbedingt dabei haben? Ich frage mich ja schon eine Weile, ob da was zwischen euch läuft. Falls ja, sei bloß vorsichtig! Tom ist kein Unschuldslamm und ...«

      »Da läuft nichts«, knurrte Emma und war froh, dass sie Muriel nie etwas erzählt hatte. Ein paar Mal war sie kurz davor gewesen, hatte sich aber immer, wie sich nun herausstellte glücklicherweise, zum Schweigen verdonnert.

      »Besser ist das.« Muriel schlenderte zu einem der Fenster. »Was genau ist also dein Problem? Hätte Leander dich um Erlaubnis bitten sollen? Hätte er fragen sollen, ob du was gegen die Zusammenarbeit mit einem der bekanntesten Erotik-Fotografen bei einem für deine Karriere enorm wichtigen Projekt hast?«

      Emma stand auf und brachte ihre Nase direkt vor Muriels. »Ich habe ein Problem damit, so kurzfristig mit Fakten


Скачать книгу