G.F. Barner 167 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner 167 – Western - G.F. Barner


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oder glaubst du, ich kann in den nächsten acht Tagen reiten?« brummte Rudkin. »Wäre ich in Ordnung, würde ich mir die Halunken kaufen – und wenn ich sie auf einem Zugpferd verfolgen müßte. Viel habe ich nicht gesehen, nur diesen Burschen dort unten.«

      »Aber ich die anderen«, brummelte Old Luke. »Waren sieben Mann. Mit dem Hundesohn oben auf dem Hügel acht. Da war so’n dicker, fetter Frosch, der gab die Befehle. So’n dickwanstigen, kurzbeinigen Hundesohn habe ich noch nie gesehen. Trug ‘nen Bart von einem Ohr zum anderen. Ich nehme Holz und du nimm wenigstens Whisky.«

      »Vielleicht besser, als wenn du mir eine Vollnarkose mit dem Coltlauf verpaßt, was?« knurrte Amos.

      Luke Ballard half Rudkin vom Wagen und gab ihm aus dem Fäßchen einen Becher Whisky. Dann hastete er zurück und holte Feuerholz. Während er das Feuer entfachte, sah er verstohlen zu Amos Rudkin hinüber.

      Rudkin war fast sieben Fuß groß, ein Mann, der stets für seine Freunde da war. Vielleicht kam Rudkin darin mehr nach seiner Mutter. Sie war die schönste Frau in Dallas gewesen, und ihr Tod bei dem Brand, der dem alten Rudkin fast den gesamten Besitz gekostet hatte, hatte eine nicht zu schließende Lücke hinterlassen.

      Amos Rudkin besaß das dunkle, gewellte Haar seiner Mutter, aber die hellen Augen seines Vaters und auch dessen harte, energische Züge. Obwohl sein Bruder jünger war und gewöhnlich der ältestes Sohn in die Fußstapfen des Vaters trat, hatte Amos kurz nach dem Brand Dallas verlassen. Zehn Jahre Armee folgten. Mit der spärlichen Abfindung nach der Dienstzeit hatte Amos den Wagen, die Pferde und eine ganze Ladung Waren gekauft, die er im Westen für den doppelten Preis losschlagen wollte.

      Rudkin hockte am Boden und goß einen zweiten Whisky in den Becher, den er langsam leerte. Er mußte Schmerzen haben, doch er schwieg.

      Es ist meine Schuld, dachte der alte Mann bitter. Der Junge hat eine Menge mitgemacht, und ich bringe ihn um die Pferde. Verdammt noch mal, was soll nun werden? Jetzt liegt er mindestens acht Tage flach.

      *

      Cargo, der Mischling, mit dem Gowan von El Paso nach Westen aufgebrochen war, stieß ein leises Zischen aus. Sie hielten hinter der Wegbiegung, unweit der wenigen Häuser von Hermanas. Sie starrten sekundenlang auf die neun Wagen mit den hellen, sonnengebleichten Planen. Die Schrift auf den schweren Transportwagen war gut zu entziffern, selbst auf diese Entfernung.

      »Magoffin-Wagen«, las das Halbblut laut. »Ich wette, sie nehmen die Südroute über die Berge, um den Apache-Paß zu umgehen. Diese Hundesöhne soll der Teufel holen – oder die Apachen!«

      Gowan war ein junger Mann im dunklen, steifen Anzug des Büroschemelwetzers. Cargo hatte ihn in El Paso abgeholt, um ihn heil über die Berge zu lotsen, unbemerkt von den Apachen.

      »Was hast du gegen Magoffin?« fragte Gowan verwundert. »Er soll ein fürchterliches Rauhbein sein, aber seine Leute schwören auf ihn, hörte ich.«

      »Was ich gegen ihn haben?« schnaufte Cargo bissig. »Sieh dir mal meine Nase an.«

      Gowan betrachtete Cargos Sattelnase. Sie hatte in der Mitte einen Knick und stand leicht schief.

      »War er das?«

      »Magoffin?« knurrte Cargo. »No, seine wilden Burschen. Das ist schon ein paar Jahre her, damals fuhren wir noch in New Mexico, bis der alte Hundesohn seine Linie auch nach Albuquerque ausdehnte. Der Boß war gerade neu im Geschäft, und es gab Krach, als er auf derselben Strecke seine Linie eröffnete. Magoffin hetzte seine Männer auf uns. Doch noch schlimmer als er war Bloody Mary, das Rabenaas.«

      Gowan hatte von Magoffin gehört, doch niemals von einer blutigen Mary.

      »Wer ist das?«

      »Hähä, das weißt du nicht?« keuchte Cargo und stülpte seine wulstigen Lippen auf, während seine tiefliegenden, dunklen Augen bösartig zu glitzern begannen. »Das ist seine Schwester, das alte, feuerspeiende Ungeheuer. Früher wurde sie Red Mary genannt, weil sie als Girl feuerrote Haare besaß.

      Nun wird sie grau, aber der alte Drachen kann Feuer spucken, ich schwör’s dir. Wenn diese Großmutter des Teufels loslegt, dann rennen Magoffins rauhe Burschen tausend Meilen weit.

      Hat nie ‘nen Mann gehabt, oder keinen gewollt, waren ihr alle nicht gut genug. Ist keiner mit ihr zurechtgekommen, dabei soll sie Feuer gehabt haben wie ein dreijähriger Hengst, sag ich dir. Sie schießt wie ein Mann und flucht noch besser.

      Hättest sie damals sehen sollen. Hier, siehst du mein eingerissenes Ohr. Das hat sie mir beinahe mit der Bullpeitsche abgeschlagen. Wer von uns aus dem Saloon in Socorro wollte, dem hat sie mit der verfluchten Peitsche eins übergezogen, daß er wieder brüllend in den Saloon zurücklief. Und dort verpaßten uns Magoffins Hundesöhne die dicken Beulen am Kopf, bis wir alle halbtot waren.«

      »Alle Teufel«, ächzte Gowan erschrocken. »Und das ist wirklich eine Frau, Cargo?«

      »Ist sie, aber ein ganz gemeines Rabenaas dazu«, gurgelte Cargo. »Die hat nicht nur Haare auf der Oberlippe, sie hat sie auch auf den Zähnen, sag ich dir. Wenn du sie sehen würdest, kämst du nicht auf den Gedanken, daß sie ein feuerspeiender Drachen sein kann, aber – oaaah, verdammt!«

      Das sagte er, ehe er so entsetzt zurückzuckte, als hätte er den Satan aus der Erde fahren sehen. Dabei war es nur eine Frau, die gerade aus der Magoffin Station an der linken Straßenseite trat und hinüber zum Drugstore ging, der auch dem alten Bill Magoffin gehört.

      Die Frau war groß. Sie stampfte in klobigen Stiefeln wie ein Mann über die Fahrbahn. Sie trug einen langen Rock, eine Fuhrmannsjacke und einen Männerhut – und natürlich auch ein Männerhemd, schön bunt kariert.

      Gowan wollte etwas fragen, kam aber nicht dazu. Die Frau blieb mitten auf der Straße stehen und sah zum einzigen Saloon Hermanas hinüber. Dann stemmte sie wie ein Mann die Fäuste in die Hüften und brüllte so laut, daß Gowan dachte, sie stehe neben ihm:

      »Braddy, Tolbart!«

      Es dauerte keine drei Sekunden, dann flog die Schwingtür des Saloons auf und zwei Männer stürzten auf den Vorbau.

      »Ich habe gesagt, ihr sollt abrechnen und dann kommen«, rief die Frau dröhnend. »Ihr verdammten Taugenichtse, vielleicht holt ihr euch bald euren Fraß aus der Futterkrippe, verstanden? Wir fahren in genau dreißig Minuten, keine Minute später, hol’s der Teufel!«

      Die beiden Männer, groß und kräftig, rannten, als säße ihnen der Leibhaftige im Nacken, zur Station hinüber. Die Frau sagte noch irgend etwas, dann stampfte sie weiter und verschwand im Drugstore.

      »Weißt du jetzt ungefähr, was das für ein Teufelsweib ist, Mann?« fragte Cargo höhnisch. »Sie führt die Kolonne, wette ich. Das alte Rabenaas hat weder Angst vor Apachen noch vor dem Teufel. Teufel, der werde ich endlich die Peitschenhiebe heimzahlen. Warte mal, Mensch.«

      Er zog sein Pferd herum und ritt ein Stück zurück. Sie waren an einem Kaktus vorbeigekommen, der umgestürzt am Boden lag. Getrocknete Kakteenhaut hat die Eigenschaft, zäh und hart wie Leder zu werden. Gowan sah verstört zu, wie Cargo mit seinem Messer ein Stück Haut samt Stacheln lostrennte, um es dann vorsichtig in die Satteltasche zu schieben.

      »He, was hast du vor?« fragte Gowan verwirrt.

      »Ich werde diesem alten Drachen endlich einen Denkzettel verpassen«, knurrte Cargo giftig. »Komm mit, Magoffins haarige Affen stecken alle am Futtertrog. Wir werden uns mal einen der Wagen vornehmen.«

      »Mann, Cargo, mach keinen Ärger«, schnaufte Gowan erschrocken. »Könnte sein, daß es dem Boß nicht gefällt.«

      »Hast du ‘ne Ahnung, Mister. Gore Handley macht einen Luftsprung vor Freude, wenn sich die Alte oder Big Bill Magoffin den Hals brechen!«

      *

      »Braddy, du dreimal gebrannter Hundesohn«, schrie Red Mary draußen wütend. »Ich habe gesagt, in dreißig Minuten, wie?«

      »Sie trug keine Damenuhr, sondern einen Taschenwecker, der einmal ihrem Vater gehört hatte und mit einem


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