G.F. Barner 167 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner 167 – Western - G.F. Barner


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entgegen.

      »Sind ja schon da«, ächzte Braddy. »Im Moment, Miß Mary.«

      »Im Moment – im Moment«, knurrte Mary Magoffin finster. »Deine Momente kenne ich, Mister. Ich fahre jetzt, und ihr kommt nach. Und ihr sollt verdammt sein, wenn ihr trödelt!«

      »Yes, Miß Mary.«

      Sie grunzte besänftigt, steckte die Großvaterzwiebel wieder ein und drehte sich um.

      »Hat die wieder mal ‘ne Laune«, japste der kleine Mathews verstört. »Ich wette, sie hat sich die ganze Zeit über die Uhrenkisten auf ihrem Wagen geärgert. Sie kann mit den Kisten nicht so rasen wie sonst. Wetten, daß sie erst wieder gute Laune hat, wenn wir in Agua Prieta sind?«

      »Mal nicht den Teufel an die Wand«, jammerte Tilbart. »Bis dahin – das wäre fürchterlich. Los, macht schnell, sonst tobt sie wieder.«

      Sie hasteten aus dem Tor und bestiegen die Wagen, als Red Mary die Leinen ihrer beiden Pferde hob.

      »Männer«, brummte Mary kopfschüttelnd. »Faul, verfressen und dickfellig.«

      Das linke Wagenpferd bäumte sich jäh auf und sprang schrill wiehernd an. Der Wagen wurde so heftig bewegt, daß sich die Vorderräder anhoben.

      Im gleichen Augenblick packte irgend etwas unter Marys gut gepolstertes Sitzteil. Es war ungefähr so, als hätte ein Riese seinen Riesenstiefel unter die Sitzbank getreten. Und das mit voller Wucht.

      Mary Magoffin wurde über die Rücklehne des Sitzbrettes geschleudert. Dabei ließ sie die Leinen los, und das linke Gespannpferd raste nun vorwärts. Es riß den Wagen herum, die Leinen sausten über die Kastenkante, und schleiften dann über die Erde.

      Schrill wiehernd brauste das Pferd über die Anhöhe aus Hermanas heraus. Kakteen säumten den Weg an beiden Seiten. Bis zur Wegbiegung waren es etwa fünfzig Yards – und genau die brauchte Mary, ehe sie begriff, was geschehen war.

      In dieser Zeitspanne schleuderte der Wagen jämmerlich. Einmal knallte Mary die linke und danach die rechte Uhrenkiste in die Hüfte. Sie war eingeklemmt und konnte nicht aufstehen. Es gelang ihr nicht einmal, nach der Kastenkante zu greifen.

      Dann war die Biegung da. Der steinige Hang stieg links an. Rechter Hand war nun der Hermanas Creek. Der Bachlauf war knochentrocken wie üblich um diese Jahreszeit und drei Yards tiefer als der Weg.

      Das war es, was Mary Magoffin sah, als sich bei einer Schleuderbewegung der Wagen beinahe querstellte und sie plötzlich am Sitzbrett landete. Sie griff zu, zog sich keuchend hoch und wurde kreidebleich vor Schreck. Es gab hier eine etwa hundert Yard lange Gerade, ehe die nächste Biegung begann. Der Hang an jener Stelle war ausgefahren und steil.

      Und um die Biegung rumpelte soeben schwerfällig ein gewaltiger Merrivale-Transporter.

      Mary wurde von wilder Furcht gepackt.

      Der Merrivale versperrte mit seiner ganzen Breite den ganzen Weg. Dazu kam, daß der Merrivale auch nicht aus der Bahn des von den durchgehenden Pferden vorwärtsgerissenen Flachkastenwagens fahren konnte. Am Hang gab es nichts als tonnenschwere Steinbrocken. Und nach links konnte der Merrivale auch nicht, denn dort war der Creek.

      Marys Blick flog zu den Leinen, aber sie waren unerreichbar. Binnen einer Sekunde begriff Mary Magoffin, was auf sie wartete.

      Die beiden Männer auf dem Bock des Marrivale hatten bereits erkannt, daß nichts und niemand den Kastenwagen noch bremsen konnte. Für zwei Fahrzeuge war kein Platz auf dem Weg. Entweder mußten die Pferde ineinanderrasen, oder der Kastenwagen stürzte in das ausgetrocknete Bachbett.

      Der ältere der beiden Männer auf dem Bock griff nach der Peitsche. Der jüngere schrie etwas, was Mary nicht verstand, weil der linke Gaul unaufhörlich wieherte. Im nächsten Moment flog die lange Peitsche des Alten über die Pferde hinweg. Der jüngere Mann sah zum Hang, und er schien irgendwo eine Lücke zwischen den Felsbrocken zu suchen.

      Plötzlich riß er die Leinen beidhändig herum, während der Alte auf die Pferde einschlug. Dann wurde der Merrivale schneller. Er nahm den Hang an, schien zwischen zwei Felsblöcken steckenzubleiben und kam doch durch. Ganz langsam neigte sich der schwere Wagen immer mehr nach links. Der Hang war zu steil, und Mary starrte wie gebannt auf den Merrivale.

      Der schwere Wagen mußte jede Sekunde entweder einen Felsblock rammen, festsitzen oder umkippen.

      Noch immer ragte das Heck des Wagens in den Weg, als er sich dicht neben einem hochragenden Felsblock jäh neigte. Und dann krachte er gegen den Block.

      Der jüngere Mann schrie irgend etwas, der Oldtimer packte nun die Zügel, und der große Bursche sprang vom Wagen.

      Es war Mary, als hätte sie niemals zuvor einen Mann einen derartigen Satz machen sehen.

      Sie sah den Mann auf Händen und Füßen aufkommen. Dann aber zuckte der Bursche auch schon wieder hoch.

      No, dachte Mary, nicht in den Weg, Mister, die Pferde rennen dich über den Haufen. Großer Gott, das schafft er niemals. Der will doch nicht etwa die Pferde aufhalten?

      Der Mann erreichte dicht vor den Pferden den Weg. Er schrie, riß beide Arme hoch und stand nun dicht am Bachbett.

      Die Pferde preschten auf den Mann zu. Der rechte Wagengaul bäumte sich auf und drängte nach links.

      Haarscharf an dem großen Mann raste das Pferd vorbei. Dann wirbelte der Mann blitzschnell herum. Urplötzlich war er fort, und Mary stieß einen entsetzten Schrei aus.

      Ihr Schrei war noch nicht verhallt, als sie neben dem rechten Wagenrad eine Gestalt in die Höhe fliegen sah. Und da erst begriff sie.

      Dieser Mann hatte sich mit einem Sprung an die Flanke des Pferdes geworfen. Wie er die breiten Sielen packen und sich bei diesem rasenden Tempo sogar noch hochziehen konnte, blieb Mary Magoffin ein Rätsel. Der Mann saß nun auf dem Rücken des Gespannpferdes. Während sich seine Rechte in das Zaumzeug krallte, fuhr seine Linke zur Hüfte.

      Mary sah das Blinken von Stahl, und dann schrie sie noch einmal, denn der Mann kippte jäh zwischen beide Pferde. Er mußte von der Deichsel stürzen und überrollt werden.

      Aber dann gab es einen Ruck, der Mary Magoffin nach vorn über den Sitzweg warf.

      Sie blieb über dem Sitz hängen und so sah sie, daß der Mann quer unter dem Bauch des linken Pferdes hing und die Sielen plötzlich zerschnitten auf die Erde fielen. Dann war der linke Gaul frei, der Mann schwang sich zurück. Er warf sich auf den Rücken des rechten Wagenpferdes, sein linker Arm schoß nach oben, und die Leinen flatterten nun, ebenfalls gekappt, hinter dem davonrasenden, ledigen Pferd her.

      Nie zuvor hatte Mary einen Mann so auf einem Pferd kleben sehen. Sie erkannte, daß er seinen rechten Stiefel unter die Zugsiele gezwängt hatte. Nur so war es ihm möglich gewesen, sich zu halten. Dann stieg das Pferd, bockte zweimal schrill trompetend und fiel plötzlich in Trab, der sich dann verlangsamte, bis der Wagen stand.

      Der große, breitschlultrige Mann vor Mary rutschte nun langsam nach links. Er kam auf die Deichsel. Dann glitt er ab und sank in den Staub des Weges.

      Mary bemerkte, daß sich seine linke Schulter blutrot zu färben begann.

      »Hallo, Madam«, sagte der große Bursche matt.

      Dann wurde er ohnmächtig.

      *

      »Bleib du mal liegen«, brummte Old Luke mürrisch, als sich Amos aufrichten wollte. »Immer mit der Ruhe, Sohn. Mußt du dauernd diese wahnwitzigen Sachen machen?«

      »Der Wagen – unser Wagen...«

      Luke grinste und deutete aus dem Fenster.

      »Da steht er – im Hof. Ein Seitenbrett ist angeknackst. Sie ersetzen es. Faß mal an deinen dicken Rudkin-Schädel.«

      Amos betastete vorsichtig die dicke Beule an der linken Kopfseite.

      »Oha«, knurrte er. »Bin mit meinem Kürbis ganz schön gegen die Deichsel geballert.


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