Der Bergpfarrer Extra 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Extra 3 – Heimatroman - Toni Waidacher


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      Zwei Tage waren vergangen. Irma und Celine werkelten in der Küche des Hotels. Jetzt, am frühen Nachmittag, war die Küche wieder blitzblank und Irma sagte: »So, Madel, jetzt haben wir uns ein Tasserl Kaffee verdient. Sei so gut, und deck’ für uns im Aufenthaltsraum den Tisch. Ich brüh’ derweil den Kaffee auf.«

      »Ja, ein Tasserl Kaffee wär’ jetzt gut«, bemerkte Celine. »Wir können ihn aber auch aus dem Automaten …«

      »Wir trinken einen anständig gefilterten Kaffee, Madel. Der Kaffee aus dem Automaten ist zwar auch net schlecht, aber wenn ich die Zeit hab’, dann brüh’ ich den Kaffee selber auf. Gegen den selbst gebrühten kommt der Automatenkaffee net an.«

      »Das stimmt. Ich hab’ nur gedacht, dass du dir die Arbeit sparen könntest.«

      »Das ist doch keine Arbeit, Madel.«

      Celine lächelte. »Dann deck’ ich mal.« Sie sagte es und verließ die Küche. Gleich darauf konnte Irma das Klappern von Porzellan vernehmen.

      Als sie wenig später mit der Kanne voll Kaffee in den Aufenthaltsraum kam, stand Celine am Fenster und schaute gedankenverloren hinaus in den leeren Biergarten, in dem während der Saison unter den alten Kastanienbäumen Tische und Stühle für Touristen und einheimische Gäste standen.

      Irma stellte die Kanne auf den Tisch. Celine hatte sich zu ihr herumgedreht. Sie schien gedanklich aus weiter Ferne zurückzukehren. Langsam kam sie zum Tisch.

      Irma schenkte schon die Tassen voll. »Setz dich, Madel. Jetzt machen wir es uns bequem.« Als sie saßen, forschte sie eine ganze Weile in Celines hübschem Gesicht. »Was ist denn los mit dir, Celine?«, fragte sie dann.

      »Ich weiß net, was du meinst«, versetzte Celine, ohne Irma anzusehen.

      »Erzähl’ mir nix«, sagte die erfahrene Frau. »Dich bedrückt was. Du bist manchmal mit deinen Gedanken ganz woanders.«

      Celine ließ den Kopf hängen. Eine Weile schien sie sich nicht entschließen zu können, Irma zu erzählen, was ihr auf der Seele lag. Schließlich aber seufzte sie und murmelte: »Ich bin so gut wie verlobt. Er heißt Florian Weißgerber und ist siebenundzwanzig Jahr’ alt.«

      »Das belastet dich?«, fragte Irma ziemlich ratlos.

      »Ja. Wir sind seit zwei Jahren zusammen. Aber im Lauf der Zeit hab’ ich feststellen müssen, dass ich den Flori zwar sehr gern mag und er mir ausgesprochen sympathisch ist, dass ich ihn aber net so lieb hab’, wie’s notwendig wär, um mit ihm auf Dauer glücklich zu werden.«

      »Puh«, machte Irma, »das ist natürlich ein Problem. Auf der einen Seite, Madel. Auf der anderen ist’s aber auch keins. Schenk’ dem Burschen einfach reinen Wein ein, trenn’ dich von ihm und such dir den Richtigen.«

      »Das ist net so einfach«, seufzte Celine. »Der Flori ist gelernter Restaurantfachmann und meinen Eltern gerade recht gekommen. Er ist gewissermaßen ihr Wunschkandidat als Schwiegersohn. Wenn ich denen sag’, dass ich mich vom Flori trenn’, fallen die aus allen Wolken.«

      »Aber es geht doch um dein Glück, Madel, und net um das, was deine Eltern wollen.«

      »Ich weiß, und ich denk’ mir, notgedrungen würden sie’s auch respektieren. Dennoch wären s’ sicherlich enttäuscht, und darum sträubt sich alles in mir, ihnen die Wahrheit zu gestehen.«

      »Du musst in Herzensangelegenheiten in erster Linie auf dich selber schauen, Madel«, erklärte Irma. »Denn es ist dein Leben! Deine Eltern wollen doch gewiss net, dass du unglücklich wirst, oder dass deine Ehe früher oder später in die Brüche geht. Du musst Nägel mit Köpfen machen. Und wenn du irgendwann in nächster Zeit an einem deiner freien Tage heimfährst, dann musst du mit ihnen und auch mit dem Flori Tacheles reden.«

      »Mir tut der Flori ja auch leid«, sagte Celine mit dünner Stimme. »Er liebt mich wirklich und würd’ mir glatt die Sterne vom Himmel holen. Leider ist dieser Funke auf mich net übergesprungen.«

      »Liebe kann man net erzwingen«, philosophierte Irma. »Mach’ dich frei, Madel, dann kannst du der Zukunft ohne Scheu entgegensehen. Irgendwann kommt der Richtige, und wenn deine Eltern merken, dass du mit ihm glücklich bist, wird er ihnen auch willkommen sein.«

      »Ich werd’ wohl irgendwann reinen Tisch machen müssen«, murmelte Celine. »Alles andere wär’ net fair.«

      »Das seh’ ich auch so«, pflichtete Irma bei.

      Sie tranken ihren Kaffee und sprachen über Belangloses.

      Spät am Abend, als Irma und Sepp wieder in ihrer Wohnung waren, erzählte Irma ihm von Celines Problemen. »Ich hab’ der Celine geraten, die Beziehung mit dem Florian Weißgerber zu beenden. So etwas kann man ja im Guten erledigen. Ihre Eltern werden schließlich auch einsehen, dass sie an der Seite eine Mannes, den sie net liebt, auf die Dauer zugrunde gehen würd’.«

      »Tja«, machte Sepp, »das mit der Liebe ist halt so eine Sach’. Da kann man nix übers Knie brechen. Du hast dem Madel gut geraten, Irma. Im Übrigen aber ist’s net unsere Angelegenheit, und drum ist’s besser, wenn wir uns raushalten. Wir haben uns net ins Privatleben unserer Angestellten einzumischen.«

      »Du hast ja recht, Sepp. Aber ich mag das Madel, und in einem Rat seh’ ich keine Einmischung in ihr Privatleben.«

      »Du weißt schon, wie ich’s gemeint hab’«, erwiderte Sepp. »Gegen einen Ratschlag ist sicher nix einzuwenden.«

      *

      Endlich fand Sebastian die Zeit, mit dem Bundscherer-Xaver zu reden. Max hatte ihm berichtet, dass der Xaver ziemlich wütend auf ihn wäre, weil er gegen den Bau einer Biogasanlage plädiert und sogar Bürgermeister Bruckner auf seine Seite gezogen hatte. Nun drohte die Biogas-Firma, das Vorhaben aufzugeben. Damit wäre der Verkauf des Bundschererhofs an die Gesellschaft gescheitert und Xavers Pläne, sich und seine Frau Maria ins Betreute Wohnen einzukaufen, auch.

      Sebastian verabschiedete sich von seiner Haushälterin: »Ich hab’ mir den Nachmittag freigehalten, um mit dem Bundscherer-Xaver zu reden. Sollt’ jemand anrufen, bitten S’ ihn, es noch einmal später zu versuchen. Sollt’s was Wichtiges sein, geben S’ dem Anrufer meine Handynummer.«

      Sophie versprach es und wünschte dem Pfarrer eine glückliche Hand im Umgang mit dem verbitterten Xaver.

      Sebastian zog sich warm an und nahm die Handschuhe, dann verließ er das Haus. Er hatte sich entschlossen, den Weg zum Bundschererhof zu Fuß zurückzulegen. Er, der passionierte Wanderer und Bergsteiger, nahm jede Gelegenheit wahr, das Auto in der Garage stehen zu lassen.

      Um zum Bundschererhof zu gelangen, musste er den Ort durchqueren. Auf den Gehsteigen waren fast keine Menschen zu sehen. Er staunte nicht schlecht, als ihm zwei unbekannte Männer entgegenkamen, die Ski mit sich trugen. Mit dem zweiten Blick stellte der Bergpfarrer fest, dass es sich um Langlaufski handelte. »Grüß Gott«, grüßte Sebastian, als er näher kam. »Skifahrer sehen wir kaum bei uns in St. Johann«, fügte er hinzu. »Darum überrascht es mich, heut’ gleich zweien zu begegnen.«

      Es waren junge Männer, etwa Mitte zwanzig. Sie hatten angehalten und erwiderten Sebastians Gruß. »Wir sind heute Vormittag angekommen«, sagte einer der beiden, unter dessen Strickmütze blonde Haare hervorlugten. »Eben weil das Wachnertal kein Wintersportgebiet ist, haben wir es ausgewählt.«

      Sebastian reichte ihm die Hand. »Pfarrer Trenker«, stellte er sich vor.

      »Trenker«, murmelte der Blonde. »Wir wohnen in der Pension ›Edelweiß‹. Der Inhaber heißt auch Trenker.«

      »Das ist mein Cousin Andreas«, erklärte Sebastian und gab auch dem anderen Burschen die Hand.

      Der sagte: »Mein Name ist Julian Drexler. Das ist Dominik Schrödl. Wir kommen aus Heilbronn. Es ist so, wie es der Dominik eben schon gesagt hat, Herr Pfarrer. Wir wollen auf den Skiern frei die Gegend erkunden und net kilometerweit eine vorgegebene Loipe befahren. Außerdem mögen wir den Trubel nicht, der in den Skigebieten gang und gäbe ist.«


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