Toni der Hüttenwirt Extra 4 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Extra 4 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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> Toni der Hüttenwirt Extra – 4 –

      Katja und Martin waren in der großen Wohnküche. Katja goss die Blumentöpfe auf der Fensterbank. Martin las die Zeitung.

      »Martin, Martin! Schau mal aus dem Fenster, das musst du dir ansehen! Das ist ein Bild für Götter: Walli am Arm von Pfarrer Zandler. Und Zandler führt Coco an der Leine.«

      Dr. Martin Engler sah aus dem Fenster, er lachte. »Walli humpelt«, sagte er, »vielmehr, sie tut so.«

      »Wie meinst du das?«

      »Das werden wir gleich sehen.« Martin ging zur Haustür. »Haben Sie sich die Walli als Freundin angelacht, Herr Pfarrer?«, fragte er scherzhaft.

      »Nun, wenn Walli einige Jahrzehnte jünger wäre und ich kein Geistlicher und Walli ungebunden, würde ich darüber nachdenken«, erwiderte Zandler. »Sie hat unterwegs Schmerzen in der Hüfte bekommen. Es kam ganz plötzlich, da musste ich sie stützen.«

      »Walli, ich hole den Rollstuhl für dich«, rief Katja aus dem offenen Fenster.

      »Schmarrn, so gebrechlich bin ich noch nicht«, antwortete Walli.

      Katja kam aus dem Haus und sah Walli sehr besorgt an.

      »Ich werde dich gleich untersuchen«, entschied Doktor Martin Engler.

      »Das lässt du schön bleiben! Ich will mich nur einen Augenblick setzen und andere Schuhe anziehen. Katja, kannst du mir dabei helfen?«

      Katja ergriff Wallis Arm und die Hundeleine. Ihr fiel auf, dass Walli kein Wort mit Pfarrer Zandler wechselte. Sie bedankte sich nicht bei ihm, noch verabschiedete sie sich.

      Kaum hatte Walli die Haustür des Altenteils hinter sich und Katja geschlossen, grinste sie über das ganze Gesicht. »Lass meinen Arm los, Katja! Mir geht es gut. Nix ist mit meinem Fuß. Ich musste mir einen Trick einfallen lassen, um Zandler zu euch zu lotsen. Er wollte gleich zurück ins Pfarrhaus. Das ist mir gut gelungen. Meinst du nicht auch?« Walli blinzelte verschmitzt.

      »Ja, das hat ziemlich echt ausgesehen.«

      »Katja, geh rüber! Martin soll mit Zandler über das gestohlene Auto reden. Ich bat Zandler, die Polizei anzurufen. Aber er hatte kein Handy dabei. Außerdem meinte er, dass sich der Besitzer selbst um seinen Wagen kümmern würde. Sicherlich wäre der Besitzer des Fahrzeugs zur Tankstelle gelaufen, damit jemand das Auto mit dem Abschleppwagen aus dem Graben ziehe. Zandler wollte einfach nicht bei der Polizei anrufen, Katja.«

      »Verstehe! Deshalb hast du ihn hierhergelockt.«

      »Jetzt könnt ihr euer Glück versuchen, du und Martin. Ich dachte, wenn ein Geistlicher den Fund meldet, schöpft niemand den Verdacht, er wäre in einen Autodiebstahl verwickelt. Dabei wissen wir ja, dass es kein Diebstahl ist. Doch das ist eine andere Geschichte, wie du weißt.«

      Katja musste lachen. »Ja, ich verstehe. Das hast du dir ganz schön raffiniert ausgedacht.«

      »Haltet ihn auf und bringt ihn dazu, dass er bei der Polizei anruft, Katja. Los geh! Ich warte noch ein bisserl, ziehe meine Pantoffel an und komme dann rüber.«

      »Vergiss nicht, dabei zu humpeln«, sagte Katja mahnend.

      Sie eilte davon.

      Martin Engler und Heiner Zandler standen noch auf dem Hof und sprachen miteinander.

      Martin sah, dass Katja ein Schmunzeln zu verbergen suchte.

      »Du musst dir um Walli keine Sorgen machen, Martin. Sie hat ein bisserl übertrieben. Dass ihr mal die Knochen wehtun, ist in ihrem Alter verständlich. Außerdem hatte sie ein Steinchen im Schuh. Sie wollte von Ihnen hergebracht werden, Herr Pfarrer.«

      »So etwas habe ich mir schon gedacht. Walli hat ein bisserl geschauspielert. Richtig?«

      »So kann man es auslegen. Aber sie tat es für einen guten Zweck.«

      Der Geistliche blickte abwechselnd zwischen Martin und Katja Engler hin und her. »Mei, jetzt bin ich neugierig. Seit wann muss mir jemand etwas vormachen, wenn er etwas auf dem Herzen hat. Walli hätte doch mit mir reden können, statt mir solch ein Theater vorzuspielen«, bemerkte Zandler.

      »Im Prinzip schon«, sagte Martin, »aber das hätte nicht ins Drehbuch gepasst.«

      »Das wird ja immer schöner! Jetzt wüsste ich aber gern, was hier gespielt wird.«

      »Dem kann abgeholfen werden. Kommen Sie mit hinein«, sagte Martin.

      Zandler folgte Martin und Katja in die Wohnküche.

      »Wollen Sie einen Kaffee?«

      »Danke! Zuerst will ich mehr über das Theaterstück wissen. Ist es eine Komödie? Oder ist es eine Tragödie?«, fragte Pfarrer Zandler.

      Martin und Katja warfen sich Blicke zu.

      Martin rieb sich das Kinn. »Ob man das Stück als ›Tragödie‹ bezeichnen kann, das weiß ich nicht.«

      »Das kann man, Martin«, sagte Katja mit fester Stimme. »Für Moni ist es eine Tragödie und was für eine!«

      »Also, jetzt will ich den Kern der Angelegenheit wissen. Und wer ist diese Moni?« Pfarrer Zandler bemühte sich um Geduld, trotzdem schwang in seiner Stimme Ungeduld mit.

      Katja schenkte sich und Martin Kaffee ein. »Ist Liebeskummer nicht immer eine Tragödie?«

      »Da hast du zweifellos recht. Wer davon betroffen ist, empfindet es ganz bestimmt als eine Tragödie. Viele haben mir schon ihr Herz ausgeschüttet. Von welcher Moni sprecht ihr?«, fragte Zandler. »Hier in Waldkogel gibt es mehrere Madln, die Moni gerufen werden.«

      »Die Moni, von der wir sprechen, kommt aus München. Mit vollem Namen heißt sie Simone Stegmüller. Sie hat Liebeskummer und hat sich nach Waldkogel verirrt«, erklärte Martin Engler. Er seufzte. »Es hängt mit dem Auto zusammen«, erklärte er weiter, dabei wurde seine Stimme etwas leiser.

      »Du sprichst von dem Auto, das beim Bruchweg halb im Graben hängt?«, fragte Zandler nach.

      Martin nickte.

      »Das Madl hat das Auto in den Graben gefahren«, schloss Zandler.

      »So fing es an«, sagte Martin. »Aber ich habe es mit jemandem zusammen aus dem Graben gezogen. Das war keine gute Idee, wie es sich herausstellte. Doch das konnte niemand wissen. Also waren wir gezwungen, das Auto später zurückzubringen und wieder in den Graben rollen zu lassen.«

      Pfarrer Zandler machte große Augen. »Das verstehe, wer will, ich nicht. Oder doch? Langsam, ganz langsam, dämmert es mir. Walli wollte mich überreden, dass ich die Polizei in Kirchwalden anrufe und das Auto melde. Doch warum sollte ich das tun?«

      Martin Engler atmete tief ein. »Sie sollen die ganze Geschichte gleich hier hören, denn das spart mir die Beichte. Also! Das Auto ist auf Monis Exfreund, Arnold Lehmann, zugelassen. Er ist so ein reicher Schickimicki-Heini aus München.«

      »Der extravagante Sportwagen passt zu einem solchen Burschen«, sagte Zandler.

      »Jedenfalls durfte Moni damit fahren, sooft sie wollte. Jetzt, da Moni fort ist, hat er das Auto als gestohlen gemeldet. Er hat eine Anzeige bei der Polizei gemacht und behauptet, Moni hätte das Auto gestohlen.«

      »Gütiger Himmel!«, seufzte Zandler. »Hat sie das getan?«

      Martin und Katja schüttelten den Kopf.

      »Moni sagt, sie habe es nicht getan. Wir glauben ihr. Sie ist davongerannt und in den falschen Wagen gestiegen. Wolfi hat sie am Bruchweg gefunden. Das Madl saß hinter dem Steuer und war völlig aufgelöst. Wolfi hat mich angerufen. Ich fuhr mit meinem Notarztwagen hin und holte sie. Sie hatte einen Nervenzusammenbruch. Sie hat den Burschen verlassen. Endgültig und holterdiepolter. Deshalb hat sie auch kein Gepäck dabei und weder Papiere noch eine Kreditkarte. Sie hatte heimlich Geld gespart, zu ihrer Sicherheit. Was richtig war, wie sich jetzt zeigte. Katja war mit ihr in Kirchwalden einkaufen. Das war riskant, da Moni zur Fahndung ausgeschrieben ist. Aber ich denke, es wird mehr nach dem Auto gesucht. Egal, jedenfalls hoffen alle, wenn der Bursche seinen Luxusschlitten zurückbekommt, dass er die Anzeige gegen Moni zurücknimmt.«


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