Toni der Hüttenwirt Extra 4 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Extra 4 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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haben angerufen, richtig?«, fragte Katja.

      »Ja, das habe ich.« Zandler leerte das Stamperl. »Ich wurde nach der Autonummer gefragt. Ich wusste sie nicht. Aber ich habe ihnen den Wagen beschrieben. Der Beamte am Telefon meinte, dass es das Auto sein könnte, das gesucht wurde. Sie würden sofort einen Streifenwagen losschicken.«

      »Das ist gut, Herr Pfarrer«, freute sich Walli. »Da können wir uns nur alle bei Ihnen bedanken.«

      »Oh, da gibt es nix zu danken, Walli. Ich habe nur ein verlassenes Auto im Graben entdeckt. Mehr weiß ich nicht. Und als braver Staatsbürger habe ich mich gewundert. Da wir alle darauf achten sollen, dass unsere Umwelt nicht zum Schrottplatz verkommt, habe ich es gemeldet«, blinzelte Zandler.

      »Genau, Herr Pfarrer, da haben Sie recht. Was die Leute überall herumliegen lassen? Es ist eine Schande, wie manche ihren Müll in den Bergen liegen lassen. Und jetzt entsorgen sie schon ihre Autos an Feldwegen«, sagte Walli und regte sich gespielt auf.

      Alle lachten.

      »So, dann nimmt hoffentlich alles einen guten Weg«, bemerkte Pfarrer Zandler.

      »Dass hoffen wir alle«, sagte Martin. »Wolfi wird sich freuen, wenn er erfährt, dass das Auto fort ist.«

      »Grüße den Wolfi von mir!«, sagte Zandler. »Sage ihm, dass ich mich freue, dass er sich verliebt hat. Die Sache ist zwar ein bisserl kompliziert, aber die Liebe wird schon einen Weg finden, wie sie den beiden helfen kann, die Steine aus dem Weg zu räumen.«

      »Das wird sie«, lächelte Martin Engler. »Sie hat Helfer, Sie und uns und Toni und Anna auf der Berghütte.

      »So ist es, Martin«, sagte Zandler. Er stand auf. »Ich muss jetzt gehen. Sollte sich etwas Neues ergeben, dann lasst es mich wissen – und diesmal rechtzeitig!«

      Martin Engler nickte.

      Sie brachten Zandler zur Tür.

      »Danke!«, sagte Martin.

      »Für was? Ich habe nix gemacht, wofür man mir danken muss. Ich habe ein Auto im Graben entdeckt. Das verwunderte mich, weil der Zündschlüssel noch steckte. Da macht man sich eben so seine Gedanken. Also habe ich es gemeldet«, blinzelte Heiner Zandler.

      Sie verabschiedeten sich, und Zandler machte sich auf den Weg zum Pfarrhaus.

      *

      Nachdem Zandler gegangen war, rief Martin Wolfi Irminger an. »Grüß dich, Wolfi, Martin hier. Ich habe gute Neuigkeiten für dich und soll dich von Pfarrer Zandler grüßen. Er hat mit deinen Kollegen in Kirchwalden telefoniert und das Auto gemeldet. Walli hat das eingefädelt.«

      »Das ist wahrlich eine gute Nachricht«, seufzte Wolfi. Seine Erleichterung war unüberhörbar.

      »Hast du schon mit …«, begann Martin.

      Aber Wolfi unterbrach ihn. »Nein, das war noch nicht möglich. Ich mache mich gleich auf den Rückweg und komme bei euch vorbei. Ich will alles genau wissen.«

      »Na, du bleibst schön in den Bergen, Wolfi«, widersprach ihm Martin. »Also, das war so …«

      »Stopp«, unterbrach ihn Irminger barsch, »kein Wort weiter! Ich komme sofort.« Wolfi legte auf, bevor Martin noch ein Wort sagen konnte.

      Toni und Anna waren in der Küche der Berghütte.

      Wolfi sagte zu ihnen: »Ich muss ins Tal. Martin hat angerufen. Passt mir auf Moni auf!«

      »Das machen wir. Das ist eine einfache Übung. Sie sitzt in Franziskas Zimmer und liest. Sie kommt nicht einmal zum Essen in die Wirtsstube oder auf die Terrasse.«

      »Ich weiß«, seufzte Wolfi. »Dabei würde ich so gern mit ihr sprechen.«

      »Das wissen wir, Wolfi. Du musst Geduld haben. Sie muss erst mal alles in ihrem Kopf sortieren. Versetz dich in ihre Lage!«

      »Ich weiß, ich weiß«, seufzte Wolfi. »Ich gehe. Ich beeile mich. Sollte Moni ihr selbstgewähltes Schneckenhaus verlassen, ruft ihr bitte sofort bei Martin an.«

      Toni und Anna versprachen es.

      Wolfi kam abgehetzt in Martins Praxis an.

      »Mei, was bist du vorsichtig!«, begrüßte Martin ihn.

      Wolfi ließ den Rucksack von den Schultern gleiten und stellte ihn im Flur auf den Boden. Er folgte Martin in die Wohnküche.

      »Magst du ein Bier?«, fragte Martin.

      Wolfi nickte.

      Martin holte eine Flasche Bier und schenkte dem Freund ein.

      »Warum bist du so still?«, fragte Martin. »Du siehst nicht gerade aus, als würdest du dich freuen. Dabei ist doch jetzt alles geregelt.«

      Wolfi prostete Martin zu. »Schon, ja, das ist es, jedenfalls im Augenblick…«

      »Es scheint dich aber nicht zu freuen. Also, ich dachte, du freust dich riesig.«

      »Mei, Martin, ich freue mich ja auch. Aber ich habe auch so meine Ängste und stecke in einer Zwickmühle. Es war nicht geschickt von dir, mich auf meinem Diensthandy anzurufen.«

      »Diensthandy? Ich habe dich auf der Nummer angerufen, auf der ich dich immer anrufe.«

      »Ja, das ist mein Diensthandy«, brummte Wolfi. »Ich bin vielleicht etwas übervorsichtig.«

      »Du meinst, du siehst überall Gespenster?«

      »So ungefähr«, gab Wolfi zu. »Ich habe mich in die Moni verliebt. Das ist gegen die Vorschrift.«

      »Welche Vorschrift?«, fragte die alte Walli erstaunt.

      »Schon während der Ausbildung bekamen wir ein Training. Es sollte uns helfen, neutral zu bleiben und uns nicht emotional zu verstricken. Dass Menschen sich auf Anhieb sympathisch finden und dann Emotionen in Gang gesetzt werden, die die Neutralität und Sachlichkeit von Polizeimitarbeitern beeinflussen, ist eine Gefahr. Ich denke, das muss ich nicht weiter erklären. Das versteht ihr auch so. Ich dachte nie, dass mir einmal so etwas passieren würde. Salopp ausgedrückt: Moni hat mir den Kopf verdreht. Wenn ich sie schützen will, dann muss ich mich selbst schützen.« Wolfi seufzte. »Vielleicht sehe ich wirklich Gespenster, wo es keine gibt. Auf jeden Fall bitte ich euch, mich in dieser Angelegenheit nicht mehr auf meinem Diensthandy anzurufen.«

      »Okay, Wolfi«, sicherte ihm Martin zu. »Aber eine andere Nummer haben wir nicht.«

      »Stimmt! Ich habe mein privates Handy daheim in der Schublade liegen. Ich habe es selten benutzt. Das wird sich ändern. Ich gebe dir die Nummer. Hast du etwas zu schreiben?«

      Martin holte Papier und einen Bleistift.

      Wolfi schrieb seine private Handy­nummer auf. »Von hier aus werde ich heimgehen, es laden und einstecken. Vielleicht bin ich wirklich übervorsichtig, aber…«

      »Wir verstehen dich. Du musst es nicht weiter erläutern«, beschwichtigte ihn Martin.

      Und auch Katja und Walli nickten ihm ernsthaft zu.

      Dann erzählte Martin ausführlich von Wallis Einfall, Pfarrer Zandler dazu zu bringen, dass er das Auto meldet.

      »Wir mussten es ihm erklären, Wolfi. Er weiß alles, und was er nicht wusste, das dachte er sich. Er freut sich, dass du ein Madl gefunden hast, das dir gefällt.«

      Wolfi lächelte vor sich hin. »Ja, das habe ich. Ich gebe es zu. Es ist wirklich so, dass der Verstand aussetzt, wenn man verliebt ist. Das Herz gewinnt die Oberhand. Ich kann mir tausendmal sagen, dass ich Moni melden müsste. Ich kann es nicht. Aber es ist und bleibt nun einmal die Deckung einer Straftat, so wie die Sache im Augenblick steht. Moni wird als Autodiebin gesucht. Ich weiß, wo sie ist. Auch wenn ich mir absolut sicher bin, dass dieser Arnold Lehmann Moni eins auswischen wollte. Wahrscheinlich aus Zorn, Rache, gekränktem Stolz oder Eitelkeit, jedenfalls aus sehr niederen Beweggründen. Aber als Polizist habe ich nicht zu urteilen, weder zu verurteilen noch freizusprechen.


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