Der Bergpfarrer Extra 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Extra 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Trenker den Burschen verlassen hatte, war Celine in der Gaststube erschienen und hatte erklärt, dass sie Feierabend habe.

      Sie hatten sich entschieden, einen Spaziergang zu machen. Während sie durch den Ort schlenderten, erzählte Dominik Celine von seinem Gespräch mit dem Pfarrer.

      »Er will also, dass ihr – der Julian und du - euch wieder versöhnt«, murmelte Celine.

      »Der Pfarrer meint, es wäre schade um die gute Freundschaft, die uns viele Jahre lang miteinander verbunden hat.«

      »Ich hab’ mir deswegen auch schon Gedanken gemacht«, murmelte Celine. »Und ich denk’ auch, es wär’ wirklich schade drum. Der Julian hat Fehler begangen. Aber wenn er es bereut und aufhört, uns mit Boshaftigkeiten zu attackieren, könnt’ ich mir schon vorstellen, dass ihr wieder einen gemeinsamen Nenner findet.«

      Die Unterhaltung schlief ein. Jeder hing seinen Gedanken nach. Heute war der Himmel Wolken verhangen. Laut Wetterbericht sollte es Schneefall geben. Der Mond war nur als verschwommener gelber Fleck hinter der Wolkendecke auszumachen. Es war aber auch wärmer geworden und deshalb sehr diesig. Das Sichtfeld reichte nicht weiter als hundert Meter. Dort, wo es endete, begann dichte, mit dem Blick nicht zu durchdringende Finsternis. Sie schien die Berge rings um das Wachnertal geschluckt zu haben.

      Nachdem sie eine Weile gegangen waren, sagte Celine: »Wenn dein Urlaub nächste Woche zu Ende geht und du abgereist bist, werd’ ich am Wochenende meine Eltern in Innsbruck besuchen. Bei dieser Gelegenheit werd’ ich mit Ihnen reden, und dann will ich Florian reinen Wein einschenken. Ich hoff’, er reagiert vernünftig.«

      »Was ist er denn für ein Mensch?«, fragte Dominik. »Ist er etwa aufbrausend oder jähzornig? Trägt er sein Herz auf der Zunge oder ist er eher zurückhaltend?«

      »Schlecht zu sagen. Bis jetzt hab’ ich ihn noch net zornig erlebt. Er ist eher gutmütig und verträglich. Wie er jedoch reagiert, wenn ich ihm sage, dass ich ihn net liebe und daher unser Verhältnis beende, kann ich net abschätzen.«

      »Na ja, Schatz, wie auch immer. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.« Dominik blieb stehen, zog Celine an sich heran und gab ihr einen Kuss. »In dieser Angelegenheit werde ich dir auch nicht beistehen können. Und in der möglichen Auseinandersetzung mit deinen Eltern auch nicht.«

      »Ich weiß, da muss ich alleine durch. Ich würd’ aber gar net wollen, dass du dich einmischt. Hätt’ ich dich nämlich net kennengelernt, müsst ich auch ohne deine Hilfe mein Problem bewältigen. Ich werd’ das schon meistern. Und dann gibt’s nix mehr, was auch nur den Ansatz eines Schattens auf unsere Beziehung werfen könnt’.«

      »Sobald ich nach Innsbruck umziehe, werde ich dich bitten, mich zu heiraten«, sagte Dominik.

      Celine lachte. »Dir pressiert’s aber.«

      »Ich will dich besitzen, mit Haut und Haaren«, versetzte Dominik grinsend. »Ich lasse dich nicht mehr aus.«

      Sie küssten sich ein weiteres Mal, dann gingen sie weiter. Das Glücksgefühl, das beide verzückte, war grenzenlos und geradezu überwältigend. Genauso, wie sie jetzt - sich an den Händen haltend -, durch den Schnee stapften, wollten sie gemeinsam durchs Leben gehen; in Liebe und Eintracht. Sie malten sich die Zukunft, die vor ihnen lag, in den schönsten Farben aus.

      »Wie wirst du dich verhalten, würd’ plötzlich der Julian vor dir stehen und dir versichern, dass er Mist gebaut hat und ihm das alles leid tue?«, fragte Celine.

      »Gute Frage«, murmelte Dominik. »Der Pfarrer meint, ich sollte ihm die Hand zur Versöhnung reichen.«

      »Und was ist deine Meinung?«, hakte Celine nach.

      »Ich weiß es nicht. Was rätst du mir?«

      »Vergeben und Vergessen ist die Rache eines braven Mannes«, antwortete Celine.

      »Himmel, woher hast du den Spruch?«

      »Schiller, der hat schon so machen guten Spruch gebracht.«

      »Du teilst also die Meinung des Pfarrers?«

      »Ja.«

      Es begann zu schneien. Große Flocken schwebten vom Himmel. »Wir sollten umkehren«, schlug Dominik vor.

      Celine zog sich die Kapuze über die Haare. »Ja, kehren wir um. Bevor wir zu Schneemännern werden.«

      Sie machten kehrt und beschleunigten ihre Schritte. Die schweren Schneeflocken klatschten ihnen ins Gesicht, blieben kleben und schmolzen.

      Ein wenig atemlos kamen sie zwanzig Minuten später beim Hotel an. Unter dem Vordach des Eingangs klopften sie sich lachend den Schnee von der Kleidung, dann gingen sie hinein.

      Aus einer Tür trat Heidi, lächelte vielsagend und bedeutete den Ankömmlingen, sich in das Nebenzimmer zu begeben.

      Ihr Erstaunen war groß, als sie an einem der Tische Pfarrer Trenker und Julian Drexler sitzen sahen.

      Julian erhob sich. »Guten Abend«, grüßte er ausgesprochen förmlich. Sein Gesicht blieb dabei ernst, seine Augen waren in fast banger Erwartung auf Dominik gerichtet.

      Diesen durchfuhr ein Ruck, er schüttelte seine Überraschung ab und sagte: »Du hast dich also besonnen, Julian.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

      Celine wer dermaßen aufgeregt, dass ihr das Herz bis zum Hals hinauf schlug.

      »Es war gemein und dumm von mir, Dominik«, erwiderte Julian. »Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist. Im Nachhinein ist es mir selber schleierhaft, wie ich derart reagieren konnte. Es tut mir leid. Ich bin gekommen, um dich im Namen unserer früheren Freundschaft um Verzeihung zu bitten.« Er hielt Dominik die rechte Hand hin.

      Dominik zögerte, ergriff sie schließlich und murmelte: »Setzen wir uns und sprechen wir drüber. Die Sache muss in allen Einzelheiten besprochen und ausdiskutiert werden. Meinst du nicht auch?«

      Julian nickte.

      *

      Julian nahm alle Schuld auf sich. Was Luisas Verhalten anbetraf, gebrauchte er Dominik und Celine gegenüber fast die gleichen Worte, mit denen er es schon dem Pfarrer beschrieben hatte. »Mir ist heut’ Abend erst richtig bewusst geworden, dass Luisa der blanke Hass antreibt«, sagte er. »Ich versichere dir, Dominik, ich wollte niemand, weder dich, noch Celine, ins Unglück stürzen. Jetzt wächst mir die ganze Sache über den Kopf. Eigentlich wollte ich nur als lachender Dritter zusehen, wie du dich abmühst, dir die Luisa vom Leib zu halten, Dominik. Meine Hoffnung war, dass Celine das Ganze zu bunt wird und sie die Konsequenzen zieht.«

      »Ich hab’ mir das schon fast so gedacht«, erwiderte Dominik. »Schließlich kenne ich dich seit vielen Jahren. Es war natürlich ein Spiel mit dem Feuer, das du getrieben hast. Wie willst du Luisa klarmachen, dass du sie benutzt hast?«

      »Ich werde es ihr einfach gestehen. Wahrscheinlich bin ich dann bei ihr total unten durch, aber die Freundschaft mit ihr ist mir nicht so wichtig wie unsere, Dominik.«

      »Ist da net noch etwas, was Sie den beiden beichten müssen, Julian?«, mischte sich der Bergpfarrer ein.

      Julian ließ für einen Moment den Kopf hängen. »Ja«, murmelte er, »da ist noch was.« Es kostete ihn Überwindung, es auszusprechen. Schließlich aber fasste er all seinen Mut zusammen, blickte Celine an und murmelte: »Ich hab’ mit deinem Freund in Innsbruck telefoniert, Celine.«

      Celine starrte ihn an, als könnte sie nicht glauben, was er von sich gegeben hatte. Sekundenlang war sie zu keiner Reaktion fähig. »Du hast – Florian …«, stammelte sie schließlich, als sie das Ungeheuerliche verarbeitet hatte. Eine unsichtbare Hand schien ihr die Luft abzuschnüren.

      »Ja.« Julian suchte nach Worten, dann sagte er mit belegter Stimme: »Ich weiß, es gibt keine Entschuldigung dafür …«

      Celines Lippen bebten, ihre Augen versprühten regelrecht Funken. »Das hättest du net tun dürfen«, fiel sie Julian ins Wort. »Das … Das ist …«

      Sie


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