Waco 4 – Western. G.F. Barner

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Waco 4 – Western - G.F. Barner


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      Er reißt Abe das Halstuch herunter, schlingt es ihm um die Schulter und versucht den Mann anzuheben.

      Abe Taylor seufzt einmal, dann rutscht er weg, er ist in Ohnmacht gefallen.

      »Dieser verdammte Hinker«, sagt Clure zwischen den Zähnen. Dann bückt er sich, um dem Mann unter die Arme zu greifen. Er hebt ihn hoch, dreht sich und lädt ihn sich auf den Rücken. Der große, zähe Clure geht mit langen, ruhigen Schritten auf den Wagen zu. Er sieht den Hinker glotzend am Ende stehen, den Schwarzbart neben dem Jungen und dem Mädchen, und stampft um den Wagen.

      »Hol die Pferde!« sagt er dann grollend zum Hinker. »Mach schon, wir müssen hier weg. Er hat eine Kugel in der Schulter. Wie schlimm sie für ihn ist, das kann ich nicht sehen. Also – reite schon, du Narr!«

      Er legt den Mann neben dem Feuer nieder. Ein Seitenblick des Mädchens trifft ihn. Ihm wird einen Augenblick übel, aber er sagt in seiner Verbitterung: »Warum mußte er auch schießen, dieser Narr?«

      Das Mädchen kommt mit ruhiger Selbstverständlichkeit auf den Mann am Boden zu. Clure tritt zur Seite, er kann den Jungen am Boden kauern sehen, das Gesicht bleich, das Kinn vorgeschoben und die Lippen, die sich unaufhörlich bewegen.

      Dann taucht der Hinker mit den beiden Pferden auf, erscheint am Ende des Wagens und wirft Clure die Zügel hin.

      Er reitet scharf an Clure vorbei, auf den Bock zu. Dann streckt er die Hand aus, nimmt die Laterne und holt aus.

      Es ist der heisere Ruf des Schwarzbartes, der Clure herumwirbeln läßt.

      Clure sieht die wild geschwungene Laterne in der Hand des Hinkers. Der Hinker will sie an das Planendach über den Sitz hinweg schlagen, so daß sich das Petroleum nach innen über die Truhen ergießen kann.

      »Bist du wahnsinnig?«

      Vielleicht ist es die gefährliche Verschlagenheit des Hinkers, vielleicht auch seine Enttäuschung mit dem Girl, er holt jedenfalls aus, während Clure mit voller Wucht gegen das Pferd prallt, das vor Schreck einen wilden Sprung ausführt. Die Hand des Hinkers verfehlt die vordere Rundung des Planenbogens um mehr als einen Schritt. Die Lampe fliegt hoch, wirbelt durch die Luft und kracht einige Schritt jenseits des Wagens zu Boden.

      Clure streckt die linke Hand weit aus und greift zu. Er erwischt mit seinem Griff den Hinker am Nacken. Er hört den Mann schreien, sieht ihn fallen und nach dem Revolver greifen.

      Im Aufprall hat der Hinker auf der rechten Seite liegend den Colt heraus und will ihn anheben, als Clures rechter Fuß nach vorn schnellt.

      »Nur nicht gemein, nur nicht so!« flucht Clure grimmig und reißt den Mann mit einem Ruck vom Boden hoch. »Das ist das letzte, was ich vertragen kann.«

      Er weicht dem Tritt des Hinkers, der tückisch ausschlägt, blitzartig aus. Dann feuert Clure seine Rechte knallhart hoch und bleibt mit angewinkelten Armen stehen.

      Der Hinker torkelt rückwärts bis an die Deichsel des Wagens.

      »Mann, nun zieh doch!« sagt Clure fauchend. »Nun los, wehr dich doch, du Feigling!«

      Zwar zuckt der Hinker zusammen, aber er bemerkt nur zu gut Clures gesenkte rechte Hand und weiß, was ihm noch alles blühen kann.

      »Immer ihr zwei!« meldet sich der Schwarzbart grimmig. »Es muß immer zwischen euch Reibereien geben, was? Geh auf deinen Gaul! Und du nimmst dein Pferd. Wer immer von euch noch etwas anfängt, der soll mich kennenlernen. Jetzt ist Ruhe, endgültig Ruhe. Mein letztes Wort!«

      Er hat seinen Revolver in der Hand und blickt argwöhnisch und grimmig von Clure zu dem Hinker.

      »Schon gut«, murmelt der Hinker verschlagen und wirft Clure einen hinterhältigen Blick zu. »In Ordnung, ich halte Frieden, aber darüber reden wir noch mal, mein Freund!«

      »Das kannst du gleich haben. Ich sage es nicht wieder, daß du eine anständige Chance haben kannst! Na?«

      Der Hinker steigt auf. Clure geht rückwärts auf sein Pferd zu, steigt dann in den Sattel und wartet, hält aber die Hand immer noch in der Nähe des Revolvers.

      »Los, wir reiten, wir müssen hier weg«, sagt der Schwarzbart jetzt. »Kommt schon, es ist noch weit!«

      Er wirft einen kurzen, finsteren Blick auf den Jungen und das Mädchen am Feuer, dann zieht er sein Pferd herum und reitet an. Sie folgen ihm alle, nur Clure zaudert einen Moment neben dem Feuer. »Tut mir leid«, sagt er fast traurig. »Wenn er stirbt, dann hat er sich selbst umgebracht, Lady. Er hätte nicht schießen dürfen.«

      »Ach, Mister«, erwidert das Mädchen bitter. »Und ihr hättet nicht kommen sollen, wie? Was habt ihr friedliche Leute zu überfallen? Hoffentlich erwischen sie euch eines Tages und hängen euch alle auf! Verschwindet, Gesindel!«

      »Nun komm schon, du hörst es doch«, sagt der Schwarzbart hämisch. »Na komm!«

      »Ja, Gesindel«, sagt Clure in sich hinein und wendet sein Pferd. »Aber – nun gut.«

      Er will ihr sagen, daß einige Dinge dazu gehören, um jemand zum Gesindel zu machen, aber er schweigt und reitet an. Hinter ihm wird das Feuer immer kleiner, vor ihm sind der Hinker und die Ecke des Hügels.

      »Komm nach vorn, Clure«, sagt der Schwarzbart hart. »Was meinst du, wo die anderen sind?«

      Clure zuckt zusammen und denkt jäh an die anderen beiden Wagen. Die auch noch! Das hätte er beinahe vergessen. Einen Moment schwankt er zwischen seinem Gefühl, wegreiten zu müssen und dem Wunsch nach viel Geld. Im Grunde hat er genug. Der Mann ist angeschossen worden, irgendein Mann nur, den er nicht kennt. Es könnte ihm gleich sein, was aus dem Mann wird, aber da ist sein früheres Leben, das er nicht wie eine lästige Haut abstreifen kann.

      »Wollen wir die etwa auch noch mitnehmen?«

      »Ein Aufwaschen. Sie müssen irgendwo sein. Da drüben, denke ich. Ich dachte, du wolltest mindestens tausend Dollar haben, Clure?«

      Tausend Dollar, die muß er haben. Achthundert würden vielleicht auch reichen.

      »Ja, so ungefähr«, erwidert Clure abwesend.

      »Wie weit sind sie, Clure, was schätzt du?«

      »Ich möchte wetten, die stecken etwa zehn bis fünfzehn Meilen von hier in der Desert Range«, erwidert Clure. »Zwei Stunden Ritt vielleicht? Wer fährt schon gegen den Wind? Und die Berge haben sie bestimmt vor dem Sturm gesehen. In der Ebene sind sie doch nicht, kein Feuer!«

      »Stimmt, also in der Desert Range, Clure. Du kennst dich aus?«

      »Ja«, sagt Clure leise und weiß selbst, daß er sich mit diesem einen Wort entschieden hat. »Ja, nach links. Drüben wird es sein. Wir reiten besser nicht so offen über die Senke, vielleicht halten die anderen nach dem einen Wagen Ausschau, was?«

      »Clure«, meint der Priemer und spuckt im Strahl den Saft des Kautabaks aus. »Dich hätten wir schon immer haben müssen, verdammt. Und es wäre nicht schlecht für dich gewesen, das sage ich dir.«

      Clure nickt nur.

      Er hat sich entschieden.

      Und er wird dafür bezahlen müssen!

      Jetzt führt er sie in die Nacht hinein…

      *

      Zwei Schüsse. Und Terrigan Sparkes weiß genau, daß sie aus zwei verschiedenen Gewehren gekommen sind. Einen Moment zaudert er. Der Hügel liegt links von ihm, dann reitet er scharf nach links und verläßt die bisher südwestliche Rute, um scharf nach Südosten zu reiten.

      Der Mann hat zwei Gewehre, zwei Pferde und fast schwarze Augen. Zu seinem hellen Haar stehen diese Augen im krassen Gegensatz, aber irgendwie haben die Sparkes alle einige Merkmale ihres schwedischen Großvaters und der spanischen Mutter mitbekommen. Terry hat die dunklen Augen eines Mexikaners und das helle Haar des Nordländers.

      Nach kaum einer halben Stunde ist er auf dem rundbuckligen Berg angekommen und sieht es noch unter der


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