Elefanten vergessen nie. Agatha Christie

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Elefanten vergessen nie - Agatha Christie


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beunruhigt sah sich Miss Livingstone um.

      »Der Tisch dort«, sagte Mrs Oliver.

      »Ein Büroartikel dürfte sich kaum in einem Teewagen befinden«, bemerkte Miss Livingstone und wies damit ihre Arbeitgeberin auf die allgemeinen Tatsachen des Lebens hin.

      »Doch!«, beharrte Mrs Oliver. »Ich glaube, ja.«

      Sie schob Miss Livingstone zur Seite, ging zum Teewagen, hob den Deckel von einem runden Behälter aus Papiermaché, der ursprünglich Lapsang-Souchon-Tee enthalten hatte, und nahm ein zusammengerolltes, braunes Notizbuch heraus.

      »Das ist es!«

      »Nur von 1968, Mrs Oliver. Vier Jahre her.«

      »Es könnte passen«, sagte Mrs Oliver, nahm es und trug es zum Schreibtisch. »Das wäre im Moment alles, Miss Livingstone, aber Sie könnten nachsehen, ob Sie mein Geburtstagsverzeichnis irgendwo finden.«

      »Ich wusste nicht …«

      »Ich benutze es jetzt nicht mehr«, sagte Mrs Oliver, »aber ich habe eines. Ein ziemlich großes, wissen Sie. Ich fing es an, als ich noch ein Kind war, und habe es jahrelang geführt. Vermutlich liegt es irgendwo in der Mansarde im Fremdenzimmer. In dem Ding neben dem Bett.«

      »Oh! Soll ich nachsehen?«

      »Das habe ich mir so vorgestellt«, sagte Mrs Oliver.

      Sie wurde ein bisschen munterer, als Miss Livingstone das Zimmer verlassen hatte, schloss die Tür nachdrücklich hinter ihr, ging zum Schreibtisch zurück und begann, die nach Tee riechenden Adressen in verblichener Tinte durchzusehen.

      »Ravenscroft – Celia Ravenscroft. Aha! 14, Fishacre Mews, SW3. Das ist die Adresse in Chelsea. Damals wohnte sie dort. Aber danach noch woanders. So ähnlich wie Strand-on-the-Green bei Kew Bridge.«

      Sie blätterte ein paar Seiten weiter.

      »Ach ja, dies ist scheint’s eine spätere. Mardyke Grove. Eine Querstraße von der Fulham Road, glaube ich. Jedenfalls da irgendwo. Hat sie Telefon? Ja, ich glaube, die stimmt. Flaxman … Jedenfalls probier ich sie.«

      Sie ging zum Telefon hinüber. Die Tür öffnete sich, und Miss Livingstone sah herein.

      »Glauben Sie, dass vielleicht …«

      »Ich habe die Adresse, die ich brauche, gefunden«, rief ihr Mrs Oliver zu. »Suchen Sie weiter nach dem Geburtstagsverzeichnis. Es ist wichtig.« Als sich die Tür schloss, murmelte sie: »Brauchen Sie dazu, so lange Sie wollen!«

      Sie drehte die Wählscheibe, wartete und öffnete währenddessen die Tür und rief die Treppe hinauf: »Probieren Sie’s mal mit der spanischen Truhe. Die mit den Messingbeschlägen! Ich hab vergessen, wo sie jetzt steht. Unterm Tisch in der Halle, glaube ich.«

      Mrs Olivers erstes Wählen war kein Erfolg. Sie hatte offenbar eine Mrs Smith-Potter angerufen, die sich als erzürnt und wenig hilfreich erwies und nicht wusste, welche Telefonnummer frühere Wohnungsinhaber jetzt hatten.

      Mrs Oliver unterzog das Adressbuch einer nochmaligen gründlichen Prüfung. Sie entdeckte zwei weitere Adressen, die hastig über andere geschrieben worden waren und keinen sehr vielversprechenden Eindruck machten. Aber schließlich schien eine etwas unleserliche Telefonnummer zwischen den ausgestrichenen Anfangsbuchstaben und Adressen Erfolg zu versprechen.

      Eine Stimme gab zu, Celia zu kennen.

      »Du liebe Güte, ja. Aber sie wohnt seit Jahren nicht mehr hier. Ich glaube, sie war dann in Newcastle, als ich das letzte Mal von ihr hörte.«

      »Oje«, rief Mrs Oliver, »wie schade, die Adresse hab ich nicht.«

      »Ich auch nicht«, antwortete das freundliche Mädchen. »Ich glaube, sie war dort Sekretärin bei einem Tierarzt.«

      Das klang nicht gerade hoffnungsvoll. Mrs Oliver probierte es noch ein- oder zweimal. Die Anschriften in ihrem neuesten Adressbuch waren nutzlos, deshalb ging sie etwas weiter zurück. Sie wurde fündig, wie man sagt, als sie zum letzten kam, das aus dem Jahr 1967.

      »Ach, Sie meinen Celia!«, sagte eine Stimme am Telefon. »Celia Ravenscroft, nicht wahr? Oder hieß sie Finchwell?«

      Mrs Oliver konnte sich gerade noch rechtzeitig beherrschen, um nicht »Nein, und Redbreast auch nicht«, zu sagen. »Ein sehr tüchtiges Mädchen«, sagte die Stimme. »Sie arbeitete über eineinhalb Jahre für mich. Ja, sehr tüchtig. Ich wäre froh gewesen, wenn sie länger geblieben wäre. Dann ging sie irgendwohin in die Harley Street, aber ich glaube, ich habe ihre Adresse. Lassen Sie mich mal nachsehen!« Nun kam eine lange Pause, während der Mrs X. – die Unbekannte – nachsah. »Hier ist die Adresse. Anscheinend in Islington, wäre das möglich?«

      Mrs Oliver erklärte, dass sie alles für möglich hielte, bedankte sich bei Mrs X. und schrieb die Adresse auf.

      »Schwierig, nicht wahr?«, meinte Mrs X. »Adressen rauszufinden. Gewöhnlich schicken sie sie einem ja mit der Post. Auf Postkarten oder als Drucksache. Aber ich selbst scheine sie immer alle zu verlieren.«

      Mrs Oliver antwortete, dass sie die gleiche Schwäche hätte. Sie probierte die Nummer in Islington. Eine tiefe, ausländisch klingende Stimme meldete sich.

      »Sie wollen – Wie? Wer hier wohnt?«

      »Miss Celia Ravenscroft?«

      »O ja, das stimmt. Ja, sie wohnt hier. Im zweiten Stock. Sie ist ausgegangen, sie kommt nicht nach Hause.«

      »Wird sie später am Abend zurück sein?«

      »Oh, sehr bald, denke ich, weil sie sich für eine Party umziehen will.«

      Mrs Oliver bedankte sich für die Auskunft und hing ein.

      »Also wirklich«, sagte sie etwas ärgerlich zu sich selbst, »diese Mädchen von heute!«

      Sie überlegte, wie lange sie ihr Patenkind Celia nicht mehr gesehen hatte. Man verlor sich aus den Augen. Celia, überlegte sie, war jetzt in London. Wenn ihr Freund auch in London war oder die Mutter ihres Freundes – dann kam alles zusammen. Oje, dachte Mrs Oliver, ich kriege direkt Kopfschmerzen. »Ja, Miss Livingstone?« Sie wandte den Kopf.

      Miss Livingstone, die sehr ungewöhnlich aussah und mit zahlreichen Spinnweben und einer dicken Staubschicht dekoriert war, stand erzürnt auf der Schwelle und hielt einen Stapel staubiger Bücher im Arm.

      »Ich weiß nicht, ob irgendeines davon Ihnen was nützt, Mrs Oliver. Sie scheinen viele Jahre zurückzugehen.«

      »Müssten sie auch«, sagte Mrs Oliver. »Legen Sie sie hier in die Sofaecke, dann sehe ich heute Abend selber nach.«

      Miss Livingstone, die immer missbilligender dreinsah, erklärte: »Schön, Mrs Oliver. Aber ich werde sie erst abstauben.«

      »Das wäre sehr nett«, antwortete Mrs Oliver, die sich gerade noch zurückhalten konnte, »und um Gottes willen stauben Sie sich selber auch ab!« zu sagen.

      Sie sah auf die Uhr und wählte wieder die Nummer in Islington. Die Stimme, die sich diesmal meldete, war angelsächsischer Natur und besaß eine klare Entschiedenheit, was Mrs Oliver als sehr befriedigend empfand.

      »Miss Ravenscroft? Celia Ravenscroft?«

      »Ja, hier spricht Celia Ravenscroft.«

      »Ich erwarte nicht, dass du dich noch gut an mich erinnerst. Ich bin Mrs Oliver. Ariadne Oliver. Wir haben uns lange nicht gesehen. Ich bin deine Patentante.«

      »Ach ja, natürlich! Ich weiß! Nein, wir haben uns wirklich lange nicht gesehen.«

      »Ich möchte dich sehr gern treffen. Könntest du zu mir kommen, oder was möchtest du sonst? Vielleicht zum Essen …«

      »Im Augenblick ist es während der Arbeitszeit ziemlich schwierig. Ich könnte heute Abend kommen, wenn du willst. So gegen halb acht oder acht. Später habe ich eine Verabredung, aber …«

      »Ich würde


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