Meine Engel sind grün. Oliver Kyr

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Meine Engel sind grün - Oliver Kyr


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Schau mit den Augen der Liebe

      17. Hand in Pfote in Blatt…

       Die Geschichte vom Kolibri und dem Jaguar…

      Uneingeladen kam die

      Wahrheit zu Besuch.

      Jetzt sitzen wir am Tisch mit ihr

      und trinken Dasein.

      1 Buch der Wyld Rose, 123

       Ein kleines Sträßchen trennt die Reihe der Bäume von mir, aber da sind sowieso keine Bäume mehr. Zumindest nicht in den Formen, die wir täglich wahrnehmen.

       Neugierig schaut der volle Mond zu, wie ich zögernd und langsam, ganz langsam die Hand nach den Wesen ausstrecke, die da vor mir aufragen. Wie eine Wand aus Geistern säumen sie das Flussufer des rio pepino.

       Nicht Angst empfinde ich, nicht Schrecken. Es ist tiefe Demut ob der Versammlung der Baumgeister, die auf mich zu warten scheint. Meine Brust vibriert, die waira satcha in meiner Rechten fächert sanft auf und ab, wie um die Geister dort drüben auf der anderen Straßenseite zu beruhigen. Leise, brummend, tönt Gesang aus meiner Kehle. Kein Gesang, den ich je gelernt hätte, keine Worte aus „dieser“ Welt. Tief, wie das Knurren eines Wolfes, schwingen die Laute hinaus in die kühle Nacht, ein jeder mit seinem eigenen, mir verborgenen Sinn. Mit einem Mal schält sich ein einzelner Baum aus dem Reigen, wie um mich zu begrüßen. Hebt sich von den anderen Geistern ab. Betrachtet mich, und ich betrachte seine Energie, die auf und abwogt. Es ist der Zitronenbaum von vorgestern Nacht, der mich vor dem nahenden Auto gewarnt hat - in sehr bildlicher, aber überdeutlicher Weise.

       „Wollen wir reden?“, lädt er mich in Gedanken ein. „Ich habe dir etwas zu sagen.“

       „Ja, natürlich“, formuliere ich in meinem Kopf. Mein Herz schlägt wild, dann eröffnet mir der Zitronenbaum, Gesandter der Baumgeister heute Nacht:

       „Es geht um deine Mission auf der Erde.“

       Und dann ändert sich mein Leben. Einmal mehr.

       (LektionenäerPflanzen. El Pepino, Putumayo, Kolumbien. Mitte April 2019)

      Die Wahrheit ist ein wildes Vögelchen. Es huscht umher, schneller als der Moment und flattert wild mit schillernden Regenbogenflügeln. Und wenn du nach ihm greifst, nach dem bald hier - bald dorthin huschenden Wesen, wenn du es zu fassen bekommst und es in die Hände nimmst, um es festeuhalten:

      Ja dann stirbt es, erstarrt zu kaltem Stein.

      Es gibt so viele auf der Welt, die „die Wahrheit“ verkünden, sie gegen die „anderen, falschen Wahrheiten“ verteidigen, um ihre eigene Version in den Boden der Intoleranz zu zementieren. Um sicheren Halt zu finden im vermeintlichen Sturm des Lebens.

      Ich kann sie verstehen, jetet, im Rückspiegel des Lebens.

      Mehrere Male dachte ich selbst, jetzt wäre mir die endgültige Wahrheit zuteil geworden. Endlich hätte ich die Welt verstanden, und wehe! jemand rüttelte an ihr.

      „Wahrheit“ ist ein gefährliches Wort, so wie „wissen“. Unzählige Schriften und Bücher verkünden sie, selbsternannte Propheten nuteen sie ihrer Anhängerschaft wegen. Und belehren die, die anders glauben, anders fühlen, anders verstehen.

      Dieses Buch erzählt meine Geschichte – die Geschichte vom kleinen Jungen, der ein großes Abenteuer begann und der immer noch staunend und neugierig seinen Weg geht. Der sich erinnert - nicht nur an seine eigene Kindheit., sondern auch an tiefe Wahrheiten, die in ihm schlummern und nach und nach ans Licht kommen.

      Aber dies sind meine eigenen Wahrheiten, die sich mit vielen Aussagen indigener Weiser decken und die immer so einfach und simpel daherkommen, dass ich manches Mal die Augen ob meiner selbst verdrehe und denke und sage:

      „So einfach. So klar. Und es war die ganze Zeit da. Die ganze Zeit. Ich habe es einfach nicht gesehen.“

      In einer langen, durchphilosophierten Nacht gab ich einer Bekannten kund:

      „Letzten Endes, wenn es meine beiden Chihuahuas nicht verstehen: dann kann es nicht die Wahrheit sein.“

      Und dazu stehe ich immer noch. Denn was wir hier in dieser Welt mit unseren Augen sehen, ist nur eine Facette, eine Illusion, wenngleich eine sehr überzeugend wirkende. Was wir im Herzen spüren, wenn wir seiner Energie endlich nachgeben und vertrauen; was wir hinter den Dingen sehen und hinter der Fassade der „Anderen“ entdecken können: das führt uns zurück zu uns selbst. Zu dem und der, die wir eigentlich sind und immer schon waren.

      Dieses Buch erzählt von einem Abenteuer., von einer langen Reise. Von den Pflanzen, die mein Herz geöffnet haben. Auf unerhörte Art und Weise. Dieses Buch möchte euch inspirieren, die eigene Wahrheit zu finden. Jenseits der „copy & paste“- Spiritualität, die wohl den Märkten geschuldet ist. Denn, so las ich einst im Buch eines sibirischen Schamanen: „Wenn du jemandem folgst, siehst du nur seinen Rücken.“

      Die Geister oder Engel, die uns wachsam leiten und uns Lektionen auf den Weg geben, haben sich seit Anbeginn der Zeit und noch davor, als es weder Zeit noch Raum gab, versteckt. Dort, wo wir sie nie vermutet hätten und wo wir in der Hast des Alltags nie nachschauen würden:

      Sie verstecken sich aufgeregt wispernd und neugierig nach uns Ausschau haltend in unserem Herzen.

      Und nicht nur das - sie verstecken sich auch in der Zeit, nämlich im jetzt, im augenblicklichen Moment. Und wer schaut zwischen Glück versprechenden Taschenbüchern, vorabendlichen Fernsehserien, Fernreisen zu spirituellen Retreats und im Stakkato der vom Smartphone verkündeten Termine - wer schaut dort und dann schon nach?

      Wenn wir sie dann immer wieder einmal dort und dann finden, sind sie sehr glücklich und überreichen uns das Geschenk des Lebens, des Vertrauens, der Liebe.

      Und das Spiel beginnt erneut.

      Das alles habe ich nirgendwo gelesen. Es ist kein elaboriertes Konzept. Es ist einfach das, was ich erlebt und erfahren habe. Meine eigene „Wahrheit“.

      In tiefer Dankbarkeit,

      Oliver ‚Wyld Rose’

      Bogotá, im April 2019

      Erstes Buch

      EIN LEBENSMÄANDER

      1

      ES WAR EINMAL EIN JUNGE, DER TRÄUMTE

      Träume sind ewig Realität stirbt

      1. Buch der Wyld Rose, 148

       Aus meinen Fingerspitzen leuchtet rotes Licht in den Rosenbusch hinein. Wie in einem Fantasy- oder Science-Fiction-Film strahlt es aus meiner Hand bis es die zarten Blätter der Pflanze in Fabios Garten berührt. Ich habe so etwas noch nie gesehen, und mit offenem Mund starre ich die Verbindung zwischen Gringo und Rose an.

       Mama Rose, so werde ich sie ab dieser Nacht nennen dürfen, erwidert den Gruß, und wir verbinden uns. Auf unaussprechliche Art und Weise, in einer Dimension, für die ich keine Worte habe.

      Dann setzt mein Herz einen Schlag lang aus. Denn das Königreich der Rose öffnet sich, und ich erkenne die zauberhafte Geisterwelt, die in dem Rosenbusch schlummert. Ungesehen, unsichtbar, bis man sein Herz für diese Wahrheit öffnet.

       Seltsame kleine, insektenähnliche Wesen umkreisen die aufgefächerten Blüten von Mama Rose. Tauchen ab in die dunkelroten Schirme der Rosen, schießen wieder daraus hervor.

       Eines funkelt mich an, dann ist es


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