Verrat zwischen den Sternen - Axarabor Apex Band 6 - Sechs Romane in einem Band. Conrad Shepherd

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Verrat zwischen den Sternen - Axarabor Apex Band 6 - Sechs Romane in einem Band - Conrad Shepherd


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Aggregate auf Bereitschaft heruntergefahren.

       Scheinbar antriebslos schwebte die PENDORA im Weltall.

       Was nicht ganz zutreffend war.

       In Wirklichkeit griff der Hauptrechner – die KI Laurin – ständig mit minimalen Korrekturen ein, wann immer die Gravitationskräfte ferner Sonnen oder winziger Schwerkraftanomalien am Schiff zerrten und es von seiner Position abzudriften drohte.

       Colonel Rykher studierte den Frontschirm und die in ihn hineinprojizierten Datensätze.

       Sensorische Signale wisperten aus den Tonphasen, während die offenen Scanner den umgebenden Raum durchforsteten und die Zentrale fortwährend mit Daten und Informationen versorgten.

       Rechts von ihm saß sein I. O., Eli Jannik, vor seiner Konsole. Dahinter, am anderen Ende des bogenförmigen Leitstandes, ließ Ortungsoffizer Art Jagger seine Systeme nicht aus den Augen.

       Ron Morava assistierte ihm. Der Funktechniker gehörte bereits seit der Indienststellung der PENDORA zur Basismannschaft.

       Enno Rykher fuhr seinen Gliedersessel etwas in den Schienen zurück und stemmte den linken Fuß auf die Raste.

       »Statusbericht, Nummer Eins!«

       »Alle Systeme okay, Skipper«, meldete sich der Erste Offizier.

       Oberst Eli Jannik war der Einzige an Bord der PENDORA, der den Kommandanten hin und wieder »Skipper« nannte – und es auch straflos durfte. Aus welchen Gründen auch immer.

       »Ausgezeichnet«, brachte Rykher seine Genugtuung zum Ausdruck. »Mister Jagger?«

       Der Kopf des Dritten Offiziers und Ortungsspezialisten wandte sich ihm zu.

       »Sir?«

       »Irgendwelche Anzeichen in der näheren Umgebung, worüber wir uns Sorgen machen müssten?«

       »Nein, Sir. Weit und breit ist nichts zu erkennen. Wir sind sozusagen allein im Revier.«

       Rykher räusperte sich. »Was ist mit den Frequenzen, Nummer Drei?«

       »Sind leer, Kommandant.«

       »Ausgezeichnet«, zeigte sich Enno Rykher zufrieden. »Halten Sie die Kanäle schön im Auge. Sollten Sie dort draußen auch nur ein Flüstern hören, möchte ich das augenblicklich wissen.«

       »Aye, Kapitän.«

       Rykher widmete sich wieder der sternengesprenkelten Schwärze auf dem Hauptschirm; jede Sonne war nur ein Lichtfunke unter Abermillionen anderer Funken.

       Ganz unten in der rechten Ecke des leicht konkav gewölbten Karrees glänzte die Sonne eines Systems, das neun Planeten aufwies.

       Ihr Ziel.

       Rykher betätigte einen Kontakt.

       Die KI der PENDORA platzierte das System in die Mitte des Frontschirmes. Jetzt zeigte der Schirm die Himmelskörper in der Ebene ihrer Umlaufbahnen mit der Sonne im Mittelpunkt.

       Noch während er Einzelheiten zu erkennen suchte, glaubte Rykher einen kurzen Impuls zu sehen, der aber sofort wieder verschwand, obwohl er eine chromatische Spur auf dem Hauptschirm hinterließ. Eine winzige Kratzspur nur, die von einem Bewegungsimpuls herrühren konnte, der eine Richtung aus dem System heraus genommen zu haben schien.

       »Was war das?«, fragte Rykher mit scharfer Stimme. »Hat das jemand gesehen?«

       Einer der Orter hob die Hand. »Ich, Sir«, sagte er zögernd.

       »Und was haben Sie gesehen, Leutnant Katsus?«

       »Ich konnte auf dem Massetaster einen Impuls feststellen. Aber ich konnte ihn wegen der winzig kurzen Zeitspanne nicht exakt lokalisieren, auch nicht erkennen, was er genau darstellte. Doch er kam eindeutig aus dem System vor uns.«

       »Sind Sie ganz sicher«, fragte Rykher, »dass der Impuls auf dem Massetaster keine Hyperraumerschütterung war?«

       »Sie meinen, Sir, ob es sich um einen Transitionsvorgang gehandelt haben könnte?«

       Rykher bejahte. »Könnte es sich um ein Schiff gehandelt haben, das uns womöglich entdeckt hat?«

       Die Antwort des Ortungstechnikers kam sofort.

       »Die Detektoren haben nichts Relevantes gefunden, Sir. Es fehlten die Rückstände von Triebwerksemissionen. Wenn da etwas war, können es unsere Sensoren jedenfalls jetzt nicht mehr feststellen.«

       Rykhers Stirn runzelte sich. Er wog Fakten und Vermutungen gegeneinander ab.

       »Wir haben die Daten aus der Blackbox der zerstörten Drohne«, sagte er, »die eindeutig beweisen, dass sich auf der dritten Welt dieses Systems etwas befinden muss. Kam der Impuls von dort? Und wenn ja – was haben wir da gesehen? Ein Raumschiff, das sich vor eine Entdeckung durch andere – in diesem Fall durch uns – aus dem Staub gemacht hat? Und wenn es eines war, könnten da nicht mehrere sein? Wie viele? Vielleicht eine ganze Flotte. Haben wir gar in ein Wespennest gestochen, in ein Nest voller Aliens möglicherweise?«

       Eine gewisse Unruhe unter der Besatzung ließ sich nicht leugnen.

       Rykher gab sich einen Ruck. »Ich habe kein gutes Gefühl«, sagte er laut. »Laurin?«

       »Ich erwarte Ihre Anordnung, Sir«, antwortete die KI des Raumkreuzers.

       »Schilde aktivieren. Sofort!«

       »Ist geschehen, Sir.«

       Drei hintereinander gestaffelte Schutzschirme hüllten die PENDORA ein. Diese aufzubrechen, würde die komplette Bewaffnung eines Armada-Schlachtkreuzer der axaraborischen Hauptflotte erfordern.

       Die PENDORA nahm auf einen Befehl des Kommandanten wieder Fahrt auf.

       »Wie gehen wir vor, Skipper?«

       Eli Jannik hatte seinen Platz rechts neben Rykhers.

       »Standardprogramm für unbekannte Systeme«, beantwortete der Kapitän die Frage seines Ersten Offiziers. »Sehr überlegt – also vorsichtig.«

       »Aye, Sir.« Eli Jannik vergriff sich ein Grinsen.

       Während die PENDORA schräg zur Planetenekliptik in das unbekannte Sonnensystem einflog, verfolgte der Colonel die Annäherung auf dem Hauptschirm. Vor dem Raumkreuzer schob sich der Neunte, der sonnenfernste Planet des Systems ins Sichtfeld des Hauptschirmes. Er war zur Hälfte von seiner Sonne angestrahlt und reflektierte deren Licht trotz seiner Entfernung vom Zentralgestirn extrem hell; ein Eisriese aus gefrostetem Kohlendioxid. Absolut ohne Leben. Auch Nummer acht und sieben lagen unter kilometerdicken Eispanzern. Diese drei Umläufer zogen ihre einsamen Bahnen weit außerhalb der habitablen Zone. Die zwei innersten Planeten waren Gluthöllen und absolut ungeeignet, Leben zu tragen.

       Rykher fragte: »Schiffsverkehr im System vorhanden?«

       »Nichts, Kommandant«, meldete die Ortung.

       »In Ordnung!«

       Die PENDORA drang tiefer in das System ein. Nummer sechs wurde größer. Die Sensoren stellten nur Spuren einer Atmosphäre fest. Der Planet war tot, wenn er überhaupt je Leben getragen hatte. Wasserlos. Unbewohnt. Die Instrumente holten die Oberfläche heran. Keine Anzeichen einer Besiedlung waren zu erkennen. Kein Hinweis auf einen möglichen Energieverbrauch. Früher vorhandene Wasseradern waren leer und nichts anderes als vage Schattenlinien in einer graugelben Oberfläche. Hin und wieder erhoben sich Staubwirbel, strichen über die tote Welt. Verlassenheit und Leere waren das kennzeichnende Merkmal dieses Planeten.

       »Die nächste Welt«, ordnete Rykher an.

       Die KI leitete den Anflug ein.

       Nummer fünf tauchte jetzt aus dem Gewimmel der Sterne auf, wurde deutlicher und größer. Mit der Sonne im Rücken näherte sich der Forschungskreuzer der im vollen Licht liegenden Hemisphäre. Von Minute zu Minute zeichneten sich mehr Einzelheiten ab. Die PENDORA verringerte ihre Geschwindigkeit und richtete


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