Verrat zwischen den Sternen - Axarabor Apex Band 6 - Sechs Romane in einem Band. Conrad Shepherd

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Verrat zwischen den Sternen - Axarabor Apex Band 6 - Sechs Romane in einem Band - Conrad Shepherd


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Sichel mit grellem Albedo. Der stete Strom eintreffender Daten präsentierte der Besatzung in der Zentrale der PENDORA eine vollständige telemetrische Darstellung eines Annährungskorridors. Die KI führte einige Anpassungen durch und steuerte den Forschungskreuzer in eine niedrige Umlaufbahn; alle Parameter waren im grünen Bereich, ebenso das Anflugsprofil. Schnell näherte er sich dem Terminator in Richtung Tag.

       Der zuständige Techniker hinter der Konsole meldete die Systeme positiv, Sensoren und Sichtanzeigen aktiviert.

       »Auf den Schirm!«, kam der Befehl des Kommandanten.

       Das visuelle Bild stabilisierte sich.

       Erste Eindrücke huschten über den Hauptschirm; Staubschleier zogen durch die dünnen, oberen Luftschichten. Tief unten schuf ein brodelnder Orkan ein eng begrenztes Inferno.

       Die Entfernungsparameter auf den Kontrollschirmen verringerten sich, je mehr sich die PENDORA der Planetenoberfläche näherte. An der Grenze Weltraum und Lufthülle ging sie in einen Orbit über.

       Die Ortung initiierte und überwachte die Durchführung eines Suchmusters. Elektronische Finger tasteten nach weiteren Spuren von Energiereflexionen.

       Rasch kam nacheinander ein Strom gebündelter Messwerte durch. Die ermittelten Werte wurden von den Computern der Ortungszentrale aufbereitet und gespeichert.

       Dann ging der Forschungskreuzer noch tiefer.

       Jetzt sagte Rykher, und seine Stimme klang aufreizend ruhig:

       »Mister Jagger!«

       Der Kopf des Dritten Offiziers und Ortungsspezialisten wandte sich ihm zu.

       »Sir?«

       »Alles klar mit den Sonden.«

       »Positiv, Kommandant.«

       »Gut. Starten Sie die Operation Auge.«

       Art Jagger tastete einen Kontakt.

       »Sondenausstoß aktiviert.«

       »Raus mit ihnen!«, nickte Rykher.

       Ein Schwarm winziger Robotsonden, jede einzelne autark und vollgestopft mit Nanotechnologie, verließ die Abschussköcher in der Außenhülle der PENDORA und jagte davon, hinunter auf den Planeten. Sie sollten eventuelle Aktivitäten auf der Oberfläche rund um den Planeten an den Forschungskreuzer übermitteln.

       Rykher verfolgte den Flug der Fernerkunder einen Augenblick auf dem segmentierten Hauptschirm, auf dem eine Dreihundertsechziggraddarstellung des Planeten zu sehen war, dann wandte er sich erneut an seinen Dritten Offizier.

       »Geben Sie mir ein Komplettbild der Oberfläche, Mister Jagger.«

       Planet drei war eine Trockenwelt aus hoch aufragenden Bergen, tiefen Schluchten und weiten Hochebenen, die von Winden glatt geschliffen waren.

       Verlassenheit, Leere, Einöde ... Diese Vergleiche assoziierte Enno Rykher ohne zu wissen, wie schnell er diese relativieren sollte.

       In einer Höhe von fünfzig Klix verharrte die PENDORA über einer großen Ebene; die Taster hatten hier die größte Konzentration von Energie angemessen. Nur die Quelle konnte nicht exakt bestimmt werden.

       Die Schirme zeigten das aufbereitete, vergrößerte Bild einer von Kratern übersäten Landschaft. Es existierten unzählige davon in allen denkbaren Größen. Dieser Teil der Planetenoberfläche schien die Summe aller bisher gemachten Entdeckungen in diesem System zu sein: hier war die Zerstörung am größten und deutlichsten.

       Plötzlich gab der Bodenorter ein Signal.

       »Achtung«, ließ sich die Stimme des zuständige Technikers vernehmen. »Reflexionskontakt auf Null-Vier-Null-Sechs.«

       Major Jagger zentrierte das Reflexionsobjekt auf seinen eigenen Schirm. »Habe es, Leutnant Daroll.«

       Eine Datenzeile generierte die Entfernungsangaben.

       Die Teilvergrößerung zeigte Details.

       Innerhalb von Sekunden hatten die Rechner genügend Daten für die Verarbeitung gesammelt und ein Bild stabilisierte sich unter dem Raster des Schirmes. Und plötzlich schien die Hölle ausgebrochen zu sein.

       Durch die Atmosphäre fegten Geschosse mit langen, weißen Heckschweifen. Auf dem Boden bewegten sich, enorme Staubfahnen aufwirbelnd, metallene Kolosse aufeinander zu. Und zwischen den fliegenden, kriechenden und springenden kleineren Maschinen blitzten die Abschüsse von Geschützbatterien.

       In der Ortungszentrale der PENDORA schlugen die Skalen wie wild aus. Die Kurven der Hyperoszilloskope bewegten sich ununterbrochen zwischen den Maxima hin und her.

       »Ein Krieg. Dort unten findet eine Auseinandersetzung statt!«, ließ jemand verlauten. »Sie kämpfen miteinander!«

       »Wohl eher gegeneinander« relativierte Art Jagger den Mann.

       »Genau«, ließ sich ein anderer hören. »Sie schlachten sich ab, diese wahnsinnigen Narren. Sie vernichten auch noch den letzten Funken Leben auf diesem Planeten.«

       Eli Jannik wandte sich an seinen Kapitän.

       »Wir sollten nach unten gehen und uns über die Gemengelage informieren.«

       Enno Rykher runzelte die Stirn, als ihm der I. O. sein Vorhaben vortrug.

       »Könnte ein Risiko sein«, gab er zu bedenken.

       »Warst es nicht du, der herausfinden wollte, was unserer Aufklärungsdrohne zugestoßen ist?«

       »Das war ich. Nur ...« Der Colonel wurde unterbrochen.

       Ein Alarm schrillte und ein Orterschirm zeigte an, dass sich etwas dem Forschungskreuzer näherte.

       »Achtung!«, meldete sich die KI mit ihrer artikulationslosen Stimme. »Mehrere autarke Energiesysteme. Kommen näher. Auftreffzeitpunkt in ...« Laurin nannte den Zeitindex.

       »Roter Alarm!«, ertönte Colonel Rykhers laute Stimme »Alle Mann auf die Stationen.« Mit zusammengekniffenen Augen starrte er auf den Frontschirm, der ihm das sich nähernde Ereignis in aller Deutlichkeit zeigte.

       Mehrere schlanke Flugobjekte näherten sich dem Forschungskreuzer. Sie waren winzig im Vergleich zu der Masse der PENDORA, die wie ein dunkler Bote aus den Tiefen des Alls über der Szenerie in ihrem niedrigen Orbit dahinglitt.

       Vier längliche Zylinder. Glatte Wandungen, scharfe Bugsektionen ohne irgendwelche Durchbrüche, kreuzförmige Stabilisierungsflächen am Heck – sonst nichts.

       Raketen!

       »Herrje!« Die Nummer Zwei setzte sich kerzengerade auf. »Ich glaube das jetzt nicht!«

       »Was glauben Sie nicht, Mister le Blanc?« Die Stimme des Colonels war ein wenig lauter als sonst.

       »Aber Sir! Das Nonplusultra axaraborischer Waffentechnologie wird mit primitiven Flüssigkeitsraketen angegriffen, deren Antrieb auf dem Verbrennen eines Plasmamediums basiert! Was soll man davon halten?« Der Zweite Offizier unterdrückte nur mit Mühe eine Gemütsbewegung, die man durchaus als Lachen bezeichnen konnte.

       Auf den Schirmen wurden die Raketen größer.

       Der Pulk hatte den Forschungskreuzer fast erreicht, als blau leuchtende Strahlbahnen aus der backbordseitigen Geschützbatterie nach den Projektilen griffen. In einem einzigen Aufzucken, das so schnell erfolgte, dass kein biologisches Sehorgan mitkam, zerriss eine gewaltige Explosion den Raketenpulk. Ein glühender Feuerball dehnte sich vor der PENDORA aus, eine flammende, kochende Masse aus brennendem Plasma, die sich mit unglaublicher Schnelligkeit ausdehnte und auflöste.

       Die KI Laurin hatte – wie stets – in Nanosekunden auf die Bedrohung reagiert.

       Rykher sah die Blicke seines I. O. auf sich gerichtet.

       »Und? Hast du es dir überlegt?«

       Eli Janniks Augen blickten durchdringend.

      


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