Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland

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Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland


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Jetzt kam sein Arm hinter dem Aufbau hervor. Er wollte wieder auf meine Partnerin feuern.

      Ich machte fünf schnelle Schritte zur Seite. Nun hatten wir ihn in der Zange. Susan hatte ihn von unten im Schussfeld, wenn er zurückwich, und ich stand direkt in seinem Rücken.

      „Waffe weg!“, schrie ich ihn an.

      Er zuckte wie vom Blitz gerührt herum. Ich sah, wie er den Revolver hochriss. Meine Mittel waren begrenzt. Ich konnte mich fallen lassen und ihn kampfunfähig schießen.

      Genau das machte ich.

      Ich spürte einen harten Schlag gegen meine Rippen. Schon spuckte mein Revolver das Projektil nach ihm. Er riss entsetzt die Arme hoch, taumelte zurück und strauchelte. Dann stürzte er die ganze steile Treppe, sich unentwegt überschlagend, polternd hinunter.

      Ich hetzte ihm nach.

      Susan kam hinter ihrem Versteck hervor. Der Chinese hatte seine Waffe verloren. Sie lag irgendwo im Staub, für ihn unerreichbar.

      Als ich keuchend unten angelangt war, fasste ich wütend nach seinem schwarzen Gewand. Ich riss ihn ächzend hoch und stellte ihn auf die Beine. Er war zäh wie Leder. Jeder andere hätte sich während des Gepolters auf der Treppe das Genick gebrochen. Er nicht. Er hielt sich bloß den rechten Arm, den ich mit einer Kugel lädiert hatte.

      Plötzlich machte ich eine Entdeckung, die mich verblüffte: Sein wächsernes Gesicht war unbeweglich; Nur die Augen hatten Leben. Er trug eine Chinesenmaske.

      Mir flimmerte es kurz vor den Augen. Ich gab der Aufregung die Schuld. Jetzt wollte ich wissen, wer sich hinter dieser Maske verbarg.

      Meine Hand schnellte vor. Die Finger fühlten warmen Gummi. Ich riss daran ... und starrte bestürzt in das weiche Gesicht einer Frau.

      Der „Chinese“ war eine Frau. Es war Mirja Stewart.

      Ich ließ erstaunt Dampf ab. „Das nennt man eine gelungene Überraschung“, sagte ich außer mir und wiegte verständnislos den Kopf.

      Mirja Stewart wankte. Sie schlug die Zähne hart aufeinander und bat, sich setzen zu dürfen.

      Wir gestatteten es ihr.

      „Ich denke, Sie haben uns jetzt eine Menge zu erzählen, Miss Stewart“, sagte ich fordernd.

      Mirja nickte stumm. Um ihre Augen lag ein dunkler Schatten. Sie wusste, dass sie verspielt hatte, und hatte sich selbst aufgegeben.

      Langsam hob sie den Kopf und blickte zuerst Susan und dann mir lange in die Augen. Mir war, als wollte sie mit diesem Blick um Verständnis bitten.

      Dann sagte sie leise, immer wieder von längeren Pausen unterbrochen, während sie das Gesicht schmerzlich verzog: „Pete und ich gehörten zur Ross-Gang. Pete war erst siebzehn. Sie nahmen ihn mit, als sie losfuhren, um den Tyrrell-Männern die Beute abzunehmen. Pete bekam einen Bauchschuss ab. Ich bin sicher, er wäre noch zu retten gewesen, aber Mei Chen hat ihn mit einem Kopfschuss getötet. Sie hätte ihn von seinen Leiden befreit, wollte sie mir weismachen. Als ob sie seine Leiden gekümmert hätten. Sie wollte sich bloß die Unannehmlichkeiten ersparen, deshalb hat sie ihn kaltblütig ermordet. Als Mei Chen mir davon erzählte, beschloss ich, Petes Tod zu rächen. Von da an beobachtete ich unsere Leute. Ich wusste noch nicht, wie ich es anpacken sollte. Ich hatte noch keinen Plan. Ich wusste nur, dass ich keine Gnade kennen würde. So, wie sie keine Gnade bei Pete gekannt hatten."

      Wieder ging ein Flimmerregen vor meinen Augen nieder. Ich wartete, bis es vorbei war. Dann fragte ich: „Sie haben mir das Leben gerettet, Mirja. Warum?“

      Das blonde Mädchen zuckte die linke Achsel. Die rechte bewegte sie vorsichtshalber nicht, denn da steckte eine von meinen Kugeln drin.

      „Ich habe Surtees und Barrimore beobachtet“, sagte sie mit gedämpfter Stimme. „Ich sah, wie sie Sie mit Whisky abfüllten und dann in den Wagen setzten. Ich dachte, warum sollte ein Unschuldiger sterben? Pete fiel mir ein. Er war auch unschuldig gestorben. Er hatte niemandem etwas getan. Ich warf mich in meinen Wagen und fing den Ihren damit auf.“

      „Das war das reinste Bravourstück“, sagte ich.

      Ihr Blick war bescheiden. „Ich machte mal ein Jahr bei einer Gruppe von den Hell Drivers mit. Da lernt man vieles.“

      „Sie sprachen vorhin von einem Plan, Mirja“, schaltete sich Susan ein. „Was war das für ein Plan?“

      „Ich beschloss, die Ross-Gang zu liquidieren. Einer nach dem anderen sollte sterben. Durch meine Hand.“

      „Gehen etwa Surtees und Barrimore auch auf Ihr Konto?“, fragte ich erstaunt.

      Mirja nickte stolz. „Ich habe ihnen mit ihrem eigenen Messer die Kehle durchgeschnitten. Sie hatten keinen besseren Tod verdient.“

      „Teuflisch“, sagte ich erschüttert. Mirjas Hass schien keine Grenzen gekannt zu haben.

      „Ich hatte von Ross den Befehl erhalten, die beiden zu töten“, sagte Mirja.

      „Ich dachte, sie wären seine Leute gewesen.“

      „Das schon. Aber es gelang mir, Ross einzureden, dass sie ein Komplott gegen ihn schmiedeten. Dass sie sich demnächst offen gegen ihn stellen wollten. Da sah der kleine Ross sofort rot. Er hatte plötzlich Angst um seine Position. Deshalb gab er mir den Auftrag, die beiden umzulegen. Wie ich es machte, überließ er mir. Ich suchte mir das passendste für diese Schweine aus.“

      Die Augen des Mädchens glühten fanatisch. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn ich die steinernen Züge betrachtete. Sie bereute nicht. Im Gegenteil. Es schien ihr leid zu tun, dass sie nicht mehr Mitglieder der Ross-Gang hatte unter die Erde bringen können.

      „Ich hätte zu Ende geführt, was ich mir vorgenommen hatte“, sagte Mirja gallbitter. „Ich hätte die ganze Bande ausgerottet. Montague Ross und Mei Chen wollte ich mir bis zuletzt aufheben. Doch da machte mir Tyrrell einen Strich durch die Rechnung. Ich erfuhr von einem seiner Leute, dass etwas Größeres gegen Ross steigen sollte. Ich befürchtete schon, Tyrrells Leuten könnte es gelingen, Ross zu töten. Damit hätten sie mich um mein schönstes Erlebnis gebracht. Ein Glück, dass Ross und seine chinesische Freundin entkommen konnten. Ich wusste, wohin sie flüchten würden. Ich hatte die beiden einmal belauscht und so erfahren, was sonst niemand in der Gang wusste: Wo das geraubte Geld untergebracht war. Da ich vom Safeknacken keine Ahnung

      habe, wollte ich warten, bis Ross mich bediente. Ich war schon im Haus, als sie kamen. Ich hörte sie von den Bahamas reden, sah ihnen zu, wie sie die Reisetasche mit meinem Geld vollstopften ... Denn das sollte die Krönung meiner Rache sein: Montague Ross und Mei Chen sollten durch meine Hand sterben. Dann wollte ich das Geld nehmen, das Land für immer verlassen und irgendwo ein neues Leben beginnen.“ Mirja Stewarts Gesicht wurde ernst. „Da kamen Sie dazwischen. Ich hörte Ihren Wagen. Ich sah Sie auf das Haus zukommen...“

      Mir fiel noch eine Frage ein. „Warum musste Brian Astor sterben?“

      „Er war in der Bank angestellt...“

      „Ich weiß“, nickte ich.

      „Er hat der Tyrrell-Gang die Information zukommen lassen, wann der günstigste Tag für einen Raub wäre.“

      „Und?“

      „Ross erfuhr davon. Er bot Astor mehr, wenn er sich mit ihm zusammentun würde. Astor griff nach Ross' Angebot. Er verriet uns die Adresse, wo wir die Bankräuber nach dem Raub mit der Beute antreffen würden. Ross schickte seine Leute los... Den Rest kennen Sie ja.“

      Ich begriff nicht ganz. „Moment“, sagte ich. „Da stimmt doch was nicht. Soviel mir bekannt ist, wurde Astor doch von Ross-Gangstern gekillt. Ross hatte aber gar keinen Grund, Astor umzulegen. Nur Tyrrell hätte allen Grund gehabt.“

      Mirja lächelte matt „Tyrrell hatte natürlich einen triftigen Grund. Aber Sie irren sich, wenn Sie annehmen, Ross hätte keinen Grund gehabt. Astor war erstens ein unzuverlässiger Mann,


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