Sechs Krimis: Ferienkiller. Alfred Bekker

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Sechs Krimis: Ferienkiller - Alfred Bekker


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die Miliz noch nicht hier ist!, ging es ihm durch den kopf.

      Er hatte keine Lust, sich den langwierigen Fragen der Polizei zu stellen und am Ende noch ein kleines Vermögen investieren zu müssen, um die betreffenden Beamten zu schmieren.

      Vielleicht hat Sergej recht gehabt und es ist wirklich Zeit, dass ich aussteige!, überlegte Bykow, als er ins Freie taumelte.

      4

      „Na, gewöhnst du dich langsam an den neuen Dienstwagen?“, fragte mich mein Kollege Rudi Meier, als ich ihn an diesem Morgen abholte. Wie üblich hatte Rudi an der bekannten Ecke gewartet. Es regnete Bindfäden, und er war ziemlich durchnässt. „Ein Dodge...“, sagte Rudi, um mich zu ärgern.

      „Von welchem Dodge sprichst du?“, fragte ich.

      „Na, von welchem wohl?“

      „Das ist ein Porsche, kein Dodge.“

      „Nur, wenn man nach der Karosserie geht. Aber Fahrgestell, Motor und der ganze Rest sind von einem Dodge, auch wenn du immer noch von ‚deinem Porsche’ sprichst!“

      Rudi machte sich immer wieder darüber lustig.

      Der Porsche, den ich die letzten Jahre über gefahren hatte, war mir gestohlen worden. Wir fanden ihn später in einer Schrottpresse als handliches Päckchen wieder, und es stellte sich im Laufe der Ermittlung heraus, dass die Diebe es auf den Inhalt des installierten Dienstrechners abgesehen hatten. Die darauf gespeicherten Daten waren für die Gangster ein Hilfsmittel gewesen, um eine groß angelegten Cyberangriff auf das BKA zu starten.

      Inzwischen fuhr ich einen handgefertigten Hybriden aus einer Dodge Viper SRT-10, auf die man die Karosserie eines Porsche aufgesetzt hatte.

      Die technische Innenausstattung mit integriertem TFT-Bildschirm und Computer entsprach dem Standard, den auch der alte Porsche gehabt hatte.

      Seit einiger Zeit war der Zwitter aus Porsche und Dodge nun fertig gestellt, und ich hatte Gelegenheit, die Fahreigenschaften kennen zu lernen.

      Bis jetzt war ich vollauf zufrieden, auch wenn ich dem alten Porsche immer noch etwas nachtrauerte. Aber das hatte wohl eher sentimentale Gründe, die wohl auch verantwortlich dafür waren, dass ich vom neuen Porsche sprach – und nicht etwa vom neuen Dodge.

      Rudi schnallte sich an.

      „Na, dann zeig mal, was der Neue kann!“, meinte er.

      „Witzbold.“

      „Wieso?“

      „So lange wir uns im Großraum Berlin aufhalten, dürfte das wohl kaum praktikabel sein, wenn wir nicht eine unangenehme Begegnung mit unseren Kollegen in Uniform riskieren wollen. Schließlich gibt es ja auch für BKA-Beamten keine gesonderten Verkehrsregeln.“

      „Zumindest, solange nicht irgendein gerechtfertigter Notfall vorliegt“, gestand ich zu.

      Der Regen wurde so heftig, dass selbst die unermüdlich hin und her schwingenden Wischblätter es kaum schafften, einen klaren Durchblick zu gewährleisten.

      „Wieso bist du ausgerechnet heute so spät dran, Harry?“, fragte Rudi, als wir wenig später an einer Ampel halten mussten. „Ich bin fast aufgeweicht bei der verdammten Nässe!“

      „Ich war heute Morgen noch in der Werkstatt und hatte dort einen Sondertermin außerhalb der Geschäftszeiten.“

      Rudi grinste.

      „Ach, hat das gute Stück schon seine Mucken?“

      Ich schüttelte den Kopf. „Keineswegs. Es waren nur noch ein paar Feineinstellungen vorzunehmen. Routinekram eben.“

      „Wer es glaubt wird selig. Mal ehrlich, ich weiß nicht, ob ich diesem zusammengeschraubten Zwitter trauen soll!“

      5

      Als wir das Präsidium erreichten, ließ der Regen zum Glück endlich nach.

      Noch bevor wir unser gemeinsames Dienstzimmer erreichten, lief uns Kollege Max Herter über den Weg. Der Innendienstler aus der Fahndungsabteilung des BKA grüßte knapp und wies uns darauf hin, dass unser Chef in einer halben Stunde eine Besprechung in seinem Büro angesetzt hatte.

      „Du bist doch sicher informiert, worum es geht, Max!“, vermutete ich.

      Max nickte. „Das wird eine groß angelegte Operation mit internationaler Zusammenarbeit und so weiter...“

      „Drogen?“

      „Nein. Schon mal was von der Eremitage gehört?“

      „Ist das nicht ein Museum in St. Petersburg?“

      „Richtig.“

      „Dann geht es um illegalen Kunsthandel?“

      „Lass dich einfach überraschen, Harry! Ich muss noch mal ein Dossier für euch zusammenstellen.“

      „Bis nachher.“

      Der illegale Kunsthandel hatte finanziell gesehen längst Dimensionen wie der Handel mit Drogen, Waffen oder Müll erreicht und war zu einem wichtigen Zweig des organisierten Verbrechens geworden, ohne dass die Öffentlichkeit davon besonders Notiz genommen hatte.

      Wir fanden uns zusammen mit einer Reihe weiterer Beamter pünktlich im Besprechungszimmer von Kriminaldirektor Bock ein und nahmen Platz.

      Seine Sekretärin Mandy grüßte uns knapp.

      Sie servierte Kaffee für alle. Außer uns waren unter anderem die Kollegen Jürgen Caravaggio und Oliver ‚Olli’ Medina anwesend. Die Kommissare Tommy Kronberg und Leonhard Morell trafen kurz nach uns ein.

      Max Herter schlich sich erst auf leisen Sohlen in den Raum, als Kriminaldirektor Bock bereits zu sprechen begonnen hatte.

      „Über die Bedeutung des illegalen Kunsthandels für das organisierte Verbrechen brauche ich wohl kaum noch ein Wort zu verlieren“, erklärte unser Chef. „Da werden Milliarden umgesetzt, und wir kommen an die Hintermänner noch schwerer heran als im Drogenhandel. Jetzt erreichte uns eine Bitte des Innenministeriums der Russischen Föderation um Zusammenarbeit, die für uns möglicherweise die Chance bietet, einige dieser mafiösen Strukturen endlich aufzudecken. Wir kommen auf diese Weise an Informationen heran, die uns da weiterhelfen werden. Sie haben vielleicht von dem Skandal um die Kunstgüter der Eremitage in St. Petersburg gehört. Offenbar sind dort seit Jahren massenhaft Kunstgegenstände verschwunden und auf dem schwarzen Markt verkauft worden. Vom Wachpersonal bis zur Kuratorin steckten maßgebliche Teile des Museumspersonals mit den Kriminellen unter einer Decke. Die Ware tauchte später zu einem Teil auch hier in Berlin auf. Und das geht nun schon seit Jahren so. Jetzt ist dieser Connection der Kopf abgeschlagen worden. Aber an dieser Stelle übergebe ich das Wort besser an Kommissar Meinhart Dommacher.“ Kriminaldirektor Bock deutete auf einen Mann in den Fünfzigern. Außer einem schmalen, dunklen Haarkranz hatte er keine Haare mehr am Kopf. „Kollege Dommacher wurde uns als Experte für den internationalen Kunsthandel zugeteilt und wird uns mit seiner Sachkenntnis unterstützen. Bitte Meinhart, Sie haben das Wort.“

      „Danke.“ Meinhart Dommacher erhob sich und aktivierte den Beamer des Laptops, das vor ihm auf dem Tisch stand. Auf Knopfdruck wurde das Bild einer Frau von Mitte fünfzig projiziert. „Sie sehen die Kuratorin der Eremitage in St. Petersburg. Nachdem eine Revision der Bestände angekündigt wurde, traf sie buchstäblich der Schlag. Die Revision ergab dann auch den Grund. Es fehlten erhebliche Teile des Bestandes, die offenbar über ein kriminelles Netzwerk auf den Markt gebracht wurden. Eine Reihe von Personen wurden verhaftet, darunter der Ehemann und der Sohn der Kuratorin. Der festgestellte Schaden ist kaum abschätzen, denn ein Teil des Eremitage-Bestandes ist noch nicht einmal richtig katalogisiert gewesen. Man weiß bis heute nicht, wie viele Stücke wirklich verschwunden sind. Tatsache ist, dass eine Art Panikwelle durch den illegalen Kunstmarkt fegte, die einmal um den ganzen Globus schwappte und wohl noch nicht ganz abgeebbt ist. Selbst hier in Berlin waren ein paar


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