Sechs Krimis: Ferienkiller. Alfred Bekker

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Sechs Krimis: Ferienkiller - Alfred Bekker


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      „Genau das ist der Punkt“, erklärte Dommacher. „Wahrscheinlich kann er das nicht.“

      „Geldwäsche?“, fragte ich.

      „Ich würde sagen ja – nur ist ihm das bisher vor Gericht nicht bewiesen worden. Aber der Verdacht liegt natürlich nahe.“

      Eine ziemlich breit gebaute Frau in den Fünfzigern kam zu uns an die Tür. Sie musterte uns.

      „Wer sind Sie?“

      Ich hielt ihr meinen Ausweis unter die Nase. „Harry Kubinke, BKA. Dies sind meine Kollegen Rudi Meier und Meinhart Dommacher. Wir suchen Herrn Wladimir Bykow.“

      „Da sind Sie hier leider verkehrt“, behauptete sie und drängte sich zwischen uns hindurch zur Tür.

      „Wieso, wohnt Herr Bykow seit neuestem nicht mehr hier?“, fragte Dommacher überrascht.

      „Doch, das tut er schon. Aber Herr Bykow ist ein sehr arbeitsamer Mann. Der steht um 5 Uhr auf und erledigt seine Büroarbeit.“ Sie sah auf ihre Uhr. „Jetzt treffen Sie ihn zwei Straßen weiter im Café Kaputt an. Da frühstückt er für gewöhnlich. Und zwar ziemlich ausgedehnt. Das ist auch gut so, dann stört er mich nicht dabei, wenn ich alles in Ordnung bringe.“

      „Die Galerie und die Wohnetage?“

      „Ja. Da muss man schon im Akkord arbeiten, wenn alles sauber sein soll. Aber Herr Bykow kann es nicht leiden, wenn er dabei ist und durch den Staubsauger oder ähnliches aus seinen Gedanken herausgerissen wird. So was geht ihm unheimlich auf die Nerven!“ Die korpulente Frau atmete tief durch. „Aber ich will nicht meckern, schließlich bezahlt er mich hervorragend. Ich bin jetzt schon seit zehn Jahren bei ihm. Damals kam unsere Jüngste in die Realschule und wir konnten das Geld gut...“

      „Schon gut“, sagte Rudi. „Wir werden es mal bei diesem Café Kaputt versuchen.“

      „Einfach fünf Minuten die Straße entlang, dann können Sie das Schild gar nicht verfehlen!“

      „Danke.“

      Sie schloss die Tür auf. „Falls wir noch Fragen haben: Wie ist denn Ihr Name?“, fragte ich.

      Sie musterte mich erneut von oben bis unten. „Florentine Matuschka. Was wollen Sie eigentlich von Herr Bykow?“

      „Nur ein paar Routinefragen“, sagte ich, schrieb mir anschließend noch Florentine Matuschkas Adresse auf und hinterließ ihr meine Karte. Frau Matuschka studierte sie eingehend, bevor sie das Stück Papier in ihrer Manteltasche verschwinden ließ, die Tür vollends öffnete und in der Galerie verschwand.

      „Also auf zu diesem Laden, der sich Café Kaputt nennt“, forderte Dommacher uns auf.

      Wir hatten schon ein paar Schritte hinter uns gebracht, als wir aus der Galerie einen furchtbaren Schrei hörten.

      Instinktiv ging unser Griff sofort zur Dienstwaffe.

      7

      Wir kehrten zur Haustür zurück.

      Frau Matuschka öffnete sie.

      Kreidebleich trat sie uns entgegen.

      „Kommen Sie!“, flüsterte sie. „Ich weiß gar nicht, wie ich das Herr Bykow beibringen soll.“

      „Wovon sprechen Sie, Frau Matuschka?“, fragte ich.

      „Es ist eingebrochen worden. Die Galerie ist ein einziges Chaos. Seien Sie vorsichtig! Vielleicht sind die Täter noch da drin!“

      Mit der Waffe in der Hand drangen wir in die Galerie ein. Frau Matuschka folgte uns.

      In der Galerie waren mehrere Vitrinen für Ausstellungsstücke zerschlagen worden. Außerdem hatten die Täter Gemälde von den Wänden gerissen und auf den Boden geschleudert. An anderen Stellen gab es leere Haken. Moderne russische Kunst schien den oder die Eindringlinge nicht besonders interessiert zu haben, denn sie hatten sie achtlos liegengelassen.

      Rudi rief per Handy Verstärkung.

      In sämtlichen Räumen der Galerie sah es ähnlich aus. Ein in die Wand eingelassener Safe stand offen. Er war leer.

      Neben einer zerschlagenen Glasvitrine fand sich eine deutliche Blutspur auf dem Boden.

      „Scheint als wäre Herr Bykow der nächste auf der Todesliste der Kunstmafia gewesen“, meinte Dommacher.

      „Sie setzen voraus, dass das Blut von Bykow stammt“, erwiderte ich.

      „Ich finde, das liegt nahe.“

      „Jedenfalls dürfte das vorhandene Spurenmaterial ausreichen, um einen DNA-Test durchzuführen“, stellte Rudi fest und steckte seine Waffe ein. „Abgesehen davon werden die Kollegen der Ermittlungsgruppe Erkennungsdienst hier zweifellos jeden Millimeter unter die Lupe nehmen. Mal sehen, was noch so an Spuren hinterlassen wurde.“

      „Wenn es sich um die Leute handelt, die ich in Verdacht habe, wird man gar nichts weiter finden“, stellte Dommacher klar. „Zumindest nichts, was wir nicht finden sollten. Das sind nämlich Profis.“

      „Warten wir es ab“, schlug ich vor.

      Frau Matuschka war uns gefolgt.

      Die Blutlache sah sie jetzt offenbar auch zum ersten Mal. Sie war ganz bleich geworden. „Mein Gott“, flüsterte sie. „Herr Bykow wird doch wohl nichts passiert sein...“

      „Haben Sie auch einen Schlüssel für die Wohnung?“, fragte ich.

      „Ja. Da muss ich schließlich auch saubermachen und Herr Bykow ist oft für längere Zeit auf Geschäftsreisen... Zum Lift kommen Sie über die Tür dahinten!“

      „Und das Treppenhaus?“

      „Ist direkt daneben.“

      „Gibt es hier eigentlich eine Alarmanlage?“

      Frau Matuschka nickte. „Ja, aber sie war ausgeschaltet.“

      „Hat Sie das nicht gewundert?“

      „Ehrlich gesagt nein. Es kommt öfter vor, dass Herr Bykow vergisst, sie wieder einzuschalten, wenn er hier ist. Ich habe ihn schon des Öfteren deswegen angesprochen. Schließlich nützt es nichts, eine Direktleitung zu einem privaten Sicherheitsdienst zu haben, wenn die Anlage gar nicht aktiviert ist.

      „Kennen Sie den Code?“, fragte ich.

      Frau Matuschka runzelte die Stirn. „Natürlich kenne ich den Code, der eingegeben werden muss...“

      Ich wandte mich an Rudi. „Sehen wir uns in der Wohnung um.“

      „Okay“, nickte mein Kollege.

      Frau Matuschka gab mir den Schlüssel für die Wohnung.

      Wir gingen durch die Tür, die sie uns gezeigt hatte, während Dommacher bei ihr blieb.

      Die Chance, dass sich der oder die Täter noch im Gebäude aufhielten, schätzten wir zwar gering ein. Aber auszuschließen war es nicht.

      „Wer von uns nimmt den Lift und wer das Treppenhaus?“ fragte Rudi.

      „Das Treppenhaus ist immer für den, der fragt!“, erwiderte ich grinsend.

      „Ich würde sagen, du lässt mich den Lift nehmen.“

      „Wieso?“

      „Schließlich bist du mir noch was schuldig.“

      „Habe ich da was verpasst, Rudi?“

      „Schon vergessen? Du hast mich heute Morgen im Regen stehen lassen, nur, damit noch irgendwas an deinem Dodge herumgeschraubt werden konnte!“

      „Porsche!“

      „Wie auch immer, Harry.“

      Ich seufzte. „Okay. Ich will mal nicht so sein.“


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