Sechs Krimis: Ferienkiller. Alfred Bekker

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Sechs Krimis: Ferienkiller - Alfred Bekker


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über diesen Transporter noch irgendwelche Einzelheiten sagen?“

      „Es war ein Mercedes, da bin ich mir sicher. Ich bin auf den Balkon gegangen und habe heruntergeschaut. Wissen Sie, dass bei dieser Galerie des Öfteren mal etwas angeliefert wird, bin ich ja gewöhnt. Aber das geschieht dann tagsüber. Manchmal kommt es zu einem kleinen Stau bis zur Ausfahrt der Tiefgarage, was viele Hausbewohner sehr aufgebracht hat.“

      „Sie nicht?“

      Er zuckte mit den Schultern. „Ich benutze meinen Wagen kaum noch. Der Verkehr im Großraum Berlin ist mir einfach zu hektisch geworden.“

      „Haben Sie gesehen, was aus- oder eingeladen wurde?“, mischte sich Rudi in das Gespräch ein.

      Er nickte heftig.

      „Ja. Es handelte sich um ein paar Kisten und einen Teppich. Es waren drei Mann, die das Zeug aus der Galerie holten, einluden und dann ab damit. Das ging sehr schnell und hektisch.“

      „War dies einer der drei?“, fragte ich und zeigte ihm ein Bild von Kai-Uwe Thränhart.

      „Nein. Das ist der Kerl, den Bykow für die Galerie angestellt hat, den kenne ich! Ich glaube, er heißt Thränhart. Sein Parkplatz liegt in der Tiefgarage neben meinem. Wissen Sie, ich benutze meinen Wagen zwar kaum noch, aber wenn jemand einen Kratzer dranmacht, möchte ich wissen, wer das war. Deswegen habe ich mich erkundigt. Ich finde es übrigens nicht in Ordnung, dass hier Leute Parkplätze bekommen, die gar nicht im Haus wohnen! Aber wenn Herr Bykow das will, gelten offenbar die Beschlüsse unserer Eigentümerversammlung nicht mehr! Ich habe keine Ahnung, wie er das dreht, aber in Ordnung ist das nicht!“

      „Können Sie die Männer beschreiben?“, versuchte ich das Gespräch wieder auf den Punkt zu bringen.

      „Die waren so um die dreißig Jahre alt. Einer hatte einen Vollbart, ein anderer war blond. Der dritte war etwas größer als die beiden anderen und hatte gelocktes Haar.“

      Ich telefonierte kurz mit unserem Kollegen Prewitt, damit er nach seinem Besuch beim Café Kaputt auch noch bei Thomas Grünberg vorbeischaute.

      Wir hatten Grünbergs Wohnung gerade verlassen, als uns ein Anruf aus dem Präsidium erreichte. Unser Kollege Max Herter meldete sich. Ich schaltete das Handy auf ‚laut’.

      „Dieser Marenkov hat sich gemeldet. Er ist am Flughafen und hätte gerne, dass Herr Dommacher ihn abholt.“

      „Okay“, nickte Meinhart Dommacher.

      „In Ordnung“, meinte Max. „Marenkov sitzt im Café Number One. Das ist im...“

      „Ich kenne es“, schnitt Dommacher ihm das Wort ab.

      „Sie sollen sich dort einfach irgendwo hinsetzen. Marenkov wird Sie dort ansprechen.“

      „Gut.“

      Das Gespräch wurde unterbrochen.

      „Dieser Marenkov kennt Sie?“, fragte ich etwas verwundert.

      „Ja, wir sind uns vor zwei Jahren auf einer internationalen Tagung in Budapest über die Bekämpfung des illegalen Kunsthandels begegnet. Ein guter Mann.“

      „Aber offenbar sehr misstrauisch.“

      Dommacher lachte auf. „Was glauben Sie, was da zurzeit in St. Petersburg so los ist? Leute wie Marenkov sind doch ständig Zielscheiben der Kunstmafia. Den Mann, der vorher auf Marenkovs Posten war, fand man als Wasserleiche in der Newa. Er hat allen Grund, vorsichtig zu sein.“

      Rudi und ich wechselten einen kurzen Blick. „Okay, dann trennen sich unsere Wege hier erst mal. Wir werden zu Kai-Uwe Thränhart fahren und ihm ein paar Fragen stellen.“

      Meinhart Dommacher grinste.

      „Viel Glück dabei.“

      12

      Kai-Uwe Thränhart blickte kurz auf die Papiere und Flugtickets. Ein neuer Name und ein neues Leben. Der Name, unter dem das Wirklichkeit werden sollte, war ‚James Smith’, südafrikanischer Staatsangehöriger.

      Ganz so fantasielos hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt!, ging es ihm durch den Kopf.

      Er hörte Schritte. Nackte Füße auf dem Parkettboden. Seine Freundin Edda kam aus der Dusche. Sie trug einen Frotteemantel und ein Handtuch, das wie ein Turban um ihren Kopf gewickelt war.

      Bevor sie etwas von den Papieren sehen konnte, ließ Kai-Uwe Thränhart sie in der Jackettinnentasche verschwinden. Er hatte keine Lust, irgendwelche Fragen zu beantworten. Und gefragt hätte Edda mit Sicherheit!

      Sie blickte auf den Koffer, in den er ein paar Hemden, ein Jackett und eine zweite Hose gelegt hatte.

      „Du willst weg?“

      „Ich muss.“

      „Davon hast du mir noch gar nichts gesagt.“

      „Habe ich wohl vergessen.“

      „Wieso denn jetzt so plötzlich?“

      „Geschäftlicher Termin in Toronto. Du weißt doch, dass bei Herrn Bykow diese Dinge manchmal Hals über Kopf gehen.“

      „Dann arbeite doch für jemand anders, als für diesen schmierigen Typen. Ehrlich gesagt, mochte ich ihn von Anfang an nicht.“

      Thränhart schloss den Koffer.

      „Findest du nicht, dass die Sachen, die du da eingepackt hast, für Toronto ein bisschen sommerlich wirken?“

      Kai-Uwe Thränharts Ton wurde schärfer. „Herrgott noch mal, was machst du jetzt für dein Aufstand? Ich muss ein paar Tage weg, das ist alles! Eigentlich dachte ich, du hättest dich langsam daran gewöhnt!“

      Das Telefon klingelte.

      Thränhart nahm ab.

      „Ja?“

      Keine Antwort. Es klickte in der Leitung. Thränhart legte wieder auf. Eine tiefe Furche erschien auf seiner Stirn.

      Edda stemmte die Arme in die Hüften

      „Wer war das?“, wollte sie wissen.

      „Niemand...“

      „Hör mal, ich glaube fast, du tanzt noch irgendwo auf einer anderen Hochzeit! Erzählst mir da irgendwelche Geschichten über Geschäfte in Toronto oder so einen Mist und packst Sachen ein, die dazu nicht passen!“

      „Edda...“

      „Ich habe schon länger den Eindruck, dass du da irgendwo noch etwas anderes laufen hast!“

      „Das ist Unsinn!“

      „Besser, du sagst es mir offen und ehrlich, anstatt dieses feige Versteckspiel weiter zu treiben!“

      „Edda, mein Flieger wartet nicht!“

      „Du kannst mir noch nicht einmal gerade in die Augen sehen, Kai-Uwe!“

      „Vielleicht können wir ein anderes Mal in Ruhe darüber reden...“

      In diesem Augenblick klingelte es am Eingang. Edda ging zur Tür des geräumigen Ein-Zimmer-Apartments.

      „Wer ist da?“, fragte sie über die Sprechanlage, ehe Kai-Uwe Thränhart es verhindern konnte.

      Eine sonore Stimme meldete sich. „Paketservice. Ich habe eine Sendung für Sie.“

      Edda öffnete die Tür.

      Ein Mann in einer bis über die Hüfte gehenden, taillierten Lederjacke und dazu passenden Lederstiefeln stand auf dem Flur. Eine dunkle Strickmütze bedeckte fast die gesamte Stirn.

      Der Mann in Leder blickte an Edda vorbei in Kai-Uwe Thränharts Richtung und griff unter seine Jacke. Edda sprang zurück, während eine Automatik mit Schalldämpfer unter der Lederjacke hervorgezogen wurde.

      Thränhart griff unter sein Jackett


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