Mission Unendlichkeit - Das 1529 Science Fiction Abenteuer Paket. Mara Laue
Читать онлайн книгу.Händchen halten, wenn sie welche hätten.“ Ailaron grinste. „Wenn ich das richtig verstanden habe, fühlen sich unsere Gäste sicherer, wenn Sie in deren Nähe sind. Fragen Sie mich nicht warum.“
„Tue ich nicht, da ich die Antwort selbst nicht kenne.“
Er deutete auf einen kleinen Tisch mit einem Sessel daneben. „Machen Sie es sich bequem und genießen Sie Ihre Freizeit. Da liegt ein Lesepad, dort drüben ist die Snackbar, und das Bett da ist frei, falls Sie müde sind.“ Er nickte zu einem Bett hinüber, das ein paar Meter von dem des Botschafters entfernt stand. „Und das Bad ist dort.“ Er zeigte auf eine Tür.
„Danke.“
„Wo haben Sie eigentlich so gut Sretallesisch gelernt?“
Melori lächelte. „Ich bin mit einer sretallesischen Adoptivschwester aufgewachsen. Damit sie sich nicht völlig fremd bei uns fühlt, habe ich ihre Sprache gelernt. Das hat sich schon mehr als einmal als sehr nützlich erwiesen.“
Melori setzte sich in den Sessel, nahm das Lesepad und scrollte durch das Titelangebot. Zwischendurch warf sie immer wieder einen Blick auf den Botschafter und seinen Arzt. Dass Skelosk apat Taskesk sie dauernd in seiner Nähe haben wollte, war äußerst ungünstig für ihre Mission. Dadurch stand sie in gewisser Weise im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Schließlich war es ungewöhnlich, dass ausgerechnet eine einfache Staffelkommandantin derart bevorzugt wurde. Noch dazu, wo es dafür keinen logischen Grund gab. Wenn es dem Botschafter auf seine Sicherheit ankam, war dafür die Sicherheitscrew der SALAK sehr viel besser geeignet, die zu gewährleisten, als sie. Trevayaa war schon misstrauisch geworden. Romanow war das von Berufs wegen sowieso. Sogar Lieutenant Kashann warf ihr Blicke zu, die in Verbindung mit seiner Körperhaltung Misstrauen ausdrückten.
Das passte nicht in ihre Pläne und erst recht nicht in die ihres Auftraggebers. Gut, sie war neu an Bord. Auch wenn alle IsteP-Mitglieder sich weitgehend als große Familie betrachteten, wurden Neuzugänge in einer Crew zunächst grundsätzlich zurückhaltend behandelt, bis man sich besser kannte. Doch dadurch, dass sie gezwungenermaßen so dicht am Geschehen war, war es nur eine Frage der Zeit, bis man sie verdächtigte, die Attentäterin zu sein beziehungsweise mit den unbekannten Gegnern unter einer Decke zu stecken. Ihre verfrühte Ankunft hatte schon genug Misstrauen erregt. Sollte Trevayaa auf den Gedanken kommen, bei den Kommandanten der nagdanischen Schiffe nachzufragen oder das Thema bei einer zwanglosen Plauderei zur Sprache bringen, würde ihre Geschichte von dem angeblichen Wettflug sehr schnell auffliegen.
Falls Skelosk apat Taskesk überlebte, musste sie ihn dazu bringen, einen größeren Abstand zu ihr zu halten. Andererseits gab es für sie kein besseres Alibi als ihr Zusammensein mit ihm. Sie seufzte. Sie musste ihre nächsten Schritte gut durchdenken, damit nichts schiefging.
Sie wählte einen troylanischen Roman aus der Datenbank und gab vor zu lesen, während ihre Gedanken um ihren Auftrag kreisten.
*
09.06.344, 7:22 UHR Bordzeit
Leonid Romanow blickte Admiral Trevayaa an und wartete auf dessen Reaktion. Trevayaa sah sich die Aufzeichnung der Schiffsscanner auf dem Bildschirm in seinem Bereitschaftsraum an. Darauf war zu sehen, wie Kom-Offizier FenorKano zwei Stunden vor dem desaströsen Abendessen den Lagerraum betrat, in dem die Nahrungsmittel für die nagdanische Gesandtschaft untergebracht waren – einschließlich der speziell für den Botschafter vorgesehenen Karaffen. Er nahm eine kleine Kapsel aus der Tasche seiner Uniform, schüttete deren Inhalt in eine Karaffe, goss die Flüssigkeit darüber, die der Botschafter zuletzt getrunken hatte und stellte die Karaffe so hin, dass die Roboter, die die Nahrungsmittel holten, sie garantiert mitnahmen, ehe er den Lagerraum wieder verließ.
Trevayaa lehnte sich zurück und legte die Hände auf die Tischplatte. Romanow wartete schweigend ab, bis er etwas sagen würde.
„Das ergibt keinen Sinn“, stellte Trevayaa nach einer Weile fest. „FenorKano weiß, dass die Bordscanner alles aufzeichnen. Er kann doch nicht ernsthaft so dumm gewesen sein zu glauben, dass wir nicht herausfinden, wer das Getränk vergiftet hat.“
„Es fällt mir auch schwer zu glauben, Admiral. Auch wenn FenorKano ein Sternenwanderer ist, arbeitet er schon seit über einem Jahr auf der SALAK, in dem aus meiner Sicht nie ein Grund bestand, an seiner Loyalität zu zweifeln. Aber die Bioscanner belegen zweifelsfrei, dass die Person, die das Orangensaftkonzentrat in das Getränk mischte, FenorKano ist.“ Romanow machte eine Pause und wartete, dass Trevayaa etwas sagen würde. „Natürlich besteht die Möglichkeit“, fuhr er fort, als der Admiral schwieg, „dass jemand die Aufzeichnungen nachträglich manipuliert hat. Dazu bedarf es aber einer Zugangsautorisierung zu den entsprechenden Archiven, die er definitiv nicht hat. Falls also manipuliert worden sein sollte...“
„Sagen Sie es nicht, Captain. Allein der Gedanke, dass es an Bord meines Schiffes eine solche Verschwörung geben könnte, wie sie erforderlich wäre, um das durchzuziehen, ist mehr als erschreckend. Leider können wir die Möglichkeit nicht ausschließen. Befragen Sie FenorKano, suchen Sie in seinem Quartier und anderswo nach Beweisen für oder gegen seine Schuld und halten Sie mich auf dem Laufenden.“
Die Kom-Anlage meldete sich. „Krankenstation an Admiral Trevayaa.“
Trevayaa seufzte. „Hoffentlich ist das nicht die ultimative Katastrophenmeldung.“ Er aktivierte die Verbindung. „Was gibt es, Dr. Ailaron?“
„Der Botschafter hat es überstanden. Er lebt und wird sich erholen. Laut Aussage seines Arztes ist er in ein paar Stunden wieder wohlauf.“
„Das ist eine gute Neuigkeit. Danke, Doktor.“
„Wir müssen aber etwas wegen Captain Melori tun, Admiral. Sie kann nicht rund um die Uhr bei den Nagdaneh präsent sein. Ich habe sie in ihr Quartier geschickt, damit sie eine Runde schläft und das den Nagdaneh als medizinische Anordnung begründet. Es wäre aber von Vorteil, wenn Sie als Kommandant der SALAK denen klarmachen würden, dass unsere Sicherheitscrew ein adäquater Ersatz für Melori ist.“
„Das werde ich tun, Doktor. Hekah!“ Er machte eine Handbewegung in Romanows Richtung. „Kümmern Sie sich um FenorKano.“
„Hekah!“, grüßte Romanow und verließ Trevayaas Bereitschaftsraum.
Er beorderte die für so einen Fall vorgeschriebenen fünf Begleiter zu FenorKanos Quartier und traf zur selben Zeit mit ihnen dort ein. Melori ging an ihnen vorbei, offensichtlich auf dem Weg zu ihrer Unterkunft. Sie sah tatsächlich müde aus und warf einen neugierigen Blick auf die Ansammlung von Sicherheitsleuten, ging aber kommentarlos ihres Weges.
FenorKanos Tür öffnete sich. Der Lantheaner hatte wohl geschlafen, denn er trug nur eine lockere Robe, die er zurechtrückte, als hätte er sie sich gerade erst angezogen. Er blickte die Sicherheitsleute erstaunt an.
„Lieutenant FenorKano, Sie stehen in Verdacht, Botschafter Skelosk apat Taskesk vergiftet zu haben. Ziehen Sie sich bitte an und folgen Sie uns zur Befragung. Außerdem haben wir die Anweisung, Ihr Quartier zu durchsuchen.“
Der Lantheaner fauchte verblüfft. Seine Handkrallen fuhren reflexartig aus, aber er zog sie sofort wieder zurück. „Bitte, tun Sie das, Captain. Ich weiß zwar nicht, wie Sie auf diesen Verdacht kommen, aber da ich unschuldig bin, werde ich selbstverständlich in vollem Umfang kooperieren.“
Er ging in den Schlafraum hinüber, um sich umzuziehen, während Romanows Leute mit der Durchsuchung begannen, indem sie das Zimmer mit ihren Handscannern abtasteten, die ihnen jeden Gegenstand, jede Substanz nannten, die sich im Raum oder in den Schränken befanden. Sie wurden schnell fündig. In einem in einem Fach stehenden Kästchen lagen mehrere Kapseln, von denen jede eine Substanz enthielt, die für einen Nagdaneh tödliche Folgen hätte.
FenorKano starrte ungläubig darauf. „Das habe ich noch nie gesehen“, beteuerte er.
„Wenn dem so ist, werden wir das beweisen“, versicherte Romanow. „Wenn nicht, finden wir